FRANKFURT A.M. In Zeiten von Schulschließungen und Fernunterricht möchten viele Lehrkräfte ihre Schülerinnen und Schüler auch aus der Distanz heraus bestmöglich fördern und betreuen. Gerade im Homeschooling spielt die Selbstregulation bei den Kindern eine große Rolle, also die Fähigkeit, den eigenen Lernprozess selbstständig zu planen, zu überwachen und zu reflektieren. Wissenschaftler*innen des Leibniz-Instituts für Bildungsforschung und Bildungsinformation in Frankfurt untersuchen nun, wie Lehrkräfte über Selbstregulation denken und wie sie die Selbstregulation ihrer Schüler*innen beim Lernen unterstützen. Für die Studie werden noch Lehrkräfte der Klassenstufen 1 bis 8 gesucht, die an der Befragung teilnehmen.
Umfragen anlässlich der Schulschließungen im Frühjahr 2020 haben gezeigt, dass viele Lehrkräfte sich wünschen, ihre Schülerinnen und Schüler dazu zu befähigen, ihren Lernprozess eigenständig zu steuern. Durch die Förderung der Selbstregulation beim Lernen der Kinder könnte dies gelingen. Darüber hinaus haben wissenschaftlichen Untersuchungen ergeben, dass Selbstregulation beim Lernen mit einer höheren Motivation und besseren schulischen Leistungen zusammenhängt. Auch wenn sich die Selbstregulation mit zunehmendem Alter weiterentwickelt, unterscheiden sich Schülerinnen und Schüler stark in ihrer Fähigkeit, ihr Lernen selbst regulieren zu können. Studienergebnisse zeigen aber auch, dass Selbstregulation beim Lernen explizit gefördert werden kann, und dass bereits junge Kinder und auch schwache Lernende davon profitieren, wenn ihre Selbstregulation beim Lernen gefördert wird.
Selbstregulation hilft im Fernunterricht und bei den Hausaufgaben
Gerade jetzt im Fernunterricht profitieren Kinder davon, wenn sie das Lernen selbst organisieren können – sie verfügen oft über den höheren Lernstand. Auf Abstand haben Lehrkräfte nur noch wenige Möglichkeiten, das Lernen ihrer einzelnen Schülerinnen und Schüler zu regulieren. Lehrkräfte können die Entwicklung der Selbstregulation ihrer Schülerinnen und Schüler allerdings gezielt unterstützen.
Wie sie das machen, wie Lehrkräfte über Selbstregulation beim Lernen denken und wie sich Lehrkräfte darin unterscheiden, dafür interessieren sich die Wissenschaftler*innen des SeLFI-Labs (SeLFI: Selbstregulation beim Lernen fördern und instruieren). Das Team besteht aus Psycholog*innen, Erziehungswissenschaftler*innen und Lehrkräften und ist am Leibniz-Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation (DIPF ) tätig. Das DIPF trägt mit empirischer Bildungsforschung, digitaler Infrastruktur und gezieltem Wissenstransfer dazu bei, Herausforderungen im Bildungswesen zu bewältigen.
Online-Befragung zu WieSeL: Die Forschung lernt von der Praxis
Eines der aktuellen Projekte des SeLFI-Labs ist das Projekt WieSeL (Wissen, einsetzen, fördern: Selbstregulationskompetenz von Lehrkräften). Hier startet derzeit eine Online-Befragung, an der Lehrkräfte und Referendar*innen aller Schultypen und Fächer teilnehmen können, die eine 1. bis 8. Klasse unterrichten. Die Teilnahme an der Befragung dauert im Schnitt 20 Minuten, und alle Teilnehmenden erhalten als Dankeschön einen Gutschein von buecher.de im Wert von 10 Euro. Die Daten werden ausschließlich zu wissenschaftlichen, nicht-kommerziellen Zwecken ausgewertet. Nähere Informationen zur Studie sowie den Link zur Teilnahme an der Online-Befragung bietet die SeLFI-Homepage.
Um herauszufinden, wie Selbstregulation im Unterricht gewinnbringend gefördert werden kann, bemüht sich das Team des SeLFI-Labs, einen genauen Einblick in das Denken und Handeln von Lehrkräften zu gewinnen. Anwendungsorientierte Bildungsforschung lebt von einem engen Austausch mit der Praxis. Mithilfe von Telefoninterviews möchten die Wissenschaftler*innen im Projekt WieSeL mit Lehrkräften darüber ins Gespräch kommen, welche Ideen diese bezüglich der Förderung von Selbstregulation beim Lernen haben. Ziel ist es, aus diesen Erkenntnissen abzuleiten, an welchen Stellen Lehrkräfte Fortbildungsbedarf zum Thema Selbstregulation haben, um in Folgestudien möglichst passgenaue Trainingsangebote zu entwickeln und diese wissenschaftlich zu evaluieren.
Für die Teilnahme an einem Telefoninterview, das zwischen 20 und 35 Minuten dauert, erhalten die teilnehmenden Lehrkräfte und Referendar*innen je einen buecher.de-Gutschein im Wert von 20 Euro. Die Teilnahme am Interview erfolgt ist im Anschluss an die zuvor beschriebene Online-Befragung.
Können Erklärvideos die Selbstregulation stärken? Befragung von Schüler*innen und Eltern geplant
Das Team im SeLFI-Lab entwickelt zudem Erklärvideos für Schülerinnen und Schüler, um Lehrkräften altersgerechte und wissenschaftlich fundierte Erklärhilfen an die Hand zu geben. Dazu startet im Projekt PuS-SeL in Kürze eine Befragung, an der Schülerinnen und Schüler und ihre Eltern teilnehmen können. Hier möchten die Wissenschaftler*innen herausfinden, wie Grundschulkinder beim Lernen vorgehen und welche Selbstregulationsstrategien die Lernenden bereits beherrschen. Die Eltern erhalten von den Wissenschaftler*innen im Anschluss ein individuelles Feedback über die Strategien, die ihr Kind bereits einsetzt, sowie Tipps, welche Strategien beim Lernen noch helfen können.
Über weitere Projekte zum Thema Selbstregulation beim Lernen am SeLFI-Lab informiert die SeLFI-Homepage. Wer kontaktiert werden möchte, wenn im Laufe des Jahres die geplanten Trainingsstudien zum Thema Selbstregulation starten, kann dort seine oder ihre Email-Adresse hinterlassen.
Wie soll man das alles noch zusätzlich schaffen? Wenn Belastungsgrenzen erreicht sind, dann geht auch nichts Zusätzliches mehr …
Es hängt stark von Selbstlernmaterial ab, ob dies allein bewältigt werden kann. Dazu kann man dann ja Mal uns Eltern befragen. In der Krise zeigt sich wer als Lehrer*in gut vorbereitet ist und sein Schüler*innen kennt. Seitenlänge Anweisungen und schlechtes didaktisches Material demotivieren zusätzlich zu mangelndem Interesse durch fehlende Videokonferenzen. Es gibt Schulen, die den Stundenplan 1 zu 1 digital umsetzen. Da wechseln sich Freiarbeitsphasen mit Videokonferenzen in denen die Ergebnisse besprochen werden ab.
Tatsache scheint jedenfalls zu sein, dass alle progressiven neuen Ansätze, also reformpädagogische Schulen, Gemeinschaftsschulen neuer Art (z.B. in Berlin), das selbständige individuelle Lernen als sozusagen unverzichtbar postulieren, und zwar schon von der Grundschule an. Man schaue mal auf die Homepages solcher Schulen, wie wunderbar das alles ist und mit welchen schönen Dingen das noch verbunden ist (Demokratie, Toleranz, Wertschätzung usw.).
Und kaum kommt es zu Schulschließungen und selbständigem Lernen zu Hause, da heißt es, allzu viele Kinder können das gar nicht. Gut, dass die Theoretiker des DIPF mal nachschauen wollen. Aber was ist eigentlich mit dem Wahrheitsgehalt der Homepages von Schulen?