Der Blick auf den Ausbildungsmarkt in Baden-Württemberg bietet derzeit Licht und Schatten. Der Ausbildungsmarkt erhole sich etwas, die Unternehmen böten weiterhin viele Ausbildungsplätze, es gebe etwas mehr Bewerberinnen und Bewerber und spürbar mehr neue Ausbildungsverträge, sagte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU) am Montag in Stuttgart laut einer Mitteilung.
In diesem Jahr wurden demnach bis zum 30. September rund 57.000 Ausbildungsverträge in Industrie und Handel sowie im Handwerk abgeschlossen. Finale Zahlen über alle Branchen hinweg lägen noch nicht vor, hieß es auf Nachfrage. Aber: 12.900 bei der Bundesagentur für Arbeit im Südwesten gemeldete Ausbildungsstellen seien unbesetzt geblieben – fast 14 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie noch nie zuvor.
Und noch eine weitere Zahl gibt den Partnern des Ausbildungsbündnisses Baden-Württemberg aus Politik, Wirtschaft und Gewerkschaften zu denken, wie sie nach einem gemeinsamen Treffen mitteilten. Nach Angaben des Statistischen Landesamts hatten im vergangenen Jahr 379.000 der gut 2,1 Millionen Menschen im Alter zwischen 20 und unter 35 Jahren im Südwesten keine abgeschlossene Berufsausbildung. Der Anteil innerhalb dieser Altersklasse liege demnach bei 17,7 Prozent und damit noch etwas unter dem bundesweiten Durchschnitt von 19,2 Prozent. Mehr als die Hälfte derUngelernten waren demnach Zugewanderte. Unter ihnen sei der Anteil Personen ohne Ausbildung besonders hoch.
Zwar seien die jungen Erwachsenen ohne abgeschlossene Ausbildung großteils in Beschäftigung, jedoch trügen sie ein höheres Risiko, arbeitslos zu werden. Außerdem verdienten sie im Durchschnitt deutlich weniger als Menschen mit Berufsabschluss, hieß es in der Mitteilung des Wirtschaftsministeriums.
«Jeder fehlende Ausbildungsabschluss ist eine verpasste Chance – für die jungen Menschen und angesichts des Fachkräftemangels auch für unsere Betriebe»
Ein Grund für die fehlenden Berufsabschlüsse könne sein, dass der Arbeitsmarkt in Baden-Württemberg sehr aufnahmefähig sei. Heißt: Auch ohne Ausbildung seien die Beschäftigungs- und Einkommenschancen in wirtschaftlich guten Zeiten kurzfristig relativ gut. Gerade für Zugewanderte erscheine der Direkteinstieg in Arbeit auf kurze Sicht oft attraktiver als eine Ausbildung. Es müsse daher deutlicher und bekannter werden, dass sich eine Ausbildung spürbar positiv, wenn auch erst mittel- und langfristig, auf das Gehalt auswirke.
«Jeder fehlende Ausbildungsabschluss ist eine verpasste Chance – für die jungen Menschen und angesichts des Fachkräftemangels auch für unsere Betriebe», sagte Hoffmeister-Kraut. In einer am Montag verabschiedeten gemeinsam Erklärung definierte das Bündnis Aktivitäten, um jungen Erwachsenen den Weg zu einem Ausbildungsabschluss zu ebnen.
Das Bündnis unterscheidet dabei in erste und zweite Chancen. Bei der Stärkung der ersten Chance soll möglichst vielen Schülerinnen und Schülern ein direkter Übergang in eine Ausbildung ermöglicht werden, indem neben den allgemeinen Grundkompetenzen vor allem auch die Berufswahlkompetenz gestärkt werden soll.
Bei der sogenannten zweiten Chance soll die Ausbildung bei jungen Erwachsenen, die schon länger nicht mehr zur Schule gehen, bekannter gemacht werden. Mit zunehmendem Alter kämen neben der Berufsausbildung weitere Varianten in Betracht, um im Rahmen der beruflichen Qualifizierung und Weiterbildung einen vollwertigen Berufsabschluss nachträglich zu erwerben. News4teachers / mit Material der dpa
Noch vor sieben Jahren: Junge Frau, Drogenproblematik, schafft mit 19 dann den Ausstieg. Doch leider nicht das Abitur. Bewirbt sich als Azubi. Überall wird ihr gesagt, dass sie zu alt wäre. Arbeitet bis heute in einem Callcenter. Interessant ist doch, dass die ” Ausbildungshemmnisse” dann keine ” Arbeitshemmnisse” sind. Wäre man damals mit den jungen Leuten nicht so arrogant umgesprungen, hätte man heute Fachkräfte. Warum soll ich mich bemühen, wenn ich woanders mit Kusshand genommen werde? Zumal im Ausland die deutsche Lehre gar keine Tradition hat. Der facto sind alle Anlernlinge, haben Fachschulen besucht oder für den hiesigen Ausbildungsberuf dort studiert. Die Eltern wunderte es, ein Vater sagte: Zwei Jahre Ausbildung für Bäckereifachverkäuferin? Bei uns lernt man das, wenn man schlau ist, in einem Monat. Gehalt überzeugt auch mit Abschluss nicht wirklich. Ich kann die Vorteile eigentlich nur bei Berufen, in denen man wirklich gut verdient und dass ist im klassischen Handwerk, wirklich darlegen.
Ist es jetzt positiv oder negativ, dass sich viele Zugewanderte, obwohl ungelernt und trotz niedriger Einkommen im Bereich des Mindestlohns, so eine Arbeit antun? Ich frage nur, weil viele Einheimische im Sinne von nicht zugewandert diese Arbeit nicht machen wollen, und weil das Bürgergeld nicht nennenswert schlechter ist bei viel mehr Freizeit.
Ich würde sagen positiv – wenn man (wie meine Familie) in einem neuen Land ankommt stellt sich ziemlich schnell die Frage: Gerader oder krummer Weg?
Ob und wie weit heute allerdings “hocharbeiten” angesichts der üblichen Umgangsgormen mit AN noch möglich ist … fraglich.
Allemal besser als Ausweichen in (mehr oder weniger) Kriminalität.
Was machen wir dann, wenn alle in Ausbildungsberufen sind und keiner mehr ungelernte Tätigkeiten übernimmt? Machen wir dann aus Lieferdienstfahrern Azubis im mobilen Logistiksektor? Und drängen dann wieder Jugendliche raus, die nicht schulfähig, aber arbeitswillig sind? Schule und Ausbildung sind stets eine gute Wahl. Aber Menschen sind auch ohne das was wert. Und ihre Arbeit sollte uns der Arbeit Willen auch was wert sein. Nur weil ich zwei Jahre Ausbildung für einen Anlernjob gemacht habe, kann ich es nicht besser und verdiene nicht mehr Geld. Das führt unser Schulsystem as absurdum, denn das rechtfertigt ja unsere soziale Position.
Es gibt auch welche, die nach einigen Jahren im Beruf OHNE Ausbildung genau diese dann nachholen und wenn sie richtig gut sind auch verkürzen können.
Ist doch jetzt auch schon so. Die Betriebe verlangen Abiturienten statt Mittlere Absolventen oder Bachelors statt Gesellen. Gleichzeitig werden aber auch Lehrer ohne zweites Staatsexamen eingestellt.
Das tun die Betriebe vor allem, weil ein Abitur das jeder bekommen kann nix wert ist…jedenfalls nicht als Unterscheidungsmerkmal, womit alle Abschlüsse darunter noch fraglicher werden.
Schaue ich mir die ZP10 in NRW an und wie man die noch “bestehen” kann – kein Wunder.
Nee, in erster Linie tun die Betriebe es, um den Jugendarbeitsschutz zu umgehen.
Und dann war heute morgen im Radio zu hören, dass sich die Landesregierung geirrt habe, was die Bezahlung der Feuerwehrazubis anginge und deren Gehalt mal kurz um 700 Euro gekürzt habe…. Die Azubis nun da stehen und nicht wissen, wie sie ihre Wohnungen und andere Verpflichtungen nun bezahlen sollen….
Sagste nix mehr….
Nein, es geht hierbei um die Stadt Köln, die den Feuerwehranwärtern eine Prämie von ca. 1200 EUR zugesagt hatte, die nach der Hälfte der Ausbildungszeit ausgeschüttet werden sollte, und die jetzt mit der Begründung zurückgenommen bzw. um 700 EUR gekürzt worden ist, dass diese Prämienzahlung vom Land (Innenministerium) bzw. der Bez.-Reg. in Köln (Kommunalaufsicht) beanstandet worden sei.
Es ist stark zu vermuten, dass dies auf Druck des Städte- und Gemeindebundes NRW passiert ist. Im Rettungsdienst und bei den Feuerwehren im Land ist ein Trend zu erkennen, die großen Städte mit ihren Berufsfeuerwehren werben den Freiwilligen Feuerwehren mit hauptamtlichen Kräften diese in erheblichem Umfang ab, indem sie Prämien oder Vergütungszulagen gewähren. Die Rettungsfähigkeit und die Tagesbereitschaft in den Mittelzentren und im ländlichen Raum geht somit zunehmend verloren. Klar, dass da der Laden von Herrn Reul dazwischen grätscht.
Und was Köln angeht, “pacta sunt servanda!”
Ja, Sie haben recht! Ich habe den Bericht morgens um 6 Uhr auf dem Weg zur Arbeit im Radio gehört und da scheint es selektives Zuhören gewesen zu sein….noch den Schlaf in den Ohren…oder so….
Die falsche Darstellung tut mir leid….
No problem. Da ich nicht mehr zur Schule bzw. “vor Kreide” muss und unter seniler Bettflucht leide, bin ich um die Zeit schon wach und habe auch mehr Muße zuzuhören.
Freuen Sie sich darauf, es gibt ein leben nach der Schule:)
Es hilft (angesichts der unfassbaren Masseträgheit) nur noch MESA.
Wer sich 700 EUR kürzen lässt und dann noch weiter macht (natürlich mit gaaanz viel Protest und das Fäustchen im Täschlein ganzndolle geballt) – der lässt alles mit sich machen.
Dank MESA zur Pflichtfeuerwehr – ob der weg der bessere ist, merken Sie spätestens dann, wenn Sie einen Notruf unter 112 absetzen.
Ob die Gehaltskürzung durch die Stadt Köln nicht über z.B. Mietkostenzuschuss oder Wohngeld ausgeglichen werden kann, ist doch gar nicht klar. Die Bez.-Reg. hat lediglich moniert, dass die Prämie an die Feuerwehranwärter nicht rechtmäßig ist. Keine Angst, die Kölner sind da kreativ – schließlich werden die unrechtmäßigen Zulagen ggf. nach der Reparatur der Blitzeranlage auf der Rheinbrücke mehr als gegenfinanziert. Niemals das Kölsche Grundgesetz aus den Augen verlieren:)
Würde ich auch machen… arbeiten und in 4 Jahren die Prüfung direkt bei der IHK ablegen und fertig 🙂
Ausbildung ist Ausbeutung… so ist es, sorry not sorry.