Warum eigentlich? Immer mehr Städte richten Arbeitsagenturen für Jugendliche ein

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In immer mehr Städten und Regionen gibt es Jugendberufsagenturen. Eine Arbeitsagentur nur für Jugendliche – das klingt erst einmal gut. Doch was ist eigentlich das Besondere daran? Und können Eltern sich da auch beraten lassen? Wichtige Fragen und Antworten zum Thema: Was machen die Jugendberufsagenturen?

Bei den Jugendberufsagenturen arbeiten alle Experten, die sich um Jugendliche in der Berufswahl kümmern, zusammen, teilweise unter einem Dach. Also die Schulbehörden, die Jugendämter, die Arbeitsagenturen, die Jobcenter und die Bezirke, erläutert Knut Böhrnsen. Er ist Pressesprecher der Arbeitsagentur in Hamburg. Dort startete 2010 eine der ersten Jugendberufsagenturen. Mittlerweile gibt es bundesweit 218 davon. Für den Jugendlichen soll das folgenden Vorteil haben: Angenommen ein Jugendlicher schreibt keine Bewerbungen. Beim Gespräch mit dem Berufsberater kommt heraus, dass er privat große Probleme hat und verschuldet ist. Bisher war es so, dass er sich selbst um die Schuldnerberatung bei einer separaten Stelle kümmern musste. Das war für die Jugendlichen häufig eine hohe Schwelle. Jetzt sitzen die Partner alle unter einem Dach.

Beratung kann helfen: Der Übergang von der Schule in den Beruf ist für viele nicht einfach. (Foto: PR Nürnberg Arbeitsamt, Erich Malter/ Erlangen )
Beratung kann helfen: Der Übergang von der Schule in den Beruf ist für viele nicht einfach. (Foto: PR Nürnberg Arbeitsamt, Erich Malter/ Erlangen)

Gibt es auch kritische Stimmen an dem Konzept?

Die flächendeckende Einführung von Jugendberufsagenturen wurde im Koalitionsvertrag beschlossen. Die Grünen und die Linke kritisieren an den Agenturen zum Beispiel, das es bislang an einem bundesweit einheitlichen Konzept fehlt. Die Angebote seien von Ort zu Ort unterschiedlich organisiert und richteten sich an unterschiedliche Zielgruppen. Kritisiert wird außerdem, dass der Bund sich nicht an der Finanzierung beteiligen will.

Was bringen die Agenturen Jugendlichen für die Berufsorientierung?

Jugendliche können sich dort beraten lassen. Und zwar unabhängig und branchenübergreifend, sagt Böhrnsen. Die Jugendberufsagenturen klären etwa auf: Wie sieht der regionale Arbeitsmarkt aus? «Wir haben jetzt einfach erweiterte Kompetenzen», erklärt Böhrnsen. «Wir dürfen jetzt als Jugendberufsagentur zum Beispiel alle Jugendlichen in Hamburg anschreiben – das ging bisher nicht.»

Können Eltern die Angebote ebenfalls nutzen?

Ja, es gibt Veranstaltungen, die sich speziell an Eltern wenden. «Denn wir wollen die Kompetenzen der Eltern erhöhen», so Böhrnsen. Was bedeutet Bachelor? Was bedeutet Master? Viele Eltern sind ja selbst seit 20 Jahren aus dem Thema Berufswahl heraus.

Sind die Jugendberufsagenturen für junge Flüchtlinge zuständig?

Nach Angaben von Böhrnsen zumindest dann, wenn der Aufenthaltstitel geklärt ist. «Wir werden da auch aktiv rangehen und an die Jugendlichen herantreten.» dpa

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