Bundesland will Konzept erarbeiten, um Lehrkräfte für Mehrarbeit zu gewinnen

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ERFURT. Was tun gegen Lehrermangel und Unterrichtsausfall? Thüringen hofft unter anderem darauf, dass Lehrkräfte künftig mehr arbeiten wollen. Langsam wird konkreter, wie das aussehen soll.

Eine „attraktive Vergütung“ soll Lehrkräfte locken. Foto: Shutterstock

Thüringer Lehrkräfte sollen nach Plänen von Bildungsministerium, Verbänden und Gewerkschaften künftig freiwillig und bezahlt mehr arbeiten können. Dazu soll ein Konzept erarbeitet werden, das Lehrkräften in Zeiten des Lehrermangels Anreize zur Mehrarbeit bietet, wie das Thüringer Bildungsministerium am Montag mitteilte. Auch ein längerfristiges Arbeitszeitkonto ist Teil der Pläne. Einen zeitlichen Rahmen bis zu einem fertigen Konzept nannte ein Sprecher nicht, es solle aber nicht mehr lange dauern.

Ziel sei, den Lehrern die Mehrarbeit nicht aufzuzwingen, sondern Anreize dafür zu setzen, sagte der Sprecher weiter. Dazu zählt laut einer am Montag unterschriebenen Zielvereinbarung eine attraktive Vergütung ab der ersten Stunde zusätzlicher Arbeit. Außerdem sollen transparente Möglichkeiten geschaffen werden, etwa über die freiwillige Erhöhung der Pflichtstundenzahl oder Anreize zu Teilzeit in Elternzeit. Lehrkräfte sollen zudem durch Entbürokratisierung oder die Beschleunigung von Versetzungsverfahren entlastet werden.

Daneben einigten sich Ministerium, Verbände und Gewerkschaften auf ein Papier, das Verbesserungen für Seiteneinsteiger vorsieht. Kernpunkte seien eine Willkommenskultur in den Schulen, bessere Einarbeitung oder weniger Unterrichtsstunden.

Unterschrieben wurden die Vereinbarungen von Bildungsminister Helmut Holter (Linke), sowie Vertretern der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Thüringen, des Thüringer Lehrerverbandes (tlv), des Thüringer Philologenverbandes, des tbb Beamtenbund und Tarifunion Thüringen und des Berufsschullehrerverbands Thüringen. News4teachers / mit Material der dpa

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Schlaubi
7 Monate zuvor

Ich habe ein paar konstruktive Vorschläge:
1) das aktuelle Einkommen der Lehrkräfte wird unter die Armutsgrenze verringert. Damit steigt einzig und allein die Motivation zu Mehrarbeit, welche ab der ersten Stunde mehr nach aktuellem Maßstab vergütet wird.
2) man führt ein Leistungsprämie ein, die pro Schuljahr einmalig an höchstens 10% der Lehrkräfte einer Schule gezahlt wird. Leistung beginnt, sobald man mehr als 5 Stunden pro Woche mehr vor der Klasse steht.
3) der Urlaub wird gekürzt, so dass einer Lehrkraft 10 Tage Urlaub im Jahr zustehen. Jede weitere Urlaubsstunde kann durch Übernahme von Mehrarbeit, d.h. Mehrstunden vor der Klasse erarbeitet werden. Hierbei gilt der Schlüssel : 3 Mehrstunden = 1 Urlaubsstunde. Urlaubsstunden verfallen am Monatsende. Urlaub darf nur in den Ferien genommen werden.

Mir fallen bestimmt noch weitere Vorschläge ein. Diese Vorschläge stammen teilweise aus Zahlen von 2012, die auf irgendeinem Blatt standen, es ist daher mit keinen negativen Entwicklungen zu rechnen. Alle gehen in freiwillige Mehrarbeit und sind glücklich…

Biene
7 Monate zuvor
Antwortet  Schlaubi

Ihre Ironie und der von Ihnen so trefflich verwendete Sarkasmus sind köstlich zu lesen.
Ich empfehle zu ergänzen, der Pensionseintritt wird für alle Lehrkräfte auf 73 Lebensjahre festgelegt.

Pensionist
7 Monate zuvor
Antwortet  Biene

Das ist nur zu verständlich, schließlich ist 73 bekanntlich die beste Zahl (googeln!).

Hartmut D. Lüneburg
7 Monate zuvor

es müssen flexible Modelle sein, wie z.B. 4-Tage Woche bei gutem Lohn und anständige Bezahlung. Homeschoolingmöglichkeiten sollten eingesetzt werden, um auf die Bedürfnisse der Arbeitnehmer stärker zuzugehen.

gehtsnoch
7 Monate zuvor

Lohn, Gehalt, (Arbeits-)entgelt ist doch nur die formale Bezeichnung der Bezahlung nichtselbständiger Arbeit.
„Anständig“ als gleiche Bezahlung von Frauen und Männern oder doch nur als populistische Gewerkschaftssprache gemeint?

Hysterican
7 Monate zuvor

Ziel ist es, den Galeerenskalven nicht eine höhere Schlagzahl zu befehlen, sondern sie dazu zu motivieren, die Schlagzahl der Ruder durch eine höhere Schlagtahl der Peitsche quasi extrinsisch motiviert zu erhöhen.
Denn….der Käptain will Wasserski fahren.

Bernd
7 Monate zuvor

Die Vergütung wird frühestens dann attraktiv, wenn sie mindestens der Vergütung einer normalen Deputatsstunde entspricht. Das halte ich aber für ausgeschlossen.

Realist
7 Monate zuvor
Antwortet  Bernd

In der „harten, freien Wirtschaft“ wird Mehrarbeit locker mit 50% höherem Stundenlohn bezahlt, wenn sie für den Arbeitgeber wichtig ist. Sonn- und Feiertagsarbeit (Klausuren korrigieren?) sogar mit 100%.

Gen Z: „Lehramt? Ich bin doch nicht blöd!“

Einer
7 Monate zuvor

Jeder Mensch hat seinen Preis und ich würde Mehrarbeit machen, wenn das Preis stimmt. Dazu gehört dann aber, dass jede im Stundenplan geplante Stunde abgerechnet wird und keine entfallenen Stunden gegengerechnet werden. Und dazu gehört dann auch, dass andere Dienste (Aufsichten, Konferenzprotokolle, …) ersatzlos gestrichen werden. Dann muss natürlich der Mehrarbeitszuschlag dem entsprechen was in der freien Wirtschaft üblich ist. Da würde ich ungefähr den Stundensatz eines Meisters plus 40/50 % ansetzen.

Dejott
7 Monate zuvor

Ich bin gespannt, was mit „attraktive“Vergütung bei Überstunden gemeint ist.
Entbürokratisierung ist ein weiteres, lustiges Stichwort.
Kann ich mir beides beim besten Willen nicht vorstellen. Wäre für die deutsche Schullandschaft geradezu revolutionär.

Jassen
7 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

„Ich bin gespannt, was mit „attraktive“Vergütung bei Überstunden gemeint ist“

Wenn die wirklich „attraktiv“ wäre, dann hätte man es sich nicht nehmen lassen diesen Zahlenwert konkret zu benennen.

Dejott
7 Monate zuvor
Antwortet  Jassen

Dann hätte man auch „attraktiv“ nicht betonen müssen.

Bald in Pension
7 Monate zuvor

Nicht einen Tag, nicht eine Stunde!

Vierblättriges Kleeblatt
7 Monate zuvor

Watt? Für Mehrarbeit gewinnen? Ich bin raus. 😀

DerDip
7 Monate zuvor

Um die Erwartungshaltung an die Lehrer geradezubiegen:

Grundsätzlich kann eine Zulage für Mehrarbeit nur für Vollzeitkräfte sinnvoll sein.

Denn ansonsten könnte es dazu kommen, dass ein Lehrer mit einer Vollzeitstelle am Ende nicht mehr verdient als ein Teilzeitlehrer mit regelmaßiger Mehrarbeit.

gehtsnoch
7 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

„Das Bundesarbeitsgericht hatte mit Urteil vom 23.03.2017 (6 AZR 161/16) entschieden, dass ein Arbeitnehmer Anspruch auf Überstundenzuschlag hat, wenn er in Teilzeit arbeitet und über seine Teilzeitquote hinaus Überstunden leistet.“ https://www.lohn-info.de/zuschlag.html