BERLIN. Kanu-Olympiasieger Ronald Rauhe sieht einen zu geringen Stellenwert für Sport in Deutschland – und das schon in der Schule.
«Wir schaffen ja nicht mal die zwei Stunden Sportunterricht, die auf dem Zettel stehen», sagte der 41 Jahre alte, ehemalige Kanute beim parlamentarischen Abend des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) in Berlin. Unterrichtsausfall und marode Sporthallen sind an vielen Orten in Deutschland ein Problem. Für den gebürtigen Berliner ein genereller Trend in der Gesellschaft. «Sport steht nicht an der Stelle, an der er hingehört», sagte der Olympiasieger von Athen und Tokio.
Zuvor hatte auch DOSB-Präsident Thomas Weikert die Situation beklagt. Er könne sich einen «neidvollen Blick» nach Frankreich nicht verkneifen. «Im Zuge von Paris 2024 ist in den Schulen eine tägliche Sport- und Bewegungsstunde etabliert worden. Derweil kämpfen wir um die dritte Sportstunde pro Woche und für den flächendeckenden Erhalt der Sportlehrer-Ausbildung», sagte der 61-Jährige. News4teachers / mit Material der dpa
Der Sportunterricht der Zukunft soll auch unfitte Kinder zur Bewegung motivieren
Sport in der Schule wurde schon immer stiefmütterlich behandelt, Bildungspolitiker sehen darin keine Notwendigkeit, Eltern oft auch nicht und Kollegen nehmen dieses Fach meist auch nicht ernst und schauen verächtlich auf die nichtwissenschaftli hen Sportlehrer herab. Wo soll da Anerkennung herkommen. Aber dann ist das Gejammere wieder groß, wenn man feststellt, dass ein Drittel der Kinder und Jugendlichen übergewichtig ist. Keine Verbindung möglich!
Die Ausstattung der Turnhallen aus Turnvater Jahn Zeiten tut ihr Übriges, ohne Eigeninvestition und jeder Menge Phantasie kann man kaum interessanten Unterricht machen. Zudem werden die Turnhallen gerne zweckentfremdet, so dass Sport sehr oft ausfallen muss. Sogar politische Sitzungen mussten wir während der Coronazeit ertragen. Die Halle sieht entsprechend aus, von wegen nur Turnschuhe mit hellen Sohlen, keine Speisen und Getränke außer Wasser in Plastikflaschen, da werden Fressstände aufgebaut und Bierkästen eingeschleppt. Genial!!!
Und sie sind wirklich Lehrer? Schlimme Zustände, ich kenne es anders. Ob Kunst-, Musik-, Sport- oder Sonstwie-Lehrkräfte, verachtet wird von den anderen niemand. Es ist doch normal, jedem Fach dessen Bedeutung zuzugestehen, die Fachkenntnisse der KuK anzuerkennen und so kenne ich es auch. Die Sportkollegen nerven manchmal, wenn SuS aus den Schulmannschaften wegen diverser Turniere oft fehlen, Anerkennung für gute Ergebnisse bekommen sie hinterher trotzdem. Der Sportetat gehört zu den größten, für neue und interessante Kleingeräte reicht das immer, der Rest hängt vom Träger ab. Einstellungen mit dem Fach Sport gibt es weit mehr als neue MINT-Kollegen. Problematisch ist m.E. die zunehmende Leistungsorientierung junger Sport-KuK, die Breitensport scheinbar langweilig finden; nicht gerade ideal, um Schulsport auch für die Übergewichtigen attraktiv zu machen.
Welcher Platz steht dem Schulsport nach Ansicht von Herrn Rauhe denn zu, wenn man daneben die Lese- und Rechenfähigkeiten betrachtet? Prioritäten? Wir kämpfen um genügend tatsächlich stattfindende Deutsch- und Mathestunden! Jeden Tag eine Bewegungsstunde? Im Ganztag tun sich das nicht viele freiwillig an, in der Freizeit stört es die (mindestens ‘auch’ zuständigen) Eltern wenig, wenn statt Sportverein ‘zocken’ das Hobby ist. Ein großer Teil unserer Schüler erreicht in vielen Fächern kaum die Anforderungen, Bewegungsmangel ist da nur ein Problem und kann nich vorrangig behandelt werden.
Was soll die Frage “Sie sind Lehrer?” Ich habe jahrzehntelange Erfahrung an 6 verschiedenen Schulen, nur bei 1-2 waren optimale Bedingungen mit 4 Sportstunden und vielen Aktivitäten, die Sie ja schon wieder nerven, da haben wir es doch. Es sind auch meistens die Sportlehrer, die außerschulische Events organisieren.
Jetzt wird es etwas albern, ist irgendeine Lehrkraft nicht genervt, wenn ihre Unterrichtsstunden ausfallen, zum Beispiel auch Sportlehrer, weil es nur zwei Wochenstunden Sport gibt? Mit MINT-Fächern gewinne ich keine Beliebtheitswettbewerbe, das tun die Sportkollegen, sollen sie auch gerne. Ich erkenne deren Engagement an und verachte selbstverständlich niemand, nur um diese ‘Schmach’ zu kompensieren. Sehr selektiv gelesen übrigens, die Kritik an ausfallenden Stunden (nicht Aktivitäten!) war ein Halbsatz!
Fragt sich, was jetzt da albern ist ……….
Sport für echte Sportler kann Schule genauso wenig leisten wie Instrumentenunterricht für echte Musiker. Es geht eher um Bewegung. Die Kinder brauchen Zeit, um Sport treiben zu können, was im Ganztagsbetrieb nicht geht.
Was immer geht, zumindest bis zur Unterstufe sind Bewegungsspiele. Da durchaus auch die ganz alten, wie ” Fischer, wie tief ist das Wasser”, was meine Schüler spannend finden. Und für die Langsameren: Ich selbst spiele ja mit 😉 Dazu braucht es nur einen gescheiten Pausenhof. Ich bezweifle offen gesagt, dass Bockspringen oder Ringe oder Völkerball etwas gegen Übergewicht bringen. Da wäre ein Muskelaufbautraining zielführender.
Ich fände es auch gut, wenn Kinder und Jugendliche zu Kraftsport/ Muskelaufbau mit dem eigenen Körpergewicht und mit einfachen Mitteln angeleitet würden, ebenso zu stretching und Ausgleichsübungen gegen Verspannungen und Fehlhaltungen. Rückentraining und ergonomisch richtige Arbeitshaltung wäre auch ein nachhaltig wichtiges Feld.
Das halte ich für Quatsch! Es gibt super Sportler in ihrer Disziplin, denen eine neue Bewegungserfahrung aus anderen Bereichen ebenfalls gut tut.
Für Turner sind Schulturnen, für Fußballer Schulfußball usw. natürlich weniger spannend, obgleich sie dort andere Kompetenzen schulen oder erwerben können, indem sie die Mitschüler auf die ein oder andere Art und Weise unterstützen.
Schon 1 Stunde Bewegung am Tag wirkt Wunder.
Man könnte sich auch nachmittags 1 Stunde bewegen, Dazu müssten Eltern aber in der Lage sein, sich gegen ihren zockenden Nachwuchs durchzusetzen. Also ist es einfacher, mal wieder den Schulen den schwarzen Peter zuzuschieben.
Schulen können aber durchaus die Aufgabe übernehmen, das Interesse der Schüler an Sport zu wecken, wenn es die Eltern nicht machen. So sehe ich das.
Ich fasse den Artikel mal zusammen:
“Typ, der erfolgreicher Spezialust für eine Randspirtart ist, die niemanden interessiert, stellt Forderungen und Behauptungen zum Schulwesen auf, wovon er keine Ahnung hat.”
Ein weiterer Fall von “Irgendwer fordert was – Schule solls richten”.
Antwort:
1. LOL
2. neeeeeexxxxt
Wassersport, insbesondere Kanu oder Surfen/StandUpPaddling und Co sind Sportarten, mit denen man viele Sportmuffelkinder begeistern kann. Ich selbst habe ein absolut gestörtes Verhältnis zu allem, was Leichtathletik ist, paddle aber Marathonstrecken, auch im Wettkampf. Schade nur, dass so wenige Schulen die Möglichkeit haben, Wassersportarten außerhalb des Schwimmens anzubieten!
Verstehen Sie mich nicht falsch:
Jedes echte Sportangebot ist gut. Ist doch klar.
Das “fordern” ohne jegliche Ressourcen ist allerdings ein absolut freches Unikum des Schulwesens.
Es ist lange überfällig, dass die Lehrerschaft insgesamt sich dem ohne Kompromissgedöns so weit in den Weg stellt, wie es möglich ist.
Niemand käme auf die Idee, von Dachdeckern zu verlangen, dass sie mit dem Material für ein Dach zwei Dächer abdecken sollen.
Nur bei Schule und Lehrkräften – da wird sich das permanent getraut.
Was den Druck auf Referendare, Angestellte und Leute in der Probezeit in noch größere Höhen schraubt…und gerade die besten Lehrkräfte noch am ehesten in den burn-out.