Cyberkriminelle greifen sieben Schulen in Karlsruhe an – und fordern Lösegeld

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KARLSRUHE. Neuer Fall in der Serie von Cyberattacken gegen deutsche Bildungseinrichtungen: Hacker haben Karlsruher Schulen angegriffen und wollen Geld. Pro Schule fordern sie Lösegeld für die Freigabe verschlüsselter Daten – in Bitcoin. Die Stadt schaltet die Server vorsorglich ab. Wer hinter der Attacke steckt, ist (wie immer) unklar. Zuletzt waren mehrere Hochschulen zum Ziel von Internet-Kriminellen geworden.  

Hacker sorgen für beträchtliche Schäden in der IT-Infrastruktur von Bildungseinrichtungen. Foto: Shutterstock

Hacker haben in Karlsruhe sieben Schulen angegriffen und wollen Lösegeld in Bitcoin erpressen. Daten seien verschlüsselt und Schadsoftware eingeschleust worden, teilte die Stadt am Montag weiter mit. Die Server der konkret betroffenen Einrichtungen sowie die von 70 weiteren Schulen der Stadt, die noch Opfer werden könnten, wurden daraufhin vorsorglich vom Netz genommen. «Die Hacker fordern 2,017303 Bitcoin je Schule ein. Bislang liegen den sieben nachweislich gehackten Schulen entsprechende Forderungen vor», erläuterte ein Stadtsprecher weiter. Das wären nach aktuellem Währungskurs knapp 41 000 Euro pro Schule.

Lediglich für die berufsbildenden Schulen gebe es Entwarnung: Sie verwendeten andere Systeme, wie es hieß. Den Angaben zufolge waren die Hacker am vergangenen Wochenende in das Netz der Schulen eingedrungen. Verschlüsselt wurden bisherigen Erkenntnissen zufolge Systemdaten. Zur Verschlüsselung personenbezogener Daten lägen bislang keine Erkenntnisse vor. Die Stadt habe Anzeige gegen Unbekannt erstattet und auch den Landesdatenschutzbeauftragten informiert. Außerdem seien das Amt für Informationstechnologie und Digitalisierung eingeschaltet und externe Experten für Cybersicherheit zu Rate gezogen worden.

Wer hinter dem Angriff steckt, ist unklar. Durch die Cyberattacke sei derzeit der Schulbetrieb sowie die Arbeit der dortigen Verwaltung eingeschränkt. Informationen dazu, dass auch der Unterricht selbst davon betroffen sei, liegen dem zuständigen Regierungspräsidium Karlsruhe nach Worten einer Sprecherin derzeit nicht vor.

«Die Server werden schrittweise überprüft und nach der Freigabe wieder ans Netz gehen», sagte der Stadtsprecher. Der Zeitraum hierfür sei noch nicht abschätzbar. «Priorität hat die Sicherheit der Daten.» Die Stadt Karlsruhe geht davon aus, dass die Überprüfung bei den heruntergefahrenen Servern mindestens mehrere Tage in Anspruch nehmen wird.

Die sieben vom Angriff direkt betroffenen Schulen sind die Adam-Remmele-Schule, die Hardtschule, die Schule am Turmberg, die Grundschule Wolfartsweier, das Markgrafen-Gymnasium, die Realschule Neureut sowie die Erich-Kästner-Schule.

Erst vor zwei Wochen waren die IT-Systeme der Hochschule Ruhr West mit Standorten in Mülheim an der Ruhr und Bottrop von Hackern angegriffen worden. Auch die Hochschule Harz meldete Alarm – und fuhr ihre Server herunter.

Erst Ende vergangenen Jahres war die Universität Duisburg-Essen gleich zweimal Ziel eines Hackerangriffs geworden (News4teachers berichtete). In dem Fall stellte eine kriminelle Gruppierung Daten ins Darknet. Den Angreifern wurde nach Angaben der Universität kein Lösegeld gezahlt. Unlängst wurde dann ein mutmaßlicher Hackerangriff auf die TU Bergakademie Freiberg bekannt (News4teachers berichtete auch darüber). Im Oktober war das Medienzentrum München-Land betroffen – Daten von 75 Schulen seien zerstört worden, aber „mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in fremde Hände gelangt“, hieß es. Gewähr gibt es dafür nicht.

Wie gravierend die Folgen sind, zeigt der Fall der Uni Duisburg-Essen – noch immer ist unklar, welche Studierenden- und Beschäftigten-Daten abgeflossen sind und im Darknet veröffentlicht wurden. Auch die technischen Probleme sind nach wie vor gravierend: Aktuell geht die Uni-Leitung davon aus, bis zum Start des Sommersemesters Anfang April wieder in den normalen Hochschulbetrieb übergehen zu können. News4teachers / mit Material der dpa

„Die Gefährdungslage im Cyber-Raum ist so hoch wie nie“: Wer schützt die Daten von Schülern, Eltern und Lehrern?

 

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Ragnar Danneskjoeld
1 Jahr zuvor

Es war heute ein lustiger Tag an meiner Schule. Vor allem die jungen KuK sind im Kreis gesprungen, da sie nie richtig gelernt haben, allein mit Buch, Tafel und Kreide zu unterrichten.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Vielleicht sollte man die wahren Kosten der Digitalisierung der Schulen noch mal neu kalkulieren. Mit flotten Sprüchen ist es offenbar nicht getan. Irgendwann könnte das Problem auch Daten zu Zeugnissen oder andere vertrauliche Daten betreffen.

Ron
1 Jahr zuvor

Wehmütig stehe ich manchmal vor dem Smardboard, das gerade Updates macht, nicht zentriert, schliert oder gar nicht funktioniert und erinnere mich an die Zeiten, wo ein Tafelanschrieb noch mit Kreide gemacht wurde. Außer fehlendem Schwamm oder Kreide konnte da wenig schief gehen. Jetzt wird alles Digitale zusätzlich vernetzt und damit noch unkalkulierbarer. Das muss nicht mal ein Hack sein. Es reicht schon, dass das Netzwerk einfach einen schlechten Tag hat und kein Drucker oder Kopierer mehr geht. Schlecht, wenn der Stundenplan, das Klassenbuch und der Klausurplan digital sind.

Und so nebenbei: Für mich hat die Digitalisierung der letzten Jahre eher Mehrarbeit gebracht. Früher bekam ich Nachrichten in Papierform. Ich konnte sie überall lesen, mitnehmen, Notizen darauf machen oder sie sofort richtig abheften. Dann kamen die Mails und mit ihnen eine Vervielfachung der Schreiber und Informationsgeber. Ich muss heute täglich ca. 10 schulische Mails sichten, nach Relevanz einstufen und z.T. selber ausdrucken. Seit einiger Zeit bestehen die Informationen, die mich von Schulbehörde und sonstigen Einrichtungen erreichen, oft nur noch aus Links, die ich dann – teils mit Passwort – im persönlichen Info-Center abrufen muss. Was für ein sinnloser Aufwand. Und was für eine Angriffsfläche für Viren, Malware usw.

Der Zauberlehrling
1 Jahr zuvor
Antwortet  Ron

Schön, dass Deine Smartboards updatefähig sind. Unsere sind es aufgrund einer Fehlentscheidung beim Einkauf nicht. Irreversibel nicht. Browser und vorinstallierte Apps werden jeden Tag genau 24 Stunden älter und laufen bald nicht mehr.

Ron
1 Jahr zuvor

Ich halte Smardboards sowieso für einen teuren und falschen Weg. Sie können die klassische Kreidetafel nicht wirklich überzeugend ersetzen. Beamer plus Dokumentenkamera und Tablet sind da viel flexibler und günstiger. Die stellt man nur ein, wenn man sie auch braucht, um z.B. YouTube zu nutzen, etwas zu visualisieren oder auch schlicht ein 3D-Objekt auf die Leinwand zu projizieren.

Heinz
1 Jahr zuvor

Würde bei mir, an einer Schule in NRW, nicht passieren können, da wir alles noch in anlogen Akten zusätzlich führen. Das Internet fällt auch grundsätzlich im Schnitt alle 4 Wochen für 1-2 Tage aus, da müsste man also schon den Kopierer oder den Overheadprojektor hacken, um den ein oder anderen Kollegen zu schocken 🙂

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Heinz

Dass Sie doppelte Buchführung betreiben zeigt ja, dass Digitalisierung eben weder Zeit noch Recourcen einspart, sondern vielmehr eher verbraucht.

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Heinz

Und bezüglich zu alt: ich habe auf einem Rechner noch Word 98. Das gefällt mir nach 25 Jahren durch seine Übersichtlichkeit immer noch besser als die vielen neuen Versionen. Lässt sich natürlich nicht mehr auf aktuellen Windlos-Versionen installieren.

Carsten60
1 Jahr zuvor

Noch ein klitzekleines Problem mit der Digitalisierung:
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/lufthansa-computerprobleme-flugausfaelle-103.html

Ron
1 Jahr zuvor
Antwortet  Carsten60

So wird es uns am Ende alle treffen. Mal unvorhergesehen oder eben auch dann, wenn z.B. Microsoft und Co. beschließen, ein angeblich veraltetes Produkt nicht mehr zu unterstützen. Wird jetzt vielen Menschen bald mit Windows 10 so gehen. Aus die Maus…