Kinder mit Sprachdefiziten werden zu einem „Kita-Chancenjahr“ verpflichtet – und dann?

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BERLIN. So manches Kind weist beim Schulstart sprachliche Defizite auf – was sich im Verlauf der gesamten Bildungskarriere negativ auswirken kann. Der Berliner Senat will nun (wie es unlängst der CDU-Bundesvorstand als Modell für Deutschland beschlossen hat) frühzeitig dafür sorgen, dass sich daran etwas ändert: mit einem verpflichtenden «Kita-Chancenjahr» für Kinder, die bei der sogenannten Sprachstandsfeststellung durchfallen. Die Sache hat einen doppelten Haken: Erstens erscheint die Maßnahme viel zu klein – zweitens fehlt es an Kita-Personal, das eine zusätzliche Förderung stemmen könnte.

Zauber, zauber – und weg sind die Probleme in der Bildung!? Foto: Shutterstock

Die Sprachförderung für Berliner Kinder vor dem Start in die Schulzeit soll besser werden. Künftig müssen Kinder, die nicht richtig deutsch sprechen und bis dato nicht in einer Kita betreut wurden, ein verpflichtendes «Kita-Chancenjahr» absolvieren. Sie müssen also mindestens ein Jahr vor der Schule eine Kita oder vergleichbare Sprachförderangebote freier Anbieter besuchen – und zwar für jeweils 35 Stunden pro Woche. Ziehen die Eltern hier nicht mit, droht im schlimmsten Fall ein Bußgeld.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) und Staatssekretär Falko Liecke stellten das Konzept nun vor (das einem jüngst gefassten Beschluss des CDU-Bundesvorstands entspricht, News4teachers berichtete). Demnach sollen ab dem Kita-Jahr 2025/2026 alle Kinder im Alter von drei Jahren automatisch einen Kita-«Willkommensgutschein» zugesandt bekommen. Für Kinder, die daraufhin nicht in eine Kita gehen und später bei der sogenannten Sprachstandsfeststellung Defizite aufweisen, greift dann das «Kita-Chancenjahr». Das gilt auch für Kinder, die nicht an diesem Sprachtest teilnehmen, der im Alter von etwa 4,5 Jahren stattfindet.

Nach Angaben der beiden Politiker stehen bei dem neuen Vorgehen nach jetzigem Stand jährlich um die 2.000 Kinder im Fokus, die keine Kitas besuchen. Nach allen Erfahrungen haben um die 80 Prozent davon sprachliche Defizite. Die Umsetzung des Vorhabens beinhaltet unter anderem Gesetzesnovellen und zahlreiche andere Änderungen auch in Abstimmung mit den Bezirken, was in der Summe längere Zeit in Anspruch nehme. Dass dadurch sich kaum etwas ändern würde, machen schon die Zahlenverhältnisse deutlich: Rund 200.000 Kinder im Kita-Alter gibt es in Berlin – die 2.000, auf die die Maßnahme nun zielt, sind lediglich ein Prozent davon. In Berlin kann aber jeder dritte Drittklässler kaum lesen und rechnen.

Das ist das Ergebnis von Vergleichsarbeiten in der dritten Jahrgangsstufe im vergangenen Schuljahr, wie im August bekannt wurde (News4teachers berichtete auch darüber). Danach erreichten in Deutsch-Lesen knapp 35 Prozent der Berliner Schülerinnen und Schüler nicht die Mindeststandards. In Deutsch-Sprachgebrauch waren es sogar 46 Prozent. In Mathematik kamen 37 Prozent nicht auf das Mindestniveau.

Ziel des neuen Vorgehens seien mehr Chancengleichheit und eine höhere Qualität frühkindlicher Bildung, sagte nun gleichwohl Günther-Wünsch. Zudem wolle der Senat die Zugänge zu den 2900 Berliner Kitas und damit zu frühkindlicher Bildung verbessern und auch Vorbehalte abbauen, die es in manchen Familien noch gebe. Das «Kita-Chancenjahr» sei ein Schlüsselthema im Bildungsbereich. In Berlin gibt es bereits Regelungen für Kinder, die nicht richtig deutsch sprechen können: Diese sind eigentlich verpflichtet, in den 18 Monaten bis zur Einschulung eine Sprachförderung an einer Kita zu besuchen. In der Praxis wird die Regelung aber nur wenig umgesetzt, schon gar nicht nach einheitlichen Standards.

«Es ist ein wichtiger Schritt, frühzeitig Sprachdefizite bei Kindern zu erkennen, zu adressieren und jene hier gezielt zu stützen und zu fördern, um ihre schulische Vorbereitung zu verbessern»

«Wir wollen, dass die schulgesetzlich verpflichtende Förderung für Kinder mit Sprachförderbedarf endlich zielgerichtet und konsequent umgesetzt wird», sagte die Senatorin dazu. Mit dem «Willkommensgutschein» sollten sämtliche Familien bereits sehr früh auf die kostenfreien Betreuungsmöglichkeiten in Kitas hingewiesen werden.

Der Verband der Kleinen und Mittelgroßen Kitaträger (VKMK) in Berlin begrüßte die Pläne. «Es ist ein wichtiger Schritt, frühzeitig Sprachdefizite bei Kindern zu erkennen, zu adressieren und jene hier gezielt zu stützen und zu fördern, um ihre schulische Vorbereitung zu verbessern», erklärte Geschäftsführer Lars Békési. Nach seinen Worten legt der VKMK besonderen Wert darauf, die Beschäftigten ergänzender Sprachfördergruppen, die es derzeit außerhalb der Kitas gebe, bei dem neuen System einzubeziehen. Ohne diese Fachleute gäbe es noch mehr Kinder ohne erfolgversprechende Bildungsperspektiven in den Schulen, erklärte er.

Wichtig sei nun, Fort- und Weiterbildungsangebote für diese Personen zu schaffen und ihnen eine Übernahme in die multiprofessionellen Kita-Teams zu ermöglichen. «Andernfalls besteht die Gefahr, dass das Kita-Chancenjahr nicht den notwendigen Erfolg erzielen kann, da schlichtweg das benötigte pädagogische Fachpersonal fehlt.»

Auch IHK-Vizepräsident Stefan Spieker bewertete das Vorgehen des Senats positiv. «Kinder, die ohne ausreichende Sprachkompetenz eingeschult werden, haben vom ersten Schultag an geringere Chancen auf erfolgreiche Bildungsteilhabe. Das kann eine Gesellschaft im Interesse der Kinder, aber auch im Interesse des Standorts nicht hinnehmen», erklärte er. «Allerdings stellt sich die Frage, ob für das ehrgeizige Vorhaben genügend Kapazitäten vor Ort vorhanden sind. Dies gilt vor allem in den Bezirken mit besonders hohem Migrationsanteil und aktuell geringer Teilhabequote an der Kita-Betreuung. Hier muss sicher noch nachgelegt werden, damit das Ziel auch erreicht wird.»

«Viele Beschäftigte verlassen die Kitas und kehren dem Beruf ganz den Rücken»

Tatsächlich hatte der VKMK erst im September von Günther-Wünsch ein entschiedenes Vorgehen gegen den Fachkräftemangel in Kitas gefordert. Dieser habe sich zuletzt weiter verschärft, sagte Geschäftsführer Békési. «Gleichzeitig ist der Anteil von Kindern mit besonderem Förderbedarf dramatisch angestiegen.» Es sei nicht nur schwer, neue Erzieherinnen und Erzieher und andere Mitarbeiter zu finden, schilderte Békési. «Viele Beschäftigte verlassen die Kitas und kehren dem Beruf ganz den Rücken.» Stress, hohe Belastung und hoher Druck hätten auch zur Folge, dass der Krankenstand beim Kita-Personal laut einer neuen Umfrage unter Verbandsmitgliedern weiter zugenommen habe. «Das alles ist alarmierend.»

Laut Bildungsverwaltung arbeiten in 2.902 Berliner Kindertageseinrichtungen etwa 36.400 Beschäftigte (Stand 30. Juni). Der Erziehermangel sei bundesweit eine der größten Herausforderungen, räumte eine Sprecherin ein. Ziel sei daher, das Berufsfeld attraktiver zu machen, etwa durch die Entwicklung eines Konzeptes zur Arbeit in multiprofessionellen Teams. Der Senat verfolge diverse Projekte, um mehr Absolventen wie auch mehr Quereinsteiger für Kitas zu gewinnen, um Aus- und Weiterbildung zu verbessern. Man setze dabei früh an: Schon für Schüler würden Berufspraktika angeboten.

Die aber, so viel ist sicher, werden die zusätzliche Sprachförderung im «Kita-Chancenjahr» kaum leisten können. News4teachers / mit Material der dpa

Kita-Fachkräftemangel – „Es muss offen darüber gesprochen werden, was die Einrichtungen überhaupt noch leisten können“

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Ernsthaft?
6 Monate zuvor

Bei uns gabs nicht Mal genug Personal, um das Vorschulprogramm durch zu ziehen. Die CDU ist einfach nur noch Lost.

Kaffeetasse
6 Monate zuvor

Gute Frage, Redaktion! Das ist wie mit den ständig neuen Beschlüssen für eine verschärfte Abschiebung, die dann oft aber nicht möglich ist, weil diese Leute keine Pässe haben oder das Herkunftsland sie nicht aufnimmt oder dies oder das…

Wie will man denn diese Pflicht durchsetzen? In Berlin soll es eigentlich ein Zwangsgeld geben, wenn Kinder zu oft unentschuldigt fehlen. Das wird aber dann meistens nicht verhängt, weil die betreffenden Familien kein Geld haben (Hartz IV).

Das ist die Realität.

DerechteNorden
6 Monate zuvor
Antwortet  Kaffeetasse

Also lieber alles so lassen? Nicht einmal Gesetze erlassen, damit man dann schnell reagieren, wenn die Personalsituation verbessert hat?

Marc
6 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wenn Symptombekämpfung nicht mehr möglich ist, sollte man vielleicht mal an Ursachenbekämpfung ran. Wenn es zu viele Kinder mit Sprachdefiziten gibt, dann könnte man auch theoretisch die Migration entsprechend steuern, um die Anzahl auf ein verträgliches Maß zu reduzieren.

Alisia
6 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

„Was ist denn „ein verträgliches Maß““

So wenige, dass die Kinder in ihrem (sozial) Leben nicht klarkommen ohne Deutsch zu sprechen. Dann geht das mit dem Deutschlernen nämlich meist recht problemlos ohne tausende von Sprachförderstunden… Die Herkunftsländer der Einwanderer zu diversifizieren wäre also auch kein schlechter Schritt.

An der Klasse meiner Schwester sieht man das sehr gut: ca. 40% haben eine (weitere) Muttersprache, die nicht Deutsch ist. Aber keine zwei dieser Kinder sprechen die gleiche Sprache, Deutsch war für die Kommunikation also immer zwingend notwendig. Und siehe da: die haben es alle (fast) perfekt gelernt, selbst die, die erst im Grundschulalter völlig ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland gekommen sind.

Ich persönlich, befürchte nur, dass wir an dem Punkt and dem Gegensteuern noch gut möglich gewesen wäre schon längst vorbei geschlittert sind. Da ziehe Menschen wie ich (jung, ungebunden, gut ausgebildet und unwillig den eigenen Nachwuchs später in diesem System zu sehen bzw. die weitere Zerstörung auch noch zu finanzieren) auch ihre Konsequenzen. Ich weiß wirklich nicht ob ich mich langfristig wieder (der Schulabschluss und jetzt das Studium wurden schon ins Ausland verlagert) in Deutschland sehe. Die Idee, dass Migranten den Fachkräftemangel bekämpfen sollen bekommt da schon etwas besonders makaberes…

Rainer Zufalln
6 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Und wenn wir zu wenige Altenpfleger*innen haben, müssen die Plätze künftig nach Los verteilt werden – gute Idee!
Das Problem sind der Lehrkräfte- und Erzieher*innenmangel, sowie die unterfinanzierten Einrichtung.

Würden diese Ursachen ernsthaft angegangen, wäre die Migration kein Problem – denn sie ist keines – UND wir hätten eine Option, Ausbildungs-, Pflege- und Rentenkrise zu begegnen.

Alisia
5 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufalln

„Würden diese Ursachen ernsthaft angegangen, wäre die Migration kein Problem – denn sie ist keines –“

Und wer hat Ihnen die Autorität gegeben für uns alle zu entscheiden, dass Migration kein Problem ist?

Es geht bei Migration ja nicht nur um das Bildungsniveau, sondern eben auch darum, dass viele Migranten aus Ländern kommen in denen in der breiten Bevölkerung noch immer gesellschaftliche Werte kultiviert werden die aus „westlicher“/progressiver Sicht rückständig, intolerant und nicht selten menschenverachtend sind. Sieht man an den Hamas-Unterstützern hier zu Lande nur zu gut.

Mal aus der Sicht von einer die auch während und nach 2015 noch eine deutsche Schule besuchen musste:

Ich hatte nur einen einzigen syrischen Jungen in meiner Klasse. In der ganzen Stufe waren es nur drei. Damit waren wir (Gymnasium, wohlhabendes Viertel) noch sehr privilegiert. Das Erlernen der deutschen Sprache hat wirklich beeindruckend schnell geklappt. ABER ich habe diesen Jungen nicht leiden können und mich in seiner Nähe immer unwohl gefühlt. Vom absolut fehlenden Respekt den weiblichen Lehrerinnen gegenüber bis zu an uns Mittschülerinnen gerichtete Beschimpfungen war so ziemlich alles an der Tagesordnung. Das dieser Junge immer mit den neuesten Turnschuhen rumlief während die jüngere Schwester immer extrem abgetragene Kleidung hatte wird nicht nur mich schlucken lassen haben.

Das soll nun auch keine Hetze gegen eine bestimmte Gruppe sein, aber zu glauben, dass Menschen in deren Heimatländern es normal ist Mädchen mit 13 zwangszuverheiraten oder Frauen für Ehebruch zu steinigen, diese Vorstellungen beim überschreiten der Landesgrenze auf einmal ablegen und sofort anfangen Frauen (oder auch Homosexuelle oder Juden etc.) als gleichwertig anzusehen ist verblendet. Zu glauben, dass die Schulen dieses Weltbild (vollends) korrigieren können auch.

(Eine solche hundertachtzig Grad Wende wäre auch wirklich extrem berindruckend, in Europa hat man immerhin Jahrzehnte bis in die Gegenwart gebraucht.)

Ich für meinen Teil bin mir sehr bewusst, was frühere Generationen leisten mussten um mir als Frau die Freiheiten zu ermöglichen die ich im Europa des 21.Jh. habe. Und ich war schon als Schülerin schockiert und ein Stück weit verängstigt, wie jemand der hier Zuflucht gesucht hat, auf die Gastfreundschaft und Toleranz dieses Volkes gesetzt hat, sich da einfach so (ohne größere Konsequenzen) darüber hinwegsetzen konnte und kann.

Zu viel kulturellen Influx aus dieser Richtung kann dieses Land eben nicht vertragen ohne dass sich die hiesige Kultur auch verändert – und zwar nicht in Richtung Respekt und Toleranz.

unverzagte
5 Monate zuvor
Antwortet  Alisia

Wenn wir nicht beide imselben Land leben würden, bekäme ich nach dem Lesen Ihres Beitrages den Eindruck, Deutsche seien grundsätzlich progressiv, respektvoll, tolerant und frauenunterstützend.

Die gute Nachricht ist, dass diese Eigenschaften nicht ausschließlich auch unter Deutschen zu finden sind. Konkret möchte ich nicht auf mir bisher bekannt Eingewanderte verzichten wollen, andererseits wüsste ich, welche Deuschen ich sofort abschieben möchte…

Alisia
5 Monate zuvor
Antwortet  unverzagte

Wo genau habe ich behauptet, dass es keine sexistische/homophobe/kriminelle Deutsche gäbe?

Natürlich gibt es die, aber die können wir (anders als Migranten die noch gar nicht hier sind) nicht einfach zum Problem eines anderen Landes machen.
Und ja ich denke, dass es genug Deutsche aus diesen Gruppen gibt, dass wir nicht noch mehr importieren müssen. Mit den Einheimischen Frauenverachtern und anderswie Radikalen haben wir schon mehr als genug zu tun.

Einwanderung komplett zu unterbinden habe ich auch nicht vorgeschlagen, aber die Voraussetzungen müssen hoch nicht immer weiter nach unten gesetzt werden. Asyl muss wieder ausschließlich für politisch Verfolgte und nicht für jeden dem es irgendwie schlechter geht als in Westeuropa eine Möglichkeit sein und Abschiebungen müssen konsequent und zügig durchgesetzt werde.

Lisa
6 Monate zuvor
Antwortet  Marc

Viele Kinder, die kein Deutsch können, sind Europäer, also Migranten aus Osteuropa. Einige aus der EU oder aus Ländern, die kurz vor Eintritt stehen. Mit was möchte man diesen drohen?
Ich selbst bin keine Freundin von Sanktionen. Ich hasse diesen Ton, als wäre man ein Untertan.

polly
6 Monate zuvor

So neu ist das gar nicht: Auch bisher gab es schon als Pflicht einen Sprachtest, und wer da Defizite zeigte, sollte verbindlich (!) eine Kita besuchen, wenigstens ein Jahr lang. Aber wie das so ist bei der Berliner Verwaltung: Wenn Kinder beim Sprachtest nicht erschienen, gab es keine Sanktionen, und wenn diejenigen, die das eigentlich sollten, doch nicht in einer Kita angemeldet wurden, passierte auch nichts. Angeblich hatte man keine Liste von Kindern, die nicht in einer Kita waren, und konnte deshalb die Eltern gar nicht anschreiben, haha. Früher nannte man sowas „feixen“.
Das ist das ganz normale Laissez-faire: Es wird was beschlossen, aber nicht umgesetzt. Und wo kein Kläger ist, ist auch kein Richter.

Beli
6 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Wieso gibt es keine Förderung? Das Kind sollte dann doch vor dem Schuleintritt ein Jahr die Kita besuchen…vermutlich doch mit der Erwartung, dass dies die Deutschkenntnisse verbessert.

DerechteNorden
6 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Das ist aber leider dann auch kontraproduktiv, WENN es dann doch Förderung gibt, oder nicht?

Cuibono
5 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Dass dies ganz hervorragend funktioniert, hat unsere Kita jahrelang vorgemacht. Kinder brauchen keine „Fachkraft“ zum Sprache lernen, sondern andere Kinder, die die Herkunftsprache beherrschen. Solange die Referenzsprache von der überwiegenden Zahl der Kinder muttersprachlich gesprochen wird, ist der Spracherwerb ein Selbstläufer.

Dass eine pädagogische Frachkraft auf 15 Kinder, die alle nicht-muttersprächlich Deutsch sprechen kaum Wirksamkeit zeigt, zeigen nicht nur Studien, sondern sollte jedem, der auch nur entfernt mit Klein- und Kitakindern in Berührung kommt eigentlich überdeutlich einleuchten.

Herzliche Grüße

MINT-Lehrer
5 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Meine Nichte kam 2008 sogar noch jünger nach Amerika, besuchte dort einen Kindergarten und sprach, als sie nach einigen Jahren mit ihren Eltern nach Deutschland zurückkam, besser amerikanisches Englisch als Deutsch. Im übrigen ohne jegliche Sprachförderung im amerikanischen Kindergarten.

Fräulein Rottenmeier
6 Monate zuvor
Antwortet  polly

Ist bei uns (NRW) genauso. Da wird mit viel Aufwand von Seiten der Schulen Delfin 4 durchgeführt (manche Eltern lassen es gerne bis zum Bußgeld wegst Nichterscheinen kommen) und dann passiert genau gar nichts. Kind bekommt keine Sprachförderung, weil entweder erst gar kein Platz in einer Kita vorhanden ist oder kein Personal für die Förderung vorgehalten wird…..so kommt es also vor, dass Kinder hier in Deutschland geboren sind, aber wenig bis gar nicht deutsch bei Schuleintritt können.

Es ist zum Verzweifeln…..und dann kommt ein oberschlauer Schulrat, der etwas von dreijähriger Schuleingangsphase erzählt und das dies doch für den Spracherwerb reichen müsste…. Da fällt mir nichts mehr zu ein…..

Angelika M - dasauel
6 Monate zuvor

Dass ausgerechnet der umstrittene Sprachtest Delfin 4 sich so lange halten konnte! Unbegreiflich!!! Von mir aus könnte man Kindern, die ihn verweigern ganz viel Schokolade spendieren. Es gab doch von Anfang an Kinder, die das Pseudozoospiel in der Kita so doof fanden, dass sie die Tiere nicht mit den zu wiederholenden Namen rufen und keine Quatschsätze nachplappern wollten. Als dann über den Test rauskam, dass mehr Kinder als erwartet, einen Fötderbedarf hatten, wurde es der Landesregierung wohl zu teuer. Und dann kam noch der Einzeltest mit dem „Besuch im Pfiffkus-Haus als Kostensenke zum Einsatz. Der erste Kontakt zur Schule: Dieser Test! Kinder, die in der Kita redegewandt und pfiffig waren, bekamen bei der zweiten Schweigerunde einen Sprachförderbedarf zuerkannt, während kooperierende Kinder, die kaum sprechen, aber auf Möbel und andere Gegenstände zeigen konnten, keinen Sprachförderbedarf zugebilligt bekamen.

Ich denke wirklich sehr ungern an diesen Testeritis. Lauter Erinnerungen, die mich eher an Steuergeldverschwendung als an Sprachförderung denken lassen.

Fräulein Rottenmeier
6 Monate zuvor

Meine Tochter hat sich bei Delfin 4 damals auch verweigert….Gummibärchen halfen da ….naja…
Es ist auch gut, dass Kinder, die eine Kita besuchen, diesen Test nicht mehr machen müssen….es geht mir auch nur um Kinder, die keine Kita besuchen. Diese testet man ja vor dem Hintergrund einer möglichen verpflichtenden Sprachförderung. Da trifft man sehr oft auf Eltern, die eben nicht erscheinen und die ihre Kinder auf diese Weise dem Sprachtest entziehen.
Die Frage ist, wie kann man Kinder vor Eintritt der Schule mit den nötigen Sprachkenntnissen ausstatten? Ich habe darauf auch keine kluge Antwort, denn offenbar hapert es ja an allem: Kitaplätze und Erzieherinnen…..
Wir versuchen es jetzt erstmalig so, dass Kinder, die bei der Diagnostik während der Schulanmeldung auffällige Defizite in wichtigen Vorläuferfähigkeiten erkennen lassen, von uns ein halbes Jahr vor Schuleintritt einmal in der Woche darin gefördert werden können. Aber das läuft natürlich auch nur mit Zustimmung der Eltern. Ich bin gespannt, ob die betreffenden Kinder bzw. deren Eltern das Angebot annehmen werden. Für uns bedeutet das nämlich, dass wir zwei Lehrerstunden darein stecken….

AvL
6 Monate zuvor

….. und dann treffen diese Kinder nach einem Jahr im Kindergarten in der ersten Klasse auf bebilderte Anlauttabellen und Schreibfibel wie z.B. die Ni..-Fibel, die unter anderem mit dem Igelfehler, einem Graphem c für Clown ( c hier gesprochen wie k ) und ähnlichen seltenen Graphemen versehen sind, wo diese Kinder sich dann weitgehend selbständig und ohne eine strukturierte Vermittlung durch Lehrkräfte rein lautorientiert und unter der fehlenden Vermittlung des sehr wichtigen Wortstamm-Prinzip selbst sukzessive ihre eigene Art des Schreiben beibringen sollen.
Wenn Fragen zur Schreibung bestehen, so sollen diese Kinder hier bei uns dann zuerst das daneben sitzende Kind nach einer Idee zur Schreibung fragen bevor sie die Lehrerin fragen, wobei dann noch sehr viel andere und interessantere der deutschen Orthographie nicht entsprechende Schreibungen herauskommen.
Da freuen sich dann die Eltern zu Hause, wenn sie später diese antrainierte Rechtschreibschwäche nach dem Lautprinzip durch langwierige Übungen wieder heraustrainieren sollen.
Nebenbei sollen diese Kinder sich auch noch mit derartig bebilderten Materialien sich selbständig das Lesen beibringen.
An diesen Selbstlern-Methoden werden nicht nur diese Kinder mit einem Migrationshintergrund kläglich scheitern.
Es trifft genauso verhaltensauffällige Kinder, wie Kinder, die einem vermehrten Handy-, Video- und Fernsehkonsum ausgesetzt sind und ebenso Kinder, die mit einer mehr oder weniger dialektgeprägten deutschen Sprache aufgewachsen sind.
Und ewig grüßt das Murmeltier, wie in jedem neuen Jahr, ebenso wie die im Abstand von 5 Jahren immer schlechter werdenden IGLU-Ergebnisse.25 % der Kinder verfügen nach der vierten Klasse über keine ausreichende Lesekompetenz, um sich selbstständig weiteres Wissen anzulesen.
Und diese Methodik ist sehr nachhaltig und zeiht sich bis zum Enden der neunten Klasse durch.

Rainer Zufalln
6 Monate zuvor

Ich bin diese Themen so leid.
Als nächstes treten die Rassist*innen wieder nach ALLEN Menschen mit anderer Hautfarbe, denn hier soll das Problem liegen? Warum Schulen und Kitas nicht besser ausstatten? Nein, lieber jegliche Bildung aufgrund von Herkunft und angeblicher Genetikforschung ausschließen.

Wenn das jemals durch sein sollte, wird nach bildungsfernen Familien und alleinerziehenden Müttern getreten – die faule Bande soll mehr erziehen!

Aber die Parteien machen ja mit! SPD, CDU und FDP tröten gegen Ausländer, die Grünen glotzen zu. Am Ende wundern wir uns (wiedermal) warum die völlig abgestumpften Wählergruppen entweder zu den Menschenfeinden laufen bzw. die Hoffung in die Parteien verloren haben -___-