HANNOVER. Seit einigen Wochen driftet der Eisbrecher «Polarstern» für ein Jahr durch die Arktis. Wissenschaftler aus knapp 20 Nationen überwintern in einer Gegend, die zu der Zeit sonst fast unerreichbar ist – unter ihnen war eine Lehrerin aus Hannover.
Friederike Krüger ist kürzlich von der Reise ihres Lebens zurückgekehrt: Die Lehrerin aus Hannover war die ersten Wochen der «Mosaic»-Expedition des Forschungsschiffes «Polarstern» in der Arktis mit dabei. Zusammen mit 150 Menschen war sie an Bord des Begleitschiffes «Akademik Fedorov». Die «Polarstern» des Bremerhavener Alfred-Wegener-Instituts driftet ein Jahr durch das Nordpolarmeer – angedockt an eine Eisscholle, auf der Messungen gemacht werden, um den Einfluss des Klimawandels besser zu verstehen. Der Deutschen Presse-Agentur erzählt die Pädagogin, was sie auf der Reise am meisten beeindruckt hat und welche Fragen ihre Schüler ihr gestellt haben.
Wie kam es dazu, dass Sie als Lehrerin fünf Wochen auf der «Akademik Fedorov» mitfahren durften?
Im April gab es eine Ausschreibung für zwei deutsche Lehrer, die sich zur Mitfahrt bewerben konnten. Ziel des Alfred-Wegener-Instituts war es, die Expedition durch uns auch an Kinder und Jugendliche heranzutragen. Ich bin jetzt dabei, ganz verschiedenes Unterrichtsmaterial zusammenzustellen über die Reise, die Expedition selbst, das Arbeiten auf dem Eis und das Leben als Wissenschaftler. Wir werden es über die offizielle «Mosaic»-Website später frei verfügbar machen, sodass es an allen Schulen nutzbar ist. Zu meiner Arbeit gehören aber auch Vorträge an Schulen.
Was wollten Ihre Schüler von Ihnen wissen, als Sie wieder da waren?
Vor allem, ob es mir Spaß gemacht hat und ob ich frieren musste. Aber auch, wie dick das Eis war, ob ich Eisbären gesehen habe und ob man den Klimawandel in der Arktis schon bemerkt. Sie haben aber auch kritische Fragen gestellt: Zum Beispiel, ob wir mit dem Treibstoff, der für die Reise notwendig ist, nicht zum Klimawandel beitragen.
Haben Sie Zeichen des Klimawandels gesehen?
Ja, auf jeden Fall. Das Eis war in einem relativ schlechten Zustand. Man sieht häufig junges, einjähriges Eis, aber selten welches, das den vorherigen Sommer überlebt hat. Und tatsächlich war es nicht einfach, eine geeignete Scholle zu finden, mit der die «Polarstern» driften und auf der das Forschungscamp aufgebaut werden kann. Im Moment ist es noch unsicher, ob es Anfang 2020 gelingen wird, auf der Scholle wie geplant eine Landebahn für die Versorgungsflugzeuge einzurichten. Bis dahin wird das Eis noch dicker, aber es ist fraglich, ob es dick genug sein wird.
Was hat Sie auf der Reise am meisten beeindruckt?
Die Begegnung des ersten Eises. Auf einmal auf Eis zu treffen bis das Schiff schließlich komplett von Eis umringt ist und eine Eisbärenmutter mit ihrem Kind um das Schiff läuft – das war schon surreal. Und dann diese unendliche Weite. Ich habe atemberaubende Sonnenuntergänge gesehen, die Farben sind viel schöner als hier bei uns. Auch der erste Schritt auf dem Eis war toll: Zu wissen, dass unter einem 5000 Meter Ozean liegen. Beeindruckt haben mich aber auch die Wissenschaftler, die in der Kälte auch eine Stunde länger als geplant auf der Scholle bleiben, um Arbeiten zu erledigen. Es gab nicht den einen Moment.
Was war bisher Ihre nördlichste Reise?
Island. Die Insel kommt in Bezug auf die Temperaturen und das Farbenspiel in gewisser Weise dem nahe, was ich jetzt erlebt habe. Und doch ist es noch mal etwas ganz anderes. Interview: Janet Binder, dpa
Friederike Krüger (28) ist Lehrerin für Erdkunde und Deutsch an der IGS Bothfeld in Hannover. Sie ist Klassenlehrerin einer 5. Klasse.
• Webseite der Mosaic-Expedition