Der Landesschülerbeirat sieht auch nach der Prüfung des umstrittenen Englisch-Abiturs durch das Kultusministerium weiter Klärungsbedarf. «Der Fall ist nicht erledigt. Für uns ist es wichtig, dass die Schüler nicht mit einer Presseerklärung abgebügelt werden», sagte der Beiratsvorsitzende Leandro Karst im Gespräch. Karst forderte eine sachliche Diskussion über die Abi-Aufgaben. In einer Online-Petition mit mehr als 30.000 Unterzeichnern hatten Schüler protestiert gegen den aus ihrer Sicht vergleichsweise hohen Schwierigkeitsgrad.
Das Kultusministerium hatte das Abi-Niveau nach einer Experten-Prüfung in einer vor zwei Wochen veröffentlichten Pressemitteilung für angemessen erklärt. Das gelte weiter, hieß es in der Stuttgarter Behörde. Ministerin Susanne Eisenmann (CDU) sprach zwar von Respekt für die Position der Schüler. Sie rief allerdings dazu auf, die Entscheidung zu akzeptieren. Die Behörde hatte darauf hingewiesen, dass Schüler in Mecklenburg-Vorpommern denselben Text im verstehenden Lesen als Aufgabe hatten. Klagen gab es nach Angaben der dortigen Behörden aber nicht.
Schüler stören sich auch daran, dass die Voraussetzungen zum Lösen der Aufgaben unterschiedlich gewesen seien. So habe es in Mecklenburg-Vorpommern für den Text mehr Zeit gegeben und ein Deutsch-Englisch-Wörterbuch statt eines einsprachigen Wörterbuches wie in Baden-Württemberg. «Die Schüler durften bei uns sowohl ein einsprachiges – englisch-englisches – als auch ein zweisprachiges Wörterbuch benutzen», sagte ein Sprecher des Bildungsministeriums in Schwerin. «Das entspricht durchaus dem Usus vieler Länder.»
Erst einmal abwarten
Die Prüfung in Mecklenburg-Vorpommern habe insgesamt 330 Minuten gedauert. «Die eigentliche Textaufgabe musste dann in ca. 210 Minuten bearbeitet werden. Baden-Württemberg hatte für die Textaufgabe, die weitgehend auf demselben Text basierte, 180 Minuten angesetzt», teilte die Behörde in Schwerin mit.
Unterschieden hätten sich aber die Aufgabenstellungen. Demnach habe Mecklenburg-Vorpommern die Aufgaben so übernommen, wie vom Institut zur Qualitätsentwicklung im Bildungswesen (IQB) formuliert. Baden-Württemberg hingegen habe diese Aufgabe ersetzt. Nach Darstellung des Ministeriums in Schwerin mussten Schüler dort den englischen Text frei zusammenfassen. Baden-Württemberg dagegen habe dies durch ein Multiple-Choice-Leseverstehen ersetzt.
Der Landesschülerbeirat in Baden-Württemberg hatte angekündigt, den Korrekturzeitraum abzuwarten, um dann zu sehen, ob der Notendurchschnitt womöglich merklich schlechter ausfällt als in den vergangenen Jahren. Die Bewertung dauert nach Angaben des Ministeriums in Stuttgart an, weil es eine Erst-, Zweit- und Drittkorrektur gebe. Die Behörde hatte auch betont, dass es einen Ermessensspielraum bei der Korrektur gebe. dpa
Eisenmanns Antwort auf Online-Petition: Aufgabenniveau im Englisch-Abi angemessen
Deutsch-englische Wörterbücher in Mecklenburg-Vorpommern beim Abitur erlaubt? Seltsam, das habe ich noch nie gehört. Wir durften in der Oberstufe und beim Abi nur einsprachige Wörterbücher verwenden. In anderen Bundesländern ist es genauso, soweit ich weiß.
Zu meiner Zeit durften bei Klausuren zu den alten Sprachen überhaupt keine Wörterbücher benutzt werden. Genau darin lag ja dann auch die Schwierigkeit der Sache. Man sollte die Vokabeln im Kopf haben, allerdings nur die aus einer separaten “Wortkunde”, so eine Art Kurzwörterbuch. Andere Vokabeln wurden gegeben, falls sie mal vorkamen (selten). Heute neigt man eben doch dazu, es den SuS leichter zu machen.
Zu meiner Schulzeit waren (zumindest in Englisch) nur einsprachige Wörterbücher erlaubt, heutzutage zweisprachige. Beim Bundeszentralabitur müssen aber gleiche Voraussetzungen für alle gelten, d.h. der Punkt mit den Wörterbüchern ist durchaus berechtigt.
dto 1980 in NRW in Englisch und Französisch waren die Wörterbücher beim Abitur einsprachig.