Oberstufenkurse an Hamburger Schulen zu gut bewertet?

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HAMBURG. Das Zentralabitur in Hamburg hat kaum Einfluss auf den Notenschnitt. Allerdings ergab die Auswertung nach Angaben von Bildungssenator Rabe Hinweise, dass in einigen Schulen und Kursen die Schüler im Unterricht zu gut bewertet worden seien.

Trotz des Zentralabiturs in fast allen Fächern hat sich der Notendurchschnitt von Hamburgs Schülern kaum verändert. Der Schnitt lag in diesem Jahr bei 2,45, wie die Schulbehörde bekanntgab – nach 2,46 im Vorjahr. Die Schüler hätten die neuen Abituraufgaben gut bewältigt, erklärte Schulsenator Ties Rabe (SPD): «Damit ist die Grundlage gelegt, um jetzt Schritt für Schritt das Hamburger Abitur aufzuwerten.»

Schüler in einer Prüfung
Hamburgs Schüler hätten die neuen Abituraufgaben gut bewältigt befand Bildungssenator Ties Rabe, auch wenn Teilaufgaben genau so in Bayern, Sachsen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern verwendet worden seien. Foto: Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de

Mit dem in diesem Jahr eingeführten Zentralabitur sind die Abiturprüfungen in 27 Unterrichtsfächern in allen Hamburger Schulen erstmals gleich schwer. In Deutsch, Mathematik und Englisch gab es den Angaben zufolge zudem Prüfungsteilaufgaben, die genau so auch in Bayern, Sachsen, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern verwendet wurden.

«Mit dem neuen hamburgweiten Zentralabitur und den erstmals eingesetzten länderübergreifenden Aufgaben haben wir hohe und einheitliche Qualitätsmaßstäbe gesetzt», betonte Rabe. «Diesen Weg werden wir fortsetzen, auch wenn er anstrengend ist.»

9017 Schüler in Hamburg (Vorjahr: 8592) schafften das neue Abitur – die meisten an den staatlichen Gymnasien (5042) und Stadtteilschulen (2508). Die Bandbreite des Notendurchschnitts an den staatlichen Gymnasien lag zwischen 1,92 und 2,75, an den Stadtteilschulen zwischen 2,28 und 3,13. Schüler aus sozial benachteiligten Stadtteilen oder bildungsfernen Elternhäusern schnitten den Angaben zufolge in den schriftlichen Abiturprüfungen schlechter ab.

Die Abinote besteht zu zwei Dritteln aus den Noten im Oberstufenunterricht und zu einem Drittel aus den Noten der Abiturprüfung. Nach der Auswertung der zentralen Prüfungen waren die Noten im Unterricht (Schnitt 2,56) durchweg besser als die in den schriftlichen Abiturarbeiten (2,86). Rabe erklärte, es gebe Hinweise, dass in einigen Schulen und Kursen die Schüler im Unterricht vermutlich zu gut bewertet würden. «Das Ziel ist, dass auch die Leistungen im Unterricht in allen Hamburger Schulen nach den gleichen Maßstäben bewertet wird.» Besonders auffällig seien die Differenzen in Mathematik und Physik an vielen Stadtteilschulen.

Die CDU-Bürgerschaftsfraktion führt die «schlechte Qualität» des Matheunterrichts an den Stadtteilschulen auch darauf zurück, dass dort derzeit nur rund die Hälfte der Mathelehrer ein abgeschlossenes Mathestudium habe. «Das muss sich dringend ändern», erklärte die schulpolitische Sprecherin Karin Prien. Auch die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Die Linke, Dora Heyenn, kritisierte, bei der Versorgung mit Fachlehrkräften in Mathe und Naturwissenschaften seien die Stadtteilschulen gegenüber den Gymnasien eindeutig benachteiligt.

Ihre FDP-Kollegin Anna von Treuenfels erklärte, Rabe habe die Lösung eines altbekannten Problems verschlafen: «Die seit Jahren belegte Schwäche vieler Hamburger Schüler in Mathematik hält an.» Dies hätte schon längst mit Unterrichtsoffensiven und besserer Lehrerausbildung bekämpft werden müssen. «Völlig unklar bleibt außerdem, warum der Schulsenator als ehemaliger Vorsitzender der Kultusministerkonferenz nicht dafür gesorgt hat, dass die gleichen Notendurchschnitte auch für Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen und Bayern verfügbar sind.» (dpa)

zum Bericht: Rabe unter Druck: Deutscher Lehrerverband kritisiert «Abiturientenwahn»
zum Bericht: Keine Beschwerden von Lehrern über «Sechsländerabitur»

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