Abiturprüfungen in Berlin finden statt – gegen den Willen der mitregierenden Linken

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BERLIN. In Berlin sollen die Abiturprüfungen am Montag starten. Das kündigte Bildungssenatorin Sandra Scheeres (SPD) am Donnerstag an. Scheeres verteidigte die Entscheidung, an den Abiturprüfungen festzuhalten. Es gehe darum, dass die Berliner Jugendlichen an den Hochschulen in ganz Deutschland studieren könnten. In Berlin tobt ein heftiger politischer Streit um die Abiturprüfungen. Dabei gehen die Einschätzungen sowohl innerhalb von Rot-Rot-Grün auseinander als auch in der Opposition.

Die Abiturprüfungen in Berlin beginnen jetzt doch in der kommenden Woche. Foto: Shutterstock

Los gehe es zunächst mit dem Fach Latein, zwei weitere Prüfungen folgten dann im Lauf der Woche, sagte Scheeres im Interview mit dem RBB-Inforadio. Scheeres versicherte, in den Schulen werde auf die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie geachtet. So müssten beispielsweise die Tische der Schüler 1,50 Meter auseinander stehen, es müsse auch genügend Seife für regelmäßiges Händewaschen zur Verfügung stehen. «Und es ist wichtig, dass die Schulen sehr gut gereinigt sind. Das werden auch die Schulträger gewährleisten.»

Belastende Lebens- und Lernsituation für die Schüler

Die Linke-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus – Koalitionspartner der SPD – hatte noch gestern den Verzicht auf Abschlussprüfungen wie fürs Abitur während der Corona-Krise gefordert. Die Schülerinnen und Schüler, die seit Mitte März keinen Unterricht mehr haben, müssten derzeit zu Hause unter zum Teil belastenden Lebenssituationen lernen, kritisierte die bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, Regina Kittler, am Mittwoch und schloss sich damit den Forderungen unter anderem des Landesschülerausschusses an.

«Die Noten für den Abschluss der allgemeinen Hochschulreife sollten durch die Lehrkräfte aus den Noten der letzten vier Semester der Gymnasialen Oberstufe berechnet werden», sagte die Linke-Politikerin. Mittlerer Schulabschluss (MSA) und Berufsbildungsreife sollten auf der Grundlage der Leistungen im 10. Schuljahr vergeben werden.

Ähnlich argumentiert Paul Fresdorf, bildungspolitischer Sprecher der oppositionellen FDP-Fraktion: «In dieser absoluten Ausnahmesituation ist es gerechtfertigt, sogar dringend geboten, die Prüfungen abzusagen und die bisher erbrachten Leistungen zur Berechnung eines Abschlusses heranzuziehen.» In der Kultusministerkonferenz müsse vereinbart werden, dieses «Corona-Notabitur» als allgemeine Hochschulreife bundesweit anzuerkennen.

Philologen: Schuljahr endet am 24. Juni – das wird knapp

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller sprach sich dagegen am Dienstag dafür aus, nach den Osterferien Abitur- und andere Prüfungen stattfinden zu lassen. Nach Einschätzung des Berliner Philologenverbandes könnte ein Teil der Abiturprüfungen notfalls in die Sommerferien verschoben werden. «Die Zeit drängt», sagte Frank Rudolph, Sprecher des Philologenverbandes Berlin/Brandenburg am Mittwoch. Üblicherweise hätte es schon vor Ostern eine Grundkursklausur und eine mündliche Prüfung gegeben, die nun nachgeholt werden müssten. Außerdem ende das Schuljahr in Berlin schon am 24. Juni. Bis dahin müssten alle Klausuren korrigiert, die Noten festgelegt und die Zeugnisse ausgestellt sein. Das könne knapp werden, sagte Rudolph.

Grundsätzlich hält der Philologenverband, der Lehrkräfte an den Gymnasien und Gesamtschulen vertritt, an denen Abitur gemacht werden kann, es für möglich, die Prüfungen trotz Corona-Krise zu organisieren. «Es gibt aber diverse Unsicherheitsfaktoren», sagte Rudolph. So sei noch nicht klar, wie viele Lehrkräfte nach den Osterferien möglicherweise den Dienst nicht antreten könnten – weil sie selbst infiziert oder in Quarantäne sind. Und auch nicht, wie viele Schüler krank seien und deshalb an den Prüfungen zunächst nicht teilnehmen könnten. News4teachers / mit Material der dpa

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