MÜNCHEN. „Die gesamte Oberstufe muss grundlegend überarbeitet werden. Die Festlegung der Stundentafel der 11. Klasse war ein großer Fehler, der aber noch rückgängig gemacht werden kann. Die Verleihung der Hochschulreife ist Ziel des Gymnasiums, was nur durch eine inhaltlich anspruchsvolle und methodisch moderne Oberstufe erreicht werden kann!“ Dies meint Andreas Hofmann, Vorsitzender der Landesfachgruppe Gymnasium der GEW Bayern. Die kam heute in München zu ihrer Delegiertenversammlung zusammen, um Hofmann in seinem Amt zu bestätigen – und Forderungen hin zu einer Oberstufenreform an die bayerische Staatsregierung zu richten.
In einer Grundsatzrede skizzierte Hofmann den von der GEW geforderten Rahmen und nannte speziell folgende Eckpunkte:
- zwei freigewählte fünfstündige Schwerpunktfächer auf erhöhtem Niveau, „Das heißt: Weg mit der jetzt bestehenden Mogelpackung!“,
- individuell durch die Schüler gestaltbares Curriculum ab der 11. Klasse,
- Stärkung der politischen Bildung durch eine verpflichtende Belegung von Sozialkunde als eigenständigem Fach in der 11. bis 13. Jahrgangsstufe (Die Staatsregierung hat dieses Fach jetzt in „Politik und Gesellschaft“ unbenannt),
- Verankerung von selbstständigem wissenschaftspropädeutischem Arbeiten und intensiver Projektarbeit,
- Abiturprüfung in vier Fächern,
- Maximale Kursgrößen von 17 Schülerinnen und Schülern.
„Alle Fehler, die bei der Einführung des achtjährigen Gymnasiums gemacht wurden“, sagte Hofmann in München, „wurden und werden jetzt wiederholt: Überstürzter Wechsel der Schuldauer, keine durchgehende Planung der Unterrichtsinhalte von der 5. bis zur 13. Klasse, keine pädagogische Reform in der Unter- und Mittelstufe.“
Die große Chance zur grundlegenden Überarbeitung der Oberstufe sei durch das Ausweiten der Zweige des Gymnasiums auf die 8. bis 11. Jahrgangsstufe vertan worden. Die isolierte Veränderung allein der Bewertungsphase in der Oberstufe, also der letzten beiden Jahrgangsstufen, genüge nicht. „Das bisher Geplante zeigt, dass sich dieselben Personen aus dem Ministerium, dem bayerischen Philologenverband und der Landeselternvereinigung, die alle Irrtümer, wie das Flexi-Jahr und die ‘Mittelstufe plus’ entworfen oder zumindest mitgetragen hatten, schwer tun, eine mutige Reform zu Stande zu bringen. Aber noch kann die Oberstufe gerettet werden“, sagte Hofmann.
“Völlig widersprüchlich”
Die Planungen zur neuen 11. Klasse durch das Staatsministerium seien, so Hofmann, „völlig widersprüchlich“. Hier solle mit drei Stunden Unterricht in Geschichte und Sozialkunde das Fehlen der politischen Bildung in der Mittelstufe ausgeglichen werden. Durch zwei Stunden Informatik werde nach der Unterstufe erstmals wieder für alle in diesem Bereich überhaupt Unterricht erteilt. Mit dem geplanten Epochenunterricht und Projektunterricht über ein bis zwei Wochen fänden sich hier die einzigen Innovationen der Reform.
In Widerspruch dazu stehe, dass mit einer „Überholspur“ möglichst viele Schülerinnen und Schüler die 11. Jahrgangsstufe auslassen sollen. Insbesondere die politische Bildung würde dabei auf der Strecke bleiben. Hofmann fragte: „Zeigt sich hier, dass der Industriestandort Bayern der Staatsregierung wichtiger ist als die demokratische Bildung?“
Die GEW sei gesprächsbereit. „Wir können gerade durch unsere deutschlandweite Vernetzung viel zur Diskussion über die moderne Ausgestaltung der Oberstufe beitragen“, betonte Hofmann. Die Staatsregierung habe jedoch bis jetzt in fast allen „Dialogrunden“ die Sachkunde der GEW-Vertreter nicht mit einbezogen. Das, so Hofmann, verspreche „nichts Gutes für die Ausgestaltung der Oberstufe“.
Die stellvertretende Vorsitzende der GEW Bayern, Martina Borgendale, war Gast bei der Delegiertenversammlung der GEW-Fachgruppe Gymnasium und bestärkte die Delegierten, gegenüber der Staatsregierung hartnäckig zu bleiben. „Wir in der GEW stehen für eine gute Bildung für alle, die erreicht wird durch gute Arbeitsbedingungen.“ Darüber hinaus lehnte Borgendale unter großem Applaus die von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) geforderten „Deutsch- und Wertekunde-Klassen“ als „Ausgrenzungsklassen“ klar ab. News4teachers
Meidinger kritisiert sinkende Anforderungen: „Das nächste Abitur muss wieder schwerer werden“
Ist es eigentlich Aufgabe einer Gewerkschaft, sich in firmenpolitische Fragen einzumischen und hier Forderungen zu stellen – es sei denn, sie betreffen die Interessen und Rechte der Arbeitnehmer?
Ist es gewerkschaftliche Aufgabe, der Führung einer Firma vorzuschreiben, wie sie agieren und was sie herzustellen hat?
Die GEW spielt sich seit Jahrzehnten als Teil der Firmenleitung auf, dazu noch eine ziemlich schlechter. Sie ist alles andere als eine Gewerkschaft, die ihre Kraft ausschließlich für das Wohlergehen der Arbeitnehmer einsetzt.
Wie man die Interessen seiner Mitglieder effektiv vertritt, zeigt seit Jahren der nds. Philologenverband. (Nein, ich bin nicht Mitglied. Aber ich finde, dass der PHVN wenigstens konsequent das tut, was seine Aufgabe ist – und zwar mithilfe der richtigen Berater.)
Zitat: “Der skandalöse Umgang der Landesregierung mit Recht und Gesetz, wenn es um Regelungen der Lehrerarbeitszeit geht, ist für den Philologenverband Niedersachsen erneut Anlass, die Rechte der Lehrer vor Gericht durchzusetzen, wie wir das vor drei Jahren durch unsere Klage gegen die Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung der Gymnasiallehrer erfolgreich getan haben.
Bei der aktuellen Klage geht es um die Verweigerung von Anrechnungsstunden für Lehrkräfte mit Funktionsaufgaben gemäß Erlass ‘Schulfachliche und organisatorische Aufgaben für Oberstudienrätinnen und Oberstudienräte’. In einem von uns in Auftrag gegebenen Gutachten kommt Prof. Dr. Battis zu dem Ergebnis, dass diese Verweigerung des Landes sowohl in Bezug auf die dem Personal geschuldete Fürsorgepflicht als auch auf den Gleichheitssatz des Grundgesetzes verfassungswidrig ist.”
https://phvn.de/index.php/67-rechtsfragen/1129-verweigerung-von-anrechnungsstunden-fuer-oberstudienraete-verfassungswidrig
Da ich seit über 10 Jahren eine Fachobschaft samt Sammlungsleitung statt für A 14 für eine halbe “Entlastungsstunde” mache, werde ich diesen Prozess sehr genau beobachten.
Thorsten Schröder schrieb: “Die GEW spielt sich seit Jahrzehnten als Teil der Firmenleitung auf, dazu noch eine ziemlich schlechter. Sie ist alles andere als eine Gewerkschaft, die ihre Kraft ausschließlich für das Wohlergehen der Arbeitnehmer einsetzt.”
Dem inzwischen ehemaligen nds. GEW-Vorsitzenden Brandt ist diese Attitüde böse auf die Füße gefallen.
Zitat: “Die Gewerkschaft wird seit 14 Jahren in der Öffentlichkeit durch den Vorsitzenden Eberhard Brandt vertreten. Er ist eine Instanz in der niedersächsischen Bildungspolitik, aber er ist auch nicht unumstritten.
Brandt wirkte oftmals weniger wie ein Gewerkschaftsvertreter als mehr wie ein sozialdemokratischer Schatten-Kultusminister.
Zu viel Bildungspolitik, zu wenig Interessenvertretung. Zu viel Schulstrukturdebatte, zu wenig Gehaltsforderungen. So lauteten häufig gehörte Vorwürfe. Die Quittung bekam Brandt bei seiner letzten Wahl. Gerade etwas mehr als 53 Prozent der Delegierten wählten ihn noch einmal zum Vorsitzenden.”
https://www.rundblick-niedersachsen.de/neue-toene-frischer-wind-wie-laura-pooth-die-gew-auffrischen-wird/
So ähnliche Vorschläge hatte die SPD unterbreitet:
https://bayernspd-landtag.de/presse/pressemitteilungen/?id=382553
Selbstgesteuertes und vernetztes Lernen, Demokratie lernen, Berufsvorbereitungsmodule, Digitalisierung, für jeden etwas.
Nur von den Kernfächern Mathematik und Fremdsprachen ist nicht die Rede.
Aber nur so wird auch in Bayern das Abitur für Alles und Jeden möglich. Außerdem kann man die Schüler durch Sozialkunde für Alle besser auf Linie indoktrinieren.
Die Aufgaben einer Gewerkschaft sollten sich auf die Verbesserung der Arbeitsbedingungen der Arbeitnehmer, hier der Lehrer und Schüler, wie für das Eintreten für kleinere Klassen und eine bessere personelle Besetzung, der fairen Verhandlung über gerechtere Löhne, sowie auf die Verteidigung der Arbeitnehmerrechte, sich beschränken.
Wie kann es zur Aufgabe der Gewerkschaft erwachsen, was den Inhalt der Lerninhalte betrifft.
Hier überschreitet diese Verbandsorganisation klar ihre Grenzen; und sie sollte in diese verwiesen werden.
Da gehört einfach mal ein Deckel drauf, damit man sich wieder ureigenen Aufgaben zuwendet.
Politische Indoktrination der Schüler gehört nicht zu den Aufgaben der Gewerkschaft.
Natürlich sind auch bildungspolitische Themen Aufgabe einer Gewerkschaft, weil sie allesamt das Arbeitsumfeld von Lehrern mittelbar oder unmittelbar betreffen. Die GEW macht auf diesem Feld in meinen Augen so ziemlich alles falsch, was man so falsch machen kann. Und das kann und muss man auch kritisieren, aber ihr das Recht abzusprechen, auf diesem Gebiet Forderungen zu stellen, ist absurd.
Dann müssten sich doch andere Gewerkschaften auch in sämtliche Angelegenheiten, die der Firmenführung obliegen, einmischen, weil die Firma das Arbeitsumfeld der Arbeitnehmer darstellt, von dem jeder mittelbar oder unmittelbar betroffen ist.
Das tun sie auch, nur nicht direkt.
Die GEW ist tatsächlich eine Dienstleistungsgewerkschaft, die im DGB organisiert ist. Die anderen Berufsverbände, die fälschlicherweise häufig als Gewerkschaften tituliert werden, sind Verbände, die im DBB organisiert sind.
Sopwohl der GEW als auch die anderen Verbände beteiligen sich über Einzelkandidaten oder Listen oder Listenverbindungen an den Personalratswahlen und den Hauptpersonalratswahlen. Die gewählten Personalräte oder Hauptpersoanlräte nehmen über die Bezirksregierungen oder das Schulministerium Einfluss auf die Arbeit der mittleren und obersten Schulaufsicht.
Die anderen Gewerkschaften beziehen ja auch Stellung zur Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik. Während aber Gewerkschaften Tarifpartner sind, sind alle anderen Berufsverbände Lobbygruppen.
Btw in mitbestimmten Unternehmen sitzen die Betriebsräte mit in den Aufsichtsratsgremien großer Unternehmen und nehmen somit auch Einfluss – oder sagt Ihnen der name Osterloh nichts?