Gegen den Lehrermangel: Master-Studierende bekommen festes Gehalt fürs Unterrichten

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WIESBADEN. Der Lehrermangel macht’s möglich: Das Land Hessen will künftige Berufsschullehrkräfte gewinnen und weitet dafür ein Pilotprojekt aus: Master-Studierende arbeiten einen Tag in der Woche in einem Berufskolleg und bekommen ein festes Gehalt dafür. Das Referendariat kann dann auch noch verkürzt werden.

Wäre das Modell vielleicht auch für andere Lehrämter geeignet? Illustration: Shutterstock

Gerade an Berufsschulen sei die Nachfrage nach gut ausgebildeten Lehrkräften unvermindert hoch, erklärte das Kultusministerium am Mittwoch in Wiesbaden. Vom kommenden Wintersemester an richte sich das Angebot der sogenannten Masterförderung nun auch an Studierende der Fachrichtungen Informatik und Chemietechnik in Darmstadt sowie der Fachrichtung Gesundheit in Kassel.

Bereits seit vergangenem Wintersemester können sich an den beiden Unis Master-Studierende der Metall- und Elektrotechnik, die sich vorstellen können, Lehrkraft zu werden, für die Förderung bewerben. Neben Praxisphasen sieht das Programm auch ein festes Nettogehalt von rund 1300 Euro vor. Die Teilnehmer besuchen – neben ihrer theoretischen Ausbildung in der Universität – einen Tag in der Woche eine berufliche Schule, im ersten Semester zur Hospitation, in späteren Semestern zum angeleiteten und eigenverantwortlichen Unterrichten. Der Unterricht wird nach Ministeriumsangaben von erfahrenen Ausbilderinnen und Ausbildern begleitet. Pro Standort und Jahr werden jeweils 20 Studierende gefördert.

„Schon jetzt bestehen für Lehramtsstudierende an unseren Schulen – etwa als Vertretungslehrkraft – attraktive Hinzuverdienstmöglichkeiten“

„Unser Angebot richtet sich an all jene, denen während des Studiums klar wird, dass sie gerne als ausgebildete Lehrerin oder Lehrer mit Schülerinnen und Schülern arbeiten wollen“, erklärte Kultusminister Alexander Lorz (CDU). Schon jetzt sei erkennbar, dass das Modell die Qualität der Ausbildung steigere. „Die hessische Masterförderung ist bundesweit einzigartig. Ich freue mich sehr, dass künftig noch mehr Studierende von unserem Angebot profitieren werden.“

Interessierte Bachelorabsolventen können sich von Anfang Oktober bis Ende November um die Aufnahme in das Masterförderprogramm bewerben. Die Förderung beginnt am 1. Februar 2023.

„Schon jetzt bestehen für Lehramtsstudierende an unseren Schulen – etwa als Vertretungslehrkraft – attraktive Hinzuverdienstmöglichkeiten“, ergänzte der Minister. Das grundlegend Neue an der Masterförderung sei, dass der finanzielle Aspekt institutionell im Studium verankert werde. „Unser neues Angebot ist gleich doppelt attraktiv, denn es gibt Studierenden neben der unmittelbaren Förderung im Studium nach erfolgreichem Abschluss die Möglichkeit, den anschließenden Vorbereitungsdienst zu verkürzen und somit noch schneller in den Lehrerberuf einzusteigen.“ News4teachers / mit Material der dpa

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Realist
1 Jahr zuvor

„Studierende der Fachrichtungen Informatik und Chemietechnik in Darmstadt sowie der Fachrichtung Gesundheit in Kassel“

„festes Nettogehalt von rund 1300 Euro vor. Die Teilnehmer besuchen – neben ihrer theoretischen Ausbildung in der Universität – einen Tag in der Woche eine berufliche Schule“

„anschließenden Vorbereitungsdienst zu verkürzen“

Ich sage es immer wieder: Wer heutzutage noch auf Lehramt studiert, hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. Als Nicht-Lehramts-Master-Student bekommt man sogar 1300 Euro zusätzlich pro Monat und kann das Referendariat verkürzen. Wer bitte schön ist dann noch so blöd, regulär auf Lehramt zu studieren? Bedeutet offensichtlich dann: Weniger offentstehende berufliche Möglichkeiten, weniger Geld und dafür das volle Referendariat? Wer ist so bescheuert und macht das dann noch?

Im letzten Studien-Jahr haben immerhin 14 Prozent der potentiellen Lehramtsstudierenden schon erkannt: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“

uesdW
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Also alle, Betonung auf alle aus dem Lehramtsstudium aussteigen, und Elektrotechnik, Informatik und Chemie auf Master studieren, und dann die Vorzüge wie oben beschrieben einkassieren. Vorsicht, das ist nur für berufliche Schulen möglich.

Warum ist das denn so!
Weil in diesen Bereichen keiner mehr auf Lehramt studiert. (das MINT-Thema kommt ja nicht von heute auf morgen)

Warum ist die Technik-Begeisterung im Ingenieursland Deutschland die letzten Jahre denn so den Bach runtergegangen.

Was wäre denn die Alternative?
Ja, wir verzichten auf den Untericht und bilden halt keine Informatiker, Elektroniker mehr aus.

Derdiedas
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

In NRW erhält man als Seiteneinsteiger 24 Monate lang in der Ausbildung ein reguläres Lehrergehalt nach Tarif. Als Referendar sind es 18 Monate mit unter 1500 Euro netto, wovon dann noch die Krankversicherung bezahlt werden muss. Das sind rund 1000-1200 Euro Unterschied pro Monat. Die holt man in den 6 Monaten nach dem Referendariat auch nicht ein, wenn man direkt verbeamtet wird. Da liegen auf 2 Jahre bis zu 20.000 Euro netto zwischen beiden Modellen.

Nicht zu vergessen in NRW gibt es ein Pflichtpraktikum von 6 Monaten im Master. Ähnlich zu dem im Artikel beschriebenen Modell, jedoch 4 Tage pro Woche. Dieses ist jedoch unentgeltlich. In jeder anderen Branche muss ein Praktikum über 3 Monate vergütet werden. Das Land bastelt sich dieses jedoch so, dass es laut Gesetz Teil der universitären Ausbildung ist und die Arbeit dort eben nicht bezahlt werden muss. Rechnet man das Gehalt dann noch drauf, landen wir nun bei bis zu 28.000 Euro netto, die ein Lehramtsstudent in NRW gegenüber Seiteneinsteiger in Hessen verliert.

Da kann man jedem Nachwuchslehrer nur empfehlen nach Hessen zu gehen und dort ein reguläres Studium zu beginnen, wenn man plant Lehrer zu werden.

Helena Lindhoff
1 Jahr zuvor
Antwortet  Derdiedas

Das Praxissemester sorgt zu dem dafür das so einige Studenten das Handtuch werfen obwohl sie gut sind in dem was sie tun. Aber bei der 3 Fach Belastungen mit 4 Tagen Schule, 1 Tag Seminar und 1-2 Tagen arbeiten um Geld zu verdienen auch kein Wunder. Dazu kommt da es Teil der universitären Ausbildung ist, sind auch offiziell die Unis mit der Organisation betraut. Resultat sie bauen sich ihre Termine wie sie Lust und Laune haben ( ach so Mittwoch sollte Seminartag sein, ja passt nicht machen wir dann Dienstag von 18-20 Uhr). Auch wie die Betreuung an den Schulen ist interessiert da keinen die Bohne. Und da wundert man sich das die Studenten nicht mal das Ref antreten, weil ihnen schon mal richtig gezeigt wurde wie der Hase läuft.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Derdiedas

„Als Referendar sind es 18 Monate mit unter 1500 Euro netto, wovon dann noch die Krankversicherung bezahlt werden muss.“

Ein Nettolohn ergibt die Summe, die übrig bleibt, wenn alle Abgaben wie Lohnsteuer und die Beiträge zur Kranken-, Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung (Sozialversicherungsbeiträge) abgezogen wurden.
Ausnahme wäre eine private Krankenversicherung, wo diese der AN nebst Pflegeversicherungsanteilen selbst bezahlt und dazu die jeweiligen AG-Anteile zusätzlich zum Nettolohn mit der Auszahlung erhält.

https://www.lohn-info.de/abrechnungsschema_privatversichert.html

Last edited 1 Jahr zuvor by gehtsnoch
Alla
1 Jahr zuvor
Antwortet  gehtsnoch

LiV (Ref) sind Beamte auf Zeit, d.h. sie bekommen 50% Beihilfe im Krankheitsfall. Fast alle schließen zusätzlich eine private KV ab, die sie von dem ausgezahlten (Netto)Gehalt bezahlen. Diese sollte den Rest der Kosten (50%) abdecken.
Ob es allerdings verpflichtend ist, eine private KV zu haben, weiß ich nicht! Möglicherweise kann man darauf verzichten und die verbleibenden 50% der Kosten aus eigener Tasche bezahlen. Ich kenne allerdings niemanden, der dieses Risiko eingegangen ist!

Konrad
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Vielleicht liegt hier die Zukunft der Ausbildung: frühzeitige Praxis, ggf ergänzt durch Didaktikveranstaltungen, Referendariat in verschiedenen Durchdringungsgraden über das Studium verteilt, begleitende Evaluation, Lehrberechtigung nach bestimmter absolvierter Stundenzahl und guter Bewertung.
Ihr könnt aber auch einfach alle weiter jammern, dass ihr so viel Arbeit habt und so unterbesetzt. A13/14/15 macht die Arbeit nicht weniger und keiner macht durch mehr Geld auch nur ein klein bisschen besser.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konrad

Die Zukunft der Ausbildung für Lehramt?
Studiert etwas anderes und Quer-/Seiteneinstieg.
Oben sind viele Gründe dafür bereits genannt.
Da ist doch schon eine „Zukunft der Ausbildung“? Ob das so funktioniert, wird sich erst noch zeigen.
Verstehen Sie mich nicht falsch … Ihren Ansatz finde ich gut – die Lehrerausbildung (das Studium und Ref) gehört definitiv verbessert und überarbeitet. Aber vielleicht könnte man das gezielter machen als durch Seiten- und Quereinstieg.
So „rentiert“ es sich halt nicht auf Lehramt zu studieren.

Ihre Aussage, dass die Arbeit keiner für mehr Geld auch nur ein klein bisschen besser macht ist recht subjektiv und abhängig vom Individuum.
Relativ sicher und logisch ist aber, dass durch wenig(er) Gehalt (wahrscheinlich) nicht mehr anfangen und andersrum.
Vielleicht nimmt man auch das Geld (und die doppelte Ausbildung?) mit und sieht dann, dass die Praxis einem nicht sonderlich liegt. Alternative(n) hat man mit dem Masterstudium ja normalerweise zu genüge (gerade in den Bereichen).
Ist doch als Nebenjob recht lukrativ der Lohn während des Studiums.

Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

Dumm, di-dumm, di-dumm, schwimm ich halt so rum … oha!
N’Fuffi vor meiner Nase, lecker! Da möcht man grad zuschnappen, hmm.
Doch halt! Was ist das? Der Schein der ist gepierct mit was.
Ja was soll denn das?
Ein Haken ist darinnen, glänzend und glatt. Mit Widerhaken fachgerecht verknotet an ’ne Schnur. Das Ding schluckt man einmal nur!
Kaum sichtbar transparent das Schnürchen dann nach oben rennt, geht hoch, so hoch, man sieht’s kaum noch.

Georg
1 Jahr zuvor

Wer anständig Informatik studiert und das auch kann, wird unter 1300€ Netto pro Woche nicht einmal müde aufstehen.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

1.300 € Netto/Monat für 8 Std/Woche (1 Tag).
Das sind ca. 37,5 € Netto/Std.
Das lässt sich doch definitiv während des Studiums sehen (v. A. als Nebenjob)?
Entweder ich habe etwas falsch verstanden oder Sie …
Zudem geht es hier auch um Hospitationen … Das sollte erstmal machbar sein. (Falls die mit bezahlt werden?)
[Während meiner Ausbildung als Bürokaufmann hatte ich 500/560/650 Euro Brutto für 40 Std./Woche]
[Als Nebenjobs während dem Studium war ich bei 12 und 15 Euro Netto – einmal davon mit Sonntagszuschlag]

Doch … Ich würde mir das als (angehender) Informatikstudent schon mal anschauen.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

„1.300 € Netto/Monat für 8 Std/Woche (1 Tag). Das sind ca. 37,5 € Netto/Std.“
Im Ergebnis zu leistende Ø 34,67 Std./mtl. … aber sind es nicht 45-Minuten Schulstunden statt angenommener 60 Minuten Arbeit je Stunde und dann wäre der Stundensatz glatt 50,- €.

Last edited 1 Jahr zuvor by gehtsnoch
MAINT
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Wenn Sie Informatik studieren dann wollen sie sich in bestimmen Unternehmen sehen lassen und nicht in der Berufsschule das Wissen ohne Erfahrung weitergeben.
Ich schreibe hier aus Erfahrung, denn ich habe vielen Informatikern diese Möglichkeit mitgeteilt und wurde nur belächelt.

Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  MAINT

Ich weiß, kenne selbst einige Informatiker aus meinem Bekannten- und Freundeskreis. Die wollen alle nicht für die (momentanen) Rahmenbedingungen an die Schule (Schulform egal).
Im Studium hatten sie spezifischere Unternehmen zwecks Bachelor-/Masterarbeit als Nebenjob ausgewählt.
Rein vom Lohn her wäre das mMn trotzdem nicht schlecht.

Georg
1 Jahr zuvor
Antwortet  Bla

Vorbereitung, Nachbereitung, Konferenzen, Elternsprechtag usw. kommen noch dazu. Dadurch wird der Verdienst mindestens halbiert.

gehtsnoch
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

1x wöchentliche Anwesenheit und es sind Master-Studierende, daer nur ein Bruchteil der Hälfte.

Last edited 1 Jahr zuvor by gehtsnoch
Bla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Georg

Kommt drauf an wie lange man hospitiert und der angeleitete und eigenverantwortliche Unterricht aussieht.
Zum Hospitieren wird kaum viel Vor- und Nachbereitung kommen. Elternsprechtag wird wahrscheinlich an der Berufsschule für Elektronik und Informatik auch eher geringer ausfallen? Die Altersstruktur ist dort ja etwas anders, als an bspw. der Grundschule.
Die Konferenzen und die eigenen Unterrichtsstunden (+ dort die Vorbereitung) sind daher eher das interessante, ab wann und wie viele. Dazu die Absprachen mit den „Mentoren“ – hier wohl die „AusbilderInnen“.

Honigkuchenpferd
1 Jahr zuvor

Wenn es sein muss, dann ist es eben so.

Vergessen sollte man nur nicht, wie neulich jemand schrieb, auch die gesamte Ausbildung ist kostenlos und wird vom Staat finanziert, also vom Steuerzahler, von uns…