Abwerben von Lehrkräften: Kleinstes Bundesland will Söder mit Staatsvertrag einfangen

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Das Bundesland Bremen möchte mit einem neuen Staatsvertrag einen Wettbewerb der Länder um Lehrkräfte vermeiden. Stattdessen sollten im Kampf gegen Lehrermangel alle Länder koordiniert ihre Ausbildung von Lehrkräften ausbauen, forderte die Bremische Bürgerschaft am Donnerstag. Das richtet sich gegen einen: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Definiert Schwellenwerte: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder. Foto: Bayerische Staatskanzlei

Dem Antrag, der pikanterweise ursprünglich von der CDU stammte, schlossen sich auch die Regierungsfraktionen SPD, Grüne und Linke an. Kurz vor der Bürgerschaftswahl im Mai war das Zusammengehen von Opposition und Regierung ungewöhnlich.

Bildungssenatorin Sascha Karolin Aulepp (SPD) wurde beauftragt, sich in der Kultusministerkonferenz für einen solchen Staatsvertrag einzusetzen. «Es geht darum, einem unerbittlichen Wettbewerb um Lehrkräfte entgegenzutreten», sagte sie. Bayern locke Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Bundesländern mit Prämien an. Dabei bilde Bayern gemessen an der Einwohnerzahl nur halb so viele Lehrkräfte aus wie das Land Bremen, sagte Aulepp.

Es müsse angenommen werden, «dass Bremen im aktuell schrankenlosen Wettbewerb um Fachkräfte auch zukünftig nicht obsiegen wird», hieß es in dem Antrag. Auch Berlin schlägt einen Staatsvertrag für eine bedarfsgerechte Lehrerausbildung vor. Die Bremer FDP-Fraktion lehnte die Idee eines Staatsvertrages ab, weil das Verfahren zu lange dauern werde. «Wir müssen hier bei uns ausbilden für den Bedarf, den wir hier haben», sagte der Abgeordnete Hauke Hilz.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hatte angekündigt, seine Landesregierung wolle in Zukunft auch Lehrer aus anderen Bundesländern offensiv abwerben (News4teachers berichtete). Ungeachtet teils heftiger Kritik aus anderen Bundesländern schreitet die Staatsregierung dabei voran. Erster Schritt: Bayern wolle eine Umzugskostenpauschale für ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer aus anderen Bundesländern zahlen, die sich für den Schuldienst in Bayern entscheiden, kündigte Staatskanzlei-Chef Florian Herrmann (CSU) vergangene Woche nach einer Sitzung des Kabinetts in München an. News4teachers / mit Material der dpa

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8 Kommentare
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Gelbe Tulpe
1 Jahr zuvor

Wettbewerb erhöht in Zeiten von Knappheit die Preise, sprich im Falle der Lehrer die Besoldung. Somit sollen sich die Länder ruhig einen Wettbewerb um die Lehrer leisten. Das stabilisiert dann auch die Binnenkonjunktur und macht uns weniger abhängig von Diktaturen.

Dirk Meier
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Der Wettbewerb und die damit einhergehenden höheren Löhne sind auch die einzige Möglichkeit, wie sich der Lehrerarbeitsmarkt mittelfristig wieder in die Richtung eines Gleichgewichts bewegen könnte. Da man in Bremen von Marktwirtschaft generell wenig hält und sich stattdessen lieber vom Rest der Republik alimentieren lässt, wundern mich solche realitätsfernen Vorschläge aus dieser Region überhaupt nicht.

Ich hoffe, dass Bayern im Kampf um gut ausgebildete Lehrkräfte neue Maßstäbe setzt, an denen sich die anderen Bundesländer dann orientieren müssen.

Teacher Andi
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Wenn das Bildungssystem nun auch noch dem Diktat des Kapitalismus unterworfen wird (wie bereits das Gsundheitssystem), dann kann man sich schon vorstellen, was da auf einen zukommt. Gute Schulen verlangen dann Zuzahlungen, oder?
Davon abgesehen, ich kann als Lehrer dorthin gehen, wo es mir gefällt (finanziell wie regional). Wenn im Zuge des Föderalismus jeder Kultusminister meint, in eine andere Richtung ziehen zu müssen, anstatt einheitliche Regeln aufzustellen, dann muss man sich nicht wundern, wenn nichts funktioniert. allein schon die Ungleichstellung unter den Lehrern (Beamter-Angestellter) ist ein Skandal und eine bodenlose Diskriminierung. Ich dachte, dass Lehrer gegen solche Begriffe angehen sollen? Das passt alles hinten und vorne nicht und ohne komplettes Umdenken wird die Situation immer schlimmer.

Marc
1 Jahr zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Genau das will man ja verhindern. Man will den Markt aushebeln und dem eigentlichen Effekt der Lohnerhöhungen bei Mangel entgegen wirken. Ekelhaft. Aber die Rechnung wird nicht aufgehen. Die Stellen laufen dann einfach leer und am Ende sucht man sich billigere Quereinsteiher und Seiteneinsteiger

Biene
1 Jahr zuvor

Es würde manchem Fürsten gut tun, die auf Zeit angestellten Lehrkräfte zu entfristen, dann würde das Problem schon wieder kleiner werden. Aber das kostet Geld, daher macht die Klassen so groß, dass es keine neuen Lehrkräfte braucht. Inklusion kann so getrost vergessen werden, ist doch auch so gewollt.

*Achtung! Grausamste Ironie enthalten!*

Lera
1 Jahr zuvor

Söder soll also gegen sich selbst unterschreiben… raffiniert!

Johannes
1 Jahr zuvor
Antwortet  Lera

Und kriegt aus Bremen noch kostenlose Promotion und Wahlkampfhilfe.
Und Bremen? Hat ebenfalls Wahlkampf. Doch statt Aktivität gibt’s Mimimi.

Einer
1 Jahr zuvor

Da beschäftigen sich dann mehr Verwaltungsbeamte, Juristen und Sekretärinnen mit dem Staatsvertrag geben die Abwerbung von Lehrern als Lehrer aufgrund Söders Angebot nach Bayern wechseln würden.