Hintergrund Nahost? Bundesweit mindestens ein Dutzend Schulen nach Droh-Mails geräumt

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BERLIN. Bombendrohungen halten Schulen am Montag in mehreren Bundesländern und das ZDF in Mainz in Atem. Schnell kommt die Entwarnung, doch die Hintergründe bleiben unklar. In zumindest zwei Fällen wird jedoch ein Zusammenhang mit dem Nahost-Konflikt erkennbar.

Die Polizei rückte mit Großaufgeboten an (Symbolfoto). Foto: Shutterstock

Drohungen gegen mindestens ein Dutzend Schulen bundesweit haben am Montag größere Polizeieinsätze ausgelöst. Auch das ZDF in Mainz wurde wegen einer Bombendrohung kurzzeitig geräumt. Dort konnte schneller als bei den meisten Schulen Entwarnung gegeben werden. Die Hintergründe blieben zunächst unklar.

Betroffen waren Schulen etwa in Karlsruhe und Mannheim (Baden-Württemberg), Augsburg, Regensburg und Cham (Bayern), Solingen, Wuppertal und Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen), Dresden und Chemnitz (Sachsen) sowie in der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt.

Für Hunderte Schüler hieß das: Unterrichtsausfall. Sie wurden evakuiert oder erst gar nicht auf das Schulgelände gelassen. Fast alle Schulen wurden mit Spürhunden durchsucht. Verdächtige Gegenstände oder andere Hinweise auf eine Gefahrenlage seien an den Einsatzorten allerdings nicht gefunden worden, erklärten Polizeisprecher. Die Hintergründe und die Frage, ob es einen Zusammenhang zwischen den Drohungen in mehreren Bundesländern gab, blieben unklar.

In Chemnitz sei eine Oberschule betroffen gewesen, sagte eine Polizei-Sprecherin am Montagabend. Nach Angaben der Polizei-Sprecherin ging die Bombendrohung per E-Mail ein; darin sei die Forderung «Free Palestine» enthalten gewesen. Die Schule wurde demnach am Montag geschlossen und durchsucht, jedoch sei nichts gefunden worden. Am Dienstag soll der Schulbetrieb wieder aufgenommen werden. Die «Dresdner Morgenpost» und der MDR berichteten zudem von einer betroffenen Schule in Dresden.

Ein Verantwortlicher der Schule in Solingen hatte bereits am späten Sonntagabend die Polizei über eine per E-Mail eingegangene Bombendrohung informiert. Auch in Zuständigkeitsbereichen anderer Polizeibehörden seien E-Mails mit ähnlichem Inhalt eingegangen, hieß es. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen zu den Hintergründen und dem Urheber der Mails aufgenommen.

«In der Mail wurde darauf hingewiesen, dass es um Palästina geht. Das sage ich bewusst so wolkig, weil ich keine Details preisgeben kann. Aber der Bezug war sehr klar»

An der Solinger Gesamtschule hätten die Verantwortlichen in der Nacht dann eigenständig entschieden, den Schulbetrieb am Montag nicht aufzunehmen, erklärte die Polizei. Der Schulleiter erklärte gegenüber der «tagesschau», er sehe einen Zusammenhang zum Nahost-Konflikt. «In der Mail wurde darauf hingewiesen, dass es um Palästina geht. Das sage ich bewusst so wolkig, weil ich keine Details preisgeben kann. Aber der Bezug war sehr klar. Deswegen habe ich gestern Abend sehr spät sofort die Polizei informiert.» Die Solinger Schule ist nach einem jüdischen Einwohner Solingens benannt, Alexander Coppel, der in Theresienstadt von den Nazis umgebracht wurde.

Unterdessen sei eine weitere Bedrohung gegen eine Schule in Wuppertal-Barmen bekannt geworden, teilte die Polizei mit, ohne Details zu nennen. Einen weiteren Polizeieinsatz gab es laut «tagesschau» am Morgen an einer Gesamtschule in Mönchengladbach, die vorsorglich geräumt wurde. Auch dort hatte es eine Drohung gegeben, die Polizei bewertete sie nach ihren Ermittlungen aber «als nicht ernst zu nehmen». Der Unterricht fiel aus, es waren keine Schülerinnen und Schüler im Gebäude.

In Cham in der Oberpfalz waren gleich zwei Schulen betroffen. Die dortigen Bombendrohungen wurden der Polizei erst kurz nach 12.00 Uhr gemeldet. Beide Schulen brachen daraufhin den Unterricht ab.

Auch gegen das ZDF wurde eine Bombendrohung ausgesprochen. Mehrere Gebäude auf dem Gelände im Mainzer Stadtteil Lerchenberg wurden geräumt, darunter auch das Sendebetriebsgebäude und das Hochhaus, in dem die Verwaltung des Senders sitzt. Bereits zum Mittag konnte beim Sender Entwarnung gegeben werden. Im ZDF-Programm machte sich der Vorfall dadurch bemerkbar, dass die «heute Xpress»-Nachrichten um 9.00 Uhr ausfielen und stattdessen das Frühstücksmagazin «Volle Kanne – Service täglich», das aus Düsseldorf sendet, schon ein paar Minuten früher begann.

Insgesamt rund 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Senders, die zwischenzeitlich ihre Arbeitsplätze verlassen mussten, konnten nach der Entwarnung wieder zurück an ihre Arbeitsplätze.

Eine Mannheimer Gemeinschaftsschule wurde nach Polizeiangaben nicht durchsucht. Die Mail sei am Montag entdeckt und die Polizei gegen 8.00 Uhr informiert worden. Man habe sofort einen Stab gebildet und die Lage sondiert, sich dann aber gegen einen Einsatz vor Ort und auch gegen eine Räumung der Gemeinschaftsschule entschieden.

In den vergangenen Monaten waren immer wieder Bombendrohungen gegen Schulen oder öffentliche Einrichtungen bekannt geworden. Erst im September rückte die Polizei zu einer Schule in Brandenburg aus.

Auch im Nachbarland Frankreich hielten Bombendrohungen die Bevölkerung in den vergangenen Tagen in Atem. Allein der Tourismusmagnet Schloss Versailles wurde innerhalb von acht Tagen siebenmal geräumt. Auch Flughäfen oder das Pariser Louvre waren jüngst Ziel von Bedrohungen. Von Lukas Fortkord, dpa

Bombendrohung an Schule: Zwei Tatverdächtige (davon ein Schüler der Schule) festgenommen

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Teacher Andi
6 Monate zuvor

Scheint ein neuer Sport zu sein, so nach dem Motto „geil eh, die ganze Schule wurde wegen mir geräumt, boh eh“. Man wird diese „Früchtchen“ hoffentlich zu erziehen wissen.

Freiya
6 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Kann sehr teuer werden für die „Früchtchen“. 20.000€ sind kein Pappenstiel. Und die sind schnell zusammen, wenn Polizei, Feuerwehr, Rotes Kreuz ausrücken! Keine schöne Hypothek, um ins Leben zu starten

Lisa
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya

Wo nichts zu holen ist, hat der Richter sein Recht verloren. Dann startet man nicht ins Berufsleben. Besser wären drei Jahre lang Sozialstunden bei den genannten Organisationen.

Leseratte
6 Monate zuvor
Antwortet  Freiya
Monika, BY
6 Monate zuvor

Aber Kider MÜSSEN zum Präsenzunterricht, oder, sogar jetzt? Sonst landen die Eltern ins Knast.

Sollen ein paar Kinder zuerst in der Luft gejagt werden, damit sich endlich etwas in diesem Schulsystem ändert.

Ja natürlich, das sind alle nur leere Drohungen. Bis zu Moment, wenn sie das nicht mehr sind.

Corona war/ist auch nur eine leere Drohung. Wie viele Menschen sind noch mal gestorben?

Rüdiger Vehrenkamp
6 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Wie und warum Sie jetzt Bezüge zu Corona herstellen, ist mir ein absolutes Rätsel. Neuerdings nennt man das meines Wissens „Whataboutism“.

Plädieren Sie ernsthaft für langfristiges Homeschooling, weil ein paar Idioten unlautere Bombendrohungen aussprechen? Da sie Corona ins Feld geworfen haben: Bleiben Sie zuhause, igeln Sie sich einund meiden Sie ab sofort jedwede öffentliche Veranstaltung, Menschenansammlung, jedes Fest und jeden Innenstadtbesuch. So entgehen Sie nicht nur jeder Explosion, sondern auch jedem Virus.

polly
6 Monate zuvor

Und die Leute mit „Free Palestine“ dürfen so weitermachen? Die brauchen sich an keine Gesetze zu halten, und wir sollen noch Verständnis haben? Ich habe kein Verständnis dafür, dass Leute, die Asyl und Schutz bekommen, hier ihre Konflikte mit Gewalt austragen.