Referate und Hausarbeiten – wie lassen sich diese zeitgemäß gestalten?

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In Deutschland existiert ein föderales Bildungssystem. Jedes Bundesland ist letztlich selbst dafür verantwortlich, wie es den staatlichen Bildungsauftrag umsetzt. Für die mehr als 600.000 Grundschüler hat diese Entwicklung Folgen. Während einige Bundesländer – dazu gehört beispielsweise Sachsen – auf Oberschule/Mittelschule und Gymnasium setzen, hat sich in anderen Bundesländern die Gesamtschule etabliert. Früher oder später stehen Schüler vor Aufgaben, die im Vergleich zu früheren Jahrzehnten heute ganz anders aussehen.

Ein Beispiel sind Hausarbeiten und Referate oder – wie im Freistaat Sachsen – die Komplexe Leistung. Letztere beinhaltet unter anderem eine selbst zu bearbeitende Jahresarbeit. Schülerinnen und Schüler, die diesen Lernkomplexen gegenüberstehen, haben heute ganz andere Möglichkeiten als beispielsweise die Elterngeneration. Letztere hat in den 1990er Jahren die Schulbank gedrückt. Und konnte sich meist ausschließlich in den Bibliotheken über die Themen der Referate informieren. Heute – im modernen Informationszeitalter – sind Inhalte (auch wissenschaftlicher Natur) meist nur einen Klick weit entfernt.

Neben klassischen Recherchequellen wie Büchern wird heute das Internet immer häufiger genutzt. Leider öffnet dies auch Plagiaten und Ghostwritern Tür und Tor! Doch was können Lehrer in diesem Zusammenhang tun?

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Risiken und Gefahren im modernen IT-Zeitalter

Besonders das Internet erlaubt heute den Wissenstransfer in einer Art und Weise, die noch vor 20 Jahren undenkbar war. Jederzeit können Nutzer auf verschiedene Themenkomplexe und Erkenntnisse zugreifen. An diesem Punkt ergeben sich für Referate bzw. Hausarbeiten und vergleichbare Lernleistungen besondere Herausforderungen.

Einerseits soll der Schüler als Bearbeiter zu einer analytisch-selbständigen Arbeitsweise herangezogen werden. Auf der anderen Seite ist zu gewährleisten, dass die Erarbeitung gewissen grundlegenden Prinzipien gerecht wird. Beispiel Hausarbeit: Inzwischen bieten diverse Portale ganze Hausarbeiten (teilweise kostenpflichtig) zum Download an. Andere Anbieter vermitteln Jobs für Ghostwriter. Letztere sind speziell in den höheren Klassenstufen und in der Hochschule interessant, wenn die Lernleistung erheblichen Anteil an der Jahresendnote hat. Lehrer stehen vor dem Dilemma, die Zügel weder zu locker zu lassen noch zu sehr anzuziehen.

Prinzipiell sollte die Aufgabenstellung zur Lernleistung so definiert werden, dass die Recherche anhand „klassischer“ Quellen durchaus im Mittelpunkt steht. Auf der anderen Seite tut ein gewisses Misstrauen durchaus gut. Lehrer müssen aktiv nach möglichen Quellen suchen, aus denen einzelne Schüler heute Hausarbeiten beziehen können.

Risiken für Lernleistungen im Überblick:

  • Copy/Paste bestehender Hausarbeiten und Referate
  • fehlende Validierung frei verfügbarer Quellen (z. B. Wikipedia)
  • fehlendes Hinterfragen aufbereiteter Inhalte usw.

Vortrag der Arbeit forcieren

Aus den im vorhergehenden Abschnitt angesprochenen Schwierigkeiten und Hürden für das Anfertigen der Lernleistung müssen sich für den Schulalltag konkrete Handlungsrichtlinien ableiten. Speziell in Bezug auf das Kopieren oder „Einkaufen“ der Hausarbeiten natürlich ein Problem. Kaum ein Mitglied im Lehrerkollegium wird in der Lage sein, jede den Schülern zugängliche Hausarbeit zu kennen. Umso wichtiger ist es, eingereichte Lernleistung nicht nur nach Form und Inhalt zu kontrollieren, sondern zu prüfen, inwiefern diese vielleicht im Internet in Teilen oder komplett zur Verfügung steht.

Eine weitere Möglichkeit, wie Lehrer auf die Entwicklungen des IT- und Informationszeitalters reagieren können, ist die Präsentation der Lernleistung stärker in den Mittelpunkt zu rücken. Hier ist die Situation mit der Verteidigung von Bachelor- oder Masterarbeit vergleichbar. Der Bearbeiter muss die Fragestellung, seine Herangehensweise und die Ergebnisse umfassend und verständlich präsentieren. Diese „Verteidigung“ der Lernleistung erreicht zwei Dinge. Auf der einen Seite ist der Schüler immer gezwungen, sich mit dem Thema noch einmal intensiv und abschließend zu beschäftigen – was eventuell bisher nicht entdeckte Fehler ans Licht bringt.

Auf der anderen Seite führt der starke Fokus auf die Präsentation dazu, dass klar wird, ob sich der Schüler wirklich selbst mit dem Themenkomplex auseinandergesetzt hat. Oder sich vielleicht doch nur ins gemachte Nest setzen wollte. Dies dürfte spätestens auffallen, wenn Schüler mit Fragen zu ihrer Arbeit konfrontiert werden, die etwas tiefer ins Detail gehen.

Weitere Tipps zum Thema Hausarbeit

Natürlich kann der Fokus auf die Präsentation einer Hausarbeit nicht der einzige Ansatz sein, um der Hausarbeit und Referaten im IT-Zeitalter ihre Daseinsberechtigung zu erhalten. Ein heute immer noch praktiziertes Element ist die klare Vorgabe, welche Quellen für die Erstellung herangezogen werden dürfen. Begleitet wird dieser Rahmen von der Anforderung, mit einem Literatur-/Quellenverzeichnis zu arbeiten. Anhand dessen wird ersichtlich, von wo Schüler die Inhalte zusammentragen.

Ein weiterer Punkt kann die „Begleitung“ der Hausarbeit durch den Lehrer sein. Dies empfiehlt sich besonders bei sehr umfassenden Lernleistungen. Hier kann beispielsweise die Themenfindung dem Schüler überlassen werden, der – zusammen mit dem Thema – eine Gliederung einreicht.

Eine klare Herausarbeitung des Themas muss letztlich eine genauso große Rolle spielen wie der Umgang mit:

  • Zitaten
  • Tabellen
  • Grafiken

Gerade das korrekte Zitieren bzw. die entsprechende Angabe der Quellen ist aus Lehrersicht ein Ansatzpunkt. Schülern muss an dieser Stelle klargemacht werden, was gerade beim Zitieren einer Internetquelle von ihnen erwartet wird. Die Angabe der URL der Hauptseite ist an dieser Stelle nicht ausreichend. Richtig werden Webquellen mit der kompletten Unterseite zitiert. Zudem ist – aufgrund der Dynamik des World Wide Web – eine Datumsangabe ebenfalls wünschenswert.

Fazit: Hausarbeiten im Internetzeitalter richtig bewerten

Im Internetzeitalter stehen Schüler und Lehrer vor einem Problem – gerade wenn es um Hausarbeiten und Referate geht. Aus Sicht der Schüler ergeben sich durch die Verfügbarkeit der Informationen sehr viele Möglichkeiten. Plattformen wie das Internetlexikon Wikipedia gehören zu den bekannten Anlaufstellen. Das Problem: Je mehr unterschiedliche Quellen ohne wissenschaftlichen Kontext zur Verfügung stehen, umso größer wird die Gefahr, dass Schüler Fehlinterpretationen und Fehlinformationen ungefiltert in ihre Arbeit übernehmen. Dem Lehrer fällt es an dieser Stelle letztlich zu, die Lernleistung nicht nur zu bewerten, sondern auch eine Steuerungsfunktion zu übernehmen. Schülern muss klargemacht werden, wo das eigentliche Augenmerk bei Hausarbeiten oder Referaten liegt. Es geht nicht nur darum, Inhalte aus verschiedenen Quellen zusammenzutragen und formgerecht zu verpacken. Bei komplexeren Arbeiten ist letzten Endes oft der Weg das eigentliche Ziel. Die Vertiefung wird also bei der Recherche des Themas erreicht.

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4 Kommentare
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Susanne
4 Jahre zuvor

Hey, ich schreibe gerade meine Hausarbeit.
Dafür recherchiere ich gerade. Einige nützliche Tipps konnte ich hier finden.
Mir hat bereits auch geholfen der Artikel von den Lektoren https://www.1a-studi.de/wissensdatenbank/hausarbeit-schreiben/uebersicht

Patrik
11 Monate zuvor

Was mich am meisten nervt, ist der enorme Zeitaufwand, den man für die Arbeit aufwenden muss. Normalerweise bin ich zunächst bereit zu arbeiten, aber nach und nach lässt die Motivation nach und die Müdigkeit nimmt zu. Deshalb versuche ich, Projekte so schnell wie möglich abzuschließen.

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Patrik

Wie einfach war es doch zu Zeiten, als ich meine Diplomarbeit geschrieben habe (ganz abgesehen von Referaten und Jahresarbeiten davor). Wir mussten uns nur nach den Öffnungszeiten der Bibliotheken und der Verfügbarkeit der auszuleihenden Bücher richten. Wir brauchten nur Zeit, Papier und Stift, wenn das Buch nicht ausgeliehen werden konnte und wir es im Lesesaal bearbeiten mussten. Heute mit internet und laptop ist das natürlich viel schwieriger.

potschemutschka
11 Monate zuvor
Antwortet  Patrik

Ich vergaß zu erwähnen: Natürlich wurde die Diplomarbeit (1982) nicht mit der Hand geschrieben, sonern mit der Schreibmaschine. Sollten Sie etwas Zeit neben Ihrer Hausarbeit erübrigen können, dann lassen Sie sich mal von Menschen, die ü60 sind erklären, wie das mit Rechtschreibkontrolle, einfügen von Textbausteinen, umstellen von Absätzen, korrigieren von Tippfehlern usw. bei einer Schreibmaschine funktioniert hat.