Schräg und erfolgreich – der «Punk-Rektor» geht in den Ruhestand

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LÜBECK. Bunte Haare und zerrissene Hosen – dieser Schulleiter war anders als andere seiner Zunft. Matthias Isecke-Vogelsang ist Punk aus Überzeugung. Jetzt geht er in Pension. Wegen seines Äußeren gab es nie Probleme mit Vorgesetzten, sagt er.

Einmal Punk, immer Punk: Matthias Isecke-Vogelsang. Foto: Youtube

Deutschlands buntester Schulleiter geht in den Ruhestand. Mit Beginn der Sommerferien in Schleswig-Holstein räumt der als «Punk-Pauker» bekanntgewordene Matthias Isecke-Vogelsang seinen Posten als Rektor der Lübecker Gotthard-Kühl-Schule. Seinem Punker-Outfit – bunter Irokesenschopf, Lederhalsband und löchrige Jeans – will er auch als Pensionär treubleiben. Er habe sich mit seinem Äußeren nicht bei seinen Schülern anbiedern wollen, sondern lebe die Punk-Kultur seit den 1970-er Jahren aus Überzeugung, sagt er: «Einmal Punk, immer Punk.»

Auf dem Schreibtisch in seinem kleinen Schulleiterbüro herrscht kreatives Chaos, der Ton zwischen Rektor, Lehrern und Schulangestellten ist locker, aber nicht respektlos. «Respekt vor den anderen und seinen Entscheidungen, Toleranz und Freiräume auch für ungewöhnliche Entscheidungen waren mir im Umgang mit Kollegen und Schülern immer wichtig», sagt der 65-Jährige.

Punker sei er aus Protest gegen sein extrem konservatives Elternhaus geworden, sagt er. «Davor war ich Hippie mit langen Haaren, Bart und Fellmantel.» Nach seinem Lehramtsstudium in Kiel – Deutsch, Geschichte, Musik, Religion und Deutsch als Fremdsprache – ging er 1980 in den Schuldienst. Er war an verschiedenen Schulen in Lübeck und Ostholstein erst Lehrer, dann Schulleiter, 2010 holte ihn die Gotthard-Kühl-Schule als Rektor.

«Die war damals in einer schwierigen Situation. Es gab viele Schüler aus finanzschwachen Familien und mit Migrationshintergrund», erinnert sich Isecke-Vogelsang. Gemeinsam mit Lehrern, Schülern und Eltern schob er Projekte gegen Ausgrenzung, Rassismus und Mobbing an. Auch die Integration von Flüchtlingskindern lag ihm am Herzen. «Ich weiß, wie sich das anfühlt. Ich bin Anfang der 1960-er Jahre als Achtjähriger mit meinen Eltern aus der DDR in den Westen gekommen», sagt er.

«Wegen meines Äußeren hat es nie Probleme mit Vorgesetzten gegeben», betont er. Er habe immer viele Freiräume gehabt, habe dafür aber auch härter arbeiten müssen, als andere. «Wäre etwas schief gegangen, wäre es mit der Toleranz vielleicht doch vorbei gewesen», sagt er.

In Zukunft will sich der pensionierte «Punk-Pauker» verstärkt um seine Ehrenämter im Kirchenvorstand und beim Deutschen Roten Kreuz kümmern und mit seiner Frau reisen. «Wir haben eine lange Liste mit Reisezielen abzuarbeiten», sagt er. dpa

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