Unpünktliche Eltern nerven Kita-Beschäftigte – jetzt gibt’s Geldstrafen

14

HEIDENHEIM. Die Stadt Heidenheim verlangt Verspätungszuschläge für Eltern, die ihre Kinder zu spät aus Kindertageseinrichtungen abholen. Damit ist die Stadt nicht allein. Wie groß ist das Problem?

Das Kind zu spät abgeholt? Das kann teuer werden – in Heidenheim an der Brenz jedenfalls. (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Unpünktlichkeit kann teuer werden: Wer sein Kind im baden-württembergischen Heidenheim zu spät aus Kindergarten und Co abholt, muss eine Geldstrafe bezahlen. Der Gemeinderat änderte kürzlich die Benutzungsbedingungen für Kindertageseinrichtungen und führte die Verspätungsgebühr ein. Demnach werden für wiederholt unpünktliche Eltern je angefangene halbe Stunde 25 Euro fällig, so hatte die „Heidenheimer Zeitung“ berichtet.

„Jedes Kind kann auch ein, zwei Mal zu spät abgeholt werden“, sagt David Mittner, Geschäftsbereichsleiter Kinder, Jugend und Familie bei der Stadt Heidenheim. Aber es gebe Familien, die sich regelmäßig verspäteten. Dann stünden sich Aufsichtspflicht und Dienstplan gegenüber. Die rechtliche Handhabe sei wenig praxistauglich. „Wir müssten auf das Jugendamt zugehen, das könnte theoretisch eine Inobhutnahme einleiten“, so Mittner.

Die Kindertageseinrichtungen halten demnach Personal für Verspätungen vor. „Ich bemerke da schon eine gewisse Frustration“, führt Mittner aus. „Unsere Mitarbeitenden haben oft auch selbst Kinder“, schildert er. In Zeiten des Fachkräftemangels versuche man, individuelle Bedürfnisse in Dienstpläne aufzunehmen. „Wenn eine Person ihr Kind um 15.30 Uhr abholen muss, versuchen wir, das möglich zu machen“, sagt er. „Wenn diese Person dann bleiben muss, um ein Kind nicht im Regen stehen zu lassen, bleibt das eigene Kind zurück.“ Das werde ihm in Gesprächen mit den Einrichtungen berichtet.

Die Verspätungsgebühr schafft laut Mittner Klarheit, neu ist sie nicht. Schon zuvor habe die Stadt wiederholt unpünktlichen Eltern die zusätzlichen Personalkosten in Rechnung gestellt. Nach einer entsprechenden Androhung hätten die Familien ihre Kinder pünktlich abgeholt. Reaktionen von Eltern haben Mittner nach eigenen Angaben noch nicht erreicht. Da sich im Prinzip weder für unpünktliche noch für pünktliche Eltern etwas ändere, rechne Mittner auch nicht mit Beschwerden. Er betont, dass verspätete Abholungen kein akutes oder neues Problem seien, aber ein kontinuierlich bestehendes. Deswegen habe man nun die Benutzungsbedingungen angepasst.

Dass das Problem viele Kommunen betrifft, bestätigt Benjamin Lachat, Dezernent für Familie und Soziales des Städtetags Baden-Württemberg. Die Leitungskräfte der Fachämter in den Städten treffen sich demnach zweimal jährlich und tauschen sich aus. Am Rande der Frühjahrssitzung seien unpünktliche Eltern Thema gewesen. Die Leitungskräfte hätten überlegt, wie man das Problem angehen könne. Lachat sagt aber auch: „Ich gehe davon aus, dass es kein Massenphänomen ist.“

Auch in Heidenheim haben sich Mittner zufolge schon andere Kommunen nach der Änderung der Benutzungsbedingungen erkundigt. In Ludwigsburg können unpünktliche Eltern schon seit April zur Kasse gebeten werden. Vorgekommen ist das einem Sprecher der Stadt zufolge aber noch nicht. Ob die Eltern dadurch wirklich pünktlicher geworden seien, lasse sich so kurze Zeit nach der Einführung noch nicht beurteilen. News4teachers mit Material der dpa

Gericht entscheidet: Eltern haben keinen Anspruch auf Kita-Essen ohne Erbsen

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

14 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
TaMu
5 Monate zuvor

Zumindest bei Tagesmüttern ist zu früh ankommen und zu spät abholen schon lange ein großes Problem. Eltern scheinen davon auszugehen, dass die Tageseltern „ohnehin da sind“, weil sie in ihren eigenen vier Wänden betreuen. Da wird dann einfach zwanzig Minuten früher geklingelt, weil das Kind schon früh wach war. Auch in den von der Gemeinde gestellten Räumlichkeiten mit angestellten Tageseltern ist das so. Vielen Tagesmüttern fällt es sehr schwer, hier ein Machtwort zu reden, obwohl das dringend notwendig ist. Es gibt nämlich den Nachahmungseffekt. Warum sollten andere Eltern ihre Kinder nicht auch früher bringen oder später abholen, wenn xy auch immer schon oder noch da ist?

Teacher Andi
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Manchmal fragt man sich schon, warum sich solche Eltern Kinder anschaffen.

Tonie
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Oh ja, dieses Verhalten kenne ich.
„Hach, ich habe gar nicht auf die Uhr geschaut und jetzt sind wir ja zu früh da, aber ich habe gesehen, dass das Licht schon brennt…. “ Logisch brennt das Licht, ich treffe Vorbereitungen für den Tag und bin extra früher aufgestanden um dies in Ruhe machen zu können. Was denn, soll ich im Dunkeln herumlaufen? Im Übrigen auch noch unbezahlt?

In diesem Fall ein „Machtwort“ zu sprechen ist dann auch wieder schwierig, bzw. wird als engstirnig ausgelegt. Jedenfalls darf man sich in den kommenden Tagen über Sprüche wie “ Wir sind jetzt extra noch eine Runde um den Block gelaufen, sonst wären wir 30 Sekunden zu früh hier gewesen“ freuen.

Karina Münster
5 Monate zuvor
Antwortet  Tonie

Klingel abstellen, Tür abgeschlossen halten. Das läuft in Läden, Banken, Behörden auch so. Das Personal iat da, man sieht es, es macht was auch immer. Die Tageseltern müssen aber den A. in der Hose haben- was kann denn passieren? Diese übergriffigen Eltern melden ihre Kinder woanders an? Na und? Plätze sind rar, da finden sich rasch neue Kund:innen.
Aber nicht wieder in die Gutmütigkeitsfalle tappen!

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  Tonie

Ja, solche Sprüche… echt frech. Ich hatte mir angewöhnt, immer zum Schluss nach gemütlichem Frühstück und Vorbereitung ins Bad zu gehen und zwei Minuten vor Start erst fertig zu sein. Das geht natürlich nur, wenn keine weiteren Familienmitglieder verfügbar sind, die öffnen könnten. Wenn dann schon jemand länger wartend da stand, war ich milde erstaunt „es ist doch erst 7.28 Uhr, ihr seid genau rechtzeitig!“ Der Spuk war dann schnell erledigt. Es gab auch immer welche, die erst später gebucht und auch bezahlt haben, aber praktischerweise mit dem ersten Kind zusammen eintrafen. Da habe ich dann für alle vereinbart, dass sie gelegentlich meine komplette Arbeitszeit nutzen durften und ich die Stunden als Überstunden aufgeschrieben habe. So hatte ich bei Krankheit nicht so viel Ausfall oder ohne Krankheit mal einen freien Tag mehr. Für die Eltern war das auch flexibler. Bei mir hat es insgesamt gut geklappt, aber einige Kolleginnen hatten sehr zu kämpfen.

mama51
5 Monate zuvor

Vollkommen richtig!

Dil Uhlenspiegel
5 Monate zuvor

„je angefangene halbe Stunde 25 Euro“ … ein Schnäppchen!

Angelika M - dasauel
5 Monate zuvor

Mein mittlerweile längst erwachsener Neffe rief mich als Kind an und forderte mich auf, das Radio anzuschaltebn. Er war und ich ebenso) erschüttert über die „Lockerheit“ von Eltern, die ihre schlafenden Kleinkinder vor der Öffnungszeit der Einrichtung in einer Tragetasche einfach im Gebüsch vor der Einrichtung abgelegt hatten. Im festen Vertrauen darauf, dass schon die Erzieherinnen kommen werden und ihre Kinder nicht übersehen. Als ich aus der Jugendarbeit in den Kindergarten und die Springertätigkeit wechselte, wurde mir nicht nur einmal eingeschärft, auf keinen Fall vor der Öffnungszeit die Tür zu öffnen. Im Winter fiel es mir schwer. Aber schon damals habe ich eingesehen, dass es nötig war. So schnell kühlt ein Auto nicht aus und bei einem plötzlich einsetzenden Unwetter hätte jede von uns eine Ausnahme gemacht. Aber es ist schlimm, dass Eltern uns in solche Situationen bringen. Dagegen nützen leider auch keine Bußgelder. Schön finde ich es nicht, wenn es sie gibt, aber ich denke, dass es manchmal angebracht ist. Zumal es nicht unbedingt nur die unter besonderem Druck stehenden Eltern sind, die die begrenzten Öffnungszeiten nicht akzeptieren wollen.

Horst
5 Monate zuvor

Ich sehe die Gefahr, dass einige dies als Verlängerung der Betreuungszeiten gegen Gebühr auffassen.

Ich_bin_neu_hier
5 Monate zuvor
Antwortet  Horst

Gebühr heraufsetzen für Wiederholungsfälle & diese Gebühren gegebenenfalls auch eintreiben.
Wenn das nicht funktioniert, abklären, ob weitere Betreuung des Kindes verweigert werden kann, oder Schadenersatz in tatsächlicher Höhe der entstandenen Kosten einfordern.

BeWa
5 Monate zuvor
Antwortet  Horst

Ja, das hat sich in der Praxis auch schon so erwiesen …
… und – Zack! – wurde der KitaLeitung vorgeworfen, dass sich „reiche“ Eltern Vorteile verschaffen.

Ich rate zur (kostenfreien) Nachsicht gegenüber Eltern mit Berufen, „bei denen man eben nicht immer pünktlich Stift, Spritze, Schlauch fallen lassen kann“ und zu klärenden Gesprächen in großer Deutlichkeit mit Eltern, denen die Dreistigkeit schon zu den Ohren rauskommt.

Erstere sind nämlich idR eine Gewinn für jede Einrichtung – insbesondere, wenn sie Verständnis und Entgegenkommen erleben. Solche Leute kommen nach der Nachtwache Samstagmorgen zum „Elternputzdienst“.
Der anderen Sorte ist 10.00 zu früh, die kommen gar nicht. Kann man drauf verzichten, bringe ich denen auch rüber.
Freie Kitaplatzwahl und so.

Marion
5 Monate zuvor
Antwortet  BeWa

Geärgert habe ich mich immer nur über die Eltern, die regelmäßig zu spät kamen und das als völlig selbstverständlich ansahen. Das waren meist die, die gar keinen wirklichen Grund für ihr Zuspätkommen hatten und sich nie auch nur ansatzweise dafür entschuldigten.
Ich erinnere mich aber auch an die Mutter, die immer auf die letzte Sekunde abgehetzt angerannt kam, weil sie nicht rechtzeitig aus der Arbeit kam oder auf dem Heimweg von selbiger im Stau stand und sich tausendmal entschuldigte, daß sie so spät dran war, obwohl sie gerade mal ein paar Minuten über der Zeit war.
Es gibt halt solche und solche.
Es würde mir schon sehr widerstreben, den abgekämpften, von der Arbeit zur Kita hetzenden Eltern auch noch ein Bußgeld aufzubrummen.
Den „Ignoranten“ würde ich es aber von Herzen gönnen. 🙂

BeWa
5 Monate zuvor
Antwortet  Marion

Hat man aber so einen Bußgeldkatalog (aka „Regeln“), muss er auch vertreten werden – ohne Ansicht der Person.

Schon zur eigenen Sicherheit!

Ich mag mir gar nicht vorstellen, was los wäre, wenn die 20min zu spät kommende, völlig abgehetzte Krankenschwester ihr Kind „straffrei“ mitbekommt und ein Elternteil, das nicht das Glück hat, so einen spaßigen und entspannten Beruf zu haben, muss 5,- zahlen.
Wenn ich eine Monatsrechnung über 20,- Zusatzkosten an eine Familie schreibe, in der beide Elternteile nicht arbeiten und die Bürgergeldempfänger sind?
Dann wird ja nicht deren Verhalten hinterfragt, sondern mein unempathisches und unsoziales.
Und wenn dann rauskommt, dass die Krankenschwester nicht …!?
=> Anfängerfehler.

Hier der ewige Tages-Abreißkalender
für KitaLeitungen:

1. Januar: Hab nie eine offene Flanke!
2. Januar: Hab nie eine offene Flanke!
.
.
.
30. Dezember: Hab nie eine offene Flanke!
31. Dezember: Hab nie eine offene Flanke!

Jan
5 Monate zuvor
Antwortet  Horst

Einfach für den Wiederholungsfall weitere Sanktionen regeln, bis hin zur Kündigung. Muss eben in den Betreuungsvertrag rein.