Im Überblick: Was sich in den Bundesländern für Lehrer zum neuen Schuljahr ändert

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BERLIN. Nach den Sommerferien kommen in vielen Bundesländern auf Lehrer, Schüler und Eltern Änderungen zu. Zum Teil reagieren die Landesregierungen damit auf Druck von außen.

Die Schulpolitik der  Bundesländer hat fürs kommende Schuljahr wieder einiges zu bieten. Foto: Dieter Schütz / pixelio.de
Die Schulpolitik der Bundesländer hat fürs kommende Schuljahr wieder einiges zu bieten. Foto: Dieter Schütz / pixelio.de

Das rot-grün regierte Niedersachsen kehrt zum Abitur nach neun Jahren am Gymnasium zurück. In Hessen startet Schwarz-Grün den «Pakt für den Nachmittag» für Grundschüler. Länder wie Baden-Württemberg, Berlin oder Thüringen bauen die Sprachförderung aus – und reagieren damit auf den Zuwachs an Flüchtlingskindern. Das ergab eine Umfrage in den Schulministerien vor Ende der Sommerferien im ersten Bundesland Nordrhein-Westfalen (11. August). Die wichtigsten Neuerungen:

BAYERN: An 47 Gymnasien beginnt ein Pilotversuch für eine neunjährige Gymnasialzeit, offiziell «Mittelstufe plus» genannt – als Reaktion auf jahrelangen Druck der G8-Gegner. Die Gymnasiasten sollen die Möglichkeit erhalten, die Mittelstufe statt in drei künftig in vier Jahren zu absolvieren.

BADEN-WÜRTTEMBERG: Nach 40 Jahren fällt zum neuen Schuljahr die Sonderschulpflicht. Eltern behinderter Kinder können entscheiden, ob ihr Nachwuchs auf eine Sonder- oder eine Regelschule geht. Dafür werden 200 zusätzliche Lehrerstellen bereitgestellt. – Für die Integration von jungen Flüchtlingen will das Kultusministerium im neuen Schuljahr 100 bis 200 zusätzliche Lehrerstellen anbieten. Zuvor waren schon 200 Lehrerstellen für Sprachförderung und Integration geschaffen worden.

BERLIN: In der Hauptstadt wollen erstmals auch Privatschulen «Willkommensklassen» für neue Schüler ohne Deutschkenntnisse, darunter viele Flüchtlingskinder, einrichten. Bisher gab es solche Lerngruppen nur an öffentlichen Schulen. Insbesondere konfessionelle Schulen und Waldorfschulen haben auf Anfrage der Behörde zugesagt, dass sie dies machen würden.

BRANDENBURG: Zum neuen Schuljahr 2015/16 werden mehr als 1000 neue Lehrkräfte eingestellt, so viele wie noch nie. Die Pflichtstundenzahl für Lehrkräfte wird um jeweils eine Lehrer-Wochenstunde reduziert.

BREMEN: Zu den Neuheiten vom kommenden Schuljahr an zählt eine intensivere Sprachförderung. Nach Informationen aus dem Bildungsressort wird diese an Grund- und Oberschulen sowie Gymnasien fester Unterrichtsbestandteil. Zudem werden in den allgemeinbildenden Schulen Berufsorientierungsteams aufgebaut, die Jugendliche beim Übergang in die Ausbildung begleiten sollen.

HESSEN: Vom neuen Schuljahr an sollen in Hessen Schüler an 58 Grundschulen in sechs Pilotregionen nachmittags verlässlich betreut werden. Das Land arbeitet bei seinem «Pakt für den Nachmittag» mit den Landkreisen als Schulträger zusammen, die Eltern sollen für die zusätzliche Betreuung bezahlen. Der Beitrag des Landes für die Startphase sind 145 Lehrerstellen. Weitere 85 Stellen wandern in den sonstigen Ausbau der Ganztagsbetreuung.

MECKLENBURG-VORPOMMERN: Im Nordosten können Schüler, die das Ziel der 9. Klasse nicht erreichen, erstmals ein Schuljahr 9+ anhängen und so die Berufsreife erwerben. Das Jahr 9+ besteht aus einem unterrichtlichen und einem betriebspraktischen Teil, um die Schüler zu motivieren, direkt nach der Schule eine Berufsausbildung zu beginnen. – Zum Schuljahr 2015/16 tritt eine Verordnung in Kraft, die Seiteneinsteiger unter den Lehrern besserstellt.

NIEDERSACHSEN: Als erstes Bundesland kehren hier die Gymnasien wieder zurück zum Abitur nach 13 Schuljahren. Es soll aber nicht mehr Stoff in die gestreckten Lehrpläne gepackt werden. – Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Lüneburg müssen die rund 17.000 Lehrer an den Gymnasien nach den Ferien wieder eine Stunde weniger unterrichten. Die von Rot-Grün beschlossene Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung auf 24,5 Wochenstunden wird zurückgenommen. Das Gericht hatte sie für verfassungswidrig erklärt.

NORDRHEIN-WESTFALEN: Nach einer langen kontroversen Debatte über G8 und G9 hat sich das Land entschieden, bei G8 zu bleiben. Dennoch soll das «Turbo-Abitur» entschleunigt werden. Dazu werden zum kommenden Schuljahr eine Reihe konkreter Maßnahmen wirksam: Hausaufgaben, Nachmittagsunterricht und die Zahl der wöchentlichen Klassenarbeiten werden begrenzt. Tage mit verpflichtendem Nachmittagsunterricht sollen grundsätzlich hausaufgabenfrei sein. Die Arbeitszeit für Hausaufgaben wird in den jeweiligen Stufen begrenzt. An Tagen, an denen Klassenarbeiten geschrieben werden, sind schriftliche Tests in anderen Fächern nicht mehr zulässig.

RHEINLAND-PFALZ: Rheinland-Pfalz wird im neuen Schuljahr noch mehr Ganztagsschulen und gemeinsamen Unterricht für behinderte und nicht behinderte Kinder anbieten. – Die Zahl der Ganztagsschulen wird um 10 auf dann 720 Schulen steigen.

SAARLAND: Hier beginnt das Projekt «Individuelle Lernbegleitung an Gymnasien». Lehrer sollen durch den Aufbau eines fachbezogenen, schulübergreifenden Netzwerks zur Unterrichtsentwicklung unterstützt werden. Zum anderen sind für Schulleiter Qualifizierungsmaßnahmen zur Schulentwicklung vorgesehen.

SCHLESWIG-HOLSTEIN: Zum neuen Schuljahr beginnen an den Schulen im Norden 200 zusätzliche Lehrer. Bis 2017 sollen insgesamt 728 zusätzliche Lehrkräfte eingestellt werden.

THÜRINGEN: Die rot-rot-grüne Landesregierung genehmigt acht weitere Gemeinschaftsschulen. Damit steigt die Zahl dieser Schulen dann auf landesweit 54. Etwa 500 neue Lehrer werden während des neuen Schuljahrs eingestellt, und eine Vertretungsreserve von 100 Lehrern soll aufgebaut werden. Von Ursula Mommsen-Henneberger, dpa

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