Sie möchten die Schulleitung mitwählen: Schüler legen Katalog für Schulreformen vor

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DRESDEN. Gemeinschaftsschule, moderne technische Ausstattung und mehr Mitbestimmung – bis hin zur Wahl der Schulleitung auch durch Schüler – gehören zu den Forderungen des Landesschülerrats an die Politik nach der Landtagswahl am 1. September. Gut zwei Wochen davor stellte die Vertretung am Mittwoch ein Positionspapier in Dresden vor, mit dem sich die neue Regierung und Landtag auseinandersetzen sollten, wie Landesschülersprecher Noah Wehn sagte. Ziel sei ein moderner und angenehmer Schulalltag.

Die Schüler fordern mehr Mitbestimmung in der Schule. Foto: Shutterstock

Zu den 36 Punkten gehören Schaffung und Ausbau einer digitalen Infrastruktur mit Hard- und Software inklusive Landeslizenzen, Schul-WLAN und Cloud-Lösungen, die Gemeinschaftsschule und das Ende der Kopfnoten, die Lehrerausbildung an allen Standorten und mehr Anreize für Lehramtsstudenten zugunsten von Regionen, in denen Lehrermangel herrscht. Berufs- und Studienorientierung müssten im Unterricht ausgebaut und mehr Gewicht auf Kompetenzen zum Erwerb von Wissen und Problemlösungen gelegt werden.

„Schule kann auch mit weniger vermitteltem Fachwissen auskommen“

„Im Informationszeitalter und der digitalisierten Arbeitswelt werden bewährte Formen von Arbeit und Lernen hinterfragt“, so heißt es in dem Papier. „Gerade das Internet stellt die Frage nach Wissen und Wissensvermittlung neu. Gleichzeitig wird das verfügbare Wissen mehr und spezialisierter. Eine Schule, die dem Schüler beibringt, sich schnell neues Wissen anzueignen, vertrauenswürdige Quellen zu finden, in großen Daten- und Faktenmengen Notwendiges zu finden und für neue Probleme selbstständig Lösungsansätze zu entwickeln, kann auch mit weniger vermitteltem Fachwissen auskommen.“

Auch an die Lehrer richtet der Landesschülerrat im Zusammenhang mit der Digitalisierung eine Forderung: „Die Medienbildung stellt, insbesondere in der heutigen Zeit, eine der wichtigsten Aufgaben der Schule dar. Dabei meint Medienbildung nicht die Vermittlung informatischer Grundkenntnisse, sondern die Ausbildung von Medienkompetenz. In Zukunft muss die Schule hier stärker tätig werden.“

Zudem verlangt die Schülervertretung mehr Demokratie. So will sie, dass künftig die Schulkonferenz – in der neben Lehrern und Eltern auch Schüler vertreten sind – den Schulleiter wählt und Schulentscheide möglich sind. „Bei der Besetzung der Schulleiterposten ist bisher nur eine Anhörung des höchsten Gremiums der Schule vorgesehen. Die Schulaufsichtsbehörden pflegen hier noch immer eine Obrigkeitsmentalität“, so heißt es in dem Forderungskatalog. „Wir fordern, die Schulkonferenz abschließend über die Auswahl des Schulleiters entscheiden zu lassen (Entscheidung ohne Stimmrecht für den Schulträger). Niemand sollte Schulleiter werden dürfen, ohne den Segen der Vertreter von Schülern, Lehrern und Eltern zu erhalten.“

Die Schüler fordern auch auch Verbesserungen beim Schulessen

Auch ein Azubiticket und eine Online-Prüfungsaufgabendatenbank gehören zum 20-seitigen Katalog. «Wir können keine Politik machen, aber Vorschläge zur Umsetzung», sagte Wehn und sprach von einer realistischen und in fünf Jahren umsetzbaren Agenda. «Es sind echte Empfehlungen zum Handeln – für den Zeitraum bis 2024.»

Last but not least: Die Schüler fordern auch Verbesserungen beim Schulessen. Denn: „Schülerinnen und Schüler verbringen ein Großteil ihres Tages in der Schule.“ Für ihn stehe die Schule in der Pflicht, Schülerinnen und Schülern ein gesundes, nahrhaftes und hochwertiges warmes Mittagsessen anzubieten, hebt der Landesschülerrat hervor. „ Dafür muss der Freistaat ungeachtet der Zuständigkeit der Schulträger regelnd eingreifen und Rahmenbedingungen setzten, um Mindeststandards zu garantieren. Der Wettbewerb der Essensanbieter muss sich von einem Preis- zu einem Qualitätswettbewerb wandeln. Hierfür braucht es einen sachsenweit einheitlichen Preis für Schulessen nach Berliner Vorbild, der von den Anbietern weder unter- noch überboten werden darf, und eine Flankierung durch staatliche Subventionen.“

Hier geht es zum kompletten Forderungskatalog.

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

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Heinz
4 Jahre zuvor

Tjoaaa so ist das, wenn die Kinder der Meinung sind, das alles im Leben demokratische Entscheidungen sein müssen.
Versteht mich nicht falsch, ich finde das Lernen und Erfahren von Demokratie extrem wichtig für Schüler, da vieles in unserer Welt demokratisch abläuft, mindestens genauso viel läuft aber nicht demokratisch sondern hierarchisch ab, deshalb finde ich es sehr wichtig, dass die Schüler BEIDES lernen! Es bringt nichts, auf 100% Mitbestimmung und Demokratie zu setzen, die Schüler müssen auch lernen, dass es an vielen Stellen im Leben durch andere Instanzen entschieden wird, egal ob man das versteht oder nicht.

Allerdings hat der Schülerrat scheinbar erkannt, das viele der Mitwirkungsgremien im Schulbereich eine bloße Farce sind. Ich finde es sehr wichtig, dass die Meinung von Schülern oder auch von Lehrern in bestimmten Situationen ehrlich gehört und beachtet wird, aber dann sollte man auch so ehrlich sein und ihnen klar machen, dass sie häufig nicht mitzubestimmen haben, weil sie häufig die Hintergründe nicht kennen. Genauso sehe ich es übrigens bei Mitwirkungsgremien von Lehrern. Welcher Lehrer nimmt denn sein offizielles Stimmrecht und stimmt gegen den Schulleiter bei in einer Auswahlkommission oder in der Schulkonferenz …. im Grunde genommen fast niemand, es wird fast immer das gemacht, was der Schulleiter möchte, und man kann aber seine Bedenken einbringen, und sich dann symbolisch Enthalten, was einer Gegenstimme im symbolischen Sinne gleichkommt, aber keinerlei Wert hat.
Ich finde, dann sollte man so ehrlich sein und klar sagen, dass man nicht mitentscheiden darf, dass man aber eine zweite Meinung hören möchte.

Gleiches übrigens von uns bei den Schülern, wie viele Kollegen reden bei irgendwelchen dubiosen Wahlen mit der Klasse, der Klasse ein, was sie wählen sollen (bsp. Klassenfahrten). Dabei ist es doch überhaupt nicht schlimm einfach mal zu sagen „so, ich möchte gerne eure Meinungen hören und wissen, wer dafür oder dagegen wäre, am Ende muss aber ich entscheiden, weil ich schon mehr Erfahrung habe, und weil ich auch die Verantwortung am Ende tragen muss.“ Auch sowas verstehen übrigens die meisten Schüler.