Während der Pandemie verstummt: Wie Schul- und Kinderchöre ums Überleben kämpfen

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BREMEN. Keine Proben während der Pandemie, ohnehin wenig Zeit und keine Muße zum Singen: Viele Kinder und Jugendliche kommen gar nicht auf die Idee, in einem Chor zu singen. Das soll sich nun ändern.

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«Wir haben natürlich die Hoffnung, dass die Kinder in ihrer Freizeit weiter singen wollen». (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

«Während Corona sind viele Kinderchöre kaputt gegangen, da ist dringend Aufbauarbeit nötig», sagte Julia Bachmann, Leiterin von «Young Voices Bremen». Im Rahmen des Projekts sollen bald vier Nachwuchschöre in Bremen gegründet werden, am Sonntag können Kinder und Jugendliche das Singen schon bei einem Schnuppertag im Bürgerpark ausprobieren. Auch gesangspädagogische Angebote mit 25 Schulklassen, 16 Kita-Gruppen, Freizeitheimen und SOS-Kinderdörfern sind geplant.

«Es ist einfacher, die Kinder und Jugendlichen dort zu erreichen. Manche haben vielleicht noch nie gesungen», meinte Julia Bachmann. «Aber wir verstehen Singen als Breitensport. Es braucht keine Vorbildung, wir haben die Stimme in uns.»

Jede Probe soll von einem Stimmbildner begleitet werden, um die Kinder und Jugendlichen individuell zu fördern. Ohne Gesangserfahrung seien viele verunsichert. «Was soll ich mit meiner Stimme machen? Bin ich zu laut, zu leise, klingt meine Stimme schief und schrill?», schilderte Bachmann mögliche Zweifel und ergänzte: «Oft sind es Kleinigkeiten, ein bisschen Mut zusprechen. Es braucht gar nicht 20 Stunden Gesangsunterricht.»

Ihren ersten Auftritt haben die Kinder und Jugendlichen im Februar. Schon jetzt steht fest, dass das Projekt des KreisChorVerbands Bremen im Chorverband Niedersachsen-Bremen fortgesetzt werden soll. «Wir haben natürlich die Hoffnung, dass die Kinder in ihrer Freizeit weiter singen wollen», sagte Bachmann.

Der Aufbau von Kinderchören sei aufwendig, heißt es beim Dachverband – die Suche nach einem Probeort, die Festlegung von Probezeiten, die Auswahl der Lieder, die Zusammenarbeit mit den Eltern. Der Chorverband Niedersachsen-Bremen will deshalb bis zu 15 weitere Kinderchöre in der Gründungsphase mit 100 Euro monatlich unterstützen.

Neue Lieder und Formate, Fortbildungen für Chorleitungen, Erzieher und Lehrkräfte – auch der Niedersächsische Chorverband bemüht sich um Nachwuchs. «Um junge Leute für die vielfältige musikalische Arbeit zu begeistern, müssen Erwachsenenchöre die Initiative ergreifen, moderne Medien nutzen, persönlich Kontakte knüpfen und pflegen», sagte Präsident Martin Lüssenhop. «Da ist vielerorts noch Luft nach oben, aber wir unterstützen unsere Chöre dabei professionell.»

An einigen Orten mussten sich Kinderchöre schon auflösen, in den Kinder- und Jugendensembles des Chorverbands sei die Anzahl der Mitglieder zuletzt um durchschnittlich zehn Prozent zurückgegangen. «Viele Schulchöre haben während der Pandemie die Hälfte ihrer Mitglieder verloren», sagte Lüssenhop. «Solche Einschnitte sind irreversibel.» (dpa)

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