GEW drängt auf Entlastung der Kollegien: „Der Krankenstand ist exorbitant hoch“

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LANGENHAGEN. Wie lässt sich dem Lehrkräftemangel begegnen? Die GEW Niedersachsen hält eine Reform des Referendariats für den Schuldienst für notwendig. Angehende Lehrerinnen und Lehrer müssten besser auf den Schulalltag vorbereitet werden – damit sie nicht kurz vor dem Ziel noch abbrechen. Das Hauptaugenmerk aber liegt in der Entlastung der Kollegien.

«Der Krankenstand ist exorbitant hoch»: GEW Landeschef Stefan Störmer. Foto: GEW Niedersachsen

Wege der Entlastung sind Thema der noch bis Dienstag dauernden Delegiertenversammlung der Gewerkschaft in Langenhagen bei Hannover. Die GEW regt unter anderem an, den Vorbereitungsdienst zu reformieren, damit nicht so viele angehende Lehrkräfte kurz vor dem Ende ihrer Ausbildung aus dem Lehrerberuf aussteigen.

Die Gewerkschaft hatte im Sommer Referendare und Berufseinsteiger zum Thema Überlastung befragt. Mehr als die Hälfte (58 Prozent) der Berufseinsteiger erklärten, dass sie sich überfordert fühlten. Jeder zweite sagte, dass er in Teilzeit arbeiten möchte. Von den Referendaren gaben 84 Prozent an, dass es vollkommen oder überwiegend zutreffe, dass das Studium zu wenig auf die Herausforderungen in der Praxis vorbereite (News4teachers berichtete).

Besser wird es dann im Schuldienst allerdings nicht. Der Unterrichtsausfall an Niedersachsens Schulen hat aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW mit der Überlastung von Lehrkräften zu tun. «Der Krankenstand ist exorbitant hoch», sagte GEW-Landeschef Stefan Störmer am Montag. Auch jüngere Kolleginnen und Kollegen reduzierten freiwillig Stunden, weil sie bei einer vollen Stelle befürchteten, nach kurzer Zeit ausgebrannt zu sein.

Störmer wies darauf hin, dass die Aufgaben für Lehrerinnen und Lehrer in den vergangenen Jahren enorm gewachsen seien und nannte als Beispiele die Ganztagsschule und die Inklusion. Auch kommen seinen Worten zufolge immer wieder neue Schwerpunkte hinzu wie die Demokratiebildung und das Thema Nachhaltigkeit.

Nach GEW-Angaben fehlen in Niedersachsen rund 11.000 Beschäftigte an den Schulen, darunter etwa 8000 Lehrkräfte. An den allgemeinbildenden Schulen in Niedersachsen unterrichten insgesamt circa 70.000 Lehrerinnen und Lehrer. Zum Auftakt der Tagung wurde Stefan Störmer mit 89,6 Prozent der Stimmen in seinem Amt bestätigt. Der 55 Jahre alte Lehrer ist seit Mai 2022 GEW-Landeschef. Er unterrichtet an der Helene-Lange-Schule in Oldenburg, einer Integrierten Gesamtschule. News4teachers / mit Material der dpa

Altersermäßigung, Team-Coaching, Hilfskräfte… GEW-Liste gegen den Lehrermangel

 

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17 Kommentare
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Meinetwegen
6 Monate zuvor

Leider erreicht die GEW wenig, denn bei all ihren Aktionen folgen ihr die meisten Lehrer nicht. Dann muss man überlegen, ob diese Gewerkschaft(sleitung) noch passend ist. Vielleicht brauchen wir jetzt endlich mal was anderes.

DerechteNorden
6 Monate zuvor
Antwortet  Meinetwegen

Und was genau? Gibt ja auch noch andere Interessensvertretungen für Lehrkräfte. Werden die etwa besser unterstützt?
Daher bin ich auf Ihre Ideen gespannt.

unverzagte
6 Monate zuvor
Antwortet  Meinetwegen

Eine andere Gewerkschaft zu gründen ist keine neue Idee, bisher mangelte es an Lehrer*innen, die sie umsetzen. Nutzen Sie die Gunst der Stunde und übernehmen Sie – überlegt – endlich die Leitung …ich bleibe solange bei den „Unpassenden“.

447
6 Monate zuvor
Antwortet  Meinetwegen

Immer das gleiche: Zwischendurch gute, sinnvolle Forderungen, wo man denkt: Ok, Lehrergewerkschaft, cool.

Und dann kommt immer Parteikram/Politframing hinterher, was diese Effekte aufzehren würde. 🙁

Apocolocyntosis
6 Monate zuvor
Antwortet  Meinetwegen

Dann müsste das jemand in die Hand nehmen und initiieren. Ist ja auch nicht so, dass nur die Gewerkschaften und Verbände z. B. zu den Wahlen der Stufenvertretungen antreten dürften …

Florian
6 Monate zuvor
Antwortet  Meinetwegen

Nein, wir brauchen nichts anderes, wir brauchen mehr Menschen, die sich aktiv einbringen und somit die Gewerkschaft prägen. Die GEW ist eine Mitmachgewerkschaft und kein Verband, in dem ein paar Hauptamtliche die Richtung vorgeben.

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Florian

IST das so? Das habe ICH aber völlig anders erfahren! GEW – nie!

Unverzagte
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Genauso ist es, wer aufgibt hat immer schon verloren.

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Meinetwegen

VBE

dickebank
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Ein Berufsverband ist keine Gewerkschaft.
Der VBE sowie andere Verbände sind Teil des dbb, der für die seine Mitglieder (m/w/d) verhandelt. Ver.di und die GEW sind Mitgliedsgewerkschaften (Dienstleistungsgewerkschaften) im DGB Sie vertreten die tarifbeschäftigten Lehrkräfte und die bei den Ländern beschäftigten Erzieher (m/w/d) sowie alle Angestellten (m/w/d) der Länder.
Da ver.di mehr Mitglieder als die GEW hat, haben sie die Verhandlungsführerschaft in der Tarifunion.
Auch innerhalb des dbb stellen die verbeamteten Lehrkräfte nur den kleineren Teil der Landesbeamten (m/w/d).

Petra 2
6 Monate zuvor

da bewegt sich nix, stimmt

bis 70 malochen, während andere mit 58 vorzeitig in Ruhestand gehen und dann 5 Tage in präsens ist heutzutage einfach unbeliebt und wenn es das nicht gibt,

gibt es 4 tage woche oder homeschooling und office von zuhause aus dem Arbeitszimmer

Hysterican
6 Monate zuvor

„Auch jüngere Kolleginnen und Kollegen reduzierten freiwillig Stunden, weil sie bei einer vollen Stelle befürchteten, nach kurzer Zeit ausgebrannt zu sein.“

Sollten wir es bei diesen jungen KuK mit realistisch denkenden und einschätzenden Menschen zu tun haben, dass diese nach relativ kurzer Zeit im Schuldienst im maximal belastbaren Alter zu diesem Ergebnis kommen?

Zumindest an dieser Stelle haben wir in den Bildungsinstitutionen, die diese jungen Menschen durchlaufen haben, offensichtlich einen guten Job gemacht.

Carsten
6 Monate zuvor

Ob sich die Ganztagsschule mangels Personal von selbst erledigt ? Und die Arbeitszeiterfassung wird wir auch noch kommen.

Torsten
6 Monate zuvor

Die GEW hat nur einen geringen Einfluss auf irgendeine Entwicklung.
Feststellungen, was geht oder nicht geht, dafür ist die ok. Ansonsten irgendwelche „ Macht“ hat sie nicht.
Feststellung: „Der Krankenstand ist exorbitant hoch“ hat natürlich Ursachen.
Ständiger Stress, ständige Vertretungen, immer häufiger wechselnde Aufgaben die auch mit Migration oder Inklusion zu tun haben- wer da alles ohne Eigenschutz an sich heranlässt, der hat oder bekommt Probleme. Wer jedoch mit Spaß, einen gewissen Ehrgeiz und Optimismus an die Aufgaben herangeht, der versteht sich in seinem Beruf und wird letztlich weniger krank.
Und was die jungen Kolleginnen und Kollegen angeht: Ihnen fehlt es wohl oft an Vorbildern vor Ort und darüberhinaus haben sie schlechte Erfahrungen aus dem Studium und dem Ref. erfahren.

Florian
6 Monate zuvor
Antwortet  Torsten

Die Entwicklung von Gesamtschulen, G9 statt G8, A13 für alle, Erfolge bei Tarifverhandlungen usw. Alles Dinge, die es ohne die GEW gar nicht oder erst deutlich später gegeben hätte…

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Torsten

Ach so, jeder der krank wird hat es einfach nicht drauf? Na, wie höchst solidarisch, lieber Torsten!

Klugscheisser
6 Monate zuvor

Der Krankenstand ist nicht nur wegen Arbeitsüberlastung hoch.
Das Thema Lufthygiene im Klassenzimmer würde auch helfen.
Und dazu auch Schüler und Schülerinnen gesund erhalten.
Jede Infektion wird zur Zeit vom Lehrpersonal und Lerngruppen voll mitgenommen.
Aber Prävention in Sachen Gesundheit wird nur in Seminaren mit den Themen Achtsamkeit, Rückengesundheit und Stessbewältigungsstrategien behandelt. Frei nach dem Motto: Selber schuld, wenn Ihr gestresst seid, macht einfach zusätzlich noch Yoga zur Entspannung.