Studie: Über 500.000 Ganztagsplätze fehlen an Grundschulen – die Politik ist auf den kommenden Rechtsanspruch nicht vorbereitet

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KÖLN. Mehr als jedes sechste Grundschulkind in Deutschland, das eine Ganztagsbetreuung braucht, bekommt keine, zeigt eine neue Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Auf den ab 2029 vollständig geltenden Rechtsanspruch ist die Politik demnach nicht vorbereitet. Die GEW warnt vor einem Scheitern. „Wenn Politik das nicht schafft, ist das eine gesellschaftliche Bankrotterklärung“, meint Vorstandsmitglied Doreen Siebernik.

Scheitert der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz in der Grundschule an der schlechten Vorbereitung? Foto: Shutterstock

Knapp 530.000 Ganztagsplätze fehlten im Jahr 2022 an deutschen Grundschulen. Das zeigen neue IW-Berechnungen auf Basis von Zahlen des Bundesfamilienministeriums und der Kultusministerkonferenz. So hatten im vergangenen Jahr 73 Prozent der Eltern eines Kinds im Grundschulalter Bedarf für eine Ganztagsbetreuung. Auf diese etwa 2,2 Millionen Kinder kamen im gleichen Schuljahr allerdings nur rund 1,7 Millionen Ganztagsplätze – mehr als jedes sechste Kind ging leer aus.

Besonders groß ist die Lücke mit 152.000 Plätzen in Nordrhein-Westfalen und mit 104.000 Plätzen in Bayern. Die größte relative Lücke gibt es in Schleswig-Holstein, hier müsste die Zahl der Plätze um 73 Prozent steigen. Am besten aufgestellt ist Hamburg: Hier bekommen alle Kinder einen Platz, den Anspruch auf Ganztag gibt es in der Hansestadt bereits.

Erst vor zwei Jahren haben Bundestag und Bundesrat einen deutschlandweiten Rechtsanspruch für Ganztagsplätze an Grundschulen beschlossen. Den dürfte die Politik kaum einhalten können. Weil die Geburtenzahlen in den 2010er-Jahren stark gestiegen sind, wächst die Zahl der Grundschüler. 2029 dürfte sie um 8 Prozent höher liegen als heute. Rein rechnerisch müssten am heutigen Bedarf gemessen bis dahin 700.000 zusätzliche Plätze geschaffen werden – eine Steigerung von 42 Prozent.

„Ein Rechtsanspruch allein bedeutet noch lange nicht, dass alle Familien mit Betreuungsbedarf auch tatsächlich einen Platz bekommen“

Weil die Vereinbarkeit von Beruf und Familie immer wichtiger wird und die Nachfrage auch mit dem Stand des Ausbaus zusammenhängt, ist damit zu rechnen, dass der Bedarf bis dahin sogar steigt. Will man bundesweit nur eine Betreuungsquote von 75 Prozent erreichen, braucht es sogar 847.000 neue Plätze.

„Ein Rechtsanspruch allein bedeutet noch lange nicht, dass alle Familien mit Betreuungsbedarf auch tatsächlich einen Platz bekommen“, sagt IW-Ökonom und Studienautor Wido Geis-Thöne. Das habe die Erfahrung mit den Unter-Dreijährigen in den vergangenen Jahren schmerzlich gelehrt. „Dabei ist eine gute Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder unbedingt notwendig, damit Mütter und Väter nicht mit Schuleintritt der Kinder bei ihren Erwerbsmöglichkeiten zurückgeworfen werden.“

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mahnt mit Blick auf die Studie dringenden Handlungsbedarf beim quantitativen und qualitativen Ausbau des Ganztages an Grundschulen an. „Es ist fünf vor zwölf für die Bildungspolitik in Deutschland: Es braucht dringend einen abgestimmten Fahrplan, um bundesweit den Rechtsanspruch der Kinder auf einen Ganztagsplatz an Grundschulen zu gewährleisten. Politik muss endlich anpacken und investieren“, sagt Doreen Siebernik, GEW-Vorstandsmitglied Jugendhilfe und Sozialarbeit.

„Das Familien- und das Bildungsministerium müssen mit den Kommunen und den Ländern an einen Tisch und eine Strategie erarbeiten, wie der Rechtsanspruch für alle gesichert werden kann.“ Beim Blick auf die Zahlen werde deutlich, wie groß die Unterschiede zwischen den Bundesländern sind. „Wir müssen aus den Fehlern der Vergangenheit lernen und gemeinsam handeln. Am Geld darf es nicht scheitern“, betonte Siebernik.

„Laut Studie müssen bis 2029/30 mindestens 700.000 Plätze neu geschaffen werden, um den zu erwartenden Bedarf zu decken. Dafür brauchen wir eine finanzpolitische Offensive für die Kommunen. Alle Akteure im System sind gefragt, ihre Leistungen in die Waagschale zu werfen, um die politischen Versprechen an Kinder und Familien zu erfüllen“, sagte die GEW-Expertin.

„Wir wissen seit vielen Jahren, wie wichtig ein qualitativ hochwertiger Ganztag an Grundschulen ist“

Es läge in der Verantwortung von Bund, Ländern und Kommunen, das System nachhaltig zu stabilisieren und qualitativ weiterzuentwickeln. „Jetzt rächt sich, dass wir zwar seit vielen Jahren wissen, wie wichtig ein qualitativ hochwertiger Ganztag an Grundschulen ist, aber niemand die Verantwortung übernommen hat, diesen konkret vorzubereiten und umzusetzen. Die Zeit der kleinen Schritte ist vorbei. Jetzt braucht es einen großen Sprung.“ Es dürfe nicht weiterhin auf die große Bedeutung der Sorgearbeit in den Familien hingewiesen, dann aber die Frauen damit alleine gelassen werden. „Der Rechtsanspruch auf einen Ganztagsplatz hat bildungs- und sozialpolitische Dimensionen, die für den Zusammenhalt der Gesellschaft existenziell sind. Es ist mehr als überfällig, dass die politisch Handelnden die Voraussetzungen schaffen, dass das Grundrecht auf Bildung und soziales Lernen eingelöst werden kann“, unterstreicht Siebernik. News4teachers

Kultusminister stellen Kriterienkatalog für eine gute Ganztagsschule auf – ohne zu erwähnen, wer diesen umsetzen soll (sie selbst?)

 

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Ich_bin_neu_hier
5 Monate zuvor

Kostet halt Geld.

Trotzdem notwendig.

Also?

447
5 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

„““Egagement“““, „““kein Beruf wie jeder andere“““, „““leuchtende Kinderaugen“““ – währendessen in der nächsten Bezirksregierung, Schuldezernat:
1. Modernes Kunstwerk vorm Eingang
2. Vollelektronische Arbeitszeiterfassung
3. Sanierte Toilettenräume mit Sendortechnik
4. Automatische Türen.

Und alle so: „Yeah! Jippie!“

Realist
5 Monate zuvor
Antwortet  447

in der nächsten Bezirksregierung, Schuldezernat“

Natürlich alles Teil der „Bildungsausgaben“. Politiker: „Wir haben schon wieder mehr Geld für Bildung ausgegeben. Mehr geht nun wirklich nicht. Auch die Lehrkräfte müssen jetzt endlich einen eigenen Beitrag leisten, z.B. in Form von Deputatserhöhungen und größeren Klassen.“

O2 fürs Hirn
5 Monate zuvor
Antwortet  447

Hoffentlich auch mit einer Lufthygieneanlage, sonst wäre es ja nicht so richtig sicher.
Arbeitszeiterfassung ist allerdings rätselhaft, macht das nicht die Tätigkeit dort unattraktiver?

Lisa
5 Monate zuvor
Antwortet  O2 fürs Hirn

Präsentismus – einfach nur DA sein….

Dil Uhlenspiegel
5 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Fortbildung.

Riesenzwerg
5 Monate zuvor

Überraschung!

TaMu
5 Monate zuvor

Bitte keine Ganztagsschule für alle. Es gibt immer noch Familien, die ihre Kinder nachmittags lieber zu Hause haben. Es gibt viele Kinder, denen der Ganztag zu anstrengend ist. Es gibt außerdem bestimmt nie flächendeckend Ganztagsschulen, die echte Ruheräume gewährleisten.
Es ist außerdem völlig falsch zu behaupten, die Kinder bräuchten die Ganztagsschule. Es sind die Erwachsenen, die das brauchen und viele von ihnen brauchen es nur, weil es finanziell nicht anders geht.
Statt dem Anspruch auf Ganztag könnte man auch einen Anspruch auf weitreichendere Unterstützung für zu Hause betreuende Eltern bis zum 14. Geburtstag des jüngsten Kindes schaffen.
Man sieht deutlich, dass es hier nicht um gesunde Familien geht.

BeWa
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Es wird noch Halbtagseinrichtungen geben. Es gibt ja jetzt auch noch die ein oder andere „Dorfschule“. Ganz zu schweigen von Privatschulen.

Ich könnte mir vorstellen, dass dann schulisch das passiert, was jetzt bei den Kitas schon der Fall ist.

Wir z.B. sind eine kleine Einrichtung und liegen mittig zwischen zwei Städten mit diversen großen Einrichtungen (100+ Kinder) und weniger werdenden Einrichtungen mit bis zu 3 Gruppen.
Es kommen Anfragen aus den Städten von Eltern, die wünschen etwas Kleines und nur halbtags.
Viele bildungsaffine Eltern fragen gezielt nach entsprechenden Plätzen. Das freut mich sehr.
Weniger erfreulich ist, dass Eltern bei uns einen Platz möchten, „… weil Sie ja keine Migranten haben“. Was nicht stimmt. Wir haben nur keine Probleme mit ihnen.
Es fragen übrigens auch Eltern in diese Richtung nach, die selbst „hörbar“ einen Migrationshintergrund haben.

Grundsätzlich ist der Ganztag eine gesellschaftliche Notwendigkeit, befürchte ich. Man kann nur hoffen, dass er wirklich gut ausgestattet wird: finanziell und personell.
(Wir haben hier übrigens eine großartige Ganztagsschule mit einem Nachmittagsangebot, das mich vor Neid erblassen lässt. Ich denke aber, dass diese Art Ganztagsschule nicht das Ziel ist.)

Wichtig ist jedenfalls, dass die Eltern, die sich für ihre Kinder anderes wünschen, eine Alternative haben.
Und ich glaube keine Sekunde, dass deren Kinder benachteiligt sein werden, weil sie die Schule nur halbtags besuchen.

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  BeWa

Und ich glaube keine Sekunde, dass deren Kinder benachteiligt sein werden, weil sie die Schule nur halbtags besuchen.“

Warum sollten die denn auch?
Rechtsanspruch bedeutet ja nicht, dass alle müssen, oder?
Es geht ja dabei um Kinder, deren Eltern darauf angewiesen sind.
Ansonsten würden wir ja von Ganztagspflicht sprechen.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Bei dem Begriff „Ganztagsschule“ habe ich aber schon Bedenken, dass der Unterricht dann über den Tag verteilt wird, so dass auch nachmittags Unterricht stattfindet, wegen dem alle Kinder dort bleiben müssen.

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Aber in Deutschland gibt es keine Verpflichtung dazu nur Ganztagsschulen zu betreiben oder zu besuchen.

Alisia
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Und wenn es in der Umgebung aber nur noch Ganztagsschulen (mit Unterricht am Nachmittag) gibt?

Dann ist die Verpflichtung am Ende indirekt doch da. Genau so ist es in den meisten auf Ganztag ausgelegten Schulsystemen und die Frage ob wir als Gesellschaft das wirklich auch so wollen ist definitiv legitim.

Mika
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wenn es im Umkreis von 50km nur noch Ganztagsschulen gibt, haben Eltern eben keine Wahl mehr.

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Dann sollte man sich in den Gemeine-oder Stadtrat wählen lassen, eine Petition starten, Eltern mobilisieren
usw. Da es keine Pflicht ist, wird man wahrscheinlich sogar klagen können.
Na ja, und wenn eine große Mehrheit in einer Region das so will, wäre das dann ja auch demokratisch, oder nicht?
Warum sollten demokratische Prinzipien hier denn nicht gelten?

Rüdiger Vehrenkamp
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Unter Anspruch verstehe ich: Option, kein Muss.

TaMu
5 Monate zuvor

Das hoffe ich sehr!

Mika
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Ist doch das Gleiche wie bei der Inklusion: wir haben zu wenig Plätze an den Schulen dafür, das Personal ist nicht da, die Ausstattung ist nicht entsprechend. Allerdings gibt’s nen Rechtsanspruch: also wird das Ganze auf Biegen und Brechen umgesetzt: Qualität egal, Hauptsache den Rechtsanspruch pro forma erfüllt. Das das, was dann in den Schulen passiert, den ursprünglich zugrunde liegenden Ideen und Vorstellungen nicht mal ansatzweise entspricht: egal.

mama51
5 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Da lache ich mich kaputt: Von wegen „kein MUSS“! Das sieht man bei der Inklusion sehr deutlich! Die Alternativen sind = NULL!

Rüdiger Vehrenkamp
Unter Anspruch verstehe ich: Option, kein Muss.
Ja, schön wäre es!

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  mama51

Inklusion ist aber ein Muss, denn Deutschland hat die UN-Behindertenrechtekonvention unterschrieben.
Dagegen gibt es keine UN-Ganztagskonvention, oder?

Ich_bin_neu_hier
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

„Man sieht deutlich, dass es hier nicht um gesunde Familien geht.“ – Ach, eine Familie mit zu wenig Einkommen, als dass ein Elternteil zwecks Kindererziehung zu Hause bleiben könnte, statt durchgängig zu arbeiten, ist also nicht gesund? Eine Familie, bestehend aus Kind(ern) und alleinerziehendem Elternteil, ebenfalls nicht?

Annika
5 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Ja, auch wenn sie das wahrscheinlich nicht hören möchten: Eine Familie ohne Vater ist keine gesunde Familie. Egal wie liebevoll, engagiert, und „für zwei schufftend“ die Mutter sein mag kann sie ihren Kindern den Vater nun mal nicht ersetzen.

Und ja, auch eine Familie in welcher beide Eltern bereits während des Kleinstkindalter des Kindes arbeiten gehen und das Kind entgegen seines natürlichen Bedürfnisses nach Nähe, Zuwendung, Geborgenheit und Bindung zur Bezugsperson in eine „Aufbewahrungsanstallt“ abschieben, ist nicht gesund.

Das diese Familien es nicht „böse“ meinen und eigentlich das Beste für ihre Kinder wünschen versteht sich von selbst. Aber nicht immer ist „gut gemeint“ gleich „gut“. Und natürlich habe ich Verständnis, dass die Familien Geld verdienen müssen um ihren Lebensunterhalt finanzieren zu können. Trotzdem wäre es für die Kinder wichtig anzuerkennen, dass dieses Lebensmodell eben nicht das Wahre ist und die Kinder von Natur aus eigentlich ein Recht auf stabil anwesende Eltern und deren Zuwendung haben.

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Annika

„Ja, auch wenn sie das wahrscheinlich nicht hören möchten: Eine Familie ohne Vater ist keine gesunde Familie. Egal wie liebevoll, engagiert, und „für zwei schufftend“ die Mutter sein mag kann sie ihren Kindern den Vater nun mal nicht ersetzen.“
Zwar kann eine Mutter keinen Vater ersetzen, aber, dass eine Familie ohne Vater keine gesunde Familie sein kann, finde ich äußerst…
Also lieber eine Familie mit einem dysfunktionalem Vater als eine funktionierende nur mit Mutter oder zwei Ehrziehungsberechtigten?
Alter Falter.

Annika
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Alter Falter. Wie schnell sie mit einem völlig unzulässigen Umkehrschluss daher kommen…

Um zu erkennen, dass eine dysfuntionale Familie nicht gesund sein kann reicht es bereits aus, das Wort „dysfunktional“ zu verstehen. Um hingegen zu begreifen, dass es für einen Elternteil belastend ist ein oder mehrere Kinder alleine aufzuziehen und dass sich diese Belastung unweigerlich auf das oder die Kinder und ihr Selbstempfinden auswirkt, bedarf es hingegen ein mindestmaß an Einfühlungsvermögen.

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Annika

Sie sollten dann besser formulieren.
Ihr Beitrag liest sich so, als wenn eine Familie nur mit Vater funktionieren kann.
Und das zweifle ich an. Ich glaube nämlich, dass es sehr wohl möglich ist, Kinder auch ohne Vater gut erziehen zu können. Alleine, zwei Frauen gemeinsam … Selbstverständlich glaube ich auch, dass alleinerziehende Väter sowie zwei Väter das gut machen können.
P.S.: Ich habe einen tollen Vater.

Annika
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Meine Formulierung bezog sich ja auf den vorherigen Beitrag und in diesem war von Alleinerziehenden die Rede, nicht von dysfunktionalen Familien. Woher ihre dysfunktionalen Familien dann kamen weiß ich nicht, aber sicher nicht aus meiner fehlerhaften Formulierung.

Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter bin ich mir auch sicher, dass Alleinerziehende das „gut machen“ können. Dennoch kann ein alleinerziehender Elternteil das Fehlen des Anderen nicht kompensieren. Und es fehlt ihm selber auch jemand um Verantwortung teilen und Gefühle und Bedürfnisse adäquat (also mit einem erwachsenen Gegenüber) ausdrücken und teilen zu können. Eine häufig beobachtete Folge ist z.B. das Kinder, welche bei nur einem Elternteil aufwachsen, sich tief im Inneren oftmals schuldig fühlen. Sie fühlen, dass sie eine Belastung sind und versuchen aus diesem Gefühl heraus alles dafür, dies wieder gut zu machen. Hierbei werden zum Beispiel eigene Bedürfnisse unterdrückt oder Dynamiken entwickelt um den verbliebenen Elternteil zu stützen und ihm Halt und Verständnis zu schenken. Auf gewissen Ebenen nehmen Kinder aus alleinerziehenden Familien oftmals den Platz des fehlenden Erwachsenen ein. All dies geht nicht spurlos an den Kindern vorbei und wenn sie selber Erwachsen sind kommen sie, sofern sie ein befreites Leben führen möchten, oftmals nicht um eine psychologische Aufarbeitung herum.

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Annika

Sie schrieben aber nun einmal: „Eine Familie ohne Vater kann keine gesunde Familie sein.“

Annika
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Ja, und weil ich sagte „A“ ist nicht gut für die kindliche Entwicklung schlossen sie darauß, dass ich „B“ befürworten würde.

Sie haben natürlich völlig recht, dass man gegenüber Zeitgenossen, welche zum Schwarz-Weiß-Denken neigen höllisch aufpassen muss, wie man etwas formuliert. Allzu schnell wird man in Ecken und Schubladen gedrängt die man sich nicht hätte Träumen lassen. Die Antworten unter meinem Post zeigen das ganz gut auf. 🙂

Lena Hauenstein
5 Monate zuvor
Antwortet  Annika

Was für hanebüchener Schwachsinn. Gesund ist eine Familie also nicht, wenn beide Eltern arbeiten und z.B. Gegenschichten machen. Oder, wenn beide in Teilzeit gehen. Gesund ist, einer bleibt zuhause, der andere sieht das Kind wenig.

Die 50er haben angerufen, sie wollen ihre Denke zurück.

Mika
5 Monate zuvor
Antwortet  Annika

Familien, die aus Vater/Vater bzw. Mutter/Mutter plus Kindern bestehen, sind in Ihren Augen dann ebenfalls nicht gesund? Oder machen Sie „gesunde“ Familien an der Zahl der Elternteile fest? Sind Familien mit drei Bezugspersonen für die Kinder dann supergesund? Da verteilt sich die Belastung ja viel besser als bei nur zwei Bezugspersonen.

Lisa
5 Monate zuvor
Antwortet  Annika

Das Wort „gesund“ kommt aus der Medizin und hat bei der Beurteilung von Lebensmodellen nichts verloren. Der Graben geht zwischen funktionalen und dysfunktionalen Familien. Letztere haben leider oft Väter.

Annika
5 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Ich beurteile keine Lebensmodelle sondern teile mein Wissen über Traumafolgen. Selbstverständlich leiden Kinder unter „schlechten“ Vätern. Das ändert aber nichts an der Tatsache, dass Kinder aus alleinerziehenden Familien auch leiden (wenn auch oftmals deutlich subtiler). Kinder und somit die Persönlichkeit des sich noch entwickelnden Menschen, leiden grundsätzlich immer dann, wenn die verantwortlichen Erwachsenen nicht die nötige Reife bezitzen ihrer Verantwortung des „Elternseins“ nachzukommen. Ein übergriffiger, gewalttätiger Vater hat diese Reife zum Beispiel nicht. Und eine zerrüttete elterliche Beziehung zeugt ebenso von fehlender Reife und wirkt sich immer negativ auf die seelische Entwicklung von Kindern aus.

Walter
5 Monate zuvor
Antwortet  Annika

„Frauen sind überproportional häufig gegenüber ihren Kindern gewalttätig.“
Wenn Mütter ihren Kindern Leid antun auch Wissen, oder?

Annika
5 Monate zuvor
Antwortet  Walter

Ohne ihren kostenpflichtigen Artikel gelesen zu haben: Ja, dabei handelt es sich um Allgemeinwissen. Ebenso wie bei schädlichem Verhalten von Vätern ist es doch logisch, dass sich schädliches Verhalten von Müttern negativ auf die kindliche Entwicklung auswirkt. Da braucht man weder Pädagoge noch Traumatherapeut zu sein, um das zu verstehen.

Unsere heutige Gesellschaft ist doch ach so aufgeklärt. Eigentlich müsste man doch gerade in einem Forum, wo sich vor allem Lehrkräfte und andere „mit der Arbeit mit Kindern vertraute“ Personen austauschen davon ausgehen können, dass jedem bewusst ist, dass sich schädliches Elternverhalten negativ auf Kinder auswirkt, völlig egal welches Geschlecht die ausführende Person hat.

Mein Punkt war, dass sich eben nicht nur „schädliches“ sondern auch fehlendes Elternverhalten negativ auf Kinder auswirkt. Das jetzt jeder hier mit seinem ganz persönlichen „What about“ daher kommt ist mal wieder bezeichnend für die miserabele Debattenkultur.

447
5 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Das muss heute so gesehen werden, klar.

Ich persönlich gucke da nur auf die paar Klassen, wo es praktisch keine oder selten sogar keine „single-mom“-Kinder gibt…komisch, da läuft alles deutlich besser.

Was die „dysfunktionalen“ Väter betrifft:
Wer wählt die denn konsequent aus, weil Rummelplatz-Rudi so „lustig“, Messer-Mecki so „maskulin“ und Psycho-Peter so „fokussiert und präsent“ ist … oder fallen diese „Väter“ vom Himmel, kriegen Partnerinnen per Versand zugeteilt?
Na ja, besser als so ein langweiliger Beta-Bernd scheint es allemal zu sein… 😉

Die dysfunktionale Mutter wählt eben in einer Weise aus, die man bei Männern als „sch****gesteuert“ bezeichnen würde.
Und nur weil die Vorstellung, dass Frauen ihre Familiensituation eigenverantwortlich gestalten sozial tabuisiert ist ändert das nix an der Wahrheit.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  Ich_bin_neu_hier

Ungesund finde ich es, wenn aus finanziellen Gründen nicht wirklich gewählt werden kann. Wenn es für die ganze Familie, auch für die Kinder, schön ist, ganztags zu arbeiten und ganztags in einer Einrichtung betreut zu sein, dann finde ich es gesund. Wenn Alleinerziehende oder Familien mit zu geringem Einkommen trotz der Überzeugung, den Kindern würde der Nachmittag zu Hause gut tun, ganztags arbeiten müssen, dann finde ich das für die Familie ungesund.
Ich finde es auch dann für die Familie ungesund, wenn Eltern sehr gerne den ganzen Tag arbeiten gehen und die Kinder so lange in Fremdbetreuung sind, wenn die Kinder deshalb häufig krank, aber gerade noch unter 38 Grad in Betreuung gegeben werden, wenn Kinder sich von keinem Infekt ins Ruhe erholen können, wenn die Kinder sagen, dass sie lieber zu Hause wären, aber nicht dürfen und wenn das so beibehalten wird und wenn bereits Gespräche mit Familientherapeuten geführt werden, in denen Stress besprochen wird.

Nora
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Im Job mit der Stundenzahl runter gehen, Wohngeld und Kinderzuschlag beantragen, fertig ist der Lack. Oder Bürgergeld. Machmal habe ich den Eindruck, Deutsche setzen die falsche Priorität, zwanghaft und verbissen. Die eigene Gesundheit, die der Kinder und der Familie ist das wichtigste.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  Nora

Ganz genau. Und dann eventuell aus der hübschen, aber teuren Innenstadtlage auf ein eingemeindetes Dorf ziehen, wo die Miete weniger hoch bei mehr Wohnraum ist, die In-Lokale sich aber auf die Gaststätte des Sportvereins verringern und Shopping sich auf die Auswahl Penny/Edeka und den Hofladen verkleinert. Dafür gibt es mehr Felder und Tiere außen herum. Ich habe das erlebt und mit kleinen Kindern ganz schön gefunden. Später kann man wieder neu planen.

Anne
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Es geht bei Grundschulen nicht um eine verpflichtende Ganztagsschule, sondern (analog zur KiTa) um einen Anspruch auf einen Platz (je nach Bedarf). Da theoretisch jede Familie Bedarf anmelden könnte, müssten für alle Grundschulkinder Plätze bereit gestellt werden. Davon ist man aber meilenweit entfernt, weil zum einen Räume und zum anderen Personal fehlt, beides müsste von den ohnehin pleitegeplagten Kommunen finanziert werden.

Hysterican
5 Monate zuvor
Antwortet  TaMu

Vielen Dank für dieses Statement.

Der gesellschaftliche Zusammenhalt wird übrigens nach meiner Einschätzung v.a. durch die immer weiter ausufernden Betreuungsansprüche und die daraus resultierenden familiären Verfallserscheinungen vorangetrieben.

M.E. ein Ergebnis des gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umbaus der kohl’schen „geistig-moralischen“ Wendepolitik im Jahr 1983, mit der zunehmend eine Deregulierung und massive Liberalisierung des Marktes einherging.
Senkung des Realeinkommens zugunsten der Gewinnmaximierung in der Wirtschaft mit dem Ergebnis, dass ein Einkommen für immer mehr Erwerbstätige nicht mehr ausreicht mit der zunehmenden Notwendigkeit, dass beide Elternteile „anschaffen gehen müssen“, um die Familie über die Runden zu bringen.

Btw: es gibt auch ein im GG zugesicherte Recht auf Arbeit und Wohnung.
Kümmert sich der Staat um diese „Grundrechte“?

Ich möchte übrigens auch ganz viel:
z.B. möchte ich als nächstes Mammuth-Jäger werden…wo kann ich dagegen klagen, wenn mir keine Mammuths vor meinen Speer laufen?

DerechteNorden
5 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Btw: es gibt auch ein im GG zugesicherte Recht auf Arbeit und Wohnung.
Kümmert sich der Staat um diese „Grundrechte“?“

Ja, tut er.
Recht auf Arbeit bedeutet nicht, dass man in dem Job arbeiten können muss, den man ausüben will, sondern, dass der Staat dabei hilft, dass man einen Job bekommt, wenn man keinen hat. Da das nicht immer für alle geht, gibt es Bürgergeld & Co. Sogar wenn man nicht arbeiten will, erhält man Geld vom Staat.
Ähnlich ist es mit dem Recht auf Wohnung. Menschen, die wirklich eine Wohnung wollen, können sich Hilfe suchen und werden in der Regel versorgt. Dass es Obdachlose gibt, bedeutet nicht, dass der Staat sich nicht um dieses Recht kümmert, sondern dass es Menschen gibt, die das Recht nicht Anspruch nehmen können oder (aus durchaus nachvollziehbaren Gründen) nicht wollen.

Lisa
5 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Gibt es Rechte auf Arbeit und Wohnung? Ist mir neu. In der DDR gab es ein Recht auf, aber auch die Pflicht zu Arbeit.

Mika
5 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Recht auf Arbeit siehe EU – Charta Grundrechte Art. 15 Satz (1)
Recht auf Wohnen ist ein Menschenrecht zweiter Generation

Lisa
5 Monate zuvor
Antwortet  Mika

Danke. Das wird ja so gar nicht eingehalten.

Nora
5 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

“ .. Senkung des Realeinkommens zugunsten der Gewinnmaximierung in der Wirtschaft mit dem Ergebnis, dass ein Einkommen für immer mehr Erwerbstätige nicht mehr ausreicht mit der zunehmenden Notwendigkeit, dass beide Elternteile „anschaffen gehen müssen“, um die Familie über die Runden zu bringen. ..“

Die Löhne tendieren dazu, sich weltweit einander anzugleichen. Diese Entwicklung wird sich bei gleichbleibender Produktivität nicht aufhalten lassen. Derzeit proftieren wir noch enorm davon relativ günstig Konsumgüter auf dem Weltmarkt einzukaufen. Als ob es selbstverständlich wäre, das Chinesen für ein Bruchteil vom deutschen Lohn Schuhe für uns herstellen. Das wird nicht ewig so bleiben. Gerade deshalb wird Familie bzw. Gemeinschaft wieder wichtiger.

DerDip
5 Monate zuvor
Antwortet  Nora

In vielen Fällen müssten nicht beide Eltern arbeiten gehen, wenn es wie früher zum einen geringere Abgaben auf Bruttoentgelte gäbe und zum anderen mehr zu Hause selbst gemacht würde, sei es selbst kochen, nähen, Tapezieren, Bremsklötze des Autos wechseln… All die Dinge, für die in früheren Generationen keine externen Dienstleistungen in Anspruch genommen wurden. Das bedeutet aber eben nicht unbedingt weniger Arbeit, sondern weniger bezahlte Arbeit im Tausch gegen unbezahlte Arbeit (was für viele Familien vermutlich lohnenswertet wäre)

Nora
5 Monate zuvor
Antwortet  DerDip

Ja, Lohneswert besonders für die Lebensqualität. Weniger bezahlte Arbeit in regulären Beschäftigungsverhältnissen. Unbezahlt bedeutet ja nicht: ohne Gegenwert.

TaMu
5 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Danke. Hysterican. Ich habe diese Entwicklungen mit meinen Kindern in den 90igern bis ca 2010 noch nicht so gravierend erlebt, wahrscheinlich gab es das aber bereits in den Anfängen so, wie bei Ihnen beschrieben. Wir haben unsere Kinderplanung wie unser Freundeskreis ebenfalls von vornherein so gemacht, dass starke Abstriche eingeplant waren, also in fast allen Fällen minus das Einkommen der Mütter und in einem Fall des Vaters. Da wir damals fast alle verheiratet waren und Rente und Unterhaltsrecht bis zu der unglückseligen Änderung in unseren Fällen muttertauglich waren, ist es auch rückblickend eine gute Zeit zum Kinderhaben gewesen. Irgendwann ist das total umgeschlagen.
Ich erinnere mich noch an viele „Verzichte“, die wir damals hatten, als wir kleine Kinder hatten. Nach meiner Trennung konnte ich mir kein Auto leisten, wohnte aber in einer flachen Gegend und hatte ein Fahrrad mit Anhänger für die beiden Kleinen. Wir waren mittags Picknicken oder Pferde Besuchen und Spielen an Bächen und Spielplätzen in der Umgebung. Ich weiß noch, dass wir uns keinen Saft und keine Limo leisten konnten, wir aber viel Zeit miteinander hatten. Wir haben abends Butterbrot gegessen, roten Tee getrunken und Geschichten vorgelesen. Die Kinder erzählen 25 Jahre später noch davon und können sich an Verzicht gar nicht erinnern. Ich bin froh, dass sie vom „Verzicht“ nichts Negatives mit bekommen hatten. Ich selbst hatte auch kein Problem damit. Die Maßstäbe haben sich grob verschoben. Viele Eltern meiner Tageskinder mussten zu Zweit arbeiten, um sich einen Hausbau leisten zu können. So haben wir früher nicht gedacht. Wir haben immer mehr im Jetzt gelebt und die Vorstellung, dieses Jetzt nicht so viel wie möglich mit unseren Kindern zu erleben ist uns gar nicht eingefallen. Hätte einer von uns beiden genug verdient, um ein Eigenheim zu finanzieren, hätten wir das vermutlich gemacht. Aber bei der Idee, zu Zweit dafür verdienen zu müssen, hätten wir uns angeschaut und ungläubig gesagt… und wer bleibt bei den Kindern?
Ich möchte natürlich auch so Einiges. Ich bin aber realistisch geblieben ohne Bitterkeit. Ich komme mit weniger klar, als ich habe. Das alleine macht mich schon froh und dankbar. Ich wünsche mir ausreichend Rente, um mich in bescheidenem Maße wohlhabend fühlen zu können. Vielleicht ist das bereits so ähnlich, wie kein Mammut vor den Speer zu kriegen.
Einfach den Mut nicht sinken lassen!

Rüdiger Vehrenkamp
5 Monate zuvor

Leider ein typisches Bild für die Politik: Gesetze beschließen und dann selbst nicht einhalten können. Das ist bereits beim Anspruch auf einen Platz in der Kita so, zumindest in größeren Städten. Bis man sich diesen eingeklagt hat, ist das Kind aus dem Gröbsten raus. Allenfalls gibt es dann eine finanzielle Entschädigung, dennoch werden berufstätige Eltern mit dem Problem (und dem Anspruch, der nicht erfüllt werden kann) alleine gelassen.

An vielen Schulen fehlt es an Personal und/oder Infrastruktur für einen Ganztagesbetrieb. Ich befürchte, man wird an einigen Schulen den Flur zur notdürftigen Mensa umdekorieren und hier und dort einen Container aufstellen. Der billigste Caterer darf schließlich das Mittagessen liefern und Minijobber übernehmen die Betreuung am Nachmittag. Immerhin kann jede Kommune so behaupten, den gesetzlichen Ansprüchen gerecht zu werden (den Kindern hingegen wohl leider nicht).

So!?
5 Monate zuvor

„Ich befürchte, man wird an einigen Schulen den Flur zur notdürftigen Mensa umdekorieren…“
Genauso an unserer Grundschule passiert. Unsere Aula kann nicht mehr für das Montagstreffen oder Theaterproben und -aufführungen oder anders genutzt werden, weil dort die OGS nun ihre Essenstische stehen hat, wo dann ab ca. 12 Uhr in Schichten gegessen wird.
Der Lärm ist bis in die Klassen hörbar, insbesondere im Sommer, wenn wir die Klassentüren aufstehen lassen, um für“Frischluft“ für die ca. 30 Personen zu sorgen. Schöne neue Kindermassenhaltung.

Mannkannesnichtfassen
5 Monate zuvor

Regierung (welche auch immer, ist egal) :

Mist, wir werden die nächsten Wahlen verlieren. Wie kommen wir möglichst schnell wieder ans Regieren?

Lasst uns doch einen gesetzlichen Anspruch auf Ganztagsbetreuung beschließen. Das können unsere Nachfolger nie und nimmer leisten. Dann haben wir eine Angriffsfläche.

Genial! Und wenn wir dann wieder am Ruder sind, schrauben wir die Ansprüche insgesamt noch weiter runter. Dann bekommen alle gute Noten und Abschlüsse und wir schreiben das unserer hervorragenden Bildungspolitik zu!

Wir sind Genies!

DerechteNorden
5 Monate zuvor

Wer auch immer dieses Gesetz beschlossen hat, hatte auf jeden Fall NULL Weitsicht und kann nicht rechnen.
Ganztag bedeutet nicht nur Personal, sondern auch Räumlichkeiten* und die Möglichkeit mit Essen und Trinken versorgt zu werden.
Man kann keinen Anspruch einführen, ohne alle Notwendigkeiten VORHER installiert zu haben. Kinder, für die dieser Anspruch geltend gemacht wird, müssen von Tag 1 an alles bereits vorfinden.
Dass das alles nicht so ist, …

*inklusive Rückzugsräume zur Erholung

Mika
5 Monate zuvor
Antwortet  DerechteNorden

Wie Sie richtig weiter oben schrieben, ist Inklusion eine Pflichtaufgabe, die durch die Politik umzusetzen ist, seit Jahren. Und, wen interessieren die zu installierenden Notwendigkeiten? Von der Politik niemanden. Gleiches beim Ganztag.
Es läuft halt wie immer: macht mal, Lehrer! Und wenn Ihr es nicht gut macht, werfen wir Euch Unwillen vor.

Dil Uhlenspiegel
5 Monate zuvor

St. Äwiko zur Hülf‘!

Lena Hauenstein
5 Monate zuvor

Beispiel bei mir aus dem Stadtviertel. Es gibt drei Grundschulen, eine Halbtags, eine offener Ganztag, eine geschlossener Ganztag. Die sollen jetzt alle zum geschlossenen Ganztag werden, weil sich das leichter rechnen lässt. Die eine geschlossene Ganztagsschule reduziert aber gerade die Zeit der Nachmittagsbetreuung, wegen Personalmangels, Meine Tochter ist an der Halbtagsschule. Da gibt es einen Hort. Das Gebäude ist dringend sanierungsbedürftig (Schlichtbau von 1995, war wohl mal für 10 Jahre konzipiert, es regnet „nur ein bißchen rein“). Es gibt einen Termin, wann das abgerissen werden soll. Direkt danach geht dann der Ganztagsbetrieb los. In welchen Räumlichkeiten der stattfinden soll, ist allerdings völlig unklar.

Mir stinkt, dass damit die Wahlfreiheit der Familien eingeschränkt werden wird und das es offensichtlich keinerlei vorrausschauende Planung gibt. Wir werden die Fachkräfte bekommen, wir haben nen schicken Sozialindex, es bewerben sich genug Leute. Wir brauchen die in dem Umfang aber gar nicht, ich persönlich will meine Kinder gar nicht erst nach 15 Uhr sehen, werde das aber wohl müssen. Und in anderen Stadtvierteln, wo für einige Kinder alles besser wäre, als daheim zu sein, da fehlen dann die Leute.

Wie ist das eigentlich, wenn der gebundene Ganztag am Nachmittag nur Malen und Toben anbietet, ist das dann noch Schulzeit oder kann ich die dann abholen und zum Zirkus, Chor, Handball schicken?

Pauker_In
5 Monate zuvor
Antwortet  Lena Hauenstein

Im gebundenen Ganztag ist’s offiziell Essig mit vorzeitigem Abholen.
Auch wenn da nur getobt und irgendwie beschäftigt/beaufsichtig wird, Ihr Kind aber zur selben Zeit zum Geigen gehen könnte – nö, das geht nicht.
Denn für die Ganztagsbetreuung erhalten die Schulen Geld, abhängig von der Zahl angemeldeter Schüler.
Ist aber eine ganze Schule im gebundenen Ganztag, werden ALLE Schüler dieser Schule gerechnet.
Also darf die Schule offiziell keine Schüler regelmäßig eher gehen lassen.
Inoffiziell… muss man verhandeln.

Gelbe Tulpe
5 Monate zuvor

Ganztagsschule macht mehr Kinder kurzsichtig, rückenkrank und depressiv. Und dafür soll man im Vergleich zur Halbtagsschule mehr Geld ausgeben?

BeWa
5 Monate zuvor
Antwortet  Gelbe Tulpe

„kurzsichtig/rückenkrank“ habe ich noch nicht gehört – „depressiv“ bestätigen ja die Kinder- und Jugendpsychiater.

1. Kann es nicht sein, dass genau das, was Ganztagsschulen notwendig macht, auch unsere Kinder krank macht?

2. Und wenn es ihnen im Ganztag tatsächlich schlecht geht, ist es nicht so, dass es einem bedeutend großen Teil der SuS zu Hause noch schlechter geht? Sowohl individuell als auch bezogen auf wirtschaftliche Fragen (=zukünftige Steuerzahler)?

Ich beantworte beides mit „Ja.“
Daher ist für mich die Ganztagsschule ein notwendiges Übel. Allerdings wird ja selbst dieses Übel in den nächsten 10(?) Jahren mangels Räumlichkeiten und Fachkräften nicht akzeptabel umgesetzt werden.

Und selbst ein bezüglich Geld und Personal bestens ausgestattetes Ganztagssystem wird m.E. nicht zu der erhofften Bildungsgerechtigkeit führen, weil es eben nicht vollends die „familiären“ Defizite ausgleichen kann.
Mit „familiären Defiziten“ meine ich hier ausschließlich die Abwesenheit von Erziehung bezogen auf Impulskontrolle, Selbstregulation, Frustrationstoleranz, Anpassungsbereitschaft Regelakzeptanz, Aufmerksamkeit+Konzentration etc. und keinesfalls die Familienkonstellation.

Ich gehe davon aus, dass finanzstärkere und/oder bildungsaffine und/oder wertkonservative Eltern versuchen werden, ihre Kinder aus dem Ganztag rauszuhalten.
So gesehen ist die Frage der Wahlmöglichkeit innerhalb eines akzeptablen Umkreises ausgesprochen wichtig.