BERLIN. Was wäre der fremdsprachliche Unterricht ohne Arbeitsblätter, Workbook, Grammatikheft und Lehrbuch? Wahrscheinlich wesentlich einprägsamer, sagt die Englisch-Lehrerin und Lehrkräftefortbildnerin Annika Albrecht. Dass sie damit Recht haben könnte, lässt sich am positiven Ergebnis der aktuellen IQB-Studie für das Fach Englisch erahnen.
Im Gegensatz zu ihren Deutsch-Leistungen waren die Neuntklässler im Jahr 2022 wesentlich fitter im Englischen als noch 2009. Dies ist Ergebnis der aktuellen IQB-Studie. Grund dafür könnten “außerschulische Lerngelegenheiten” während der Corona-Pandemie wie die häufigere Nutzung digitaler Medien in englischer Sprache sein, vermuten die Studien-Autoren (News4teachers berichtete).
Für Annika Albrecht keine Überraschung. Sie ist am Montessori Campus Berlin Köpenick für die Qualitäts- und Unterrichtsentwicklung zuständig und hat gemeinsam mit der Braunschweiger Didaktik-Professorin Carmen Becker das Konzept „English Language Maker Space“ entwickelt, das die Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen in die Schule holt. Im Interview erklärt sie, wie die Unterrichtsgestaltung auf Grundlage der Montessori-Pädagogik und des Autonomen Fremdsprachenerwerbs aussehen kann und plädiert für produktbezogenes Arbeiten.
News4teachers: Die Montessori-Pädagogik hat den Ansatz, die Selbsttätigkeit und Selbständigkeit von Kindern und Jugendlichen zu fördern. „Hilf mir, es selbst zu tun!“ lautet das Motto entsprechend. Wie funktioniert das beim Fremdsprachenlernen? Sollen sich die Kinder die Sprache selbst beibringen?
Annika Albrecht (lacht): Nicht ganz. Zunächst einmal muss ich dazu sagen: Eine Montessori-Fremdsprachendidaktik in dem Sinne gibt es nicht. Es gibt die Prinzipien der allgemeinen Montessori-Pädagogik, nach denen im Grunde jedes Fach unterrichtet wird. Dazu gehört beispielsweise, das Kind und seinen individuellen Lebens- und Lernweg in den Mittelpunkt zu stellen.
Darüber hinaus gibt es für Bereiche wie Mathematik oder in Deutsch, also in der Muttersprache, einheitliche Materialien für das Kita- und Grundschulalter, mit denen sich die Kinder auseinandersetzen und im eigenen Tempo eigenständig lernen können. In einer Fremdsprache aber eben nicht. Maria Montessori, die dieses reformpädagogische Konzept vor über 100 Jahren begründet hat, war zwar der Ansicht, dass es unbedingt notwendig sei, möglichst mehrere Fremdsprachen zu erlernen – am besten im Ausland. Sie hat über das Wie aber keine detaillierten Angaben gemacht. Deshalb, so meine Erfahrung, wird der Fremdspracherwerb in den Montessori-Schulen teils unterschiedlich angegangen.
News4teachers: Jetzt bietet sich ja nicht jedem Kind oder Jugendlichen die Möglichkeit, zum Beispiel Englisch, im Ausland zu lernen.
Annika Albrecht: Richtig. Montessori hat auch einmal gesagt, dass man natürlich nicht den ganzen Wald in die Schule holen könne, um ihn zu studieren. Aber man kann eben Teile des Waldes in die Schule reinholen. Und so ist es im Grunde auch im Fremdsprachenbereich. Was natürlich immer empfehlenswert ist, und was wir auch bei uns hier am Campus in Berlin machen, ist, ein sehr internationales Kollegium zusammenzustellen. Das heißt, dass Fremdsprache auch immer zu hören ist und dass sie sozusagen Teil des täglichen Daseins in der Schule wird.
Wir haben vom Kinderhaus über die Grundschule bis hin zur Oberschule viele Lehrkräfte mit englischsprachigem Hintergrund. In der Oberschule dann auch mit spanischem und französischem Hintergrund. Im Kinderhaus arbeiten außerdem Kolleg:innen aus anderen Ländern, die Englisch sprechen. Sie begleiten die jüngeren Kinder auch sprachlich in ihrem täglichen Tun – ein bisschen so, wie die Muttersprache erworben wird. Im Tun kommt der sprachliche Input ganz von allein zum Beispiel in Form von kleinen Aufforderungen wie „Let’s make a circle” oder „Could you close the window”.
Montessori-Materialien von Nienhuis wie Mathe-Perlen oder Wortartensymbole für den Deutschunterricht kommen seit vielen Jahren in Kitas und Schulen zum Einsatz. Speziell für den Englischunterricht bietet das Traditionsunternehmen mit „Exploring English“ ein komplettes Lernmittel-Konzept für Kinder ab dem Kindergartenalter bis hin zur Sekundarstufe 1.
Die Englisch-Materialien sollen Kinder dazu anregen, die Fremdsprache selbst zu entdecken und festzustellen wie die Anwendung der englischen Sprache ihre Möglichkeiten und ihre Welt erweitert. Unsere neuen „Exploring English“-Kommoden beispielsweise sind mit Lernkarten inklusive Selbstkontrollmöglichkeit ausgestattet und laden Grundschulkinder ein, sich intensiv mit der Sprache zu beschäftigen. So entdecken sie spielerisch das passende Vokabular und grammatische Strukturen, um sich zu den Themenbereichen „About me“, „Around me“ und „The world around me“ auszudrücken. „Exploring English“-Sets für den Kindergarten sowie unsere beliebte Konjugationskiste und Grammatikboxen runden das Angebot ab.
Hier bekommen Sie weitere Informationen über Nienhuis Montessori.
Wichtig ist, dass Sprache als das gesehen werden sollte, was sie ist: eben als Werkzeug für die Kommunikation. Und gerade im Kinder- und Jugendalter ist sie auch ein Werkzeug für den kreativen Selbstausdruck. Deshalb sollten wir darauf achten, dass die Inhalte, die wir den Kindern und Jugendlichen an die Hand geben, aus ihren Lebenswelten stammen, dass sie ihren Interessen folgen.
Die Schülerinnen und Schüler sollten also einen Wortschatz und auch sprachliche Strukturen an die Hand bekommen, die sie benötigen, um sich individuell und auch so authentisch wie möglich auszudrücken. Für das Grundschulalter gibt es dazu schöne Materialien wie Wortkarten und sogenannte Englisch-Kommoden, die zur selbständigen Auseinandersetzung mit der neuen Sprache anregen.
Die älteren Schüler arbeiten schon viel mit authentischer Sprache, wie sie zum Beispiel in Nachrichten oder YouTube-Filmen zu finden ist. Wir nutzen also keine einheitlich vorgegebenen, wir nennen das „scripted language“, Inhalte.
News4teachers: Heißt das, Sie arbeiten gar nicht mit klassischen Büchern für den Fremdsprachenunterricht?
Annika Albrecht: Nein, die stehen nicht im Plan. Denn das Material sollte nicht nur authentisch sein, sondern auch zu den Prinzipien der Montessori-Pädagogik passen. Dazu gehört die Freiheit der Wahl, die Schülerinnen und Schülern gegeben ist, also in einem gewissen Rahmen, zumindest im Verlaufe des Tages, selbst zu bestimmen, was sie machen, wann sie es machen und wie sie es machen.
Wenn wir also nur dem Buch folgen, dann würden alle Kinder zur selben Zeit mit denselben sprachlichen Strukturen bearbeiten. Damit wäre die Chance, dass das Erlernte individualisiert und somit bedeutungsvoll für sie ist und damit gut im Gedächtnis bleibt, recht gering. Den roten Faden fürs Lernen bildet stattdessen in der Regel ein Oberthema, innerhalb dessen sich die Schüler:innen mit der Sprache beschäftigen.
News4teachers: Was wäre denn so ein Oberthema zum Beispiel?
Annika Albrecht: Das könnten zum Beispiel Tutorials sein. Dabei geht es um Dinge, die ich kann, Dinge, die ich gerne mache, Dinge, die ich lernen möchte, zum Beispiel. Die Lehrkraft würde den Kindern zunächst einmal einige Beispiele wie YouTube-Videos an die Hand geben, die sie als Quelle für Ideen aber auch für sprachliche Wendungen nutzen können. Auch Wörterbücher stehen zur Verfügung. Der Lehrer oder die Lehrerin schaut dann gemeinsam mit den Schüler:innen, in welchen Bereichen deren Kenntnisse und Interessen liegen. Die eine zeichnet vielleicht total gerne und erstellt dann in der Fremdsprache ein Zeichen-Tutorial für ihre Mitschüler. Der andere kocht mit Leidenschaft und recherchiert ein Rezept für sein Koch-Tutorial. Die Schüler können die einzelnen Schritte aufschreiben oder filmen und dann präsentieren. Dazu benötigen sie entsprechende sprachliche Strukturen. Zum Beispiel das Futur mit ‚going to‘ oder Wendungen wie “ And this is how I, do’ und so weiter.
Ein schönes Überthema ist auch die ‚Neighbourhood Tour‘. Letztens hat eine Schülerin dazu zur Melodie des Beatles Songs ‚Penny Lane‘ ein Lied über ihre Nachbarschaft getextet. Sie hat das dann mit zwei Freundinnen zusammen auf Instrumenten gespielt und zusätzlich noch ein Video gedreht, in dem sie über ihr Aufwachsen in dieser Nachbarschaft erzählt.
Alle Inhalte dieser Lernprodukte – ganz gleich ob Videos, Gebasteltes, Texte, Theaterstücke, ein Podcast und so weiter – kommen hier also tatsächlich aus der Lebenswelt der Kinder. Dieses produktorientierte Arbeiten zieht sich an Montessori-Schulen durch die gesamte Schulzeit. Die Produkte, die dabei entstehen, sind sozusagen materialisiertes Wissen, beziehungsweise in diesem Fall Sprache und Selbstausdruck zugleich. Kreative Grenzen gibt es hier keine.
News4teachers: Das hört sich sehr schön und abwechslungsreich an. Heißt das denn, die Schüler:innen kommen um das leidige Thema Grammatik herum?
Annika Albrecht (lacht): Zum Umgang mit einer expliziten Grammatik gibt es unterschiedliche Haltungen. Was ich Lehrkräften bei meinen Fortbildungen mitgebe, ist: Wenn Schüler und Schülerinnen sagen: ‚Ich möchte jetzt folgendes ausdrücken in der Fremdsprache‘, dann muss man ihnen auch die entsprechenden Mittel geben, damit sie zu diesem Ziel kommen und sich in der Fremdsprache gut ausdrücken können. Dann fließt die Grammatik in diese Themen ein und andersherum bringt natürlich auch jedes Thema schon sprachliche Strukturen mit. Wenn ich ausdrücken möchte, was ich mag, brauche ich im Englischen zum Beispiel ein Gerundium oder den Infinitiv mit ‚to‘.
Wenn ich jetzt aber einen Schüler oder eine Schülerin habe, der oder die das bereits beherrscht, dann kann ich als Lehrkraft auch schwierigere Konstruktionen zur Verfügung stellen. Bei dieser Differenzierung geht es darum, im Arbeitsprozess mit dem Kind herauszufinden, was es gerade braucht und was jetzt der nächste Schritt wäre, um es sprachlich weiterzubringen. Das ist also wieder die klassische Vorgehensweise in der Montessori Pädagogik. Dazu gehört dann, gegebenenfalls zusammenzufassen und einzuladen, bestimmte Dinge noch einmal zu üben oder selbst noch einmal eine Einführung in ein Thema zu geben.
News4teachers: Sie gehen also mit den Kindern einzeln in den Dialog? Annika Albrecht: Ja, manchmal auch in kleinen Gruppen. In der Montessori Pädagogik haben wir keine Ziffern-Noten. Aber letzten Endes gibt es Erwartungshorizonte und unsere Aufgabe als Lernbegleitung ist es, zu beobachten und Feedback-Gespräche zu führen, um festzustellen, wie weit ein Kind schon ist im Lernprozess. Wir sammeln also die Produkte nicht einfach ein, sondern besprechen bei Bedarf, was vielleicht noch fehlt, damit verständlich wird, was das Kind ausdrücken wollte, oder um seine Sprachkenntnisse zu perfektionieren. Grundsätzlich gehen wir in der Montessori-Pädagogik vorsichtig mit Fehlern um. Das Motto lautet in etwa: ‚Der Fehler ist dein Freund, weil er dir sozusagen zeigt, wo du noch Entwicklungspotenzial hast.‘ Gerade weil die Fremdsprache ja als Mittel des Selbstausdrucks angewandt wird, ist es häufig so, dass der Schüler oder die Schülerin sich im Selbst korrigiert fühlt, wenn immer wieder und ständig jeder Fehler korrigiert wird. Das führt dann zu unnötigen Hemmungen, die manchmal bis ins Erwachsenenleben bleiben. Das Ziel des Sprachenlernens sollte also wirklich sein, dass die Kinder sie sich trauen, zu sprechen und zu schreiben. News4teachers: Eignet sich denn dieser Ansatz des Fremdsprachenerwerbs auch für Regelschulen? Annika Albrecht: Produktorientiertes Lernen lässt sich auch in den Regel-Lehrplan einbauen. Sicherlich haben Lehrkräfte an den Regelschulen nicht so viele Freiräume wie beispielsweise an privaten Montessori-Einrichtungen. Aber ich denke, gerade die Kombination aus dem Ansatz der Lernerautonomie, die die Hochschullehrerin Leni Dam praktisch umgesetzt und unter anderem mit den Professoren David Little und Lienhard Legenhausen untersucht und entwickelt hat, sowie typischen Montessori-Elementen wie Wahlfreiheit, kreativer Selbstausdruck und eigene Schwerpunkthemensuche, liefert viele Anregungen für einen binnendifferenzierten Unterricht, der allen Freude macht. – News4teachers – Zur Person Annika Albrecht ist die didaktische Leitung des Montessori Campus Köpenick. Sie verfügtüber einen MSc in Verhaltens- und Organisationspsychologie und ist staatlich anerkannte Übersetzerin. Ihr AMI-Ausbildung für das Alter 12-18 hat sie in Ohio, USA und in Sätila, Schweden absolviert. Sie hat fast 20 Jahre Erfahrung im autonomen Fremdsprachenlernen in verschiedenen Montessori-Schulen in den Klassen 1-10. Zudem ist sie Autorin diverser Artikel und Materialien im Bereich Montessoripädagogik und dem autonomen Fremdsprachenlernen. Nebenberuflich ist sie als Dozentin der Deutschen Montessori Gesellschaft (DMG) tätig. Montessori-Verband zur Inklusionsdebatte in Deutschland: „Ein Umdenken ist nötig“
Wei Not? Kann man schon machen. Allerdings wird in 10 Jahren der Englischunterricht anyway fast nur noch so happenen. How do I know? Because, just because …
Kann Frau Albrecht bitte auch eine seriöse Studie nennen, welche ihre anekdotische Evidenz belegt? Das wäre für alle Kolleg*innen interessant, vor allem für jene, die in heterogenen Klassen (im doppelten Sinne des Wortes) unterrichten.
Lesenswert sind sicherlich immer: Leni Dam, David Little, Lienhard Legenhausen.
Dam, L., Little, D., Legenhausen, L.(2017) Language learner autonomy: Theory, practice and research: Theory, Practice and Research. Multilingual Matter.
https://www.researchgate.net/profile/David-Little-10/publication/317264706_Learner_autonomy_in_the_foreign_language_classroom_teacher_learner_curriculum_and_assssment/links/592ed1eea6fdcc89e76992c0/Learner-autonomy-in-the-foreign-language-classroom-teacher-learner-curriculum-and-assssment.pdf#page=73
Dam, L., & Legenhausen, L. (1996). The acquisition of vocabulary in an autonomous learning environment-the first months of beginning English. Taking control: autonomy in language learning, 265-80.
Legenhausen, L. (2000). Focus on learning rather than teaching–with what results?. D. Little, et al, 38-56.
Sowie: Williams und Mercer: Williams, M., & Mercer, S. (2016). Exploring psychology in language learning and teaching. Oxford University Press.
Ansonsten sind viele Studien von Deci & Ryan zur Self-Determination Theory interessant.
Und vieles mehr aus dem Bereich Language Learner Autonomy. Insbesondere für heterogene Klassen ist der Ansatz äußerst interessant. Zudem unterstelle ich, dass jede Klasse heterogen ist, zumindest, was die skill-variety anbelangt. Skill variety ist eine Dimension bei Hackman & Oldham’s Job characteristics model. Es lohnt sich, Studien aus dem Bereich Job autonomy verschiedener Autoren zu lesen. Die Forschung unterschiedlicher Autonomiefacetten hat vor allem während der Pandemie einen Schub erhalten.
Herzliche Grüße!
Annika Albrecht
Es gibt wirklich nichts zu lachen. Englisch kann kaum noch jemand richtig, der das Städtische Gym zu Ende bringt. Trotz allen Büchern, Arbeitsheften, ABs und Klausuren. Vokabel und Gramm auswendig pauken hat wenig mit der Sprache zu lernen zu tun.
Von welchem Land ist die Rede?
In Deutschland haben sich die Leistungen in Englisch jedenfalls verbessert. Und das kann ich als Englischlehrerin mit über 25-jähriger Erfahrung bestätigen.
Digitale Medien machen es möglich. Due Kids haben dadurch Zugang zu authentischen Quellen, wann immer sie es wollen. Das hätte ich mir zu meiner Schulzeit so gewünscht!
Aber vielleicht gibt es dort, wo Sie leben, so etwas alles nicht.
Englisch kann kaum noch jemand richtig? Ich unterrichte seit 18 Jahren Englisch und habe zum Teil hervorragende Leistungen, vor allem in der Oberstufe erlebt. Und Grammatik und Vokabeln sind nun mal die Grundlage des Fremdsprachenerwerbs. Ohne diese zu lernen geht es nicht. Anschließend kann man dann was draus machen (aber man muss natürlich wollen).
Wenn ich mir die hochpreisigen Machwerke der Verlage in den letzten drei oder vier Jahren so betrachte – vor allem diejenigen die aus der Landeshauptstadt des südwestlichen Bundeslandes kommen -, da geht jede Unterricht ohne das Buch besser als mit. Fachliche Fehler, dünne Inhalte, viel zu textlastig, Merksätze nicht abgesetzt, usw.
Die Qualität der Bücher hat nachgelassen. Viel Geblubber bis zum eigentlichen Thema, dann noch zwei, drei Aufgaben zum Thema mit jeweils enem vollfarbigen Bild zur Erläuterung dazu – fertig ist das Buch.
Es braucht nur mehr Mut zur Arbeit ohne Buch, zur Eigeninitiative, zu einem Mehr an Verantwortung!
Zitat:
“Hilf mir, es selbst zu tun!“
Das ist das Ziel jeder meiner Unterrichtsstunden bzw Trainingseinheiten.
Espanol Actual für Spanisch fand ich vor 20 Jahren großartig. So was für Englisch wäre super. Und zum Französischlernen eignen sich Lehrbücher aus englischsprachigen Ländern sehr, da dort unterhalb der französischen Sätze die englische Übersetzung steht.
“da dort unterhalb der französischen Sätze die englische Übersetzung steht”
Genau dies ist nachweislich fremdsprachendidaktisch gesehen wenig sinnvoll. Die Kinder sollen im Französischbuch ja Französisch lernen und nicht ihre Muttersprache. Wir sprechen hierbei von funktionaler Einsprachigkeit.
Doch, das ist sehr sinnvoll, denn ohne Übersetzung weiß ich ja nie, ob ich den Satz richtig verstanden habe. Erst mit Büchern, wo in den Grammatikerklärungen auch die deutsche Übersetzung beistand, habe ich die Sprachen richtig gelernt.
Das ist allenfalls von anekdotischer Evidenz. Entsprechende Studien kommen zu anderen Ergebnissen. Ich nehme an, dass Sie keine fremdsprachendidaktische Ausbildung haben.
Als jemand der in England seinen Schulabschluss gemacht hat und Freunde mit Auslandserfahrung in USA & Kannada hat kann ich definitiv sagen, dass das Niveau in den Fremdsprachen in allen drei Ländern lächerlich niedrig ist.
Dafür mache ich (unter anderem) die Tatsache verantwortlich, dass im Unterricht extrem viel auf Englisch gesprochen und gelesen wird. Dass Unterricht der zum Großteil auf der zu erlernenden Sprache stattfindet aber viel effektiver ist, haben genug Studien bewiesen.
Daher halte ich ihre Idee (Strukturen aus Ländern in denen das Sprachenlernen schlechter klappt als hier übernehmen) für nicht unbedingt umsetzungswürdig.
Scheint mir absolut einsichtig. Man glaubt gar nicht, wie viele Schüler, die in der Schule schlechte Englischnoten haben, in ihrer Freizeit auf Instagram, Bookstagram, YouTube nur Englisch unterwegs sind. Manche werden sogar für Muttersprachler gehalten. Alles beobachtet. Grammatik lernt man auch, doch sie wird später erst systematisiert. Meistens funktioniert es über Mustersätze, die man dem Bedürfnis, ich will das und das aussagen, anpasst.Also ähnlich wie man auch eine Sprache im Land lernt. Allerdings und das ist die Crux: Die Eloquenz im mündlichen Gebrauch hat nichts mit dem Schriftlichen zu tun. Das muss in der Tat extra erlernt werden, durch das gute alte Pauken.
Die Studie und das Interview zeigen eindrücklich auf, dass der Englischunterricht an der Grundschule mit genau diesen didaktischen Ansätzen enorm viel richtig macht. Es ist schade, dass einige KollegInnen an den weiterführenden Schulen (meiner Erfahrung nach primär Gymnasien) didaktisch Schwierigkeiten haben, darauf aufzubauen und sich noch nicht vom klassischen Grammatikunterricht, der für das Fremdsprachenlernen gerade mit Kindern und Jugendlichen wenig funktional ist, lösen können oder wollen.
Fremdsprachen ohne Grammatik, Mathematik ohne Formeln, Musik ohne Noten, Literatur in “einfacher” Sprache, Geschichte ohne chronologische Systematik usw., das soll uns in die Zukunft führen? Exzellente Bildung? Oder Halbbildung?
Das habe ich überhaupt nicht geschrieben. Grammatikvermittlung ist sogar notwendig, weil Verständigung ohne Grammatik eben schwierig ist. Das Lösen vom klassischen Grammatikunterricht impliziert immer auch eine Hinwendung zum funktionalen Grammatikunterricht. In der Musikdidaktik erfolgt eine didaktisch sinnvolle Notenvermittlung analog ebenso kontextgebunden. In der Primarstufe ist es sogar explizit untersagt, Noten isoliert lernen und testen zu lassen.
Es scheint mir aktuell so, dass hier vermehrt auch Nicht-Lehrkräfte mitdiskutieren, was durchaus ein Interesse an bildungspolitischen Themen zeigt und daher erfeulich ist, andererseits die Diskussion jedoch sehr mühsam macht, da viele Grundlagenkenntnisse fehlen bzw. nur ein stark verkürztes, simplifiziertes Wissen über Methodik, Didaktik und Pädagogik besteht.
“Das Lösen vom klassischen Grammatikunterricht impliziert immer auch eine Hinwendung zum funktionalen Grammatikunterricht.”
Was ist denn der Unterschied zwischen beidem?
Ich habe französische und spanische Grammatik vor nicht allzu langer Zeit wohl ungefähr genau so gelernt wie meine Eltern zu ihrer Schulzeit auch. Das hat für mich definitiv prima funktioniert (so wie auch für alle anderen, die sich die Mühe gemacht haben dem Unterricht aktiv zu folgen und ein Mindestmaß an Nachbereitung zu betreiben).
Generell ist meine Frage einfach wie Grammatiklernen sonst funktionieren soll wenn nicht durch das, von der Mehrheit der Lehrkräfte bereis praktizierte:
1. Grammatik wird erklärt
2. Anwendungsbeispiele und Ausnahmen
3. isolierte Übungen
4. kontextualisierte Übungen
5. regelmäßige Wiederholung
Vorausgesetzt, das alles wird didaktisch gut vermittelt, welches Verbesserungspotenzial gibt es da noch?
Welche “Studie” meinen Sie?
Es gibt zahlreiche. Bitte vgl. u.a. Frisch et al. sowie die einschläigige Grundlagenliteratur, z.B. Kolb/Schocker.
Wer sich für wirklich motivierenden Fremdsprachenunterricht interessiert ist herzlich willkommen bei unserer nächsten Fortbildung in Frankfurt: https://www.funn-ev.de/fortbildung-2024/
Zahlen da viele Kolleg:innen die 180 € aus eigener Tasche?
Zitat:
“Grund dafür könnten „außerschulische Lerngelegenheiten“ während der Corona-Pandemie wie die häufigere Nutzung digitaler Medien in englischer Sprache sein, vermuten die Studien-Autoren”
Komisch kaum beschäftigen sich Schüler mehr mit einem Thema (üben also) werden die Leistungen besser.
Und mir wurde in den letzten Jahren immer gesagt “üben ist böse.”