Leistungsprämie für engagierte Lehrer? GEW: „Sorgt für Frust und Missgunst“

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MÜNCHEN. Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger (FDP) hatte in dieser Woche eine leistungsorientierte Bezahlung von Lehrkräften vorgeschlagen, um so den Lehrkräftemangel zu „bekämpfen“ – die GEW Bayern hält davon nichts: „Leistungen von Lehrkräften sind im pädagogischen Kontext nicht messbar. Eine vermeintlich leistungsorientierte Bezahlung erhöht die Attraktivität des Berufsbildes nicht, sondern sorgt für Unfrieden in den Lehrerkollegien“, so heißt es in einer aktuellen Stellungnahme der Gewerkschaft.

Brauchen Lehrkräfte einen besonderen Anreiz? Foto: Shutterstock

Florian Kohl, stellvertretender Vorsitzender der GEW Bayern, wundert sich über den Vorschlag der FDP-Politikerin nicht. „Es ist gehört zur neoliberalen Haltung der FDP zu glauben, Lehrkräfte würden sich mehr anstrengen, wenn man sie gegeneinander um eine Prämie in den Wettbewerb bringt.“ Mit Blick auf den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, der den Vorschlag unterstützt hatte, meint Kohl: „Herr Meidinger meint zu wissen, wie man gute Lehrkräfte erkennen könne und schlägt vor, sich an den Noten oder dem Abi-Schnitt zu orientieren. Ein guter Lehrer ist, dessen Schüler*innen gute Noten haben? Das ist viel zu kurz gedacht und wird den Kindern nicht gerecht.“

Die Arbeitsfelder der Lehrkräfte in den verschiedenen Schularten und pädagogischen Kontexten seien vielfältig; es grenze an Realitätsverweigerung, die Noten als Kriterium ins Spiel zu bringen. Kohl: „Zumal die Noten von Bildungswissenschaftler*innen immer wieder vollkommen zurecht kritisiert werden. Nein, wir Lehrkräfte brauchen keine Leistungsprämien, wir brauchen gute Arbeitsbedingungen!“

In Bayern gibt es die Leistungsprämie an den Schulen bereits. Schulleitungen sind dafür verantwortlich, besondere Leistungen der Lehrkräfte zu honorieren. Dass das objektiv zugeht, bezweifelt Kohl allerdings: „Es ist eben nicht möglich, das Leistungsspektrum einer Lehrkraft zu messen, wenn man sie nicht auf die Notengebung reduzieren will. Innerhalb der Kollegien sorgt das für Frust und Missgunst, weil oft nicht nachvollziehbar ist, warum und wie die Leistungsprämien vergeben werden. Wir sind der Ansicht, dass die Prämien deshalb kontraproduktiv sind, genau wie die dienstliche Regelbeurteilung, die ebenfalls keinen objektiven Kriterien standhalten würde. Und am Lehrkräftemangel ändert eine Leistungsprämie nichts, wie man an der desolaten Situation Bayerns sieht.“

„Natürlich ist es wichtig, finanzielle Anreize zu schaffen. Aber was uns kaputt macht, sind die unsäglichen Arbeitsbedingungen“

Auch Martina Borgendale, Vorsitzende der GEW Bayern, wundert sich über die Aussagen. „Natürlich ist es wichtig, finanzielle Anreize zu schaffen. Aber was uns kaputt macht, sind die unsäglichen Arbeitsbedingungen: Zu große Klassen, zu wenig Zeit, zu viel Bürokratie, immer größere pädagogische Anforderungen, marode Schulen. Kollegien sind darauf angewiesen, die Probleme möglichst in funktionierenden Teams anzugehen. Da braucht es keinen Wettbewerb untereinander um Leistungsprämien. Der Vorschlag, bessere Aufstiegsmöglichkeiten anzubieten, ist prinzipiell gut. Wir schlagen eine Regelbeförderung für alle Lehrämter vor und die Abschaffung der dienstlichen Regelbeurteilung in ihrer jetzigen Form. Anlassbeurteilungen für Funktionsämter reichen vollkommen.“

Borgendale ist sich sicher: „Die beste Bildungsarbeit passiert da, wo Kollegien als Teams arbeiten, wo Schulleitung moderierend und motivierend statt autoritär agiert, wo es eben keinen Leistungsdruck und kein Konkurrenzempfinden innerhalb des Kollegiums gibt, sondern man die Probleme gemeinsam angeht. Es ist menschenfeindlich, Menschen unter schlechten Arbeitsbedingungen zu immer höheren vermeintlich messbaren Leistungen drängen zu wollen und damit regelmäßig in die Überlastung und Krankheit zu treiben.“ News4teachers

Stark-Watzinger denkt über Leistungsprämien für Lehrer nach – gegen den Lehrermangel

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Dil Uhlenspiegel
1 Jahr zuvor

„Es ist menschenfeindlich, Menschen unter schlechten Arbeitsbedingungen zu immer höheren vermeintlich messbaren Leistungen drängen zu wollen und damit regelmäßig in die Überlastung und Krankheit zu treiben.“

Vierblättriges Kleeblatt
1 Jahr zuvor

Da es bei den Kriterien, sie wurden in einem anderen Artikel genannt, nicht um „guten Unterricht“ oder „den guten Lehrer“ geht, sondern um außerunterrichtliche Einsatzbereitschaft, finde ich solche Leistungsprämien gut und richtig!

Neid und Missgunst können auch infolge Gehaltsunterschieden entstehen, die wir alle kennen und bereits leben: verbeamtet vs. angestellt. (usw.) Das hat auch niemanden davon abgehalten, das so einzuführen und so zu lassen.

Ich_bin_neu_hier
1 Jahr zuvor

@Vierblättriges Kleeblatt: Sie sehen also keine Situation voraus, in der z.B. eine Lehrkraft eine AG leitet, die für die Außendarstellung der Schule wichtig ist, z.B. eine Blasorchester-AG, die dann jedes Jahr beim Stadtfest mit Schlagern auftritt. Die Lehrkraft bekommt dafür die Leistungsprämie, hat aber vielleicht ein zweites Fach, mit dem sie an ihrer Schule gar nicht in Oberstufen-Prüfungskursen vertreten ist (weil es dort gar nicht wählbar ist). Mit Musik ist dieselbe Lehrkraft u.U. auch viel, viel seltener in der Oberstufe eingesetzt als der Kollege/die Kollegin mit Deutsch und Englisch, die keine Prämie bekommt, aber massenhaft Oberstufeneinsätze und regelmäßig einen Prüfungskurs hat. Und nun? Gerecht – ja oder nein?

Um Missverständnisse zu vermeiden: Es geht mir hier darum, ein fiktives, aber grundsätzlich nicht unrealistisches Beispiel zu konstruieren, um die Problematik einer isolierten Betrachtung ausschließlich der außerunterrichtlichen Einsatzbereitschaft aufzuzeigen.
Es geht mir nicht (!) um die Ab- oder Aufwertung einzelner Fächer und schon gar nicht darum, die Einsatzbereitschaft von Lehrkräften herabzuwürdigen, die außerunterrichtliche Aufgaben übernehmen. Nur: Das ist eben nur ein Aspekt des Engagements von Lehrkräften – die Frage, ob es der entscheidende sein sollte, darf durchaus gestellt werden.

Andre Hog
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Bei uns in der Anstalt werden solche Dinge derartig intransparent verhandelt, dass niemand erfahren würde, wer einen solchen Bonus bekommt.

Und da wir hier in Deutschland sind und Deutsche – z.B. anders als US-Amerikaner – selten bis gar nicht über ihr Einkommen sprechen („Verdienstscham!“) würden wir in den meisten Fällen demnach gar nicht wissen, wer hier Extrakohle bekommt.

Dass ein dergestaltetes „Belohnungssystem“ bereits im Ansatz eklatante Ungerechtigkeiten birgt dürfte allen klar sein, die sich ein wenig in Schule auskennen.

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Andre Hog

So ist es.

Berliner Pflanze
1 Jahr zuvor

Ich stimme Ihnen zu. Wer nicht nur „Dienst nach Vorschrift“ macht, sollte belohnt werden. Aber den guten Unterricht und den guten Lehrer kann das nicht betreffen, denn da gibt es keine allgemeingültigen Kriterien.

Realist
1 Jahr zuvor

Die „Leistungsprämie“ ist doch nur eine Nebelkerze, um zu verschleiern, dass sich im öffentlichen Dienst der Länder mittlerweile ein realer Einkommensverlust von mindestens(!) 10 Prozent angesammelt hat (Inflation in 2021 knapp 5 Prozent, Inflation in 2022 ca. 10 Prozent, abzüglich Einmalzahlung und Mini-Lohnerhähung von ca. 2,5 Prozent (netto natürlich weniger) in 2022). Das Tarifergebnis Ende nächstes Jahres wird ähnlich mies sein, da die Belastungen der Länder (Folgekosten von Corona, Energiekrise, Flüchtlinge, 49€-Ticket) immens sein werden, man wird wieder an die „Solidarität“ der bei den Ländern Beschäftigten appelieren und auf den „sicheren Job“ (für viele demnächst in relativer Armut) hinweisen. Und die Inflation wird 2023 ja nicht plötzlich aufhören…

Ende 2023 wird sich der reale Einkommensverlust im öffentlichen Dienst auf mind. 15 Prozent im Vergleich zu Beginn 2021 erhöht haben.

Und da kommen die mit einer „Leistungsprämie“ von 10% für einen Bruchteil der Lehrkräfte… witzig… nein, Verar….

Fun Fact: IG Metall hat zumindest für dieses Jahr 8% ausgehandelt und eine „Leistungsprämie“ hatten die schon immer

Integelligenter Studienanfänger: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“

Berliner Pflanze
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Also wer in einem Bundesland lebt, wo jetzt alle A oder E 13 bekommen, der hatte als Grundschullehrer einige hundert Euro mehr in der Tasche.

Und wer nun verbeamtet wird, wo bisher nicht verbeamtet wurde, der hat auch einen deutlichen Nettozugewinn.

Stimmt also nicht überall, was Sie da schreiben!

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Das Tarifergebnis Ende nächstes Jahres wird ähnlich mies sein, da die Belastungen der Länder (Folgekosten von Corona, Energiekrise, Flüchtlinge, 49€-Ticket) immens sein werden, man wird wieder an die „Solidarität“ der bei den Ländern Beschäftigten appelieren und auf den „sicheren Job“ (für viele demnächst in relativer Armut) hinweisen. Und die Inflation wird 2023 ja nicht plötzlich aufhören…“

Ist es wirklich noch so erstrebenswert im ÖD, nicht nur als Lehrer, anzufangen?
Natürlich wird es Ausbildungsfächer geben, die keine alternative Berufswahl zulassen, aber muss der Ingenieur im Bauamt anfangen oder kann der Informatiklehrer nicht in die Wirtschaft wechseln?
Wollen die jungen Menschen eine fordernde, langwierige Ausbildung auf sich nehmen, um sich dann, wie Polizisten und Lehrer, beleidigen, bespucken und beschimpfen zu lassen?
Ist das Gehalt wirklich so gut als Beamter, wenn man es mal auf den Stundenlohn herunterbricht? Und ist das Gehalt als Angestellter nicht so gar noch mehr jenseits von Gut und Böse?

Und „sicherer Job“? Natürlich könnte man sagen, dass der Staat ja dumm wäre billige Arbeitssklaven ziehen zu lassen (die Polizeigewerkschaft hat gerade stolz verbreitet verhindert zu haben, dass die angesammelten Überstunden der Polizisten ersatzlos verfallen – gab es da nicht auch so eine Geschichte bei den Lehrern?), aber inzwischen fühlt man sich ja eh unter Generalverdacht gestellt und das Damoklesschwert der Nancy Faeser schwebt über einen (wer sagt denn, dass es in seiner Willkürlichkeit nicht auch für Kosteneinsparungen genutzt werden wird?) und ich kenne kein Unternehmen, das mal eben so über Nacht Leute auf die Straße setzen darf.

Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Arbeitsaufnahme, gerade wenn man etwas kann, im ÖD eher nicht ganz so vorteilhaft ist bzw. die Schere zwischen Vorteilen/Nachteilen immer größer wird.

Trinkflasche
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

IG-Metall 8% für dieses Jahr

Das ist falsch. „5,2 Prozent ab Juni 2023, weitere 3,3 Prozent ab Mai 2024. Dazu kommen 1500 Euro Inflationsausgleichsprämie bis Februar 2023 und weitere 1500 Euro bis Februar 2024.“ Siehe Webseiten der IG-Metall.

Ferner sorgt die Einführung des Bürgergeldes ganz automatisch, aufgrund des 15% Mindestabstands von Beamten (und Anderen im öD-Beschäftigten) zu Empfängern dieser Leistung und den Folgen des Abstandsgebotes für eine Erhöhung aller Entgeldgruppen, darüber sind sich die Landesminister heute schon im klaren. Auch über Nachzahlungen bei Nullrunden, es reicht ein Kläger pro Bundesland.

Der Stresstest ist und bleibt die Verhandlungsrunde für den Bund im Februar. Was dort entschieden wird, wird meistens mit wenigen Abzügen auch auf Länderebene entschieden. Und da demnächst rund 350.000 beschäftigte im ÖD fehlen wird es wohl auf einen Mix der Erhöhungen wie bei der IG Metall hinauslaufen.

Ich rechne ehrlich gesagt diesmal mit 6% (verteilt auf 1,5 oder 2 Jahre) und den Prämien, dem ÖD fehlen nicht nur Lehrer sondern auch IT- und andere Fachkräfte. Werden die Löhne nicht steigen, dann pfeifen auch die Fachkräfte, die jetzt noch da sind und nicht verbeamtet sind auf den Job und gehen. Auch das wissen die Länderchefs. Und auf Länderebebe sind häufig nur Finanzverwaltung, Bildung und Polizei im größeren Teil verbeamtet. Feuerwehr nur zum Teil, Verwaltung meist nur die Leitungsebenen. Bei den Juristen ist es übrigens, was die Personalsituation angeht ähnlich. Und für die wird auch verhandelt.

Ja, die Länder werden wieder behaupten, es sei kein Geld da. Behaupten sie ja immer. Zieht nur nicht, müssen sie eben entweder mal vernünftig das Erbschaftssteuerrecht anwenden oder mehr Betriebsprüfer bei der Finanzverwaltung beschäftigen. Wer Betriebe nur alle 20 Jahre kontrolliert muss sich über fehlende Steuereinnahmen nicht wundern.

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  Trinkflasche

Ferner sorgt die Einführung des Bürgergeldes ganz automatisch, aufgrund des 15% Mindestabstands von Beamten (und Anderen im öD-Beschäftigten) zu Empfängern dieser Leistung und den Folgen des Abstandsgebotes für eine Erhöhung aller Entgeldgruppen, darüber sind sich die Landesminister heute schon im klaren.

Alle aus A6 werden nach A7 verschoben und A6-Stellen nicht neu besetzt und der Rest ändert sich nicht. Voila, 15% bleibt trotzdem gewahrt.

Kynnefjäll
1 Jahr zuvor
Antwortet  Realist

Ihr Lehrer verdient immer noch mehr als der Durchschnitt und wenn ihr verbeamtet seid, könnt ihr euch erst recht nicht beschweren. Was sollen denn alke anderen machen, die weniger verdienen und es keine Tarifparteien gibt – 1500 bis 2000 € netto verdienen sehr viele und nicht 4.000 € netto, die ein Lehrer oft bekommt, mindestens dann, wenn man verbeamtet ist. Eigentlich müssten verbeamtete Lehrer weniger verdienen als angestellte Lehrer, da diese ja noch Sozialabgaben abgezogeb bekommen. Was mich am Beamtenstatus stört, ist, dass man schlechte Lehrer nicht mehr kündigen kann.

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

Ihr Lehrer verdient immer noch mehr als der Durchschnitt und wenn ihr verbeamtet seid, könnt ihr euch erst recht nicht beschweren. Was sollen denn alke anderen machen, die weniger verdienen und es keine Tarifparteien gibt – 1500 bis 2000 € netto verdienen sehr viele und nicht 4.000 € netto, die ein Lehrer oft bekommt, mindestens dann, wenn man verbeamtet ist.“

Und wer mit einer mind. 7jährigen akademischen Ausbildung bekommt 1500 bis 2000 € netto? Zeigen Sie mir doch den Arzt oder Ingenieur, der damit nach Hause kommt!

Eigentlich ist ganzer Kommentar so dumm, dass sich eine Antwort darauf nicht lohnt.

Jan
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

Diese Gehälter, die Sie zitieren, betreffen in aller Regel keine Akademiker. Lehrer absolvieren in der Regel zwei Examina und sind meist hochqualifiziert. Sie verdienen nicht mal alle angemessen. Ich persönlich würde würde die Besoldung sogar anheben.

Wo Sie recht haben: die Krampen kriegt man nicht los!

xyz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jan

Die werden Sie auch in der freien Wirtschaft nach einigen Jahren Betriebszugehörigkeit nur mit hohen Abfindungen los. Schlechte Leistung ist kein Kündigungsgrund.

447
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

Ok.

Wieviel verdienen
– Ärzte
– Anwälte
– Ingineure
– Heizungsbau-Meister
– Elektriker-Meister
– Informatiker
so im Monat REAL?

Danke, next.

Realist
1 Jahr zuvor
Antwortet  447

Sie wollen doch wohl nicht ernsthafte Berufe mit dem Halbtagsjob der Studien- und Abiturversager vergleichen?

SCNR

PaPo
1 Jahr zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

„[…] Was sollen denn alke anderen machen, die weniger verdienen […]“
Bei wikipedia.de unter „Whataboutism“ nachgucken?! *schulternzuck*

Hirschlgruber
1 Jahr zuvor

Andersrum gedacht: Meidinger und Stark-Watzinger müssten klar darlegen, was sie unter „Leistung“ verstehen.

Für eine leistungsorientierte Bezahlung müsste zuerst eine genaue Arbeitsplatzbeschreibung erstellt werden. Hierzu wären dann auch die jeweilige Dauer zur Bearbeitung der Tätigkeiten festzulegen. Dabei kämen viele Punkte zur Ansprache, die bisher im Schulsystem nicht genau definiert sind, wie beispielsweise die Frage, ob jedes Jahr neue Klassenarbeiten erstellt werden müssen. Während ich das aus Selbstverständlichkeit tue, um kopierlustige Eltern abzustrafen (selbstverständlich unter Rückgriff und Veränderung älterer Arbeiten), nutzen die Lehrer am Gymnasium meiner Kinder die Arbeiten unverändert teils über Jahre. Dann wäre allerdings die nächste Frage, welchen Umfang die Arbeiten haben sollen? Wie viele Ankreuzaufgaben, welchen Schreibanteil, gelten als Antwort nur ganze Sätze, etc. müsste man einbringen, um „Leistung“ zu zeigen? Wird einer Deutscharbeit mehr Korrekturzeit zugebilligt als einer Arbeit in einem Nebenfach?

Wie wird die Unterrichtsbelastung eingeschätzt? Ab wann ist die Arbeit mit einem störenden Kind zusätzliche Leistung? Bekomme ich für individuelle Förderpläne einen Bonus? Wie sieht es aus, wenn ich einen Plan für ein anderes Kind nur ein wenig umschreibe? Halber Bonus?

Wie werden die Gesprächszeiten erfasst? Mittels Stechuhr? Wer wertet die Arbeitszeiten aus? Sekretärinnen sind teils nur stundenweise vorhanden.

Mit meinem privaten Geld habe ich Materialien für mich erstellt, Modelle gekauft, den Privat-PC genutzt, Fahrten ohne Abrechnung gemacht (Adventskalenderinhalte gekauft,…) etc. wie es ein Großteil von uns Lehrern macht. Alleine diese Tatsache müsste doch eigentlich eine Leistungsprämie wert sein?! Hat irgendwer bereits ein Diensthandy erhalten oder ist es wie in Ba-Wü, dass lediglich Threema als „datenschutzkonforme“ Alternative zu Whatsapp angeboten wird und man dazu sein privates Gerät nutzen soll?

Deshalb wäre es doch viel ehrlicher, wenn Meidinger und Stark-Watzinger uns Lehrern zuerst ALLE anfallenden Kosten erstatten und uns richtig ausrüsten würden, bevor sie an Leistungsprämien denken. Bis dahin sollten alle Lehrer diese leistungsorientierte Zulage bekommen.

Jan
1 Jahr zuvor

Man bräuchte an jeder Schule ein Gremium, das von der Lehrerschaft auf eine bestimmte Dauer gewählt wird und dieses entscheidet dann. Läuft bei uns im Unternehmen so und die Entscheidungen waren bisher immer gut nachvollziehbar und haben nicht zu (erkennbarem) Unmut geführt.

Mika
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jan

Kostet noch mehr wertvolle Zeit.

Milla
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jan

Gibt es bereits, nennt sich Personalrat.

xyz
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jan

In meinem Bereich werden nur noch Erfindungen mit Prämien bedacht.

Berliner Pflanze
1 Jahr zuvor
Antwortet  Jan

Nee, finde ich doof. Es bräuchte klare Kriterien, sonst geht es doch nur nach Sympathie.

Jan
1 Jahr zuvor
Antwortet  Berliner Pflanze

Das ist ja klar. Das Gremium muss natürlich Kriterien an der Hand haben.

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Berliner Pflanze

Ist bei uns bei A14 auch so. Wer in den Kram passt, für den gibt es die Stelle. Ob sich andere im gleichen Gebiet schon jahrelang den A… aufreißen ist egal. Fühlt man sich extrem wertgeschätzt und zu weiteren außerunzerichtlichen Aktivitäten berufen… so wird es mit solchen Prämien ebenfalls laufen. Wer gute Schnitte hat ( wie auch immer) oder gut schleimen kann bekommt den Bonus. Ob Kinder wirklich was lernen spielt doch seit Jahren keine wirkliche Rolle mehr. Danke für nichts…

xyz
1 Jahr zuvor

Als Vater will ich kein außerunterrichtliches Brimborium, sondern konstanten und beständigen Unterricht! Zahlt den Lehrern eine Prämie, denen das in diesen Zeiten noch gelingt. An den Schulen unserer Kinder entfallen ständig Unterrichtsstunden. Nicht nur wegen Erkrankungen der Lehrkräfte, sehr häufig auch wegen Schul PR. Schulen werden inzwischen promoted wie Start Ups. Es wäre besser, PR Manager einzustellen als ständig Unterricht entfallen zu lassen.
Und für das soll es jetzt auch noch Prämien geben?
Unterricht scheint nur noch sekundär zu sein.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  xyz

Sie haben nicht unrecht. Statt sich auf den eigentlichen Arbeitsauftrag zu fokussieren, finden an vielen Schulen ständig diverse Aktionen, Projekte und Aktionstage statt. Schule muss dringend wieder bodenständiger werden. Einfach zur Abwechslung mal wieder eine Runde ganz banalen Unterricht wagen. Etwas lernen, Frontalunterricht erproben, sogar Hausaufgaben abfordern.

xyz
1 Jahr zuvor

Gebt das Geld den Systemadmins an Schulen. An der Schule meines Sohnes ist ein Hansel für 900 Schüler und die Lehrer zuständig. Ich wollte ihn schon abwerben. Warum zahlt man diese Lehrer nicht angemessen?

Schattenläufer
1 Jahr zuvor

Ich weigere mich einfach mich zu solch verwerflichen und spalterischen Angeboten wie einer Leistungsprämie zu äußern. Am Ende will man damit nur zeigen, dass das Problem bei den LuL liegt. Eben alles Faulenzer die erst den A… heben wenn man mit ein paar Scheinen winkt.

Das sind alles Mittel der Politik sich mit Nebelkerzen und plakativen Gesten aus der wirklich teuren und arbeitsaufwendigen Arbeit heraus zu winden.

Was würde das Bildungssystem wirklich noch retten?

-Ausreichende personelle Ausstattung mit existierende Vertretungsreserve.
-kleinere Klassengrößen
-Ausreichende Unterstützung durch Sozialpädagogen, technisches Personal im Bereich EDV, Veraltungsfachkräfte.
-Verringerter Verwaltungsaufwand
-Geringere Pflichtstundenzahl
-Konzentration auf den Unterricht ohne zusätzliche populäre „Leuchtturmprojekte“.
-Förderlehrer für die Inklusion
-Renovierte Schulgebäude
-moderne Ausstattung mit externer Wartung
-Reformen die mit Hilfe der Praktiker geplant wurden und nur so dosiert vorgenommen werden, dass die letzte Reform gegriffen hat bevor die nächste Reform kommt.
-Verpflichtende Fortbildungen zu Pädagogik und Digitalisierung in der Unterrichtszeit.

Alles Dinge die am Ende Geld kosten, Arbeit machen, Jahre dauern und sich nicht pressewirksam vermarkten lassen.
Also nicht die Stärke der KMK.

Wie sagte Adenauer „Mein Gott was soll aus Deutschland werden?“

Ein Land mit symbolischer Bildung im unteren Mittelmaß!

Konfutse
1 Jahr zuvor
Antwortet  Schattenläufer

Ich möchte einfach nur ein Büro, in dem ich 8 Arbeitsstunden pro Tag meinen Aufgaben nachgehen kann, dort korrigieren, vorbereiten, meine Eltern-und Schülergespräche abhalten kann mit einem Dienstcomputer und Telefon. Dann könnte ich den ganzen Arbeitsscheiß in meiner Wohnung in die Schule verlagern, ich hätte damit ein paar qm mehr Wohnqualität in den eigenen 4 Wänden. Ich möchte dann gerne am Freitag um 16:30 Uhr meinen Stift ablegen können, den Gehweg hochklappen und nachhause gehen. Einfach mal ein ganzes Wochenende haben, ohne Arbeit! In den Ferien gibt es auch Pflichtarbeitszeiten, also also Urlaub haben wie jeder andere Arbeitnehmer auch, da kann ich in aller Ruhe neue U-Materialien erstellen oder im Team U-Einheiten ausarbeiten, mich fortbilden usw. Dann gibt‘s auch nicht mehr dieses unsägliche Geschwätz von der Seite, dass man mal wieder frei hat.
Das wäre für mich Belohnung genug.

Anne
1 Jahr zuvor
Antwortet  Konfutse

Und alles, was nach 16:30 Uhr oder am Wochenende statt findet, wären bezahlte Überstunden. Adieu, Sprechtag bis spät abends, Elternabend, Klassenfahrt, Schulfest…Schon allein deshalb werden die KuMis sich hüten, dieses Modell einzuführen.

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  Anne

Mit dem neuen Urteil des Bundesarbeitsgerichts kann man sie doch aber dazu zwingen?

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streamer01

Träum weiter… wahrscheinlich einfach Ausnahmeregelung für LuL. Problem gelöst…Diskussion beendet. Das liegt ja nicht im Interesse mal die tatsächliche Arbeitszeit anzusehen.

Streamer01
1 Jahr zuvor
Antwortet  laromir

Aber was will die Schule/KuMi machen, wenn man seine Arbeitszeit ableistet und dann den Hammer fallen lässt? Was nicht geschafft wird, bleibt eben liegen.
Man müsste zwar jeden Tag genau seinen Arbeitstag protokollieren und sollte bei der Arbeit priorisieren, aber das sollte doch möglich sein.

Was will das KuMi denn machen?

laromir
1 Jahr zuvor
Antwortet  Streamer01

In so einem Bonussystem z.B. dir alles streichen. Und das Kumi macht nix. Du hast dann Spaß mit Eltern und der Schulleitung.

F.H.
1 Jahr zuvor

Leistungsprämie für engagierte Lehrer? Heißt das, die meisten sind unengagiert?

Und wer soll darüber entscheiden, wer die Leistungsprämie verdient?
Ich fürchte, hier könnten Prämien gezahlt werden für Leute, die sich nur besser in Szene setzen und Ansprüche stellen können als andere, aber keineswegs engagierter sind als LuL, die kein Tamtam um sich und ihr Tun machen, sondern in aller Stille und Bescheidenheit sehr gute Arbeit leisten.
Ich stimme der GEW Bayern zu: „Leistungen von Lehrkräften sind im pädagogischen Kontext nicht messbar.“

Rüdiger Vehrenkamp
1 Jahr zuvor

Wenn ich eine Lehrkraft wäre und Erfolgsprämien ins Haus stünden, würde ich nur noch sehr leichte Arbeiten schreiben lassen und die Noten der Schülerinnen und Schüler entsprechend anheben. Das hat zudem den Vorteil, dass das Bildungssystem in Deutschland wieder als besser wahrgenommen wird. Win-Win-Situation also.

Aber mal ernsthaft: Ich glaube kaum, dass über Noten und Schülerleistungen messbar ist, wie gut eine Lehrkaft ihren Job macht, zumal die Vergleichbarkeit hinkt: Ein Gymnasiallehrer im Schwarzwald hat es sicherlich einfacher, als eine Lehrerin an einer Brennpunktschule in der Großstadt.

Küstenfuchs
1 Jahr zuvor

Ich verstehe das Geschrei der GEW nicht! Leistungsbezogene Bezahlung gibt es in meinem Bereich (Gymnasium, Schleswig-Holstein) schon, nämlich bei der A14-Beförderung. Jedes Jahr werden auf 9 Berechtigte einer befördert – und das nach Leistungskriterien, nicht aufgrund des Alters. Klar sind nicht immer alle mit den Entscheidungen glücklich, aber dass sich ganze Kollegien deswegen in die Haare bekommen, stimmt nun auch nicht.

Ich bezweifel allerdings, dass dadurch der Beruf attraktiver wird. Es müssen dafür besser Arbeitsbedingungen her!

Leseratte
1 Jahr zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Bei uns in Thüringen gibt es keinerlei solche Beförderungen, egal, wie man sich den A… aufreißt.

Stromdoktor
1 Jahr zuvor

Leistungsprämie für engagierte Lehrer? GEW: „Sorgt für Frust und Missgunst“

Keine Leistungsprämie für engagierte Lehrkräfte vermutlich auch.

Ist nur die Frage, auf welcher Seite die Frustration einsetzt…

Last edited 1 Jahr zuvor by Stromdoktor
Metalman
1 Jahr zuvor

Praktisch nicht gerecht machbar. Durchschnittsnoten fallen weg, da müssten mitunter ja eher die „belohnt“ werden, die sich die Mühe geben, differenziert zu benoten und auch mal Widerstand und schlechte Noten ertragen können und auch mal jemanden durchrasseln lassen, der die Leistung nicht bringt. AGs und besonders Projekte oder besondere Aufgaben sind ja jetzt schon Beförderungskriterien und mitunter angemessen (Bildungsgangleitung etc.), dann auch wieder nicht so klar, warum es für die eine Sache eine Beförderung gibt und für die andere nicht.

Die „Arbeitstiere“, d.h. diejenigen, die ständig Prüfungsklasenhaben, auch mal den dauerkranken Kollegen vertreten, große Klassen haben, schwierige Klassen usw. würden nach den realitätsfernen Kriterien gar nicht berücksichtigt. Käme der Bonus nach „außerunterrichtlichem Engagement“ würde das – zu Recht – nur zu Frust bei denen führen, die sich nicht so gut verkaufen können und die eigentliche Arbeit machen.

Theroetisch könnte man ein Punktesystem einführen, je nach übernommenen Aufgaben; jemand der einen LK mit 25 Leuten macht könnte ja ordentlich Punkte sammeln, genauso jemand, der in „Brennpunkt-“ Klassen unterrichtet; nur ist sowas nicht vorgesehen, da ja mit dem normalen Gehalt abgedeckt. Und der, der zufällig einen kleineren Kurs hat, wird sich übergangen fühlen, da es ja nicht in seinem Ermessen lag, wo er eingesetzt wurde usw. Vielleicht macht der mit dem kleinen Kurs auch den viel besseren Job irgendwie, ist zuverlässiger und kompetenter usw. Die Sache wäre also zu aufwändig, intransparent und ließe sich nicht gerecht machen.

Wenn überhaupt ginge das am ehesten über differenzierte dienstliche Beurteilungen, die ein SL aber gar nicht leisten kann und wahrscheinlich auch nicht will, da er/sie die Komplexität vieler Dinge nur erahnen kann und Neid und Zwietracht sowie Ungerechtigkeiten sich nicht verhindern ließen.

Trotz allem, eine wirkliche Belohnung für großen Einsatz wäre schön, umsetzbar sehe ich es nicht. So werden weiterhin die indirekt belohnt, die bewusst oder nicht so wenig machen, wie geht und von den anderen augefangen werden.