Jugendliche haben über ihr aktuelles Lieblingswort abgestimmt – und das kam heraus…

1

STUTTGART. «Smash» ist das Jugendwort des Jahres. Der bereits seit längerem bekannte Begriff stammt wie so viele andere Wörter der Jugendsprache aus dem Englischen. Er wird vor allem als Verb («smashen») benutzt und bedeutet so viel wie «mit jemandem etwas anfangen», «jemanden abschleppen» oder auch «mit jemandem Sex haben». Das Objekt der Begierde kann auch ein «Smash» sein, mit dem man ein kleines «Smash» (Stelldichein) hat. Auf Englisch wird das Wort hingegen im Sinne von «zerschlagen», «zerschmettern» oder auch «zerbrechen» genutzt.

Jugendliche haben abgestimmt – und dieses “Jugendwort des Jahres” gekürt. Illustration: Shutterstock

«Smash» setzte sich bei einem Voting des Langenscheidt-Verlags mit 43 Prozent der Stimmen klar durch, wie das Unternehmen am Dienstag in Stuttgart mitteilte. Jugendliche hatten zuvor in mehreren Runden über ihr Lieblingswort abgestimmt. Auf dem zweiten Platz folgt «bodenlos» (mies, unglaublich schlecht) mit 33 Prozent, an dritter Stelle liegt «Macher», also die Bezeichnung für jemanden, der Dinge ohne Zögern umsetzt (24 Prozent), der etwas anpackt.

Entwickelt hat sich der diesjährige Gewinner aus dem Datingspiel «Smash oder Pass». Dabei werden potenzielle Partner entweder als «Smash» angenommen oder als «Pass» abgelehnt. Als Nutzer der Dating-App Tinder würde man also bei einem Smash nach rechts wischen, bei «pass» nach links.

Sind das Wörter, die Jugendliche wirklich benutzen? «Das ist schwer zu sagen, weil man die Gruppe der Jugendlichen nicht in Gänze überblicken kann», so erklärte der Sprachwissenschaftler Nils Uwe Bahlo vom Germanistischen Institut der Universität Münster gegenüber dem RedaktionsNetzwerk Deutschland mit Blick auf die Liste der ursprünglich nominierten Wörter. «Es gibt keine homogene Jugendgruppe, sondern es gibt immer Peergroup-spezifische Sprechweisen und auch ein spezifisches Vokabular. Es gibt sicherlich ein Repertoire an gemeinsamen Wörtern. „Wyld“ wird wahrscheinlich jeder Jugendliche schon einmal gehört haben. Das ist schon sehr authentisch. Viele Wörter, die dort aufgelistet sind, haben viele Jugendliche auch gar nicht erreicht.»

«Man fragt beim Jugendwort einfach Sprachwissen ab, das ist zumindest aus linguistischer Sicht sehr unwissenschaftlich»

Seit 2008 veröffentlicht Langenscheidt das Jugendwort des Jahres – damals siegte «Gammelfleischparty» (Ü-30-Party). Allerdings wurde die Auswahl in der Vergangenheit auch oft als Werbeaktion des Verlages kritisiert. Bei der Wahl können nach Angaben von Sandra Spier, Pressesprecherin des Verlags, theoretisch alle Altersgruppen abstimmen, gewertet werden seit 2020 aber nur die Stimmen der Jugendlichen. Seitdem erzeugt die Auswahl des Jugendwortes auch deutlich weniger Stirnrunzeln als dies bei früheren Gewinnerwörtern wie «Niveaulimbo», «Smombie» und «tinderjährig» der Fall war.

Insgesamt lag die Zahl der abgegebenen Stimmen nach Angaben Spiers in diesem Jahr «im hohen sechsstelligen Bereich». Die relevante Quote der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alter zwischen 10 und 20 Jahren lag laut Verlag bei 77 Prozent. Im vergangenen Jahr stimmten rund 1,2 Millionen Menschen ab. Der damalige Sieger war «cringe» – das Fremdschämen. Diskriminierende und beleidigende Begriffe jedweder Art werden vom Verlag gelöscht.

Sprachwissenschaftler Bahlo meint zu der Kür: «Aus wissenschaftlicher Sicht sagt sie nicht viel aus, weil es die Großgruppe Jugendlicher nicht gibt. Man fragt beim Jugendwort einfach Sprachwissen ab, das ist zumindest aus linguistischer Sicht sehr unwissenschaftlich. Aus einer anderen Perspektive hat diese Wortwahl aber etwas ganz Faszinierendes: Leute machen sich Gedanken über Sprache, und wenn dieses Wort gewählt wurde, wird in Unterrichtsstunden diskutiert, ob dieses Jugendwort realistisch ist. Das ist das, was wir schaffen wollen, dass wir Reflexionen anstellen über Sprache. Das ist ganz wunderbar. Letztendlich zeigt diese Wortwahl, dass sich die Gesellschaft dafür interessiert.» News4teachers / mit Material der dpa

AfD-Chef will die deutsche Kultur retten, kennt aber kein einziges Gedicht

 

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

1 Kommentar
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Quacksalber
2 Jahre zuvor

Natürlich Englisch, aber immerhin sogar ein deutsches Wort auf Platz 2. Ich staune.