Seit der zweiten Woche funktioniert es „wunderbar“: Hochschulen lehren auch in «Quarantäne»

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POTSDAM/WILDAU/EBERSWALDE/BRANDENBURG/HAVEL. Während die Universitäten noch etwas Zeit zum Planen haben, mussten Hochschulen in Brandenburg schnell reagieren: Seit drei Wochen lernen Studierende vom Wohnheim oder der heimischen Couch aus.

Die Hochschulen in Brandenburg unterrichten schon seit Mitte März in «Quarantäne» – und bislang läuft der digitale Lehrbetrieb weitgehend normal ab. Seit der zweiten Woche funktioniere alles «wunderbar», sagt Ulrike Tippe, Präsidentin der Technischen Hochschule Wildau. Auch in Brandenburg an der Havel und Eberswalde begannen die Vorlesungen schon am 16. März. Dass Studierende und Lehrende erstmal aber nicht in die Hochschulen kommen dürfen, war erst drei Tage vorher klar. In der kurzen Zeit musste der komplette Betrieb auf digital umgestellt werden.

Brandenburgs Hochschulen zeigen sich mit der Onlinelehre einigermaßen zufrieden, hoffen aber, dass es auch in diesem Semester noch Präsenzzeiten geben wird. Foto: StartupStockPhotos / Pixabay (P. L.)

«Die erste Woche war noch chaotisch», erinnert sich Julius Lindl, persönlicher Referent des Präsidenten an der Technischen Hochschule Brandenburg. Die Umstellung ging dann aber sehr schnell. Auch die Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde kommt nach Angaben von Sprecherin Johanna Köhle trotz der Herausforderung «sehr gut zurecht».

An allen Hochschulen werden derzeit alle geplanten Seminare und Vorlesungen auch abgehalten. Studiengänge, die auf Interaktion oder praktischen Anteilen in Laboren oder Werkstätten basieren, können aber nicht eins zu eins aus der Ferne unterrichtet werden. Die Hochschulen hoffen deshalb, dass es zumindest gegen Semesterende im Sommer einige Wochen Präsenzzeit geben kann.

Ulrike Tippe will den Online-Betrieb trotzdem das ganze Sommersemester beibehalten – unabhängig davon, ob die Kontaktbeschränkungen gelockert werden. Sie gewinnt der Krise auch etwas Gutes ab: Man sei mit Blick auf die Digitalisierung in wenigen Tagen so weit gekommen, wie sonst vielleicht in drei Jahren. «Diese Erfahrungen hätten wir ohne Corona nicht gemacht.» Bei einer Lockerung der Beschränkungen hat die Hochschule den Studierenden aber zugesagt, dass diejenigen, die in den Laboren arbeiten müssen, als erste wieder auf den Campus dürfen.

An allen Hochschulen unterstützen sich Professoren und Lehrende gegenseitig darin, die Lehrangebote digital zu gestalten. Von online gestellten Unterlagen mit Aufgaben zum Bearbeiten über digitale Klassenräume bis hin zu Power-Point-Präsentationen mit Audiokommentar gibt es verschiedene Formen. In Videokonferenzen können auch klassische Studierendenvorträge weiterhin gehalten werden.

«Es geht nicht darum, Präsenzlehre zu ersetzen. Es geht darum, im derzeitigen Ausnahmezustand eine möglichst weitgehende Aufrechterhaltung der Lehre und des Lernens zu ermöglichen», betont Antje Michel, Professorin für Informationsdidaktik und Wissenstransfer an der Fachhochschule Potsdam. Die Lehrenden seien dabei «sehr kreativ und engagiert».

Auch die Studierenden bewerten die digitalen Vorlesungen und Seminare positiv. Dozenten, von denen man das nicht erwartet hätten, «lernen und lehren wirklich fleißig», sagt Martin Flader, Vorsitzender des Studierendenrats der Technischen Hochschule Wildau. Die Mehrheit des Studienrats sei zufrieden mit der Entscheidung, dass das Sommersemester nicht ausfalle: Viele Kurse würden nur einmal pro Jahr angeboten, Studierende müssten dann im Zweifel ein Jahr dranhängen, um alle Punkte zu sammeln.

An den Universitäten in Potsdam, Cottbus und Frankfurt (Oder) sollen die Vorlesungen am 20. April beginnen. Auch dort soll durchweg auf digitale Lehr- und Prüfungsformate gesetzt werden, wie der Vorsitzende der Rektorenkonferenz, Oliver Günther, erklärt. (dpa)

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