BERLIN. Die Digitalisierung in Bildungsberufen nimmt stetig zu, während die Beschäftigten zugleich über fehlende technische Unterstützung klagen. Viel zu oft werden sie nicht einbezogen, wenn neue technische Arbeitsmittel eingeführt werden. Etwa die Hälfte der befragten Erzieher*innen, Lehrkräfte und Hochschullehrkräfte sieht digitale Arbeitsmittel inzwischen als Zusatzbelastung an. Dies sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage zur Digitalisierung in Bildungsberufen, die der DGB, die GEW und ver.di vorgelegt haben.
Der Umfrage zufolge beschreiben für das Jahr 2022 insgesamt 97 Prozent der Hochschullehrkräfte und 83 Prozent der Lehrkräfte ihre Arbeit als in hohem oder sehr hohem Maß digitalisiert. Bei den Erzieher*innen ist dieser Anteil mit 41 Prozent geringer. Doch auch im Erziehungsbereich zeigt sich ein deutlicher Anstieg gegenüber 2016 (30 Prozent).
Die Verwendung digitaler Arbeitsmittel wird in allen drei Berufsgruppen von etwa der Hälfte der Befragten als zusätzliche Belastung wahrgenommen. Bei den Lehrer*innen stieg der Anteil mit digital bedingter Mehrbelastung von 35 Prozent im Jahr 2016 auf 57 Prozent im Jahr 2022. Lediglich neun Prozent gaben an, dass ihre Arbeitsbelastung durch die Digitalisierung geringer geworden ist.
„Das Bildungssystem droht die Chancen der Digitalisierung zu verstolpern. Arbeitserleichternde Potenziale der Digitalisierung bleiben offensichtlich weitgehend ungenutzt.“
Was das konkret bedeutet, zeigt die Umfrage am Beispiel von Videokonferenzen auf. „Auch nach der Pandemie werden weiterhin viele Besprechungen, Meetings und Tagungen im virtuellen Raum abgehalten. Von allen Befragten gaben 2022 55 Prozent an, Videokonferenzen zu nutzen. In den drei Bildungsberufen liegt der Anteil deutlich darüber: Bei den Erzieher*innen waren es 64 Prozent, bei den Lehrer*innen 87 Prozent und bei den Hochschullehrer*innen sogar 100 Prozent.“
Videokonferenzen seien ein praktisches Hilfsmittel für die Kommunikation über räumliche Distanzen hinweg. Durch den Wegfall von Reisetätigkeiten hülfen sie, Zeit zu sparen und den CO2-Ausstoß zu verringern. „Die Nutzung der digitalen Konferenz-Tools hat jedoch auch noch einen anderen Effekt: Werden Videokonferenzen (sehr) häufig genutzt, nimmt auch die Zahl der Besprechungen zu. Bei den betroffenen Erzieher*innen berichtet ein Drittel (34 Prozent), bei den Lehrer*innen und Hochschullehrer*innen die Hälfte (49 Prozent) von einer Zunahme der Zahl der Besprechungen in (sehr) hohem Maß. Die Technik ermöglicht es, Videokonferenzen in dichter zeitlicher Folge abzuhalten. Für die Gestaltung digitaler Arbeit ist dies relevant, da nun häufig mehrere Besprechungen ohne dazwischen liegende Pause aneinandergereiht werden. Wenn die Zahl der Besprechungen zunimmt, berichten 37 Prozent der Hochschullehrer*innen und 13 Prozent der Lehrer*innen davon, (sehr) häufig mehrere Videokonferenzen hintereinander ohne Unterbrechung zu absolvieren (in der Gruppe der Erzieher*innen war bei dieser Frage die Fallzahl für eine Auswertung zu gering).“
Eine weitere Belastung, die unmittelbar mit der digitalen Technik verbunden ist, sind auftretende Störungen, die eine Unterbrechung von Arbeitsprozessen nach sich ziehen. Danach gefragt, wie häufig dies der Fall ist, antworten von den digitalisiert Arbeitenden 2022 bei Lehrkräften und Erzieher*innen etwa jede Zweite mit „sehr häufig“ oder „oft“, von den Hochschullehrkräften gaben 37 Prozent an, die Arbeit aufgrund von Störungen der digitalen Technik (sehr) häufig unterbrechen zu müssen. „Techno-Stress“ sei in allen drei hier betrachteten Bildungsberufen eine weit verbreitete Belastungsquelle.
„Auch beim betrieblichen Support hapert es gewaltig. Es zeigt sich wieder einmal, dass Entscheidungen von oben herab nicht zielführend sind“
Häufig fehlt den Beschäftigten betriebliche Unterstützung, obwohl technische Probleme im Rahmen der Digitalisierung weit verbreitet sind: 37 Prozent der Hochschullehrkräfte, 34 Prozent der Lehrkräfte und 28 Prozent der Erzieher*innen geben an, keine oder nur geringe Unterstützung zu erhalten. Dabei sehen sich in den betrachteten Bildungsberufen mindestens 70 Prozent der digitalisiert Arbeitenden aufgrund der Digitalisierung erhöhten Kompetenzanforderungen ausgesetzt.
Die Mehrheit der digitalisiert Arbeitenden in den drei Berufsgruppen kann keinen größeren Einfluss auf die Veränderung ihrer Arbeit im Kontext der Digitalisierung nehmen. Tendenz steigend. „Die fehlende Partizipation hat sich gegenüber 2016 noch verstärkt“, so heißt es. „Damals gaben 56 Prozent der Erzieher*innen, 43 Prozent der Lehrer*innen und 47 Prozent der Hochschullehrer*innen an, nur wenig oder gar keine Einflussmöglichkeiten zu besitzen.“
„Das Bildungssystem droht die Chancen der Digitalisierung zu verstolpern. Arbeitserleichternde Potenziale der Digitalisierung bleiben offensichtlich weitgehend ungenutzt. Statt die Kompetenzen der Beschäftigten bei der Einführung neuer digitaler Arbeitsweisen zu nutzen, bleiben sie vielfach außen vor“, sagt die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack. „Auch beim betrieblichen Support hapert es gewaltig. Es zeigt sich wieder einmal, dass Entscheidungen von oben herab nicht zielführend sind. Deshalb führt an mehr Personal, an mehr Beteiligung und auch an guter Qualifizierung und Weiterbildung kein Weg vorbei. Die Ende 2023 auslaufende Qualitätsoffensive Lehrerbildung muss unbedingt weitergeführt werden.“
GEW-Vorsitzende Maike Finnern kommentiert: „Wir brauchen mehr zeitliche, personelle und finanzielle Ressourcen im Bildungsbereich. Ein 100-Milliarden-Programm für Bildung, die Verstetigung des Digitalpakts und ein ausgebauter IT-Support in Bildungseinrichtungen sind nicht ‚nice-to-have‘, sondern eine zentrale Zukunftsfrage. Besorgt nehmen wir zur Kenntnis, dass Beschäftigte in Bildungsberufen wenig Einfluss auf die Digitalisierung haben. Hier brauchen wir eine Kehrtwende: Die Beschäftigten müssen die digitale Transformation mitgestalten können.“
Sylvia Bühler, Mitglied im ver.di-Bundesvorstand, erklärt: „Es gibt dringenden Handlungsbedarf, damit die fortschreitende Digitalisierung im Bildungsbereich die Beschäftigten nicht zusätzlich belastet, sondern ihnen die Arbeit erleichtert. Nur dann trägt sie dazu bei, dass bedeutende und großartige Berufsfeld Bildung attraktiver zu machen. Das ist eine zentrale gesellschaftliche Aufgabe, denn schon jetzt fehlen von der Kita bis zur Hochschule hunderttausende Fachkräfte.“
Weiter betont sie: „Erzieher*innen und Lehrende an Schulen und Hochschulen sollen sich auf die Bildungsprozesse und die Lernenden konzentrieren können und nicht darauf, ob die Technik funktioniert. Dafür braucht es professionelle Unterstützung und eine gute Ausstattung, wie zum Beispiel flächendeckend schnelles Internet auch in Kitas. Damit es bei der Digitalisierung künftig in die richtige Richtung geht, ist es ebenso wichtig, dass die Beschäftigten – die Bildungsexpert*innen – bei der digitalen Weiterentwicklung im Betrieb in Entscheidungen einbezogen werden.“ News4teachers
Digitale Kompetenzen: Wirtschaft beklagt Defizite bei Schülern – Schüler zeigen auf die Lehrkräfte
Trotz der unsäglichen Gender-Schreibweisen freue ich mich über diesen Beitrag, da er das vorhandene Problem klar darstellt. Digitalisierung schafft eine Reihe neuer Probleme. Neue Gelegenheiten für Schüler und Lehrer, durch Geräte abgelenkt zu werden oder andere abzulenken, ist nur eins davon.
Hat schon mal jemand daran gedacht, dass es ungerecht sein könnte, wenn Schüler oder Studenten deshalb schlechtere Noten bekommen, weil sie Schwierigkeiten bei der Bedienung digitaler Geräte haben und deswegen bei einer Online-Klausur in Zeitnot geraten? Was ist mit solchen Leuten? Sind die dann die “Underdogs” der digitalisierten Gesellschaft und werden mit Verachtung gestraft?
Halte ich für normal schließlich musste man sich irgendwann auch mal an das Telefon gewöhnen und hat Nachteile wenn man weigert das Telefon z.b zu bedienen. Oder noch früher es gab sicher Leute die Bücher nicht so toll fanden und lieber auf steintafeln gelesen haben es geht halt nicht an dass man sich den modernen kulturtechniken einfach verweigert mit was für einer Begründung überhaupt?
Das Telefon und die Bücher haben sich nicht bis in den letzten Winkel des Lebens gefressen. Wer nicht telefonieren oder Bücher lesen wollte, konnte trotzdem seinen Alltag weiterhin ganz gut regeln.
Menschen, die wenig technikaffin sind, sind teils jetzt schon, darauf angewiesen, daß ihnen jemand bei den sehr komplexen Anforderungen, die die Nutzung digitaler Technik an den Menschen stellt, hilft.
In ein paar Jahren werden alle, die da nicht mehr mithalten können, aufgeschmissen sein.
Und das sind nicht nur tumbe Fortschrittsverweigerer.
Das sind häufig Leute, die durchaus guten Willens sind, die es aber trotzdem nicht oder nur mit sehr viel Mühe begreifen. Nicht jeder ist so technikaffin- und begeistert wie sie.
Und kaum haben diese Menschen etwas begriffen und dazugelernt – schwupps – schon ist ihr Wissen wieder veraltet und der neue heiße Scheiß ist auf dem Markt.
Lieber Uwe, es ist wirklich schön für sie, daß sie sich so für alles Digitale begeistern. Es laufen aber nun mal nicht acht Millionen Uwes auf diesem Planeten herum.
Sie können die moderne digitale Entwicklung nicht immer eins zu eins mit dem technischen Fortschritt früherer Jahrhunderte vergleichen. Das Digitale läßt keinen Lebensbereich unberührt.
Die Erfindung des Buchdrucks oder des Telefons änderte zunächst nicht so wahnsinnig viel am ganz normalen Alltag des einzelnen Menschen. Wer nicht wollte, konnte es auch lassen. Die Entwicklung ging langsam und allmählich vonstatten. Ein Mensch, der um das Jahr 0 geboren wurde, hätte sich auch um 1000 noch relativ gut zurechtfinden können. Ein Mensch, der um 1200 geboren wurde, hätte sich auch um 1700 noch relativ gut zurechtfinden können. Ein Mensch, der um 1800 geboren wurde, hätte sich auch um 1900 noch relativ gut zurechtfinden können.
Ein Mensch, der um 1970 geboren wurde hätte sich auch heute….. ups, merken’ se was?
Also, ich bin um 1970 geboren und finde mich recht gut zurecht. (Meine KollegInnen im selben Alter auch.)
Was soll die Altersdiskriminierung?
Ich hätte schreiben sollen, ein Mensch der 1970 ins Koma gefallen und im Jahr 2023 wieder erwacht wäre, würde sich nur schwer in dieser Welt zurecht finden.
Anders als ein Mensch, der z.B. vom Jahr 500 ins Jahr 1000 katapultiert worden wäre.
Oder vom Jahr 1800 ins Jahr 1900.
Ich wollte niemanden diskriminieren, sondern verdeutlichen, wie sehr sich das Tempo hinsichtlich technischer Umwälzungen beschleunigt hat und wie das in den ganz normalen Alltag der Menschen eingreift.
Das ältere Menschen vom digitalen Wandel tendenziell häufiger überfordert sind, als jüngere, die damit aufgewachsen sind, ist eine Tatsache.
Ich möchte an die Kampagne des 78jährigen Spaniers Carlos San Juan erinnern. Der hat 2022 unter dem Motto “Ich bin alt, aber kein Idiot”, eine Pedition gestartet, die sich dagegen ausspricht, daß immer mehr Bankfilialen schließen und die Kunden auf Apps und Internet verwiesen werden, womit er und viele andere ältere Menschen schlicht überfordert sind.
Nach vier Tagen waren bereits 100000 Unterschriften eingegangen.
Also Altersdiskriminierung findet doch wohl eher da statt, wo wie selbstverständlich davon ausgegangen wird, die Digitalisierung des Alltags wäre für alle Menschen eine Erleichtetung und würde niemanden überfordern. Dem ist nicht so.
@Marion
Ich schließe mich an.
Zur Verdeutlichung der Ihrer Gedanken (so wie ich sie verstanden habe) in Ihrem letzten Absatz, hier mal im Hinblick auf eine ganz aktuelle Situation, die jährlich wiederkehrt und im Hinblick auf die Temperaturen bestimmt nicht besser werden wird:
“Schilling: Genau. Und dann ist niemand da, der sie daran erinnert, der sagt: Du hast hier eine Literflasche stehen – also trink! Trink, so oft wie du kannst. Das entlastet den Kreislauf, weil Hitze für Kreislauf, Herz und Lunge belastend ist. Deshalb wäre ein Hitzeaktionsplan nach dem Vorbild Frankreichs sinnvoll. Dort sind hitzegefährdete Menschen in einer Anrufliste verzeichnet. Aber an so etwas ist hier in Deutschland bislang nicht zu denken.
SWR Aktuell: Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) arbeitet gerade an einem Hitzeschutzplan. Er will unter anderem Hitzeschutzwarnungen per SMS herausgeben. Kann das alten Menschen etwas bringen?
Schilling: Wenn diese Menschen ein Handy haben … (lacht) Gerade bei der Personengruppe, die älter als 85 Jahre ist, gibt es relativ viele – bis zu 70 Prozent, die keinen Internetanschluss haben und die mobil nicht erreichbar sind. Zu Beginn der Corona-Pandemie haben wir von unseren Anrufern erfahren, welche Not sie hatten, Informationen zu bekommen, die zum größten Teil nur über das Internet verfügbar waren. Da findet dann noch einmal ein bedrohlicher Ausschluss statt.”
https://www.swr.de/swraktuell/radio/hitze-sommer-trinken-senioren-gesundheit-wohnung-100.html
DAS ist Altersdiskriminierung.
Und da geht es nicht um verletzte Eitelkeit, da geht es oft ums Überleben!
Ich persönlich gehöre nicht zu denen, die über den Wert des Lebens nach Alter in Jahren “urteilen” und ich bin absolut der Ansicht, dass die Menschen, die schon eine – oft beachtliche – Lebensleistung erbracht haben (Stichwort: “… dieses Land wieder aufgebaut haben …”) jetzt nicht sehenden Auges ausgeschlossen werden dürfen, bloß weil es Leute gibt, die in den Senioren nur noch einen Kostenfaktor sehen (ja, das ist böse – aber nicht mein Standpunkt) und auch bei Menschen dieser Alterskohorte (genau wie bei Kindern und Jugendlichen!) meinen, dass “Aufbewahrung” an dafür vorgesehenen “Sammelplätzen” (Kita, Schule und bei Senioren eben Seniorenheim) doch wohl genug Aufmerksamkeit und Teilhabe wäre …
Und es ist Diskriminierung von Menschen, die sich nicht digital vernetzen wollen. Auch das muss in einer Demokratie möglich sein.
Diese Vergleiche haken. Ein alter Römer, der ins Mittelalter verpflanzt würde, wie in Ihrem Beispiel, würde sicherlich Bibliotheken, Thermen und Straßen vermissen. Aber klar, die Entwicklung wird immer schneller. Die digitale Kluft verläuft nicht im Alter, sondern zwischen den Schichten. Viele Jugendliche können nur daddeln, haben aber keinen Plan. Ich beispielsweise will nicht, dass Bargeld abgeschafft wird. Nicht weil ich es nicht kann. Weil ich keine neuen Apps will, und weil es niemanden was angeht, wo und wann ich Geld ausgeben.
Da haben sie zweifellos recht.
Dieser Aspekt kommz mir bei den ganzen Diskussionen um mehr Digitalisierung immer zu kurz.
Ich möchte auch nicht, daß allzeit nachvollziehbar ist, wofür ich mein Geld ausgebe.
Daß wir immer gläserener, immer leichter kontrollierbar werden, scheint offenbar die Wenigsten zu stören.
@Walter Hasenbrot
Zum Thema “Altersdiskriminierung” s. auch meine Antwort auf @Marion etwas weiter unten.
Nur ganz allgemein (also nicht speziell für @Walter Hasenbrot, sondern für alle Leser):
“Von Bedeutung ist auch der Umgang mit der Extension des Attributs „alt“. Die unten näher vorgestellte Studie der Antidiskriminierungsstelle des Bundes aus dem Jahr 2022 ergab z. B., dass es völlig verschiedene Vorstellungen in der Bevölkerung darüber gab, ab welchem Lebensalter jemand als „alt“ gelten solle. Die Spanne der Antworten reichte von „50 Jahre“ bis „80 Jahre“.[10]”
https://de.wikipedia.org/wiki/Altersdiskriminierung
Demnach kann Altersdiskriminierung wohl sehr vielfältig und vielschichtig wahrgenommen werden. (vgl. zum Vergleich auch hier meine Antwort auf @Marion weiter unten, denn das hat nichts mehr mit Wahrnehmung zu tun!) 😉
Nur scheinbar “off topic”, denn es geht um die Mechanismen allgemein:
Altersdiskriminierung funktioniert in beide Richtungen, also auch wenn jüngere Menschen von etwas ausgeschlossen werden.
Dann kann sich also jeder Mensch “angesprochen” fühlen, wenn es “genehm” ist.
Das ist abzugrenzen gegenüber den Fällen, in denen wirklich massive Nachteile entstehen. Z.B. wären Nachteile, einen Job nicht zu bekommen (, weil dem Bewerber die Bewältigung der anfallenden Aufgaben noch nicht – zu jung! – oder nicht mehr – zu alt! – nicht zugetraut wird). Schon in solchen Fällen mit u.U. für den Lebensweg weitreichenden Folgen wird das nicht immer bzw. nicht immer einfach gerichtsfest nachweisbar sein. (Und da sind die beliebten “Du hörst von meinem Anwalt!”-Aktionen aus Befindlichkeit oder purer Langeweile noch nicht mitgedacht …)
Eine ganz andere Sache ist es, wenn man “einen kleinen Stich” feststellt, wenn man vielleicht auch nur selber meint, etwas nicht mehr machen zu können, “weil in deeeeem Alter, also ne, wissense nee” … Dann geht es um verletzte Eitelkeit und das muss man mit sich selber ausmachen. In dem Punkt finde ich allerdings, dass sich unsere Gesellschaft manchmal auch viel offener zeigt und hilfreich ist, spontan fiel mir da ein alltägliches Phänomen ein, nämlich das der grauen Haare: Sie gelten mittlerweile nicht mehr als etwas, wofür man sich schämen “muss”, wenn man weiterhin “dazu gehören will” und dann werden die Haare wohl entsprechend oft gefärbt … Immer mehr Frauen und Männer sind stolz auf graue Haare und auf das, wofür diese stehen: Lebenserfahrung! (Und nebenbei: Bei jungen Menschen – meist Frauen – gab/gibt es den Modetrend “granny hair”.)
Zurück zum Ausgangsthema Digitalisierung:
Im Hinblick auf Altersdiskriminierung gab es wohl auch noch nie vor der Digitalisierung ähnliche Effekte, dass sich in diesem Tempo die Erfahrungswelten von Alterskohorten dermaßen extrem auseinanderentwickeln und das entweder einfach so hingenommen wird (“Das isser halt, der Preis des Fortschritts und das ist der Rhythmus wo jeder mit MUSS!” … Dieses “müssen” müsste mal hinterfragt werden!) – obwohl die Folgen für ein soziales Miteinander vermutlich nicht förderlich sein werden … oder dass dieses Auseinanderdriften noch gefördert wird bzw. viele Menschen gedankenlos-kritiklos mitstolpern, so gut es geht – (oft?) wohlwissend dass es hier um
Ein Onkel von mir ist 1890 geboren und im gesegneten Alter von 95 gestorben. 1985. In seinem Leben waren völlig neu: Telefon. Eisenbahn, Auto, Radio, Elektrizität, Fernsehen, Flugzeug als Massenverkehrsmittel…….
Keine dieser Errungenschaften greift so tief in den Lebensalltag des Menschen ein, wie die digitale Entwicklung.
Lesen sie mal die neueste Ausgabe des Spiegel:
KI als Titelthema.
Das geht schon ein bißchen tiefer als die Erfindung von Telefon, Eisenbahn, Auto und Flugzeug.
Apropos, die beiden letztgenannten haben als Massenverkehrsmittel mit dazu beigetragen, daß wir jetzt kurz vor dem Klimakollaps stehen.
Wäre vielleicht gut gewesen, wenn wir bei der Nutzung dieser
Errungenschaften ein kleinwenig kritischer und weitsichtiger agiert hätten.
Aber hey, was soll’s.
Lassen wir uns den Spaß nicht durch allzuviel Nachdenken verderben.
Reicht doch, das Kind aus dem Brunnen zu holen, wenn es reingefallen ist.
@Marion
Klingt doch durchaus interessant:
https://www1.wdr.de/radio/wdr5/sendungen/buecher/buch-der-woche/der-apparat-100.html
Hoffentlich bleibt es ein Gedankenspiel … 😉
Kleiner Auszug aus dem Link im anderen Post:
“Es gab mal eine Zeit, da brauchten wir das nicht, aber jetzt haben wir’s und weil wir es haben, brauchen wir es und die Leute wollen nicht, dass man es ihnen wegnimmt. Würden Sie nicht zulassen. Alles würde da zusammenbrechen. Die ganze Gesellschaft.”
Ja und das ist der Grund warum wir ein WC haben. Und nicht mit einer Schaufel in den nächsten wald marschieren. Und nein, wir brauchen kein WC und die gesellschaft würde auch nicht zusammenbrechen wenn wir keins hätten. Das stimmt.
Danke für den sehr interessanten Link. Genauso nehme ich unsere Welt auch wahr. Wir brauchen den “Apparat”, weil wir ihn haben. Solange wir ihn nicht hatten, brauchten wir ihn auch nicht. Wir haben uns vollkommen abhängig gemacht, von einer Technik, die wir gar nicht mehr wirklich durchschauen. Wir sehen zwar, daß dieser “Apparat”, neben all den oberflächlichen Vorteilen, die er zweifellos hat, eine Menge tiefgehende Probleme mit sich bringt. Aber wir haben uns so an die Vorzüge gewöhnt, daß wir die Risiken einfach ausblenden.
Aber der Mensch ist so. Der kann nicht anhalten. Der muß weiter, immer weiter. Selbst wenn er die Welt komplett durchtechnisiert- und digitalisiert hat, wird er nicht aufhören. Da geht immer noch ein bißchen mehr und ein bißchen besser und ein bißchen schneller und ein bißchen effzienter.
Irgendwann fallen wir damit sowas von auf die Schnauze, da bin ich mir mittlerweile ziemlich sicher. Wie genau das vonstatten gehen wird – keine Ahnung. Aber irgendwann stoßen wir an unsere Grenzen, und ich glaube das wird ziemlich wehtun.
Gegen Ängste empfehle ich immer progressive Muskelentspannung. Ist sehr hilfreich. Und das irgendwas in der Geschichte Scheiße war ist überhaupt kein Hinweis darauf das alles neue automatisch Scheiße ist. Und natürlich, das Telefon hat überhaupt nichts verändert, ihr Ernst? oder das fernsehen? Und wo ist jetzt die Katastrophe bei beidem?
Habe ich behauptet, daß Telefon und Fernsehen NICHTS verändert haben?
Nein, habe ich nicht.
Ich schrieb “Keine dieser Errungenschaften greift so tief in den Lebensalltag ein, wie die digitale Entwicklung.”
Den Satz mit “Und das irgendetwas in der Geschichte…”,
verstehe ich im Zusammenhang mit meinem Kommentar nicht.
Sie sind doch derjenige, der frühere Erfindungen eins zu eins mit heutigen Entwicklungen gleichsetzt.
Ich habe auch keine Ängste, gegen die sie mir irgendetws empfehlen müßten.
Meine Weltsicht unterscheidet sich halt grundlegend von der ihren.
Mir fehlt da ein bißchen die rosarote Brille. Aber ich freue mich sehr für sie, daß sie so unbeschwert durch die Welt gehen können. Ist sicher gesünder.
Das Telefon und der Fernseher (auch schon das Radio) haben MINDESTENS ebenso tief in die Lebenswelt der Menschen eingegriffen. Für die meisten war es der erste Zugang zu Informationen überhaupt.Und die Befürchtungen waren übrigens 1:1 die gleichen.
Gelöscht, da die Frage beantwortet wurde
Als Lehrkraft muss man auch technisch immer uptodate bleiben. Das hält jung. Wer nicht klarkommt im Leben, sollte keine Lehrelkraft sein
Ich hatte nicht von Verweigerung gesprochen, sondern von Gerechtigkeit. Dieses Wort ist doch im Bildungsbereich in aller Munde, oder?
Lesen ist doch eine Kulturtechnik, dennoch gibt’s Legastheniker. Die Verweigern doch nichts.
Es gibt also Studenten (????) die nicht in der lage sind Videokonferenzen zu starten? Ganz ehrlich: Die sollten besser nicht studieren. Und Schüler*innen stehen ja Lehrer*innen hilfreich zur Seite und da habe ich noch nicht mal Schwierigkeiten Schüler*innen im Förderbereich Geistige Entwicklung den Umgang mit dem IPad nahezubringen.
Weil es seeeehr viele Nachteile gibt vielleicht?!
Alle drei/vier/fünf Jahre alle Geräte ersetzen – Elektro- und Plastikmüll ohne Ende
Auswirkungen auf die Gehirne – sehen wir gerade
Auswirkungen auf die Konzentration – sehen wir gerade (zumindest, wer hinschaut, sieht es gerade)
Veränderung des Glücksgefühls – es zählen die likes
Muss alles geflegt werden – aber egal
Ach ja, die Dinger verbrauchen Strom – und das nicht zu knapp.
Aber – was sind das schon für Auswirkungen?
Nun, ich bin kein Fan, komme aber ganz gut klar. Dennoch finde ich, dass Kopf- und Handarbeit weiterhin notwendig sein werden.
Das lernt man nicht auf dem Elektro-Weg. Auch das Schwimmen klappt nicht, wenn ich mir lediglich ein Video dazu anschaue.
Das darf neben dem ganzen Digi-Hype nicht vergessen werden.
Auswirkungen auf die Gehirne halluzinieren die Technikfeinde schon herbei als der Buchdruck Bücher billiger machte (Lesesucht). Empirische Beweise braucht es ja nicht , es reicht ja wenn du das fühlst (siehst)
Das Leben ist bunt! 🙂
“… wir ein WC haben. Und nicht mit einer Schaufel in den nächsten wald marschieren.”
Echt? Toll!
“Gegen Ängste empfehle ich immer progressive Muskelentspannung. Ist sehr hilfreich. Und das irgendwas in der Geschichte Scheiße war ist überhaupt kein Hinweis darauf das alles neue automatisch Scheiße ist.”
Was ist eigentlich Ihr Lieblingswort? 😉 (Immerhin 2x korrekt geschrieben, das macht wohl die Übung?)
Und: Wer außer Ihnen schrieb von “alles neue”?!
“und da habe ich noch nicht mal Schwierigkeiten Schüler*innen im Förderbereich Geistige Entwicklung den Umgang mit dem IPad nahezubringen”
Sie Teufelskerl!
“Empirische Beweise braucht es ja nicht , es reicht ja wenn du das fühlst (siehst)”
Viele tolle Erkenntnisse und richtig gute Ratschläge.
Jetzt bieten Sie vermutlich fremden Menschen auch noch easy-peasy das “du” an.
Teufelskerl² 😉
Oder nur “kreatief”, wie es so schön heißt?
Was wohl als Nächstes kommt?
Das mit dem iPad hat mit Teufelskerl wenig zu tun sondern mit der recht intuitiven Bedienung desselben.Ansonsten konnte ich deinem Geschwafe nichts inhaltliches emtnehmen. Aber wer Beleidigungen für Argumente hält und mimosenhaft auf das “du” reagiert dem ist charakterlich wohl eh nicht mehr zu helfen.
Und?
Geht’s jetzt schon besser? … charakterlich meine ich? 😉
Haben Sie noch einen intuitiv inhaltlichen Pfeil im Köcher oder war die Unterstellung von Beleidigungen (welche und durch wen) schon der letzte “argumentative” Salto mortale ?
Da MUSS doch noch was gehen …
Man kann an ihrem Beispiel sehr schön erkennen, was die völlig unkritische Nutzung digitaler Technik anrichten kann.
Danke für diese sehr aufschlußreiche Demonstration.
„Gegen Ängste empfehle ich immer progressive Muskelentspannung. Ist sehr hilfreich. […], das[s] alles N[n]eue automatisch Scheiße ist.“
Blöd, wenn der Schließmuskel davon betroffen wird.
Nachteilsausgleich: Digitalisierungsschwäche
Für solche Personen muss die Lehrkraft in Zukunft alle Materialien zusätzlich in analoger Form bereithalten.
Schon wieder eine neue Aufgabe? … “Ein Ende in Sicht”… zum Glück.
Tja, da hilft nur ein neuer Nachteilsausgleich … 😉
Womit sie dargelegt hätten dass genderfeindlichkeit und technikfeindlichkeit sowie reaktionäres Gehabe eng verbunden sind
Ääh nein. Dass Pälzers Vorschlag nicht ernst gemeint war, kann man problemlos erkennen.
Geehrtes Uwe,
das machen Sie woran fest?
Programmieren unter C++, Linux… kein Problem.
Jedoch jeden “heißen Scheis*” mitmachen, nein, mache ich nicht.
Ja, ich gehe demnächst in die Rente.
Lernen können die Schüler jedoch immer noch seeeehr viel. Auch von mir.
😉
…also ein ganz normaler Mensch.
Digitalisierung ohne Konzepte und
Geräte ohne Support –> Extreme Belastung für alle beteiligten Personen.
Zu stressig? Dann muss man – wie üblich – eben auf ein 150%-Deputat reduzieren bei einem Gehalt von 75%.
Ein Schelm könnte natürlich fragen:
“Was sagen die Experten wie z.B. Landesschülerbeirat und der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) dazu?”https://www.news4teachers.de/2023/07/digitale-kompetenzen-wirtschaft-beklagt-defizite-bei-schuelern-schueler-zeigen-auf-die-lehrkraefte/
Scherz beiseite und nüchterner Blick auf Bildung:
Mehr Technik ist nicht zwangsläufig und/oder grundsätzlich die Lösung von Problemen, mitunter ist sie Teil des Problems/der Probleme und/oder verursacht neue Probleme.
Damit meine ich z.B. die o.g. Videokonferenzen, die scheinbar Zeit einsparen (keine Anfahrten zum gemeinsamen Ort des persönlichen Treffens), aber letztlich mehr Zeit in Anspruch nehmen, weil sie enger getaktet stattfinden.
Braucht man denn wirklich mehr Besprechungen?
Tappt man da nicht wieder in dieselbe alte Falle, die wir in der Bildungsbranche zu gut kennen? (Immer schneller “etwas auf den Weg bringen” ohne mal einer Theorie Zeit zu geben, sich unter realen Bedingungen und im Alltag und vor allem langfristig als eher gewinnbringend oder eben nachteilig zu erweisen?)
Und wenn man sagt, dass diese Vikos den CO2-Ausstoß verringern, dann hat man hoffentlich schon in die Berechnungen einbezogen, dass immer mehr Rechner mit immer besseren Rechenleistungen (nur falls es technisch klappen sollte) auch entsprechende Serverleistungen brauchen. Die Server brauchen immens viel Energie (nicht nur zum “Rechnen”, sondern auch für die Kühlung.) Ach, ich bin mir sicher, dass das alles berücksichtigt wurde. 😉
Und wer die ständig auf dem dazu erforderlichen Stand benötigten Geräte (von den Servern bis zum Endgerät) anschafft, wartet und das alles rundherum finanziert … s.o. 😉
Upps!
Aufgewacht …
Bonus-Idee:
Technik ersetzt ohnehin keine Beziehungsarbeit.
Bildung ist Beziehungsarbeit.
(Wir schrauben keine E-Autos o.Ä. zusammen, in der Bildung “schrauben” 😉 wir an Menschen!)
Ich teile Ihre Sicht auf Videokonferenzen nicht. Ich vermisse sie förmlich. Statt am Freitag Nachmittag in einem stickig-überfüllten Lehrerzimmer das pseudo-pädagogische Gewäsch der SL bei der GLK zu erdulden, konnte man während Corona daheim im Schlabberlook auf der Couch sitzen, nebenher korrigieren, bügeln, etc.
Ansonsten hat mir ein Kollege berichtet, dass man an US-Privatschulen die Laptops als Regelgerät im Unterricht mittlerweile wieder abschafft. Warum? Weil genau das eingetreten ist, was prognostiziert wurde: die Schüler beschäftigen sich mit allem, nur nicht dem Unterrichtsstoff.
@Nelle
Genau.
Vgl. den Punkt “Kasse machen” in meiner Antwort an @Walter Hasenbrot weiter oben.
Das ist noch nicht einmal finanziell günstiger.
Also nur für diejenigen, die glauben mit der Anschaffung eines Endgerätes (vielleicht wird es ja sogar gestellt) ist alles “paletti” – diejenigen sollten vielleicht mal googeln … aber wonach bloß? 😉
Sehe ich auch so.
Der Support fehlt einfach. Und es ist keine anständige Lösung in Sicht.
Bei uns läuft jetzt mal Folgendes stabil. Wir haben Lehrer-iPads + Stift + GoodNotes drauf. Über AppleTV haben wir eine stabile Verbindung. Genial zum Unterrichten.
Kann ich nur jeder Schule raten.
Wir haben keine stabile Verbindung zu den Displays. Filme ruckeln, wlan kränkelt, man fliegt raus, sehr nervig das Ganze. Dann ständige Erreichbarkeit, bzw. Erwarten das SuS und Eltern. Wenn man am Wochenende nicht antwortet z.B. kommen teilweise noch weitere Mails. Ein Ärgernis. Auch die Flut an Infos, weil einfach alles weitergeleitet wird, dann 3 Plattformen, die man checken soll. Mittendrin fahren die Geräte mal schnell (oder auch nicht) ein Update. Und mit SuS Digital Arbeiten ist oft ebenfalls nervig, weil eben nicht unbedingt gearbeitet wird. Da versucht man lieber mit dem Ipad den Nachbarn zu fotografieren. Im Xomputer raum hab ich die PCs an der Überwachung und es gibt keine Kameras. Bei den Ipads machen einige einfach nur quark. 0.0 Mehrwert, plus WLAN das abkackt, wenn zu viele eingeloggt sind.
Absolut. Leider haben bei uns die SuS ab Klasse 8 “Waffengleichheit”.
Kann ich jeder Schule nur abraten.
…und dann noch der Ärger und die Zeit, die verloren geht, weil digitale Instrumente (Lernplattform) nicht praxistauglich sind, für digitalistes Arbeiten wichtige Tools fehlen, Verlage nichts passendes zur Verfügung stellen, Programme nicht zusammenpassen oder nicht freigegeben sind – am Ende “bastelt” jeder mit unendlich viel Zeiteinsatz doch wieder wie früher mit Papier. Dauert nur noch länger!
Digitales Arbeiten müsste vor allem die Software (Programme zum Selbsterstellen von Material wie auch Material von Verlagen etc.) zur Verfügung stellen, die nötig wäre, Kinder an digitales ARBEITEN heranzuführen.
Wir wollen Digitalisierung in der Schule ja nicht als weiteren “digitalen Spielplatz” oder “just for fun” haben, sondern als echte Bildungs-, Unterrichts- und Lernhilfe nutzen.
Leider fehlen die dafür notwendigen Voraussetzungen und Lizenzen.
Im Vordergrund steht auch im Bildungsbereich immer noch, dass mit Material Geld verdient wird. Also kauf was es gibt oder guck, wie Du klar kommst.
Die Probleme fangen damit an, das Lernplattformen nicht gut funktionieren, Verlage kein kompatibles Material haben, Schulträger “digital” als Lernmittel nicht finanzieren… und hört damit auf, dass es weit und breit niemanden gibt, der sowohl die digitalen Möglichkeiten überblickt als auch pädagogisch-methodisch versteht, welche praktischen Umsetzungsprobleme sich ergeben, wenn “Lehrer” eine Idee nicht selbst umsetzen kann.
Beispiel: Mit welchen lernplattform-kompatiblen Programmen kann ich Koordinatensysteme, Bruchdarstellungen, Prozentkreise, biologische Modelle, Grammatikspiele darstellen oder interaktive Karten… erstellen, die ich dann auch noch auf der eingeführten Lernplattform verwenden, womöglich nach einem Schulwechsel auch in einem anderen System nutzen kann????
Ja, ich habe mehr Stress und viel mehr Arbeit dadurch, dass ich versuche, alles “auf dem Stand der Technik” zu machen!
Außerdem – auch wenn ich mich wiederhole: Voraussetzung für alle digitalen Angebote an die Schüler ist immer, dass sie vorher ausreichend sicher lesen, schreiben und rechnen gelernt haben. Darum müssen wir uns zuerst kümmern! Dafür brauchen wir erst einmal ausreichend Zeit! Ansonsten können wir das alles knicken!
Aus diesem Grund hat eine Kollegin das Dienst-IPad in die Ecke gelegt und nutzt wieder den Overheadprojektor in ihren Biostunden….
Ich auch! Nur, anstelle des OHP gibt es noch die elektronische Tafel. Die reicht für meine Bedürfnisse…
Wenn sie nicht aus den Räumen entfernt wurden, um die LuL zur Nutzung der Displays und Ipads zu zwingen… Ach ja, DVD geht auch nicht mehr…Können also die Filme auch wegwerfen…
@laromir
Die DVDs kann man prima zum umweltverträglichen Upcycling-Basteln verwenden (Mobiles basteln). 😉
Und wenn das mit der Digitalisierung nicht so läuft … dann wird es vielleicht wieder DVDs und entsprechende Player zu kaufen geben. (Wieder Stichwort “Kasse machen”.)
Die gute alte Schallplatte mit entsprechend hochwertigen Plattenspielern sind ja auch wieder trendy, bei all jenen, die sich das – zusätzlich – leisten können. Oder auch bei den “standhaften Gegen-den-Strom-Schwimmern” aka “Spaßbremsen” aka “Foooooortschrittsfeeeeeiiiinden”, die einfach ihre Platten nebst veralteter “Endgeräte” nicht weggedonnert haben. 🙂
Einfache Merkregel für die Beschaffung im Sschulwesen: Wer nutzt entscheidet nicht und wer entscheidet nutzt nicht.
Man bekommt den Krempel hingestellt und muss dann schauen, wie man zurechtkommt. Natürlich finden wir einen Weg, denn wir sind ja Lehrer und damit auch talentiert.
Aber es gibt halt Abrieb, weil kein Support da ist und der Krempel zusehends veraltet und weniger funktioniert.
Digitalisierung um der Digitalisierung Willen ist kein guter Weg.
Und was für ein Zeitfresser das ist: ich komme eh schon gehetzt ins Klassenzimmer: dann Beamer hochfahren, Laptop mit HDMI-Kabel und Adapter an Dok.kamera anschließen, Datei suchen und Analyse, warum es mal wieder nicht klappt, mit den Boxen kämpfen, die rumzicken, und dann hoffen, dass das WLAN stabil bleibt, ansonsten die alternativ geplante analoge Stunde halten…
Alternativ auf das in den meisten Schulen eingeführte Apple- System umsteigen- sich noch transparenter machen- wieder einen Haufen (neuer) Geräte für daheim anschaffen, damit alles kompatibel und synchronisiert ist. Und die Entgrenzung geht weiter und bezieht sich nicht mehr nur auf die Zeit.
Am besten gefällt mir der Satz “es zeigt sich wieder einmal, dass die Entscheidungen von oben herab nicht zielführend sind “. Ob diese permanenten und seit Jahrzehnten andauernden Beschwerden irgendwann mal Gehör finden werden? Ich fürchte nein.
Wenigstens sollte es in den Köpfen der Bildungspolitiker ankommen, dass die Schulen einen hauptamtlichen Systembetreuer brauchen und dies nicht zusätzlich von Kollegen übernommen werden kann, die dann bei Problemen aus dem Unterricht geholt werden müssen. Das ist ein Unding und ist bei dieser Weiterentwicklung der Digitslisierung nicht mehr tragbar. Aber…. aber….. das Budget …..
Allein der Support für die Geräte, der ja zum größten Teil von den Kollegien getragen werden muss, belastet die Kollegien enorm. Auch die KollegInnen, die nicht im Support tätig sind, sind durch die vielen Anrechnungsstunden (immer noch zu wenige für die anfallende Arbeit), die für den Support verwendet werden und früher für die Entastung anderer Arbeiten zu Verfügung standen, mitbelastet.
Arbeitserleichterungen durch digitale Geräte gibt es hingegen kaum. Wo es sie gibt, werden sie sofort dadurch wieder aufgefressen, dass Schulleitungen den Lehrkräften neue Aufgaben übertragen, die mit digitalen Mitteln “ja ganz schnell” zu erledigen seien. Früher hätte man sich dreimal überlegt, ob diese Aufgaben wirklich notwendig sind.
Hinzu kommt die ausufernde Kommunikation. Früher hatte man vielleicht einmal pro Woche (in der Regel deutlich seltener) einen Zettel mit einer Nachricht in seinem Fach.
Heute sind es täglich etwa 10 E-Mails oder Nachrichten im Messenger.
Auf der anderen Seite steht aber keine deutliche Steigerung der Lernleistung der SchülerInnen. Im Gegenteil, wie man jüngsten Studien entnehmen kann, werden zum Beispiel die Leseleistungen der SchülerInnen immer schlechter.
Der Support ist ein RIESENthema! Bei uns läuft er extrem behäbig über 2 Herren der Verbandsgemeinde. Schaden heute gemeldet…ach, dann schaun wir mal… Zusätzlich kommen sie zwei prinzipiell morgens – und stören damit den Unterricht.
Ich sehe noch ein weiteres Problem: An unserer Schule wurden Geräte von apple angeschafft – weil die entsprechende Person in der Schulleitung apple-affin ist. Rücksprache mit Kollegium… och nö!
Weder kommen alle Lehrkräfte mit apple klar (nein, es ist NICHT selbsterklärend!) noch werden sich unsere Schüler*innen nach ihrer Schulzeit später alle ein I-Pad o.ä. leisten können. (Die Schulen müssten eigentlich von apple gesponsort werden, führen sie doch die nächste Käuferschicht an apple heran.)
Ich vergleiche diese Vorgehensweise mit einer Fahrschule, die ihre Fahrschüler*innen an Rolls-Royce ausbildet, obwohl diese sich später höchstens mal einen Hyundai werden leisten können. So kreïrt man Neid, Unzufriedenheit – und Konsumerismus..
Apple bauth das Gaspedal unter die Decke und gelenkt wird mit den Füßen. Absolut selbsterklärend … sagen die, die nichts anderes gelernt haben.
Vor allem mache ich die Erfahrung, dass sich das Tolle, Neue, Einzigartige der Internet-Möglichkeiten unheimlich schnell abnutzt und sowohl Lehrer, Eltern, Schüler eher genervt sind. Kaum noch ein Kind hat Lust auf diese wunderheilsamen Online-Übungen, die ach so viel Spaß am Lernen versprechen. Nach wenigen Wochen ist dieser ganze angebliche Spaß wie weggeblasen und die Schüler stöhnen nur noch, wenn man ihnen Online-Aufgaben aufgibt. Sie machen die genauso wenig zuhause wie die klassischen Hausaufgaben.
Und Eltern, die sich anfangs freuten über die vielen Informationen aus der Schule, sind auch nur noch genervt von der Informationsflut. Lehrer nicht selten ebenso.
Grade in Mathematik gibt es bei Online Übungen den gravierenden Vorteil: Sofortige Rückmeldung richtig/falsch, Angaben wie das richtige Ergebnis errechnet werden kann, bei KI gestütztem lernen auch Hinweise auf die Art der Rechenfehler und die umgehende Korrektur eben dieser Denkfehler.
Wie man diese Vorteile ernsthaft nicht weniger als revolutionär finden kann ist mir ein ewiges Rätsel.
Und natürlich ist es ein Strohmann: MIEMAND behauptet das völlig unmotivierte Schüler*innen online motiviert werden können.
Die destruktivste Konsequenz der Digitalisierung ist nach meiner Erfahrung, dass die Aufmerksamkeitsspanne immer geringer ist und alle Denkprozesse immer oberflächlicher werden. Nach-denken ist nicht mehr drin – und da nehme ich mich als Lehrkraft leider gar nicht aus.
Als der Rotationsdruck die Bücher immer billiger und für heden erschwinglich machte gab es exakt dieselben Vorwürfe:
https://de.wikipedia.org/wiki/Lesesucht
Natürlich ohne jede empirische Grundlage, es reicht ja wenn man fühlt das dem so ist.
Die selben Vorwürfe beim Radio, Fernsehen, VHS Rekorder…….
Und jetzt kommt als nächstes das “Argument” das internet ja was GANZ anderes wäre.
Und die Wahrnehmung das Kinder und pubertierende Jugendliche eine geringe Aufmerksamkeitsspanne haben. ich war schon vor dem handy und Internet lehrer: Kein neues Phänomen.
Werden die Regeln für Rechtschreibung, Groß- und Kleinschreibung und Zeichensetzung nicht auch für jeden zugänglich durch das “Phänomen Internet”? (Keine Ironie.)
Das jemand jetzt noch unter dem “Niveau” “argumentiert” das ich vorweggenommen habe hat mich immerzu. Zum Lachen gebracht. Danke
Höflich sind Sie ja. 🙂
Darum antworte ich auch gerne mit: “Gern geschehen.”
Kann es sein, dass die Digitalisierung gar nicht so gut ist? Die Unesco bietet eine neue Perspektiven: https://www.golem.de/news/fuer-effektiveres-lernen-unesco-fordert-weltweites-smartphone-verbot-an-schulen-2307-176164.html?xing_share=news
Sehr geehrte Dame,
bitte schauen Sie doch etwas differenzierter hin! Was heißt denn “die” Digitalisierung? Ob “die” gut oder eben weniger ist, hängt von Situation und Perspektive, von Intention und Kompetenz der Anwendenden bzw. Initiierenden ab. Ohne Digitalisierung würden Sie z. B. hier nicht posten.
Bei uns an der Schule kann man nicht über hakende Technik klagen. Allerdings gibt es nur einen Kollegen (Lehrer, nicht IT-Experte), der für alle digitalen Geräte zuständig ist.
Unsere digitalen Tafeln wurden in die Klassenräume gestellt, dann gab es eine 2-stündige Fortbildung dazu. Viel zu wenig.