Expertenbericht: Mehr als 9.000 Lehrer werden benötigt – allein in Sachsen-Anhalt

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MAGDEBURG. Die Zahl der Lehramtsstudenten reicht aktuell nicht aus, um den Bedarf an Lehrkräften in Sachsen-Anhalt zu decken. In den kommenden Jahre sorgt eine Rentenwelle für großen Bedarf – trotz sinkender Schülerzahlen.

Wo laufen sie denn? Illustration: Shutterstock

Die Zahl der Lehramtsstudenten in Sachsen-Anhalt reicht nach Ansicht eines Expertenberichts nicht aus, um den Bedarf an Lehrern in den nächsten Jahren zu decken. Innerhalb der nächsten vier bis fünf Jahre könne der Bedarf durch die Hochschulabsolventen lediglich zu 48 Prozent gedeckt werden, heißt es in einer Analyse, die das Bildungsministerium am Montag veröffentlichte. An Sekundarschulen könne sogar nur jede fünfte Stelle durch Lehramtsstudenten aus Sachsen-Anhalt neu besetzt werden. Die darüber hinaus benötigten Lehrkräfte müssen aus anderen Quellen gewonnen werden, also beispielsweise durch Seiteneinsteiger oder aus anderen Bundesländern.

Die Schülerzahlen steigen nach Angaben des Bildungsministeriums zunächst bis zum kommenden Schuljahr an: Von 180.500 Kindern im Vergleichsjahr 2021/22 auf 191 000 im Schuljahr 2024/25. Danach zeichne sich eine Trendumkehr ab: Im Schuljahr 2035/36 werden voraussichtlich 161.000 Kinder und Jugendliche an den öffentlichen Schulen in Sachsen-Anhalt lernen. Dementsprechend verringere sich auch die Zahl der Lehrerstellen um elf Prozent auf rund 12.900 Stellen.

Allerdings stellt die Verrentung die Schulen vor eine große Herausforderung. In den kommenden zwölf Jahren gehen etwas mehr als zwei Drittel der derzeit unterrichtenden Lehrkräfte in den Ruhestand. Der Expertenberichts kommt daher zu dem Schluss, dass bis 2035 rund 9060 Absolventen der Lehramtsstudiengänge in den Schuldienst eintreten müssten, um den Bedarf zu decken. Die aktuelle Absolventenquote reiche dabei nicht aus.

Neben der reinen Anzahl der Studierendenzahlen weist der Bericht aber auch auf einen besonderen Bedarf bei bestimmten Fächern hin. So würden vor allem in den Kernfächern Deutsch, Mathematik und Englisch, sowie in den Naturwissenschaften Lehrkräfte benötigt. Alle derzeit in Sachsen-Anhalt ausgebildeten Lehrkräfte hätten aktuell eine Perspektive im Schuldienst des Landes. News4teachers / mit Material der dpa

KMK-Kommission sagt 20 Jahre Lehrermangel voraus – sie empfiehlt: Mehrarbeit für Lehrkräfte, Hybridunterricht, größere Klassen

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Gelbe Tulpe
5 Monate zuvor

Die Unis platzen aufgrund sehr vieler Lehramtsstudenten. Bald ist wieder Lehrerschwemme.

Mathelehrer86
5 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

Lesen Sie doch bitte erst den Artikel, bevor Sie kommentieren, dann ersparen Sie sich solche peinlichen Falschaussagen!

Fakten sind Hate
5 Monate zuvor
Antwortet  Mathelehrer86

Es gibt genügend Studien die dies prognostizieren. In NRW soll das Maximum des Lehrermangels in Schuljahr 2025/26 liegen und ab ca. 2033 soll es für bestimmte Schulformen sogar einen deutlichen Lehrerüberhang geben.

„Den“ Lehrermangel gibt es auch aktuell nicht wirklich, da es Schulformen (z.B
Gymnasium) gibt, die sogar
Lehrerüberhänge aufweisen. In bestimmten Fächern wie z. B. Deutsch und Geschichte/GL wird in NRW sogar eine Festanstellung explizit verneint.

Weitere Informationen z.B. für Grundschulen NRW auf Seite 12:

https://www.schulministerium.nrw/bp/Lehrer/Lehrkraft-werden/Einstiegschancen/Prognosen.pdf

Mathelehrer86
5 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Diese Prognosen sind immer interessant, aber längst nicht immer zutreffend. Mir wurde zu Studienbeginn gesagt, dass es ca. 2015 als Mathe- und Physiklehrer schwer werden würde, eine Stelle zu finden. Das war es dann eher nicht. 😉

Der aktuelle Mangel wurde von den Kultusministerien meines Wissens nach auch nicht in diesem Ausmaß prognostiziert.

Und im Artikel geht es um Sachsen-Anhalt, da ist ein Link zu NRW nur bedingt hilfreich. Sachsen-Anhalt hat jetzt schon ein großes Problem und es wird auf Jahre hin immer größer!
Aber wenn Sie schon bei NRW sind: Schauen Sie sich mal S. 16 Ihres Links an, dort geht es um Sekundarstufe I, sowie S. 25 (Berufskollegs). Halleluja, das sieht nach einer Vollkatastrophe aus!
Wer Gymnasiallehramt studiert entscheidet sich oft auch bewusst gegen Haupt-, Real- und Gesamt- sowie Berufsschulen. Ich vermute Gymnasiallehrkräfte, die keine entsprechende Stelle finden, werden sich vielfach beruflich umorientieren, statt in einem andere Lehramt zu arbeiten.

Ragnar Danneskjoeld
5 Monate zuvor
Antwortet  Fakten sind Hate

Dann auf an meine Schule – wir (Gymnasium, Musikzug) haben D/G-Mangel. Südwestdeutsche Universitätsstadt, und das nicht einmal in Schwaben. Trotzdem findet sich kein Ersatz…

Dejott
5 Monate zuvor

Warum sollte man Lehrer in Sachsen-Anhalt werden wollen? Pflichtstundenzahl gerade erst erhöht, AFD bei 33 Prozent…und für eine schöne Landschaft oder aufregende Kultur ist man dort auch nicht bekannt….

Hans Malz
5 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Der Harz ist keine schöne Landschaft … so, so. Kultur gibts auch nicht … Quedlinburg, Halberstadt. Naja. Und wer in Magdeburg durch die Stadt geht, sieht nur fackeltragende Nazis … muss wohl am Fraunhofer Instititut liegen, das ist ja streng national.

Die Pflichtstundenzahl spricht allerdings dagegen.

dickebank
5 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Na, es hat doch Gründe, warum die Landesherren die Bergfreiheiten für die Städte im Harz gewährten. Zu den Bergfreiheiten gehörten in der Regel auch das Brau- und Brandrecht – also die höchstinstanzliche Erlaubnis sich die Gegend schön zu saufen:)

Ich_bin_neu_hier
5 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Ah ja, das Mittelalter… Bier im Mittelalter war eher „Grundnahrungsmittel“, keine Freizeitdroge wie heute, und stellte im Gegensatz zu normalem „Trinkwasser“ – das man eben besser nicht trank – auch kein Gesundheitsrisiko dar.
https://www.sueddeutsche.de/bayern/weihenstephan-bier-ist-gesund-jedenfalls-ein-bisschen-1.3129997

Kurzer Auszug:
…galt Bier als das einzige Getränk, bei dem ein jeder gewiss sein konnte, dass er davon nicht krank wird. Der Grund: Der Alkohol, die Kohlensäure und sein vergleichsweise niedriger pH-Wert sorgen dafür, dass es frei von Keimen ist.

Zu Sachsen-Anhalt: Quedlinburg zum Beispiel gehört laut Unesco zum Weltkulturerbe. Sicher, Menschen und ihre Wahrnehmung sind verschieden… aber besuchen Sie es ruhig mal, dann werden Sie verstehen, warum Quedlinburg das auch völlig verdient hat.

Hinweis: ich lebe selbst nicht in Sachsen-Anhalt

dickebank
5 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Keine Angst, ich war schon in Quedlinburg und auch in Wernigerode, Halberstadt und anderen Städtchen des Ostharzes. Den Westharz kenne ich – ich habe schließlich auf höchstem Niveau Unterirdisches studiert – zur Genüge.

potschemutschka
5 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

„… auf höchstem Niveau unterirdisch“ – Ihre Vorurteile! q. e. d.

dickebank
5 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Wenn man zitiert, dann bitte aber wortwörtlich.
Unterirdisches =/= unterirdisch

Bei profunder Kenntnis der Hochschulstädte Deutschlands, müsste man eigentlich wissen, welcher der höchstgelegene Hochschulstandort ist und welche Fakutltäten dieser hat. Der auf Grund der Höhenlage nachfolgende Hochschulstandort liegt übrigens in Sachsen.

Und ja, es gab nicht nur „Unterirdisches“, es gibt auch „open pit mines“.

Tja, das mit dem Verstehen ist halt so eine Sache. Der Weg zum Verständnis wird meist durch die eigenen Vorurteile verstellt.

Ragnar Danneskjoeld
5 Monate zuvor
Antwortet  Hans Malz

Als ich das letzte Mal in Magdeburg war (übrigens Deutschlands hässlichste Landeshauptstadt – Kiel hat wenigstens die Ostsee), teilten sich Impfgegner und AfD den Marktplatz zum Demonstrieren. Nur mal so….

Fakten sind Hate
5 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Dann komm nach NRW. Wir haben Multikulti. An einer Grundschule habe ich heute spielende Kinder in der Pause gesehen. Sie sprachen sich ganz liebevoll mit „DU HUND!!!“ an.

Wir haben keine derartigen AfD-Wahlprozente und dennoch will hier irgendwie keiner Grunschullehrer werden.

gehtsnoch
5 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Auch Sachsen-Anhalts Brücken sind fast alle in gutem Zustand, nicht zuletzt auf die zahlreichen Neubaumaßnahmen seit 1990 zurückzuführen. „Freie Fahrt für freie Bürger“ – ein Slogan vor knapp 50 Jahren – wo einem in NRW seit Jahren der Genuss schöner Landschaft oder aufregende Kultur schon bei der Anreise (übrigens mit Bus und Bahn ebenso) vergeht.Fehlende Lehrkräfte kann zumindest auch mit Landschaft und Kultur nicht begründet sein.

Dil Uhlenspiegel
5 Monate zuvor

Das ist gar kein Problem. Der Beruf ist hochattraktiv, wie von diversen Verantwortlichen und in deren Werbemaßnahmen gesagt wird. Yeaaah, mach _ was dir Spaß macht.

Lessi
5 Monate zuvor
Antwortet  Dil Uhlenspiegel

😉

Ich_bin_neu_hier
5 Monate zuvor

„In den kommenden zwölf Jahren gehen etwas mehr als zwei Drittel der derzeit unterrichtenden Lehrkräfte in den Ruhestand.“ – AUTSCH!

Nennen wir das mal „Die Rache des Schweinezyklus“ – wenn immer nur in Wellen eingestellt wird, wird logischerweise halt auch in Wellen pensioniert.
Allerdings rollt eine solche Pensionierungswelle erst viele Legislaturperioden später an und längst nicht mehr über die ursprünglich Verantwortlichen hinweg…

Carsten
5 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Bei der Leichensynode 897 hat man den toten Papst wieder heraus geholt und angeklagt. Nicht sehr appetitlich aber die Anklage post mortem ist möglich.

gehtsnoch
5 Monate zuvor

Sachsen-Anhalt hatte 2021/22 von allen 16 BL die geringste Teilzeitquote
von Lehrkräften an allgemeinbildenden Schulen mit 20,4 %. An der Spitze lagen Bremen und Hamburg mit je 52,4 %.
Da könnte man in SA aktuell von einer Art „Vollbeschäftigung“ bei Lehrkräften reden.
Allerdings bis 2035 werden da schon 9.060 „übernommene“ Absolventen der Lehramtsstudiengänge und zu erwartender Zunahme der Teilzeit bei weitem nicht reichen.

dickebank
5 Monate zuvor
Antwortet  gehtsnoch

„… könnte man in SA aktuell …“

Bitte nicht; das von Ihnen gewählte Kürzel für Sachsen-Anhalt ist verbotswidrig, da es für eine Organisation der NSDAP steht.

Das korrekte Kürzel ist übrigens ST.