GEW-Befragung: Großteil der Referendare klagt über Stress, der ihrer Gesundheit zusetzt

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BERLIN. In einer Befragung des Personalrats der Lehramtsanwärterinnen und -anwärter haben 481 von 584 Befragten – also rund 82 Prozent – angegeben, gesundheitliche Folgeerscheinungen zu erfahren, welche sie auf den Stress im Referendariat zurückführen. Dieser Befund ist ein Ergebnis einer Befragung unter Berliner Referendarinnen und Referendaren, die bei der jährlichen Personalversammlung unter Beisein von Bildungsstaatssekretärin Christina Henke (CDU) vorgestellt wurde.

Die Bedingungen im Referndariat setzen vielen zu (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Zwei Drittel der Befragten gaben an, nicht genug Zeit für sich, soziale Kontakte oder Hobbys zu haben. Ebenso viele empfinden das Verhältnis von Arbeitszeit und Ruhephasen im Referendariat als nicht ausgeglichen. Niko Engfer, Vorsitzender des Personalrats der Lehramtsanwärter*innen, berichtete: „Über 90 Prozent haben im Referendariat bereits heftigere Phasen von Stress durchlebt. Diese Zahlen kann die Senatsverwaltung nicht einfach ignorieren. Die Senatsverwaltung muss diesbezüglich dringend handeln und konkrete Gegenmaßnahmen entwickeln.“

Laura Pinnig, Leiterin des Vorstandsbereichs Hochschulen und Lehrer*innenbildung in der Berliner GEW erklärte: „Der Lehrkräftemangel wirkt sich längst auch auf die Qualität des Referendariats aus. Es fehlt an Mentor*innen und die angehenden Lehrer*innen müssen häufig von Anfang an selbstständig unterrichten.“

Besonders die Quereinsteiger im berufsbegleitenden Referendariat würden zu Mehrarbeit verpflichtet und müssten oft ohne Erfahrung Klassenleitungen übernehmen. Pinnig rief die Senatsbildungsverwaltung auf, dafür zu sorgen, dass die Ausbildung nicht dem Lehrkräftemangel zum Opfer fällt. „Die Lehramtsanwärter*innen müssen für den Lehrberuf befähigt werden und dürfen nicht zum Stopfen der Löcher in der Unterrichtsversorgung herhalten.“

Pinnig wies darauf hin, dass der Wechsel an der Spitze der Senatsbildungsverwaltung die Chance bietet, sich Fehlern der Vergangenheit zu stellen: „Es muss schnell gehandelt werden! So müssen in die Expertenkommission Grundschullehramt Vertreter*innen aus allen Ebenen der Ausbildung einbezogen werden, auch die Studierenden und die Lehramtsanwärter*innen.“

Heftig diskutiert wurde auf der Personalversammlung auch über die Verbeamtung und den geplanten Nachteilsausgleich für Angestellte (News4teachers berichtete). Staatssekretärin Henke bestätigte laut GEW die Entscheidung, dass Lehrkräfte, die ab dem 1. August 2023 eingestellt werden, keinen Nachteilsausgleich erhalten.

„An den Personalrat wird viel Unmut über die Bedingungen der Wieder-Verbeamtung herangetragen. Menschen fühlen sich benachteiligt, weil ihnen aufgrund ihres Alters oder der Gesundheit die Verbeamtung verweigert wird. Große Enttäuschung äußern viele über den Nachteilsausgleich für angestellte Lehrkräfte. Einige haben sich für den Weg in den Berliner Schuldienst entschieden, weil ihnen attraktive Bedingungen für den Lehrberuf im Angestelltenverhältnis versprochen wurden. Die Streichung des Nachteilsausgleichs nehmen sie regelrecht als Betrug wahr“, betonte Engfer. News4teachers

Lehrermangel: Zahl der Lehramts-Anwärter fällt – GEW fordert Reform des Referendariats

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Dil Uhlenspiegel
7 Monate zuvor

Klingt vertraut. Verdauungsprobleme, Migräne, Haarausfall, Schlafstörungen, Gereiztheit, Zyklusstörungen, psychische Probleme, Angststörungen, Panikattacken usw., das alles war verbreitet im Ref und wurde ab einem Punkt relativ offen zugegeben von den allermeisten. Sympathikus-Symptomatik, das volle Programm. Man hörte dann gerne von allerlei Seiten das gefügelte Wort von der „gewissen Belastbarkeit“, sei eben so, müsse man eben haben für diesen Beruf.

PS: Neue gesucht!

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Nennt man jetzt gerne mal „Resilienz“. Klingt zumindest besser in dem Bereich.

Bayer
7 Monate zuvor
Antwortet  Bla

Also: Nur resiliente, yogaerfahrene, achtsame Neue gesucht 😉

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Ein Großteil der Lehrkräfte leidet doch auch unter einigen oder vielen Beschwerden. Wenn sie dann in Ruhestand gehen, sind diese dann oft chronisch geworden, z.B. Magen – Darmprobleme, bedingt durch zuviel Stress!

Riesenzwerg
6 Monate zuvor
Antwortet  KARIN

Oder – sie sind weg!

Einige meiner Exkollehen leben auf und werden gesund!

Schlechte Gesundheit scheint doch sehr mit diesem Beruf verwachsen zu sein.

Lisa
7 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

Noch schlimmer: Fehlgeburten bei schwangeren Referendarinnen wegen der Belastung. Waren gleich zwei Kolleginnen im Seminar betroffen.

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Kann aber auch andere Gründe haben, wie schon immer bei Frauen!
Oder evtl. Nachwirkungen der letzten 3 Jahre…..

Konfutse
7 Monate zuvor

Wer heute noch Lehrer werden will, dem ist nicht mehr zu helfen.
@ KuMis der letzten 25 Jahre: Chapeau! Gute Arbeit: viel verbrannte Erde. Das muss man auch erst mal hinkriegen….

Maggi
7 Monate zuvor

Welch bahnbrechende, neue Erkenntnis. Wenn man so eine Umfrage in einem beliebigen Lehrerzimmer vor den Sommerferien macht, dann kommt das Gleiche raus.
Aber was nützt es, wenn diese Erkenntnis nicht von der Politik erst genommen wird.
Ich habe noch nie so viele Kollegen nach so wenigen Wochen sagen hören, dass sie dringend Erholung brauchen. Das war sonst meistens ab Ostern der Fall. Wenn sich nicht bald im System etwas verändert, dann kollabiert es. An unserer Schule wurde keine weitere Verwaltungsfachkraft angestellt, die Lehrkräfte entlastet – ich habe auch im Bekanntenkreis gefragt, ob es an anderen Schulen der Fall ist – bisher Fehlanzeige. Ist es hier bei jemanden an der Schule umgesetzt worden?

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

„An unserer Schule wurde keine weitere Verwaltungsfachkraft angestellt, die Lehrkräfte entlastet – ich habe auch im Bekanntenkreis gefragt, ob es an anderen Schulen der Fall ist – bisher Fehlanzeige. Ist es hier bei jemanden an der Schule umgesetzt worden?“

Die Nachbarschule hat sich eine eingestellt. Dafür hat sie fast anderthalb Jahre gebraucht, also für die Genehmigung zur Ausschreibung. Dafür verzichtet die Schule auf 9 Lehrerstunden…..

Mika
7 Monate zuvor

Werden bei Ihnen Verwaltungsfachkräfte vom Land bezahlt? Bei uns ist der Schulträger für die Einstellung von Verwaltungsfachkräften zuständig. Die Lehrerstunden haben nichts damit zu tun.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Ja, es sind dann Landesbedienstete. Daher ist der Aufwand riesig und man muss Lehrerstunden dafür hergeben. Im Vorfeld muss die Schuko das Go geben…..man muss genau überlegen, ob man Lehrerstunden dafür hergeben möchte….

Onkel Tom
7 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Ich frage mich, wie sinnvoll es auf Dauer ist, ständig Hilferufe nach mehr Unterstützung auszusenden und dabei festzustellen, dass sie kaum Aussicht auf Erfolg haben, weil Personal, Geld und anderes mehr fehlen.
Ich glaube nicht, dass vor allem guter Wille fehlt, sondern dass schlichtweg nicht geholfen werden kann, auch wenn man es wollte.

Was in den Schulen heute alles nötig ist, spottet jeder Beschreibung und ist ein einziger über Jahrzehnte hinweg hausgemachter Skandal. Überall „brennt“ es: Das Sozialverhalten der Schüler lässt an allen Ecken und Enden zu wünschen übrig, die Leistungen in den Kulturtechniken (Lesen, Schreiben, Rechnen) und einzelnen Schulfächern haben über die Jahre hinweg in erschreckender Weise nachgelassen, die sogenannten „Sekundärtugenden“ sind weitgehend Schnee von gestern – aus einer bösen fremdgesteuerten Zeit, als die armen Kinder mit Strafen, Noten und inhumanen Leistungsanforderungen angeblich nur unglücklich, geknechtet und in ihren Eigeninteressen mitleidlos unterdrückt wurden.

Heutige Kinder und werden auch auf Grund bildungspolitischer und -behördlicher Anweisung so erzogen, dass viele von ihnen nur noch egozentrisch wahrnehmen, die Schaffung ihrer Erfolge und Herstellung innerer Zufriedenheit nur von anderen erwarten, insbesondere Eltern und Lehrern. Und wenn diese beiden Erziehergruppen die Ansprüche nicht mehr bewältigen können, schiebt eine Gruppe in ihrer Not der anderen die Schuld in die Schuhe.
In Wahrheit wurden und werden beide Gruppen in dieselbe Not gestürzt und sitzen letztlich im gleichen Boot. In einem Boot, das nicht tragfähig ist, weil es auf einem lebensfremden Bild vom Kind beruht und einer entsprechend falschen Erziehungsideologie, die in der Praxis auf Wohlstandsverwahrlosung hinausläuft.

Diese hausgemachte Erziehungsideologie hat schon lange vor hinzukommenden äußeren Problemen wie die Integration von immer mehr Kindern aus Migrantenfamilien oder der überstürzt eingeführten Inklusion an den Regelschulen für erhebliche Erziehungs-, Lern- und Leistungsprobleme gesorgt. Das wird heutzutage leider unter dem Eindruck der massiv hinzugetretenen Probleme von außen und ihren Folgen viel zu sehr vergessen.

Hilferufe nach mehr Unterstützung haben bei politisch und ideologisch begründetem Willen noch nie viel bewirkt. In der heutigen Lage wäre das für die Politiker auch ein Fass ohne Boden. Geld und Personal gäbe es nie genug, um die Löcher auch nur annähernd zu stopfen.
Die große Frage ist darum: Wo und wie muss umgesteuert werden, um die Lage langfristig und nachhaltig zu verbessern und jungen Menschen bei ihrer Berufswahl nicht auch noch sagen zu müssen: Bloß nicht Lehrer werden!
Wenn es so weitergeht wie bisher, sagen sich das die meisten allerdings schon von allein.

447
7 Monate zuvor
Antwortet  Onkel Tom

Von Ghandi lernen heisst Siegen lernen.

Oder neudeutsch: MESA.

Sie haben völlig recht: Wer nach Hilfe ruft, zeugt sich als „hilflos“, hat im Machtpoker keine Chance.

Von den politisch eingehegten und parteinahen „Gewerkschaften“ ist nichts zu erwarten.

Also:
– DnV (Dienst nach Vorschrift)
– Sachen in die Hose gehen lassen
– NICHT „mitwirken“, „mitgestalten“ oder andere Ausreden dafür, wider besseren Wissens bei der Selbstausbeutung mitzumachen (z.B. Konferenzen, einfach schweigen)
– pünktlich Schluss machen
– sich krank melden, wenn man sich krank fühlt
– Überlastungsanträge stellen
– Korrekturtage beantragen
– „Das weiß ich nicht“/“Kann ich nicht gut, soll ich das trotzdem machen?“ , falls die Antwort „Ja“ lautet: Suehe zweiter Spiegelstrich.

Graswurzel + friedlich, sich nicht nachweisbar provozieren lassen –> keine Chance.

Svea
6 Monate zuvor
Antwortet  Maggi

Das ganze Lehrerzimmer braucht nach wenigen Wochen dringend Erholung. Aber die Erholung in den Ferien reicht nicht aus. Trotzdem ist es schön, dass alle sechs Wochen Ferien vor der Tür stehen. So kann man zumindest ein bisschen Work-Life-Balance herstellen. Zwischen Arbeit, Haushalt, Kindern,… kommt man ja sonst zu nichts.

Gelbe Tulpe
7 Monate zuvor

Ja, 70-80-Stunden pro Woche sind da leider Standard. Das kostet viele Beziebungen. Manche treiben auch ab.

Marielle
7 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

80 Stunden pro Woche… tztztz

Der Zauberlehrling
7 Monate zuvor

Keine neue Erkenntnis, die selben Probleme gab es vor einem Vierteljahrhundert die genannten Krankheitsbilder kommen mir zum Teil sehr bekannt vor.

Ja, die Belastbarkeit muss getestet werden. Nur die harten kommen in den Garten Eden des Schuldienstes.

Es wird sicht nichts dran ändern, das System ist erprobt und wird nur verfeinert – wie jetzt mit einer Stunde mehr an Lehrverpflichtung für die Referendare im zweiten Jahr. Damit wird der Lehrermangel behoben. Angeblich.

Ihr, die ihr hier eintretet, lasst alle Hoffnung fahren.
Am besten sucht ihr angehenden Junglehrer eine Alternative.

Hans Maiaer
7 Monate zuvor

Nebenbei am besten, um die Belastung so richtig zu testen, noch ein Sixpack Löwen bändigen.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor

Ja, Referendariat war und ist anstrengend. Viel Arbeit, viel Stress…..aber übermäßig? Weiß ich nicht….unsere LAAs sehen eigentlich recht zufrieden aus….die machen das, was nötig ist….

MB aus NRW
7 Monate zuvor

Ist halt immer auch eine Typenfrage. Wie gehe ich mit Kritik um – überhaupt, wie kritikfähig bin ich? Viel hängt nstürlich auch von den Ausbildungslehrern, Schulleitungen und Fachleitern ab.

Und dann kann ich ja nur für mich selbst sprechen: 2 Mangelfächer zu unterrichten, erspart eine Menge Stress im Referendariat.

Ich hatte einen Schulleiter, der quasi nie die „1“ vergeben hat und vor allem ganz andere Dinge sehen wollte als die Fachleiter.
Ergebnis: eine Mitreferenadarin hat für jeden Fachleiter, die Hauptseminarleitung und den Schulleiter jeweils eigene UBs durchgeführt, immer so, wie die jeweilige Person das wollte (Methodenzauberei vs. „Nur das Ergebnis zählt“ etc.). Statt 10 Ubs waren das dann meine ich 18 (?).

Die war auch vor dem Exman schon „durch“…aber brauchte eben auch die „1“, um Chancen auf eine gute Sxhule zu haben…

Mit 2 Mangelfächern konnte mir das egal sein…ist natürlich ein ganz großer Vorteil…stressig war sie Zeit trotzdem. Ganze Stelle, mit allem was daran hängt, ist es aber auch und mit eigenen Kindern kommt dann eh alles auf ein neues Level…

Marielle
7 Monate zuvor

Aus Erfahrung mit den Lehrkräften meiner Kinder (insgesamt blicken wir immerhin auf 15 Jahre Schule zurück) würde ich sagen: das bleibt so. Also das „machen das, was nötig ist…“. Zufrieden werden sie mit Sicherheit nicht bleiben.

Pete
7 Monate zuvor

Übersetzt bedeutet dies also, dass sie alles machen, was nötig ist, um jedem zu gefallen. Sprich realitätsferne Unterrichtsbesuche vor- und nachbereiten, während man seiner normalen Arbeit nachgeht und man ist den Allmachtsallüren einiger weniger ausgeliefert, die über die weitere Zukunft entscheiden.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Pete

Wenn Sie das so sehen, dann müssen Sie auch sehen, dass sich jeder Schüler den Allmachtsfantasien seiner Lehrer aussetzt. Das finde ich ganz schön bitter.

Pete
7 Monate zuvor

Natürlich kann es passieren und tut es auch, davor sollte man ebenfalls nicht die Augen verschließen. Macht den häufigen Machtmissbrauch während des Referendariats aber nicht besser und Maßnahmen sich dagegen zur Wehr zu setzen sind oftmals schwer umzusetzen.

Teacher Andi
7 Monate zuvor

Zu dem Stress kommt aber oft auch eine demütigende Behandlung durch die Seminarlehrer, die manchmal ihre Unfähigkeit an den jungen Leuten auslassen. So war es jedenfalls bei mir, das fing damit an, dass wir bei Unterrichtshospitationen die Stühle durchs ganze Schulhaus tragen durften unter den hämischen Blicken von „Kollegen“ und Schülern und zusätzlich bepackt mit Tasche und Material, und wir wurden mit den Worten empfangen, dass ein Großteil sowieso keine Planstelle bekommt, da zu viele Lehrer ausgebildet wurden, entsprechend wurden unsere Noten gedrückt, damit man nicht behaupten konnte, trotz guter Noten keine Stelle bekommen zu haben. Das war damals schon die beste Werbung für den Nachwuchs, und die weiteren Fehlentscheidungen und unfähigen Handlungen des KuMi haben sukzessive das Problem verschärft. Jetzt das Ruder herumreißen zu wollen, klappt nicht , da die Glaubwürdigkeit dahin ist, und wie man sieht, zurecht. Die sturen Verhaltensmuster der Bildungspolitik haben sich fest eingefräst. Wenn man mal einen Ministerialrat, sofern man ihn greifen kann, auf Probleme anspricht, wird man aalglatt abgefertigt.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Ich habe mein Referendariat auch als sehr anstrengend empfunden, aber niemals erniedrigend. Die Fachleiter waren kenntnisreich und fair, meine Mentorinnen toll und jederzeit bereit zu unterstützen. Ja sicher, waren die gezeigten Stunden Kunstprodukte und man hat tagelang drüber nachgedacht, wie man Didaktik und Methodik aufbaut. Aber genau das ist es doch, was das Referendariat ausmacht. Man lernt die Kunst eine Stunde, eine Einheit zu gestalten mit allen Abwägungen…..nicht mehr und nicht weniger….was daran falsch sein soll, erschließt sich mir nicht. Durch die gezeigten Stunden und die anschließende Reflektion lernt man, welche didaktischen und methodischen Entscheidungen man noch hätte treffen können.

Und abschließend: Erst wenn man das alles kennt und einigermaßen beherrscht, steckt man ab und macht normalen Unterricht, aber im Hinterkopf weiß man genau wie es ideal sein könnte…..
Und genau das unterscheidet uns von Seiteneinsteigern…..(das ist nicht despektierlich gemeint).

ginny92
7 Monate zuvor

Das Problem dahinter ist das dann erwartet wird das der Referendar an der Brennpunktschule einen Unterricht zeigt, welcher genau so an einer sehr guten Schule machbar wäre und dann auch noch an Hand dessen bewertet werden. Dazu kommen noch Präferenzen der Prüfenden die man einhalten muss.

Ich gebe ihnen schon recht, dass es im Referendariat darum gehen sollte, das man alle Didaktischen Möglichkeiten bedenkt und auch ausschöpft. Ein Beispiel einer Kollegin hat eine schlechte Rückmeldung zu de m ersten Unterrichtsbesuch bekommen da sie keine Gruppenarbeit gezeigt hat die Zitat „ viel Effektiver gewesen wäre“ nun ist es aber so das das Sozialverhalten in dieser Klasse mehr als Problematisch ist. Ergebnis sie hatte die Wahl zwischen ich mach Unterricht und darf mir das anhören oder ich riskiere das es null funktioniert und darf mir dann das anhören.

Lisa
7 Monate zuvor
Antwortet  ginny92

Bei uns war es so, dass man zeigen durfte, was man wollte, solange man es gut begründete. Blinder Aktionismus war eher ungern gesehen.

Teacher Andi
7 Monate zuvor

Mag sein, dass es unterschiedliche Seminarschulen gibt und dass sich da in der Zwischenzeit viel geändert hat. Meine Ausbildung war jedenfalls grauenvoll, als Wiedereinsteiger habe ich nichts von dieser Zeit gebrauchen können. Mir haben sich die Haare gesträubt, wenn man in der Stundenvorbereitung ausführlich darlegen sollte, was denn die Schüler auf die Lehrerfragen Antworten könnten (als Beispiel).
Bei aller Anstrengung wurde ich während dieser Ausbildung an 2 verschiedene Zweigschulen geschickt, jedesmal mit Umzug, da nicht wohnortnah. Danach bekam man Stundenverträge, noch weiter weg vom Wohnort (man musste ganz selbstverständlich für 2 Mieten bezahlen) und trotz der langen Heimfahrt am Wochenende natürlich Montag Vormittag und Freutag Nachmittag Unterrichtsstunden, wobei die verbeamteten Vollzeitlehrer durchaus solche Tage manchmal unterrichtsfrei hatten. Die Politik war klar, man wollte das Problem des Lehrerüberschusses elegant lösen, indem die Lehramtanwärter selbst entnervt aufgaben. Die Rechnung ging wohl damals auf, aber solche Dinge rächen sich irgendwann, und jetzt ist es so weit.

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor

Ja, ich bin SL, aber das hat damit nichts zu tun. Ich spreche mit Kollegen und Referendaren und mache da keinen Unterschied. Wir sitzen in den Pausen zusammen, reden, lachen, was auch immer. Ich weiß genau, wie sich Referendare fühlen und das vermittele ich auch so. Niemand muss sich verstellen, warum auch?
In den Endbeurteilungen bekomme ich Vorschläge von den Mentoren, an deren Einschätzungen ich mich meist halte und zusätzlich kommen meine Beobachtungen hinzu. Mein Anteil an der Benotung ist da sehr gering…..bei uns muss sich niemand einschleimen, denn er oder sie bekommt über all die Zeit jede Unterstützung, die irgendwie gebraucht wird, d.h. auch in BDU Stunden werden unsere Referendare begleitet….

Fräulein Rottenmeier
7 Monate zuvor

„Nehmen Sie es bitte nicht persönlich – aber glauben Sie wirklich, dass Ihr Amt / Ihre Position – Funktion bei Ihren Referendaren keine Rolle spielt?“

Das weiß ich schlussendlich nicht. Vermutlich haben Sie recht und ich liege falsch. Aber das geht dann nicht von mir aus. Zu den Mentorinnen haben die Referendare allerdings keine „ehrfürchtige“ Distanz und die sind es schließlich, die die Beurteilungen schreiben…..ich setze nur die Note unter das endgutachten…..

Lisa
7 Monate zuvor

Mein SL hat mir eine viel bessere Note gegeben als die Prüfer. Er sah viel mehr, dass ich mich um einzelne Kinder gekümmert habe.

Lisa
7 Monate zuvor

Bei uns war’s stressig, weil man eigentlich nur mit 1,0 übernommen wurde. Alle anderen, also ich auch, waren zunächst mal arbeitslos. Ich finde es gut, dass das heutzutage anders ist.

Metalman
7 Monate zuvor

Diese Problematik ist seit Jahrzehnten bekannt. Ein paar Dinge sind angegangen worden, aber nicht grundlegend.Es gibt kaum etwas Unwägbareres und Subjektiveres als Besuchsstunden und deren Bewertung.

Es gibt objektiv misslungen angelegte Stunden, selbstverständlich. Aber das könnte man entschärfen, indem man die Entwürfe vorher durchgeht, statt die Misere nach dem „ins Messer laufen“ genüsslich in Endlos-Selbstreflexionsschleifen vom Lehramstanwärter selbst erkennen zu lassen. Das ist aber nach wie vor praktizierter und gewollter Standard, da man sich so viel von dieser Selbsterkenntnis veraspricht. Man könnte das zumindest etwas weniger zelebrieren.
Hängt auch von den Aubildern ab, die einen sind noch schlimmer als die anderen. Auch das wieder extrem subjektiv.

Dann entspricht die Forderung von Einstieg, Erarbeitung, Sicherung, Feedback eben immer noch null der Realität. Man hat es trotzdem schwer ein anderes Schema durchzubekommen. Und wenn man es erzwingt, ist der Lernzuwachs eben kaum messbar (Oh Wunder). Eben die Quadratur des Kreises. Oder doch alles super, wenn man „teacher trainer’s pet“ ist

Man müsste viel pragmatischer vorgehen und auch Wert auf Ausgleich und Stärkung legen, die man später ja dringend braucht.

Nur ein paar altbekannte Beispiele…Die Rosskur Referendariat schreckt einfach nur Neubewerber ab.

Achin
7 Monate zuvor

Leider auch ein Problem:

Kolleg*innen, die an Seminaren tätig sind und dann jungen Menschen erklären „wie es richtig geht“, selbst aber nicht mehr oder nur sehr wenig im Klassenzimmer unterrichten wollen.

Kynnefjäll
7 Monate zuvor

Es ist nicht nur bei euch Lehrern so stressig, auch in vielen anderen Berufen. Ich frag mich jeden Tag, wie soll ich das schaffen. Dann mache ich ein Plan, der halbwegs realisierbar ist, wenn nichts dazwischenkommt. Meistens kommt aber etwas dazwischen.
Es wird euch niemand helfen, da könnt ihr lange warten. Helft euch selbst und macht nur das Wichtigste. Am besten nicht so viel nachdenken, öfter mal lachen und es sollte euch egal sein, was die anderen denken. 50 bis 70 h pro Woche arbeiten würde ich niemals, dann muss alles eben ein bisschen langsamer gehen. Hauptsache eure Schüler lernen etwas Sinnvolles und sie lernen, wie man lernt.
Also denkt daran, Leben auch genießen, denn bald sind wir alle nicht mehr da.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

Theoretisch eine gut gemeinte Einstellung.
Bist du schon vorab durchgefallen in einigen Seminaren. Entweder man hat eben die Nachweise und Unterlagen usw. oder nicht. Dazu kommt dann das Wissen und die Abprüfung dessen. Bspw. Schulrecht. Dazu dann die subjektiven „Vorzeigestunden“ und letztendlich die Einzel- und Doppel BUV, wo entscheidet, ob „ja“ oder „nein“. Also die „Tauglichkeit“.

Das ist so wie zu sagen: Wenn man nicht dick werden will, dann esst einfach nichts.
Ja … und nein …
So einfach ist das halt leider nicht (im Referendariat).

Pete
7 Monate zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

Ist eine Einstellung, die einige Kolleginnen und Kollegen auch so leben. Die meisten jedoch nicht.

Das Problem besteht allerdings darin, dass man nach einem erfolgreichen Studium nun erstmal das Referendariat „genießen“ darf und so nicht agieren kann. Man muss um eine Legitimation des gewählten Berufes kämpfen. Dazu zählt dann Zauberstunden kreieren, zu einem Hungerlohn dieselbe Arbeit (und mehr) wie die Kolleginnen und Kollegen leisten und komplett an der Realität vorbei Leuten etwas vorgaukeln. Währenddessen schwebt die ganze Zeit das Damoklesschwert über einem, denn bei Nichtbestehen droht beispielsweise noch die Kürzung des Hungerlohnes und man muss weiterarbeiten, damit man die Prüfung wiederholen darf.

Riesenzwerg
6 Monate zuvor
Antwortet  Pete

„zu einem Hungerlohn dieselbe Arbeit (und mehr) wie die Kolleginnen und Kollegen“

Das Ref gehört tatsächlich noch zur Lehrzeit. Deswegen der „Hungerlohn“.

Was mich aber in diesem Zusammenhang umtreibt, sind angehende Referendare, die bis zur Überbrückung zum Ref hin 2.000 Euro netto bekommen und die Lehrkraft begleiten.

Kein Unzerricht, allenfalls kann man fragen, ob sie einmal eine fehlende Kopie nachkopieren können. 27 h begleiten. Ein Jahr lang. Und kein eigener Unterricht.

Ein Schlag ins Gesicht für angestellte Lehrkräfte.

KARIN
7 Monate zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

Und man muss im Schuldienst auch das Nein-Sagen sich angewöhnen!
Man soll es nicht einmal begründen, da jeder weiss wieviel schon dort täglich und im ganzen Deputat zu leisten ist!

Konfutse
7 Monate zuvor
Antwortet  Kynnefjäll

Genau! So arbeitet die Schul-und Kultusbehörde, habe ich den Eindruck. Die helfen uns nicht, wir warten schon sehr lange…und sie lachen sich kaputt, dass es Wissenschaftler gibt, die herausfinden, dass der Lehrermangel mittels mehr Arbeit behoben werden kann. Die im Elfenbeinturm wundern sich, dass es wenig Nachwuchs gibt, aber auch das Problem wird öfter mal weggelacht…Hauptsache, man hat sein kuscheliges Büro mit Drehstuhl und kann das Leben genießen…
Irgendwie haben wir da unten den Drive noch nicht raus…

Wann treten wir endlich mal nach oben?

Pete
7 Monate zuvor

Das Referendariat muss überholt werden. Nach dem Master für einen Hungerlohn arbeiten und man ist der Willkür von Seminarleitern und Bewertern ausgeliefert. Es ist ein System welches den Machtmissbrauch unterstützt und junge Menschen oftmals in die Depression führt.

Bla
7 Monate zuvor
Antwortet  Pete

Und anschließend nicht selten mit dem Burnout erstmal einhergeht oder schlimmstenfalls endet.
Das kann und sollte nicht „das Ziel“ sein.

Realist
7 Monate zuvor

Spoiler: Ich fand das Referendariat im Großen und Ganzen gar nicht so schlimm, auch wenn es durchaus 60-Stunden-Wochen gab. Aber man war ja noch jünger und ich persönlich hatte das Gefühl,. dass man sich durchaus persönlich weiterentwickelt.

Was mich viel mehr nervt nach langer Zeit im Schuldienst:

Entscheidungen werden von Ministerien und Politikern getroffen, die keine Ahnung von der Praxis in den Schulen haben. Großreformen wie Inklusion, Ganztag, Integration von Flüchtlingen werden ohne entsprechende Ausstattung mit Personal, Räumen und Material durchgeführt, also sollen die Schulen vor Ort irgendwie mit Bordmitteln erledigen, was die Arbeitsbelastung jedes Jahr weiter steigert. Probleme werden jahrelang ignoriert (steigende Migrations- und Flüchtiglingszahlen: 2015 reloaded, „Stuhl dazustellen“), es gibt von den Ministerien kein systematisches, mit Personal unterlegtes Konzept, wie man damit umgehen soll. Politische Versprechungen werden regelmäßig vor den Wahlen von allen Parteien hinausposant („Bildungsrepublik Deutschland“), nach der Wahl ist Bildung immer der erste Bereich an dem gespart wird und er letzte Bereich, der zusätzliche Gelder bekommt (was äußert selten der Fall ist). Geschwätzige Bildungs“wissenschaftler“ kommen monatlich mit neuen Ideen um die Ecke, wie man aus dem System Schule noch mehr herauspressen kann, wer als Lehrkraft nicht seine Gesundheit dafür opfern will, wird als „Schontyp“ diffamiert. Gesellschaftlicher Fortschrift (Homeoffice, 4-Tage-Woche) geht komplett an den Schulen vorbei, Lehrkräfte werden von den vorgesetzten Behörden immer noch als Bittsteller und Untergebene betrachtet und nicht als wertvolle Fachkräfte. Der Beruf wird systematisch entwertet (nicht nur der brühmte „Bachelor-Lehrer“, sondern mittlerweile auch Realschüler mit Ausbildung dürfen / sollen Lehrkräfte werden in einigen Bundesländern).

Pete
7 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Persönliche Entwicklung anhand von Ausbeutung kann ich jedoch nicht befürworten. Mit einem ähnlichen Problem sehen sich beispielsweise auch Medizinstudenten konfrontiert und in beiden Fällen zeugt es von einem fehlgeleiteten System, welches so nicht existieren dürfte und sollte.

Bereichernde und angeleitete Praxisphasen sind wünschenswert, das Referendariat in der jetzigen Form ist es aber im Großteil nicht.

Den Rest kann ich so unterschreiben und rührt mMn vor allem daher, dass wir weiterhin Bildung in Hand der Bundesländer lassen. Alle paar Jahre neue Kumis, welche das Amt als Selbstverwirklichungsmaßnahme sehen und ständig im Wettbewerb mit den anderen Bundesländern stehen. Es wird komplett am Bedarf vorbei entwickelt und die Weitsicht fehlt.

Ramona XX
7 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Homeoffice und diese 4 Tage Sache würde es für viele Teilzeitkräfte attraktiver machen.

Woanders gibt es 30-40 % Homeoffice und als Mutti mit langer Pendelfahrzeit ist das Mist sonst

Emcy
7 Monate zuvor

„Es liegt nicht an den äußeren Faktoren und zusätzlichen Herausforderungen/ Mehrbelastungen! Arbeiten Sie an Ihren Resilienzkräften und machen Sie ( in Ihrer Freizeit) mehr Achtsamkeitsübungen/ Yoga! 🙁

Anna
7 Monate zuvor

Ich meine das nun wirklich nicht böse, weil auch ich mein Ref als sehr stressig empfand. Dennoch sehe ich seit einigen Jahren, dass neue Referendar*innen u.a. deswegen viel Stress empfinden, weil sie Unterricht nicht nur methodisch, sondern auch inhaltlich noch „from scratch“ vorbereiten müssen – mindestens gefühlt fehlt immer mehr Referendar*innen das Fachwissen in Teilen ihres Fachs, sodass sie dann erst einmal drei-vier Stunden zuhause googlen müssen, bevor sie überhaupt an so etwas wie Stundenplanung, Materialien und Methoden denken können. Erleben das andere Mentor*innen hier auch so?

Realist
7 Monate zuvor
Antwortet  Anna

Wundert einen das, wenn die Politik doch offiziell verkündet: „Jeder kann Lehrer!“ und die Vorrausetzungen immer weiter absenkt (fachfremde Quereinsteiger, Bachelor-Absolvent, Realschüler mit Ausbildung)?

Aber auch Referendare werden dann in Zukunft einfach ihrern Unterricht mit ChatGPT und Co. planen lassen, während die Schüler die Aufgaben dann mit ChatGPT lösen lassen… eigentlich könnte man in Zukunft auf Schule ganz verzichten und die KI mit sich selber reden lassen. Das würde für viele viel weniger Zeitverschwendung und weniger Stress bedeuten…

Riesenzwerg
6 Monate zuvor

Tada!
Dann hat die Gesundheits“erziehung“ ja tatsächlich was gebracht!

Nun Fortsetzung – Umgang mit dem Stress.

Stress reduzieren.

Und alles ist gut.