MAGDEBURG. Sachsen war mit einer weitgehenden Öffnung der Kitas und Grundschulen vorgeprescht – jetzt zieht der Nachbar Sachsen-Anhalt nach: Grundschülerinnen und Grundschüler in Sachsen-Anhalt sollen spätestens ab 15. Juni wieder täglich in den Schulen unterrichtet werden und zwar, wie in Sachsen, im Klassenverbund. Die geltende Abstandsregel von 1,50 Meter muss dafür weichen. Auch Kitas sollen wieder im Regelbetrieb öffnen.
Das kündigte Bildungsminister Marco Tullner (CDU) am Dienstag in Magdeburg an. Während die Kinder und Jugendlichen an den weiterführenden Schulen in kleinen Gruppen abwechselnd in der Schule oder mit Aufgaben zuhause lernen sollen, ist für die Grundschulen ein eingeschränkter Regelbetrieb geplant. Das heißt, die Kinder bleiben in ihren gewohnten Klassenstärken zusammen, Abstandsregeln würden “gelockert”, dafür sollen sie – wie in Sachsen – räumlich von anderen Klassen getrennt und immer vom gleichen Lehrer unterrichtet werden.
Die Grundschulen starten im Regelbetrieb ab dem 8. Juni
Die Details will Tullner in den nächsten Tagen noch festlegen und per Erlass regeln. Dann soll auch klar sein, wann der Regelbetrieb für die ersten bis vierten Klassen startet. Angedacht ist ein Zeitraum zwischen dem 8. und dem 15. Juni. Die Sommerferien in Sachsen-Anhalt beginnen am 16. Juli.
Dass es keinen festen Stichtag gibt, liegt laut Tullner daran, dass die Grundschulen bisher geplant haben, wie alle anderen die Kinder im Wechselmodell in kleineren Gruppen zu unterrichten. Einige Schulen hätten dabei das Konzept gewählt, dass die Gruppen täglich zwischen Klassenzimmer und zuhause wechseln. Andere wollen in einer Woche die erste Gruppe unterrichten und in der zweiten die andere. «Da ist es sinnvoll, dass alle einmal durchlaufen.»
Damit sollen für Grundschulen die gleichen Regeln installiert werden, wie für Kitas und Horte. Auch dort ist geplant, dass alle Kinder wieder in einem eingeschränkten Regelbetrieb unter Auflagen und in festen Gruppen betreut werden.
Den coronabedingte Schichtunterricht gibt’s nur kurz
In Sachsen-Anhalt waren Schulen und Kitas seit Mitte März geschlossen, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus einzudämmen. Zunächst gab es nur eine Notbetreuung, etwa für Eltern in unverzichtbaren Berufen, die schrittweise ausgeweitet wurde. Mitte April kehrten die Abschlussjahrgänge in die Schulen zurück, um sich im direkten Austausch mit ihren Lehrkräften auf die Prüfungen vorzubereiten.
Bis zum Beginn der Pfingstferien Mitte Mai waren alle Schülerinnen und Schüler mindestens einen Tag wieder in den Schulen. Ab 2. Juni soll der coronabedingte Wechselbetrieb beginnen: Klassen werden in zwei Gruppen geteilt und lernen abwechselnd in der Schule und zuhause. dpa
“Das heißt, die Kinder bleiben in ihren gewohnten Klassenstärken zusammen, Abstandsregeln würden „gelockert“, dafür sollen sie – wie in Sachsen – räumlich von anderen Klassen getrennt und immer vom gleichen Lehrer unterrichtet werden.” Wie soll das organisatorisch gehen? Soll jetzt die Klassenlehrerin in ihrer Klasse alle Fächer unterrichten, auch wenn sie z.B. gar keine Sport-, Englisch- oder Musiklehrerin ist? Die Grundschule ist kein Kindergarten mit älteren Kindern, sondern eine Schule, in der Unterricht in verschiedenen Fächern – auch von verschiedenen Fachlehrern (!) – erteilt wird! Es wäre schön, wenn man das endlich mal zur Kenntis nehmen würde.
Mal ganz davon abgesehen, dass die strikte Trennung nach Klassen am Vormittag total sinnlos ist, wenn nachmittags im Hort eh alle wieder neu zusammengewürfelt werden müssen.
Zudem sind gerade viele Grundschullehrerinnen Teilzeitkräfte. Wer nur einen 14-Stunden-Vertrag hat, kann schlecht die ( je nach Klassenstufe ) 20 bis 26 Stunden in seiner Klasse unterrichten. Oder will man gleich auch noch alle LK zu Vollzeit verpflichten? Das ist mal wieder nicht zu Ende gedacht.
Was bedeutet es, das Abstandsregeln gelockert werden?
Der Abstand zwischem politischem Wunschdenken und pandemischer Lage wird in Lichtjahren gemessen.
Nächstes Problem, Sie denken bei Schule an Unterricht, Ihr Dienstherr an Betreuung von Kindern. Die Antwort auf das derzeitige Problem ist doch ganz einfach, es wird das Bild eines Desinfektionsmittelspenders aufgehängt, der Abstand von 1,50 Meter wird im Maßstab 1:10 umgesetzt, alle Lehrkräfte, die sich kein Attest kaufen wollen, in den Dienst zurückgeholt, ebenso alle SuS. Und um den Anschein zu wahren, wird auf den Ganztag sowie das Mischen von Gruppen verzichtet. Also gibt es keinen Profilunterricht mehr, sondern alle das gleiche zu gleicher zeit im gleichen Raum. Das darf dann nur nicht mehr Frontalunterricht sondern an neuer Normalität angepasster Präsensunterricht genannt werden..
Diese Phase sollte nicht zu lange dauern, wril sich die Lehrerinnen sonst zu sehr an den deutlich geringeren Vorbereitungsaufwand gewöhnen könnten…
Der Vorbereitungsaufwand hält sich in Grenzen, Seife und Desinfektionsmittel auffüllen ist Aufgabe der Hausmeister. Und die Einlasskontrolle, die Kontrolle des Mindesabstandes, des Händewaschens und Desinfizierens geht auch ohne Vorbereitung. Lediglich die Kaffeemaschine muss auf den Dauereinsatz vorbereitet sein, bei so viel Freizeit.
PS ich vergaß das regelmäßige Auffüllen der Rotwein-Lagerbestände, die Ansteherei hinter den Kollegen und Kolleginnen mit zwei Metern Abstand beim Weinhändler frisst viel Zeit, da schafft man nix Anderes, nicht einmal die Unterrichtsvorbereitungen – außer die Kaffeemaschine …
Ich bin sprachlos, traurig, enttäuscht und könnte nur noch weinen. Mein Wunschberuf, seit 39 Jahren ununterbrochen mit Kraft und Liebe zu den Kindern ausgeführt, wird zum Risikoberuf. Erst nahm man uns (den ab Februar 60 gewordenen Lehrern) die versprochene Anrechnung und nun nimmt man uns die Sicherheit. Danke für diese “Wertschätzung”.
P.S. Ich habe bisher kein Attest beantragt, nur so für unsere Kritiker.
Also in unserer Grundschule sind in der Klasse meines Sohnes von 22 Kindern 16 Kinder in der Notbetreuung und erhalten derzeit schon Unterricht während die restlichen 6 das Nachsehen haben. Das ist unfair, gemein und eine zwei Klassengesellschaft, daher ist es richtig endlich die schule wieder aufzunehmen. Unserer Lehrerin hat es nicht mal geschafft sich nach ihren Kindern zu erkundigen! Es wird Zeit, dass auch die Lehrer mal ihren Beitrag leisten. Dann unterrichten sie eben Mal Musik und Englisch. Ganz ehrlich, das wird ja wohl für 4 Wochen kein Problem sein. Zumal es in der Grundschule ja nicht darauf ankommt, das bisschen Englisch bekommt ja wohl jeder noch hin. Dieses Gejammer bei der wenigen Arbeit bei Grundschullehrern, es reicht
Sie sollten es sich verkneifen, von Einzelfällen auf eine ganze Berufsgruppe zu schließen! So einfach ist die Welt leider nicht und man muss sich wohl die Mühe machen, zu denken. Grundschullehrer arbeiten 50 bis 55 Stunden die Woche. Eltern wie Sie tragen stark dazu bei, dass kaum noch jemand den Job machen will. Ich arbeite im Brennpunkt und habe über der Hälfte der Eltern ständig hinterher telefoniert. Kooperation mit der Lehrerin? Warum auch? Unterstelle ich deshalb allen Eltern Faulheit, Trägheit und Unfähigkeit als Eltern? Es lohnt sich übrigens auch, mal eine richtige Tageszeitung zu kaufen und nicht immer nur alles zu glauben, was im Internet oder der Bildzeitung steht.
Na, wenn das bisschen Mathe und Englisch kein Problem sind, verstehe ich gar nicht, wo das Problem zu Hause sein sollte.
Zu Ihrer Information: Notbetreuung ist kein Unterricht.
Und wenn Sie das nächste Mal Zeit finden, informieren Sie sich doch bitte über die Arbeitszeitstudie bei Lehrkräften, bevor Sie über Lehrkräfte jammern, deren Arbeit sie offenbar nicht anerkennen können oder wollen.
“Zumal es in der Grundschule ja nicht darauf ankommt, das bisschen Englisch bekommt ja wohl jeder noch hin”
Na, dann ist das doch zu Hause kein Problem , oder?
Was also soll jetzt der Streitpunkt sein, wenn das jeder kann?
“Na, dann ist das doch zu Hause kein Problem , oder?”
Englisch nicht, und überhaupt der Grundschulstoff ist doch kein Problem für Elterm. – Aber die 24-stündige Anwesenheit des eigenen Nachwuchses in den heimischen vier Wänden. Und dann noch dieses hinterhältige GG, dass doch die Erziehung der Kinder in erster Linie zur Aufgabe der Erziehungsberechtigten – auch wenn im Artikel “Eltern” steht – macht.
Also erziehen möchte ich mein Kind ja schon, und da soll mir auch keiner reinquatschen. Aber für 8 bis 9 Stunden kann die Gesellschaft das Kind doch betreuen, schließlich will man ja keine beruflichen und gesellschaftlichen Nachteile erfahren.
You cannot have your cake and eat it.
Findet wer den Widerspruch und klärt mich diesbezüglich einmal auf?
Die plötzliche Öffnung für alle Kinder halte ich für einen fatalen Fehler. Aber beobachtet man die Menschen und hört ihnen zu ,weiß man warum es so schnell dazukommt. Eltern, ich drück es mal ganz einfach aus,die Nase voll haben und genervt sind. Am besten ist es wenn der Lehrer täglich bis abends unterrichtet um den Lehrplan noch zu erfüllen. Wir sind noch in der Pandemie ,das wollen viele verges sen.
Sehe ich alles genauso. Mein 9jähriger Sohn geht seit gestern wieder täglich in die Schule. Ich bin sehr beunruhigt. Das Gericht in Magdeburg hatte nun gestern ja auch entschieden, dass Abstand halten in Grundschulen nicht sein muss. Ich verstehe das alles nicht mehr. Ich dachte immer, dass Gesundheitsschutz oberste Priorität haben sollte.