„Bildungswende jetzt!“: In bundesweit 29 Städten soll demonstriert werden

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Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) und die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) haben sich hinter Forderungen des Bündnisses «Bildungswende Jetzt!» zu einer deutlichen Ausweitung der Bildungsfinanzierung in Deutschland gestellt. Am Samstag soll bundesweit in vielen Städten demonstriert werden.

Morgen soll demonstriert werden – auch in Berlin (ab 11 Uhr vom Brandenburger Tor aus). Foto: Schule muss anders

Für diesen Samstag hat das von mehr als 150 Gewerkschaften, Bildungsverbänden, Eltern- und Schülervertretungen unterstützte Bündnis «Bildungswende Jetzt!» in 29 Städten Deutschlands zu Demonstrationen aufgerufen (hier geht es zu einer Liste mit allen geplanten Kundgebungen). Eine Forderung ist ein «Sondervermögen Bildung» in Höhe von mindestens 100 Milliarden Euro.

Seit mehr als einem Jahrzehnt werde zu wenig Geld für Bildung ausgegeben, sagte die stellvertretende DGB-Vorsitzende Elke Hannack am Freitag in Berlin. «Marode Schulen, zu wenig Lehr- sowie Kita-Personal und letztlich immer wieder dürftige Plätze in Bildungsrankings – das muss die Politik endlich wachrütteln. Wir dürfen uns nicht an solche Zustände gewöhnen», fügte sie hinzu und forderte eine «Trendwende in der Bildungspolitik».

Die GEW-Vorsitzende Maike Finnern spricht morgen auf der geplanten Demonstration in Köln (13:00 Uhr Start am Heumarkt, 15:00 Uhr Kundgebung auf dem Heumarkt). «Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten an der Belastungsgrenze und darüber hinaus. Das veraltete, unterfinanzierte und sozial ungerechte Bildungssystem macht krank, es raubt vielen jungen Menschen Zukunftschancen. Die Prognosen machen deutlich, dass sich die Probleme nicht von selbst lösen werden: Bis 2035 fehlen laut Studien des Bildungsforschers Klaus Klemm ungefähr 160.000 Lehrkräfte», so heißt es seitens der Gewerkschaft.

«Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte und Arbeitgeber erwarten zu Recht, dass die Bildungspolitik stärker in den Mittelpunkt rückt»

Und: «Zu Beginn des Jahres hatte die Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz deswegen vorgeschlagen, die Teilzeitmöglichkeiten der Lehrkräfte einzuschränken, Mehrarbeit zu prüfen und den Kolleginnen und Kollegen geraten, in der Freizeit einen Yogakurs zu belegen. Diese Maßnahmen bedeuten, die Bildungskrise auf dem Rücken der Beschäftigten und mittelbar dem der Kinder und Familien auszutragen – und die wahren Probleme zu ignorieren.» Dagegen richteten sich der Protest.

Der Vorsitzende des Bundestagsbildungsausschusses, Kai Gehring (Grüne), unterstützt die Aktionen: «Jugendliche, Eltern, Lehrkräfte und Arbeitgeber erwarten zu Recht, dass die Bildungspolitik stärker in den Mittelpunkt rückt. Die Bildungswende-Proteste tragen dazu bei und sind ein wichtiger Ansporn für zielgerichtete Reformen», sagte er.

Gehring verwies auf das von Bund und Ländern geplante Startchancen-Programm, mit dem Schulen in schwierigen Lagen in den kommenden zehn Jahren mit etwa 20 Milliarden Euro gefördert werden sollen (News4teachers berichtete). Dies sei «ein bildungspolitischer Meilenstein» für mehr Chancen, dem weitere folgen müssten. News4teachers / mit Material der dpa

„Das Bildungssystem steckt in einer tiefen Krise“: Protestwelle rollt durch Deutschland – fast 30 Demonstrationen sind angekündigt

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Hornveilchen
7 Monate zuvor

Kaum ein Lehrer wird in seiner Freizeit demonstrieren gehen. Aber in der Unterrichtszeit auch kaum einer. So bleibt dann alles, wie es ist

Aleidis, von edlem Wesen
7 Monate zuvor

Alle, die immer sagen, sie machen bei Streiks nicht mit, weil sie entweder verbeamtet sind und nicht dürfen oder wegen der „armen Kinder“, die darunter leiden, können ja nun an diesen Aktionen außerhalb der Arbeitszeit teilnehmen. Das müssten dann ja eigentlich Hunderttausende sein! Es gibt schließlich gut 800 000 Lehrer in Deutschland.

Dietrich
7 Monate zuvor

Für Gerechtigkeit? Bessere Arbeitsbedingungen? Mehr Lohn?
4-Tage Woche? 30 Std. Woche?

Teilnahme am Pilotprojekt 4 Tage Woche?

Karl Heinz
7 Monate zuvor

„Viele Kolleginnen und Kollegen arbeiten an der Belastungsgrenze und darüber hinaus“

Das kling zu seicht, liebe Gewerkschaft.
Bringt sie Sache doch mal ordentlich auf den Punkt!

Meiner pers. Erfahrung nach sind die meisten Kolleg*innen völlig überlastet.
Un ständig kommen noch neue, zusätzliche Aufgaben dazu, die auch mal noch eben so schnell mitgemacht werden müssen.
Wehe wenn nicht.
Aktuell werden Lehrkräfte einfach völlig verheizt.
Und es gibt diesmal keine Reservearmee, um sie zu ersetzen.

Max
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

@Karl Heinz, auf den Punkt bringen, nützt nicht viel. Das ist doch nichts Neues. Auf die Straße gehen, bringt mehr. Sind Sie dabei?

Max
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

1000 Menschen gingen in Berlin demonstrieren, Karl Heinz. Da kann die GEW etwas noch so deutlich auf den Punkt bringen. Wenn keiner ihren Aufrufen folgt, verläuft die Sache im Sande. Sie waren bestimmt auch auf der Straße?!? Wo?!?

Mariechen
7 Monate zuvor
Antwortet  Karl Heinz

WISO eigentlich: Wehe wenn nicht? Was passiert denn, wenn ich bestimmte Dinge nicht mache oder anders mache oder später mache? In der Regel nix, oder? Die Zustände sind untragbar, keine Frage. Aber man darf sich auch nicht immer verrückt machen lassen und alles reflexartig umsetzen, was da so von oben kommt.

Max
7 Monate zuvor

Wie ich gerade lese, kamen in Berlin etwa 1000 Menschen zusammen. (Berlin hat rund 36.000 Lehrer !!!) So wird das nichts!

„Die Polizei spricht von etwa 1000 Menschen, die gekommen sind. Lehrer, Erzieher, Eltern und Unterstützer sind zum Roten Rathaus gelaufen, wo sie jetzt angekommen sind.“
https://www.berliner-zeitung.de/news/demo-in-berlin-hunderte-protestieren-fuer-bessere-bildung-vor-dem-brandenburger-tor-li.434418

Hornveilchen
7 Monate zuvor
Antwortet  Max

Ich bin maßlos enttäuscht. Dann sollen die auch alle aufhören zu meckern und zu jammern, es gäbe keine Wertschätzung und was nicht alles….. Die wollen nur Beamte werden und sonst nichts.

unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  Hornveilchen

1000 Dank an beteiligten Kolleg*innen…vermutlich waren es eh mehr.

Bernd
7 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Waren Sie vor Ort und können die Zahl aus Ihrer Sicht belegen?

unverzagte
7 Monate zuvor
Antwortet  Bernd

Soll ich Sie nicht mitzählen ?

Bernd
7 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Leider wohne ich nicht in Berlin.

Wissenspflaster
7 Monate zuvor
Antwortet  Max

Ich verlasse den Schuldienst, effektiver und für mich nutzenstiftender als ein Demöchen.