Streit um Schulöffnungen wird nun schmutzig – „Bild“-Kampagne gegen Drosten

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BERLIN. Sollen Schulen und Kitas umgehend wieder komplett öffnen? War die Schließung der Bildungseinrichtungen überhaupt nötig? Der Streit darum wird immer erbitterter geführt – angetrieben von der „Bild“-Zeitung, die daraus eine Kampagne macht. Deren Verleumdungen fallen in einer genervten und gereizten Gesellschaft, die so schnell wie möglich in die Normalität zurückmöchte, wohl leider auf einen fruchtbaren Boden. Eine Analyse von News4teachers-Herausgeber Andrej Priboschek.

So berichtete „Bild“-Online. Screenshot

„Bild“ – bestehend aus der immer auflagenschwächeren Zeitung und dem wachsenden Online-Auftritt mit rund 25 Millionen Lesern im Monat  – betreibt sogenannten Kampagnen-Journalismus. Im Hause Springer ist man sogar stolz darauf. Es handele sich dabei „nur eine nachhaltige Form der Recherche. Statt jeden Tag oder jede Woche eine neue Sau durch das Dorf zu treiben, bleibt man an einer Sache dran, bis sie geklärt ist“, so schrieb die (ebenfalls bei Springer erscheinende) „Welt“ einmal zu dem Etikett, das auch sie betrifft. Dabei ist das „Dranbleiben“ an einer Story gar nicht das Problem. Das liegt vielmehr darin, dass für Kampagnen-Journalismus das Ergebnis der Recherche – so sie denn überhaupt noch stattfindet – bereits vorab feststeht. Es geht um politische Ziele, die erreicht werden sollen. Der Journalismus ist dabei nur Mittel zum Zweck.

Wie „Bild“ Lehrer verleumdet hat

Kampagnen-Journalismus in Reinform ließ sich in Großbritannien während der Brexit-Debatte erleben. Der Boulevard, angeführt von dem Großverleger Rupert Murdoch, feuerte monatelang aus allen Rohren gegen Europa – das Ergebnis ist bekannt. Kampagnen-Journalismus in Reinform lässt sich aktuell auch in Deutschland beobachten: in der Debatte um Schulöffnungen in der Corona-Krise. „Bild“ hat sich zum Ziel gesetzt, schnelle Schul- und Kitaöffnungen um jeden Preis durchzusetzen. Und dafür scheint jedes mediale Mittel recht zu sein.

Eines davon: Lehrer zu verleumden. „Schüler und Eltern klagen: Corona-Chaos an unseren Schulen“, so titelt die „Bild“-Zeitung in ihrem Online-Auftritt. Eine „Schock-Umfrage“ habe ergeben, dass digitaler Unterricht in Deutschland praktisch nicht existiere. Für Lehrer gelte das Prinzip „Freizeit geht vor!“.

News4teachers hat nachrecherchiert. Ergebnis: Mit „digitalem Unterricht“ war in der zitierten Infratest Dimap-Umfrage nämlich nur Unterricht über Videokonferenzen gemeint, für den die allermeisten Schulen gar nicht ausgestattet sind. Das eigentliche Ergebnis lautete: „Die meisten Lehrkräfte versorgen ihre Schülerinnen und Schüler per Mail, Homepage oder Lernplattform mit Unterrichtsmaterialien.“ Zudem hieß es: „Trotzdem sehen Eltern mehrheitlich die Angebote der Schulen alles in allem positiv. Mehr als die Hälfte der Eltern (57 Prozent) sind mit der Art und Weise, wie die Schule ihrer Kinder das schulische Arbeiten zu Hause organisiert, grundsätzlich zufrieden oder sogar sehr zufrieden. Fast zwei Drittel (62 Prozent) sind mit der Kommunikation der Schule in der aktuellen Situation zufrieden.“ „Bild“ unterschlug diese Resultate. Sie passten nicht in die Kampagne.

Drosten warnt vor einer allzu forschen Öffnung von Kitas und Schulen

Jetzt verleumdet „Bild“ einen international renommierten Wissenschaftler, weil der vor einer allzu forschen Öffnung von Schulen und Kitas warnt. „Seit Wochen schon versucht die ‚Bild‘-Redaktion, den Virologen der Berliner Charité Christian Drosten schlecht dastehen zu lassen. Sie bemüht sich, Drostens Autorität als Wissenschaftler zu untergraben, arbeitet genüsslich frühere Fehleinschätzungen heraus, stellt ihn als Einflüsterer dar, macht ihn zum Kollegenschwein. Damit dieses negative Bild irgendwie passt, reißt die Redaktion auch schon mal Aussagen aus dem Zusammenhang, verfälscht zeitliche Abläufe und erfindet Behauptungen“, schrieb bildblog.de bereits am 5. Mai.

Gestern dann ein neuer schmutziger Tiefpunkt der Kampagne: „Bild“ titelte „Fragwürdige Methoden – Drosten-Studie über ansteckende Kinder grob falsch! Wie lange weiß der Star-Virologe schon davon?“ Die Rede ist von der Vorab-Veröffentlichung von ersten Ergebnissen einer Studie, über die auch News4teachers ausführlich berichtet hatte (und zwar hier). Vorläufiges Fazit der Arbeit: Es könnte gut sein, dass Kinder bei der Weitergabe des Virus genauso infektiös sind wie Erwachsene. „Basierend auf diesen Resultaten haben wir Vorbehalte gegen die unbegrenzte Wiedereröffnung von Schulen und Kindergärten in der derzeitigen Situation.“ Wichtig dabei: die von Drosten selbst vorgenommene (und von News4teachers entsprechend wiedergegebene) Einschränkung „may be“.

„Bild“ versteht offenbar nicht, wie Wissenschaftler arbeiten

Dass Forscher ihre Arbeiten veröffentlichen – mitunter bereits vorab -, um sie mit Fachkollegen kontrovers zu diskutieren und gegebenenfalls zu korrigieren, ist ein gängiges Prinzip der Wissenschaft, die Peer Review. Was macht „Bild“ daraus? „Mehrere Wochen nach der Veröffentlichung gerät die Drosten-Studie immer stärker in die Kritik: Wissenschaftler aus mehreren Ländern werfen Charité-Forschern vor, unsauber gearbeitet zu haben – mit verhängnisvollen Konsequenzen. (…) Fiel die deutsche Schulpolitik einer falschen Studie zum Opfer?“

In dem Artikel wurde dabei die zentrale Aussage der Studie verändert – aus einem Konjunktiv wurde kurzerhand ein Indikativ gemacht. „Das Ergebnis der Drosten-Studie schien eindeutig: ‚Kinder können genauso ansteckend sein wie Erwachsene’“, heißt es in dem „Bild“-Artikel. Im Original forumulieren die Forscher jedoch vorsichtiger „may be as infectious“, also „könnten“. Und das ist nach wie vor Stand der internationalen Forschung (News4teachers berichtete widmete der Forschung in diesem Punkt erst vor vier Tagen einen ausführlichen Beitrag – hier nachzulesen).

Interessant: die #Bild plant eine tendenziöse Berichterstattung über unsere Vorpublikation zu Viruslasten und bemüht dabei Zitatfetzen von Wissenschaftlern ohne Zusammenhang. Ich soll innerhalb von einer Stunde Stellung nehmen. Ich habe Besseres zu tun. pic.twitter.com/fghG1rdnnq

— Christian Drosten (@c_drosten) May 25, 2020

„Bild“, so berichtete Drosten nun selbst auf Twitter, gab ihm in einer Mail lediglich eine Stunde Zeit, um auf die erhobenen Vorwürfe, gepfuscht, getrickst und vertuscht zu haben, zu antworten – seriöse Recherche sieht anders aus. Drosten entgegnete trocken: „Ich habe Besseres zu tun.“

Dumm für „Bild“: Sämtliche von ihr zitierten Wissenschaftler haben sich mittlerweile von der Berichterstattung distanziert – so schrieb etwa der Bonner Statistik-Professor Dominik Liebl auf Twitter: „Ich wusste nichts von der Anfrage der Bild und distanziere mich von dieser Art, Menschen unter Druck zu setzen, auf das Schärfste. Wir können uns mehr als glücklich schätzen, Drosten und sein Team im Wissenschaftsstandort Deutschland zu haben. They saved lives!“

Drosten äußert sich dann auch in seinem NDR-Podcast zu den Vorwürfen der „Bild“-Zeitung gegen ihn und seine Analysen. „Die Aussage ist einfach klar“, bekräftigt der Professor, „es gibt auch bei Kindern sehr hohe Viruslasten“.

Ich wusste nichts von der Anfrage der BILD und distanziere mich von dieser Art Menschen unter Druck zu setzen auf das schärfste. Wir können uns mehr glücklich schätzen @c_drosten und sein Team im Wissenschaftsstandort Deutschland zu haben. They saved lifes!

1/n

— Dominik Liebl (@domliebl) May 25, 2020

Ein Problem bleibt allerdings bestehen: „Bild“ hetzt Menschen auf – millionenfach. Lehrerinnen und Lehrer, die sich für Vorsicht bei den Schulöffnungen einsetzen, werden das zu spüren bekommen. Professor Drosten hatte bereits zuvor Morddrohungen erhalten. Und „Bild“-Chefredakteur Florian Reichelt frohlockt aktuell auf Twitter: „Wie die Medien gerade über Bild berichten, statt über Drostens falsche Studie, wird uns massiv neue Leser bescheren.“ Agentur für Bildungsjournalismus

Der Beitrag wird auch auf der Facebook-Seite von News4teachers diskutiert.

Faktencheck: Kinder als Überträger des Coronavirus – Stand der Forschung

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Grundschullehrer
3 Jahre zuvor

Die ganze Sache sollte man juristisch klären.

Bernd
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Und was bringt das? Eine Gegendarstellung, die niemand liest, oder – im schlimmsten Fall – eine Geldstrafe, die „Bild“ aus der Portokasse bezahlt. Irgendwann einmal. Dem stehen aber kräftige Einnahmen durch Klicks und Zeitungsverkäufe gegenüber.

Machen wir uns nichts vor: Das Geschäft mit der Hetze ist ein gutes. Eine ganze Industrie lebt davon, und zwar hervorragend, wie das Beispiel Trump zeigt.

Dagegen hilft nur: Bildung, Bildung, Bildung… und geduldiges Dagegenhalten.

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Volle Zustimmung, wird allerdings nicht bringen, gegen Expertenmeinungen als Bestandteil der eigenen Meinung helfen randomisierte prospektive Studien und die Aufklärung der Bevölkerung über valide Ergebnisse.
Wer sich so weit aus dem Fenster lehnt und massiv Einfluss auf die politischen Entscheidungsträger im Verbund mit einem einzelnen omnipräsenten politischen Entscheidungsträger nimmt, die Entscheidung ganzer Fachgesellschaftenöffentlich diskreditiert, der bekommt zuweilen Ärger mit Teilen der Medien.

Bernd
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

„Die Entscheidungen ganzer Fachgesellschaften öffentlich diskreditiert“? Der Virologe Drosten hat es gewagt, Ärzteverbänden – die Kindern entgegen dem Stand der Forschung bereits Immunität gegen das Coronavirus attestieren – zu widersprechen. Das verdient natürlich Strafe.

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor

Das Ganze macht doch deutlich, was für ein „heißes Eisen“ die Schulöffnung ist, vor allem aus wirtschaftlicher und politischer Sicht. Geht es da auch nur ansatzweise um die Kinder? M.E. geht es eher um politische Profilierung und wirtschaftliche Interessen (siehe auch die BILD selbst). Das ganze Thema „Kindeswohl“ ist doch vorgeschoben, machen wir uns doch nichts vor. Die BILD entlarvt sich aber auch auf wunderbare Weise selbst…

rroseselavy
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

„Die BILD entlarvt sich aber auch auf wunderbare Weise selbst…“ So wunderbar finde ich das nicht mehr, wenn Herr Dr. Drosten im Zuge der BILD-Agitation Morddrohungen erhält.

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Ich frage mich, welche wirtschaftlichen Interessen. Glaubt irgendjemand, dass die Exportwirtschaft in Deutschland in absehbarer Zukunft wegen erhöhter Nachfrage wieder in den Drei-Schicht-Betrieb oder zumindest zu zwei Schichten zurück kehren wird? Oder das die Binnennachfrage infolge länger anhaltender Kurzarbeit oder drohender Arbeitslosigkeit große Sprünge machen wird?

Es gibt allenfalls ein politisches Interesse daran, den Wahlberechtigten die Belastungen durch den eigenen Nachwuchs zu nehmen. Die Schulen bzw. die Schulpflicht in der derzeitigen Form sind doch durch SARS-COV-2 als reine Betreuungseinrichtungen demaskiert worden, die die SuS auf ein bedingungsloses Grundeinkommen vorbereiten, das sie erhalten werden, wenn sie dafür auf Partizipation verzichten.
In der jetzigen Situation die SuS ins nächste Schuljahr übergehen zu lassen und sie nicht zu versetzen, ist die richtige Entscheidung. Dies aber zu tun, da es flächendeckend keine einheitlichen Möglichkeiten für einen Fernunterricht gibt, die von den Schulbehörden authorisiert sind, zeigt, wo der Grund des Übels eigentlich liegt.Die SuS können nicht dafür verantwortlich gemacht werden, dass die politisch Verantwortlichen es verabsäumt haben, Schulen konzeptionell unter Zuhilfenahme entsprechender „medialer/informationstechnicher“ Möglichkeiten ins 21. Jahrhundert weiter zu führen. Dass dies darauf zurück zu führen ist, dass keiner der Verantwortlichen die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen wollte, um die Ziele der „Schwarzen Null“ zu erreichen, ist das, was sich heute rächt. Anstatt über eine Abwrackprämie für Altautobestände nachzudenken, empfehle ich sich mit der Zukunftsfähigkeit des deutschen Bildungs- und Ausbildungsystems zu beschäftigen und die notwendigen Mittel zur Verfügung zu stellen. Und bitte nicht hochmoderne oder zumindest zeitgemäße IT-Ausstattung in Räumlichkeiten der Vergangenheit stellen. Die veränderten Bildungsmöglichkeiten werden nämlich aller Voraussicht nach auch andere Raumkonzepte mit sich bringen, neben jahrgangsübergreifenden Möglichkeiten, mehr Aufenthaltsqualität im Ganztag, verändertes Ganztagsangebot, letztendlich ein höheres Maß an Flexibilisierung in allen Bereichen. In diesem Zusammenhang kann „learning to the test“ auch in einen neuen Kontext gesetzt werden. Die SuS werden für den eigenen Lernprozess in die verantwortung genommen. Sie erhalten Aufgaben, die ihrem „Kompetenzniveau“ – mir wäre lieber ihren Fähigkeiten und Fertigkeiten – entsprechen, Wenn sie die bearbeitet haben, wobei es Möglichkeit zu Rücksprache mit Lehrkräften und Kontrolle geben muss, und der Meinung sind, sie könnten sich einer individuellen leistungsüberprüfung stellen, dann erfolgt der Test, also eine Prüfung, die in mündlicher oder schriftlicher Form abgenommen werden kann, und in der der Prüfling seine neu hinzugewonnen Fähigkeiten und Fertigkeiten unter Beweis stellen muss.

Grundschullehrer
3 Jahre zuvor

PS.: Bin mal gespannt, wer jetzt wieder als Erstes nach bedingsungsloser Schulöffnung ohne Schutzmaßnahmen und Hygiene schreit…

Illy
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Mister Laschet wird der nächste sein….weil es ja in NRW schnell in die neue Normalität gehen muss.

Marie
3 Jahre zuvor
Antwortet  Grundschullehrer

Haben wir doch schon – siehe Sachsen und Sachsen-Anhalt. Da wird selbst der Mindestabstand gestrichen. Na, dann schauen wir mal, wie die Meldungen dazu in den nächsten Wochen aussehen.

Stefan
3 Jahre zuvor
Antwortet  Marie

Ich wiederhole mich ….die Gefährlichkeit, die von dem Virus ausgeht, ist noch lange nicht in Gänze erforscht. Jeden Tag werden neue Forschungsergebnisse in die Wissenschaftsdatenbanken eingepflegt. Auch Ärzte verfügen nicht über die Fachkompetenz seriös eine Aussage zur Gefährlichkeit im Virusgeschehen machen zu können!

Coronavirus verwendet dieselbe Strategie wie HIV, um dem Immunsystem auszuweichen: Chinesische Studienergebnisse

https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.05.24.111823v1

AvL
3 Jahre zuvor
Antwortet  Stefan

Was schreiben sie da ?
Herr Drosten ist Facharzt für Mikrobiologie, Virologie , Epidemiologie.
Verfügt er etwa nach ihrer Lesart über keine Fachkompetenz die Gefährlichkeit des Sars-Covid-2 Virus einzuschätzen?

Stefan
3 Jahre zuvor
Antwortet  AvL

Nein, ich meine z. B. Sie!
Hr. Drosten und Hr.Lauterbach sind im Gegensatz Fachleute in diesem Sinne, allerdings verfügen Sie nicht über diese Fachkompetenz und lassen sich dennoch dauernd hier so ein, als wäre dem so.
Die beiden oben genannten Fachleute befassen sich auch jeden Tag mit den weltweiten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu diesem Thema, dies ist mir durchaus von kompetenter Seite versichert worden.
Um Ihre Farge oben nochmals zu beantworten : Sie sind gemeint nicht Hr. Prof Drosten oder Lauterbach.

dickebank
3 Jahre zuvor

F. Springer und L. Mohn werden das Kind schon schaukeln.

Heinz
3 Jahre zuvor

Ich finde es auch absolut nicht in Ordnung, und war auch nicht das erste Mal!

Ich persönlich habe extremen Respekt vor Herrn Drosten. Ich habe regelmäßig seinen täglichen Podcast bei NDR gehört und kann gar nicht in Worten ausdrücken, wie dankbar ich ihm dafür bin. Er ist überhaupt nicht der Typ, der gerne im Mittelpunkt steht, sondern möchte die Menschen einfach umfänglich informieren. Von Anfang an wurde viel, was er gesagt hat aus dem Zusammenhang gerissen, um Leser zu bekommen (von Bild, Stern usw.).
Was hier gemacht wird ist absolut nicht fair. In den Podcasts hat man Herrn Drosten als reflektierten Menschen kennengelernt, der auch den Mut besitzt, heute etwas anderes zu sagen als gestern, wenn die Datenlage heute, einen anderen Schluss zulässt. Er gehört also nicht zu den Menschen, die bis zum verrecken ihren Ruf aufrecht erhalten wollen, in dem sie ihre erste Meinung bis zum Ende vertreten.

Sehr schade alles! Bild, sollte sich schämen, es ist wirklich extrem widerlich.

rroseselavy
3 Jahre zuvor

Anscheinend macht sich in den Augen von BILD schon verdächtig, wer berufsbedingt die Ergebnisse seiner Arbeit öffentlich einer kritischen Prüfung unterzieht? Durch ihre Berichterstattung behindert die BILD wichtige Forschungsarbeit, deren Ergebnisse letztendlich auch zur Entscheidungsgrundlage über die Art und den Umfang von Kita- und Schulöffnung werden kann. Letztendlich liefert die BILD, wieder einmal, ein Beispiel dafür, wie gefährlich diese Art „Journalismus“ (Agitation wäre eine besseres Wort) für uns alle sein kann.

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  rroseselavy

Vox populi …
Es wird nichts helfen dem Chefredakteur die Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens zu erläutern, er versteht ja nicht einmal die des Journalismus.

Brennpunktlehrerin
3 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Ja. Wir leben im Zeitalter des Postfaktischen. Stammtischmeinungen, Hetzparolen und Verschwörungstheorien stehen mittlerweile gleichberechtigt neben wissenschaftlichen Erkenntnissen. Eine gefährliche Entwicklung, die andernorts einen Donald Trump oder den Brexit erst ermöglicht hat.

Georg
3 Jahre zuvor
Antwortet  rroseselavy

Und dabei gehört die Bild noch zu den konservativer ausgerichteten Zeitungen. Bei den politisch links ausgerichteten Zeitungen ist das Feindbild anders, aber methodisch mindestens ähnlich.

Bernd
3 Jahre zuvor
Antwortet  Georg

Da wäre ich mal auf Beispiele gespannt, welche „links ausgerichtete Zeitung“ ähnliche Methoden wie „Bild“ anwendet.

hyperbel
3 Jahre zuvor

Was ich überhaupt nicht verstehen kann, ist eine undifferenzierte Diskussion über Schulöffnungen. Es gibt doch vermutlich erhebliche Unterschiede im Beitrag zum Infektionsgeschehen in Abhängigkeit vom Alter.
Man muss meiner Kenntnis über Schule mit Jugendlichen ganz anders nachdenken als bei Kindern bis zu 10 Jahren.
Unsere Jugendlichen halten sich viel weniger an die Abstandsregeln und haben sicher auch in ihrer Freizeit erhebliche Mengen Sozialkontakte. 14 – 20 jährige tragen vermutlich nicht viel weniger zum Infektionsgeschehen bei als Erwachsene.

Illy
3 Jahre zuvor
Antwortet  hyperbel

Ja, ao denke ich auch

timo
3 Jahre zuvor

Zitat: „Nach dem Streit zwischen der „Bild“-Zeitung und dem Top-Virologen Christian Drosten noch immer schwelt, droht für Drosten noch weiterer Ärger. Sein Virologen-Kollege Alexander Kekulé veröffentlichte einen Gastbeitrag im Tagesspiegel, der Drosten offenbar gar nicht gefiel. Nun schließt sich auch der Bonner Virologe Streeck der Kritik an.“
https://www.focus.de/gesundheit/news/aerger-auf-twitter-nach-dem-streit-mit-der-bild-schiesst-drosten-nun-gegen-virologen-kollege-kekule_id_12039502.html

Es scheint sich bei „Bild“ nicht um einen „schmutzigen Streit“ mit Drosten oder eine „Kampagne gegen Drosten“ und auch nicht um „Kampagnenjournalismus“ zu handeln, sondern um eine unter Virologen umstrittene Behauptung von Drosten, von der die „Bild“ berichtet.

Bernd
3 Jahre zuvor
Antwortet  timo

Scheinbar nutzen da manche die Gelegenheit, alte Rechnungen zu begleichen. Bemerkenswert beim Virologen Steeck ist, dass er indirekt offenbar auch mit „Bild“ verbandelt ist – die PR-Agentur, die ihn betreut, gehört zufällig (?) dem Ex-Bild-Chefredakteur Diekmann.

Wieso das deshalb keine Kampagne von „Bild“ sein soll, erschließt sich mir nicht – deren Nicht-Recherche und verzerrende Berichterstattung ist doch hinlänglich belegt.

Und zwar so deutlich, dass die AOK keine Anzeigen mehr bei „Bild“ schalten wird: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_87953352/christian-drosten-und-bild-im-konflikt-aok-stoppt-werbung-in-der-zeitung.html

Hätten sie vielleicht schon früher drauf kommen können.

Auf Spiegel-online gibt’s auch eine treffende Analyse zum Thema: https://www.spiegel.de/netzwelt/bild-zeitung-gegen-christian-drosten-bloss-nicht-vernuenftig-a-1d69020c-870d-435b-a348-5ee447a975f4

Illy
3 Jahre zuvor
Antwortet  Bernd

@Bernd: ja das sind alles sehr denkwürdige Fakten. Es ist wirklich so billig und offenbar, wie in alt bekannter Manier BILD arbeitet….und dennoch gelesen wird. Man darf nur noch staunen, wie die Fäden im Hintergrund gezogen werden und sich eine grosse Masse -die sonst gerne dem Gesetz der Trägheit folgt, plötzlich eine Stimme bekommt und treibende Kraft wird.
Die ganze Situation ist völlig aus dem Ruder gelaufen. Die Folgen dieser manupulativen Manöver sind Morddrohungen an die Botschafter (Drosten, Lauterbach) der ungewünschten Wahrheiten dieser Zeit.

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  timo

Clickbyte-Journalismus. Der Vorwurf der „Blöd“ lautet doch, dass die vorab veröffentlichte Drosten-Studie über die Virenlast bei Kindern und Jugendlichen, die er ja selbst als nicht so valide einschätzt, dass daraus weiterreichend eSchlussfolgerungen gezogen werden könnten, für die Schließung von Schulen und Kitas dafür sorgt, dass Schulen geschlossen sind.

Blöd, dass die Schulen am 13.04. von den Ländern geschlossen worden sind, die Vorabveröffentlichung des Drosten-Teams aber erst um den 20.04. erfolgte.

Selbst wenn Drosten sich geirrt haben sollte und die nicht veröffentlichte Heidelberger Untersuchung „richtig“ wäre, gäbe es dadurch nicht mehr Unterrichtsraum. Es ist die bestehende Abstandsregel, die höhere Klassenfrequenzen verhindert.

Der Blödsinn jetzt feste Gruppen bilden zu wollen, die zeitversetzt in die Schule kommen und Pausenzeiten haben ist ein Witz. Gehen wir von einer vierzügigen Schule der SekI aus, gehen wir weiterhin davon aus, dass der Schulhof groß genug ist, um den vier Klassen eines Jahrganges einen Bereich zuzuweisen, dann ergibt sich folgende Situation bei 20 Minuten Hofpause:

Start 05. Jhg.: 08:00 h, erste Pause gegem 08:45 h, zweite Pause 110 Minuten später;
Start 06. Jhg.: 08:20 h, erste Pause gegem 09:05 h, zweite Pause 110 Minuten später;
Start 07. Jhg.: 08:40 h, erste Pause gegem 09:25 h, zweite Pause 110 Minuten später;
Start 08. Jhg.: 09:00 h, erste Pause gegem 09:45 h, zweite Pause 110 Minuten später;
Start 09. Jhg.: 09:20 h, erste Pause gegem 10:05 h, zweite Pause 110 Minuten später;
Start 10. Jhg.: 09:40 h, erste Pause gegem 10:25 h, zweite Pause 110 Minuten später.

08:45 h plus 110 Minuten ergibt 10:05 h. Bei der zweiten Pause sind dann Fünfer und Neuner gleichzeitig auf dem Hof.
Für die Zehner, die ja erst um 09:40 h anfangen wäre dann bei 5 Stunden Unterricht und zweimal 20 Minuten Pause fünf Stunden (305 Minuten) später Unterrichtsende – also um 14:45 h. Dass die Kommunen den zusätzlichen Schulbusverkehr nicht finanzieren können und werden, kann man als gegeben voraussetzen.

Pälzer
3 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

Clickbyte oder Clickbait?

Illy
3 Jahre zuvor
Antwortet  dickebank

…jetzt können Sie sich selbst ausrechnen, wohin diese Rechnung führt…. da ja hier die Bestrebungen alles zum Alten zu bringen grösser sind, als neue Lösungen zu finden….freuen wir uns auf den Herbst, wenn es heissen wird „buisness as usual“…auch bei den weiterführenden Schulen, wen interessiert dann noch die Tatsache der Übertragung durch Aerosole:(
Daher wäre es jetzt an der Zeit sich zu organisieren und zielführende Konzepte zu entwicklen, um im Herbst mit einer Lösung am Start zu sein, die möglichst wenig Teilnehmer der Schulen in den Durchzug stellt.

dickebank
3 Jahre zuvor
Antwortet  Illy

… aber das haben wir doch schon immer so gemacht …

Sie kennen das rheinische Grundgesetz in allen Artikeln?
https://www.fh-muenster.de/ciw/downloads/personal/juestel/juestel/Das_Rheinische_Grundgesetz.pdf

Kathrin
3 Jahre zuvor

Stimme der Kritik am BILD zu…aber seit wann braucht man für Unterricht über Videokonferenzen eine besondere Ausstattung an Schulen? Jeder kann Programme dafür in 20 Minuten am PC zuhause installieren und eine Konferemz leiten.

M.Arnhold
3 Jahre zuvor

Abstand in der Schule halten Nein.Abstand im Geschäft Ja.Risikolehrer egal.Risikoeltern egal.Risikoschüler egal.Abstand im Bus Nein.Macht alles auf ist doch egal wer Covid 19 bekommt und egal wer daran erkrankt das scheint diesen kleinen Königen auch Ministerpräsidenten genannt egal zu sein.Die nächste Wahl kommt bestimmt.