Werden künftig schon Drittklässler den späteren Schulformen zugeordnet? GEW: „Völlig falsches Zeichen“

43

MAGDEBURG. In Sachsen-Anhalt gilt, was in den meisten anderen Bundesländern auch gilt: dass nämlich Eltern dem Votum der Lehrer beim Wechsel ihrer Kinder von der Grundschule auf eine weiterführende Schule nicht folgen müssen. Das Verfahren soll nun modifiziert werden – auf Drängen der CDU von Ministerpräsident Reiner Haseloff. Die GEW spricht von einem „politischen Kuhhandel, bei dem es nur Verlierer gibt“.

Lässt sich schon bei Neunjährigen treffsicher vorhersagen, auf welche weiterführende Schule sie gehören? (Symbolfoto) Foto: Shutterstock

Bei einer Klausurtagung im Frühjahr hatte die CDU-Fraktion des Landtags von Sachsen-Anhalt beschlossen, sich für eine verbindliche Schullaufbahn-Empfehlung einsetzen zu wollen, wie Fraktionsvorsitzender Guido Heuer seinerzeit erklärte. Das Projekt stehe zwar nicht im Koalitionsvertrag von CDU, SPD und FDP, sei aber eine „Herzensangelegenheit“, so Heuer. „Wir wollen das Niveau der Sekundarstufe deutlich stärken.“ Das Handwerk suche dringend Nachwuchs. Am häufigsten würden handwerkliche Berufe von Jugendlichen ergriffen, die nach der 10. Klasse von der Schule abgingen, begründete der Fraktionschef den Vorstoß.

Das Ergebnis der daraufhin folgenden Koalitionsverhandlungen mit SPD und FDP sieht nun so aus: Eine verbindliche Empfehlung soll es zwar auch künftig nicht geben, in der dritten Klasse soll mit den Eltern aber eine verpflichtende „Lernberatung“ stattfinden. Die angepasste Empfehlung soll dann im ersten Halbjahr in der vierten Klasse auf den schulischen Leistungen in Deutsch, Mathe und Sachunterricht beruhen. Dort soll der Notendurchschnitt nicht über 2,33 liegen. „Dabei ist die Note Vier in einem der genannten Fächer ein Ausschlusskriterium“, heißt es im Beschluss der Koalition.

„Das immer frühere Sortieren der Schülerinnen und Schüler für weiterführende Schulen ist international gesehen eine echte Besonderheit“

Kinder, die keine Empfehlung fürs Gymnasium bekommen, können dort an einem dreitägigen Probeunterricht und einem einheitlichen Leistungstest in den Kernfächern teilnehmen. Ziel sei es, Eltern und Kindern mit dem Verfahren zu helfen – und die Sekundarschulen zu stärken, sagte CDU-Landeschef Sven Schulze. Die Sekundarschule ist die Schulform in Sachsen-Anhalt, die nach der Jahrgangsstufe 10 endet und auf den Erwerb von Hauptschul- oder Realschulabschluss ausgerichtet ist.

Das von der CDU-Politikerin Eva Feußner geführte Bildungsministerium plant auf dieser Grundlage, so berichtet nun die GEW, den Übergang von der Grundschule zu den weiterführenden Schulen neu zu regeln. Danach soll es im 2. Halbjahr von Klasse 3 eine thematische Elternversammlung geben, auf der die Wege nach Klasse 4 besprochen werden. Zusätzlich finden zu diesem Zeitpunkt Lernentwicklungsgespräche statt, in dem die Eltern individuell im Hinblick auf die weitere Schullaufbahn beraten werden. Auf Wunsch der Eltern soll die Schule hier bereits eine umfassende Einschätzung der Leistungen der Kinder geben.

Ab dem kommenden Schuljahr sollen dann Viertklässler, die keine gymnasiale Empfehlung erhalten, noch vor dem Erstellen der Schullaufbahnempfehlung an einem schriftlichen Test in Deutsch und Mathematik teilnehmen. Zusätzlich findet ein mündliches Eignungsgespräch an einem regionalen Gymnasium statt. Die Erziehungsberechtigten werden über das Ergebnis informiert – und treffen dann letztlich die Entscheidung über die Schullaufbahn. Offensichtlich war es die SPD, die durchgesetzt hat, auch weiterhin den Elternwillen als letzte Instanz gelten zu lassen.

Die GEW spricht nun von einem „politischen Kuhhandel, bei dem es nur Verlierer gibt“. Es handele sich allein um eine politische Entscheidung, die alle pädagogischen Erkenntnisse über die Entwicklung von Kindern außen vorlasse. „Das immer frühere Sortieren der Schülerinnen und Schüler für weiterführende Schulen ist ein völlig falsches Zeichen und international gesehen eine echte Besonderheit. Die Schüler*innen sollen jetzt bereits in Klasse 3 den weiterführenden Schulformen zugeordnet und damit stigmatisiert werden. Denn nicht anders empfinden Kinder diese frühe Einteilung in ‚Gut‘ und ‚Schlecht’“, so schreibt die Bildungsgewerkschaft in einer Pressemitteilung.

Weiter heißt es: „Die Kinder liegen in ihrer Entwicklung zum Zeitpunkt der Einschulung rund eineinhalb Jahre auseinander und sollen jetzt offensichtlich in knapp drei Jahren so fit gemacht werden, dass Lehrkräfte eindeutig über die weitere Schullaufbahn urteilen können. Die neue Regelung trifft auf ein Schulsystem, in dem Unterrichtsausfall an der Tagesordnung ist, Klassen aufgeteilt oder zusammengelegt werden, Förderschullehrkräfte abgezogen wurden und multiprofessionelle Teams in vielen Fällen nur auf dem Papier existieren.“

„Aus unserer Sicht wächst damit auch der psychische Druck auf die Schüler*innen und ihre Eltern enorm, weil sie schon in Klasse 3 mit der Vorentscheidung konfrontiert werden“

Damit werde die Bildungsungerechtigkeit weiter verschärft. „Die Chance auf einen bildungs- und chancengerechten Start wird damit einmal mehr vertan. Aus unserer Sicht wächst damit auch der psychische Druck auf die Schüler*innen und ihre Eltern enorm, weil sie schon in Klasse 3 mit der Vorentscheidung konfrontiert werden, sich zwischen dem Gymnasium mit einer Unterrichtsversorgung von durchschnittlich immerhin 98 Prozent und einer Sekundarschule mit einer Versorgung von oft unter 90 Prozent entscheiden müssen. Chancengleichheit sieht anders aus.“ Für die Lehrkräfte an Grundschulen und zum Teil auch Gymnasien, die bereits jetzt über dem Limit arbeiten, bedeuteten diese Verfahren eine weitere Arbeitsverdichtung und in Zeiten des Lehrkräftemangels eine weitere Belastung.

Ingo Doßmann, Mitglied im Landesvorstand der GEW, merkt an, „dass Grundschullehrkräfte bereits jetzt verantwortungsvoll und kompetent Schüler*innen und Eltern zum Halbjahr Klasse 4 beraten. Eine darüber hinaus geplante Beratungstätigkeit sprengt den Rahmen des Notwendigen völlig.“ Eva Gerth, Landesvorsitzende der GEW, ergänzt: „Aus den Fehlern der Vergangenheit hat man im Bildungsministerium offenbar nichts gelernt. Die Schulform Sekundarschule wird nicht durch die Zwangszuführung von Schüler*innen attraktiv. Sie wird für viele Eltern dann zur echten Alternative, wenn sie endlich materiell und personell gut ausgestattet wird. Einmal mehr setzen die dafür Verantwortlichen ein völlig falsches Zeichen.“ News4teachers / mit Material der dpa

Schulform-Empfehlungen: Unsicher bei manchen Kindern? Was eine Bildungsforscherin Grundschullehrern rät

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

43 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
Müllerin
4 Monate zuvor

Wieso ist eine „Lernberatung“ in der dritten Klasse ein „Sortieren“ ? Sollen sich die Eltern lieber Illusionen machen und etwaige Probleme nicht sehen? Ist das nicht besser als dann eine Hektik am Ende von Klasse 4 mit Schuldzuweisungen?

Monika, BY
4 Monate zuvor
Antwortet  Müllerin

Nein. Nur kennt man eben auch anders. Dass die Kinder erst in der 8 Klasse aussortiert werden – wenn sie schon viel reifer sind. Und damit auch ihre Leistungen viel aussagekräftiger.

Cuibono
4 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Aber bis dahin sollten leistungsstarke Kinder auch angemessenen Stoff erhalten. Wenn alle zusammen bis zur 8. lernen, verlieren die schnellen Kinder nicht nur Motivation sondern erhalten nimmermehr so viel und so vertieften Unterricht, dass sie gefordert sind.

Lisa
4 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Schule müsste dann anders strukturiert werden, mit A, B, und C- Kursen. Ich war einmal ein Jahr an einer Schule in den Siebzigern, da würde es so gemacht. Ich war Deutsch A und Mathematik C.

Cuibono
4 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Das ist das USSystem, in Kanada auch. Alle an einer Schule, aber in unterschiedlichen Kursen mit verschiedenen Niveaus.

Dejott
4 Monate zuvor
Antwortet  Cuibono

Dazu hätte ich gerne mal einen Beleg.

Lisa
4 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Über das US- System?

Cuibono
4 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Google und Wikipedia sind unsere Freunde.

Monika, BY
4 Monate zuvor
Antwortet  Müllerin

Wen mir jemand darüber predigt, wie schon bei dem 5-jährigen Kind man betrachten kann, ob es intelligent ist oder nicht – mir kommt gleich der Inhalt meines Magens hoch.

Müllerin
4 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Die Intelligenz testet man zweckmäßigerweise mit einem Intelligenztest. Um einen solchen geht es hier offenbar nicht. Es geht wohl um die allgemeine „Performance“ in der Schule.

Monika, BY
4 Monate zuvor
Antwortet  Müllerin

„mit einem Intelligenztest“

Und was für einem?

Wie viele Arten der Intelligenz kennen wir bis jetzt? Und wie viele entwickeln sich weiter oder stagnieren und abfallen, je nach dem Input und Förderung und Forderungen?

Und wovon hängt gerade die allgemeine schulische „Perfomance“?

Entweder von alleiniger Intelligenz des Kindes (wohl kaum in GS Alter –> im Durchschnitt, abgesehen von diesen 0.01 % Einsteins), oder von der Fähigkeit der Lehrer ,oder von der Unterstützung und Förderung / Forderungen der Eltern.

Wenn man nur bedenkt, was für eine Arbeitsblätter diese armen Kinder tagtäglich bekommen (Kopien von Kopien von Kopien, A5, Datum, 19.. und etwas – man kann dann kaum noch von irgendwelcher messbarer Intelligenz oder Perfomance reden. Mehr oder weiger handelt sich um das Glück.

Lisa
4 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Die Wahrheit, wie ich sie sehe? Mindestens 50 Prozent der Hauptschüler sind wegen ihres Verhaltens dort. Ich kann nichts messen, was mir nicht gezeigt wird.

Cuibono
4 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Wenn Kinder verhaltensauffällig sind, hat das Gründe. Die müssten untersucht und abgestellt werden. Erst dann können Kinder sich auf andere Sachen wie beispielsweise Schule und Lernen konzentrieren.
Das kann aber nicht Auftrag der Schule sein.
Ist eigentlich eine Binse. Da will aber keiner ran – wer sollte die Ressourcen dafür stellen.

Marie
4 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Wenn mir Eltern erzählen, ihr Kind wäre schon mit 3 auf Hochbegabung getestet worden, wird mir gleichfalls übel.

Cuibono
4 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Mit Ihren medizinischen Problemen sollten Sie zum Arzt gehen.

Im übrigen werden alle Kinder in Kitas auf beispielsweise Förderbedarf beobachtet und selbstverständlich machen sich EuE , aber oft auch die Eltern ein Bild von der kognitiven Leistungsfähigkeit. In besonderen Fällen, wenn es z.b. um Früheinschulung geht, werden durchaus auch IQ Tests und Entwicklungstests mit kitakindern durchgeführt.
Das sind probate diagnostische Verfahren.

Uwe
4 Monate zuvor
Antwortet  Müllerin

Wieso ist eine „Lernberatung“ in der dritten Klasse ein „Sortieren“ ? “ Weil „Lebensberatung“ ein Euphemismus ist und „Sortieren“ das ist was gemacht wird. Die Strategie nennt man übrigens Gaslighting.

A.J. Wiedenhammer
4 Monate zuvor
Antwortet  Uwe

Stellen wir doch alle Beratungs- und Diagnoseangebote komplett ein, dann wird’s noch „gerechter“ (da unsortiert) und …billiger. (Nun ja, zumindest kurzfristig.)

Fel B.
4 Monate zuvor

Eigentlich gibts dafür die Noten. An denen sehen die Eltern ab Kl.2, spätestens dann in 3 wie ihr Kind zurechtkommt und ob ein Gymnasium in Frage kommt. Wozu stundenlange Beratungen? Es steckt viel Arbeit in jeder Note und es genügt, einen verbindlichen Notenschnitt fürs Gymnasium festzulegen und Probeunterricht für knappe Grenzfälle anzubieten.

Spirale
4 Monate zuvor
Antwortet  Fel B.

Die Noten werden aber nicht von allen Eltern verstanden. Wenn einen das klar ist, dann wird auch ganz schnell deutlich, warum Elterngespräche Sinnvoll sind.

Wen das nicht klar ist, die Grenzfälle werde immer mehr zur „Normalität“: Zugewanderte, die mit differenzierten Abschlüssen nichts anfangen können (Kind soll unbedingt studieren, Kind soll nicht studieren sonder arbeiten usw.) ; Eltern mit höherer Bildung die nicht erkennen, dass Justus-Johan nicht fürs Gymnasium mit Mathematik 5 geeignet ist und besser gleich an eine Schulform geht, die besser passt und an der er auch sicher (!) einen Platz bekommt. Und an dem ihm ein Scheitern nicht vorprogrammiert ist. Und für Chantalle-Marie, deren Alleinerziehende Mutter (3. Generation Bürgergeldempfänger, man könnte meinen es handelt sich um eine Dynastie) für ihr Kind den HS-Abschlzss vorsieht, obwohl Chantalle auch am Gymnasium eine reale Chance hätte.

Bewusst überspitzt ich hier die Stereotypen, aber ganz deutlich will ich damit sagen: Vielen Eltern ist überhaupt nicht mehr klar, wie das Bildungssystem funktioniert. Und dabei spielt es keine Rolle, ob die Eltern 13 Jahre oder nur 4 Jahre die Schulbank gedrückt haben. Aber die meisten meinen trotzdem, über die Menge der Hausaufgaben und Erzieherischem Maßnahmen mitdiskutieren zu können.

Fel B.
4 Monate zuvor
Antwortet  Spirale

Leider ändern Gespräche an diesen Missverständnissen nichts. Sie sorgen nur für Arbeit und kosten Nerven. Schuld ist eh immer der Lehrer. Seine Meinung zählt nicht, weil er ja das Kind nicht mag, keine Ahnung hat, schlechten Unterricht macht, …

RSDWeng
4 Monate zuvor
Antwortet  Fel B.

…und ein fauler.Sack ist.

Maggie
4 Monate zuvor
Antwortet  RSDWeng

Expertin hierfür ist Monika, BY in diesem Forum.

Lisa
4 Monate zuvor
Antwortet  Fel B.

Das stimmt nicht bei allen Eltern. Doch offizielle Beratungsgesprächr womöglich noch mit Dolmetscher kosten Zeit und Vorbereitung.. Wann sollen sie geführt werden? Ich schlage also eine Wochendeputatermäßigung von einer Stunde vor, dann käme es etwa hin.

Pauker_In
4 Monate zuvor
Antwortet  Fel B.

Das ist doch typisch und zieht sich bis zum versemmelten Abi durch: Man berät sich zu Tode und das völlig sinnfrei, denn am Ende ist der Wille des Menschen Himmelreich. Die Eltern entscheiden, dass ihr Begabungswunder lieber am Gymnasium abgehängt wird und leidet, daran ändert alles Beraten und Testen gar nichts. Die bösen Lehrer, die fiesen Fächer mit ihren Anforderungen…
Später geht es dann vielleicht so gerade noch in die Oberstufe, mit viel Nachhilfe packt man die Abi-Zulassung, fürs Bestehen reicht es dann doch nicht mehr.
Wenn es ganz schlimm kommt, geht man so, drei Jahre verspätet, mit mittlerer Reife ab.
Viel Stress und vertane Zeit.

Lisa
4 Monate zuvor
Antwortet  Pauker_In

Nö, ist es nicht. Man bekommt mittlere Reife ohne Prüfung.

Michael Felten
4 Monate zuvor

Die GEW irrt weiterhin, wenn sie meint, es läge an der Ausstattung, ob Eltern diese oder jene Schulform wählen.

Tatsächlich orientieren sich viele Eltern am gefühlten Image von Schulformen – Parole ‚möglichst hoch‘ – und überschätzen die Fähigkeiten ihrer Kinder – was verständlich ist.

Im Ergebnis verbringen aber viel zu viele Schüler kostbare Entwicklungsjahre (Pubertät) in Schulen, deren Erwartungen sie anhaltend überfordern. Mit entsprechenden Folgen für Lernfreude und Selbstwertgefühl. Zudem ist erwiesen, dass bei verabsolutiertem Elternwillen Kinder aus bildungsferneren Schichten benachteiligt sind.

Das müsste die GEW eigentlich jucken – oder tummelt sich dort nur die Lobby bildungsnäherer bzw. begüterter Kreise?

Wenn schon gegliedertes Schulsystem, dann auch unter ehrlicher Berücksichtigung von Fähigkeiten und Neigungen!

Im übrigen ist eine obligatorische Lernberatung der Eltern vor einer verbindlichen Empfehlung doch sehr sinnvoll – ich würde sie allerdings erst in der vierten Klasse durchführen.

Schlaubi
4 Monate zuvor

Was für ein Aufwand!
Am Ende entscheiden trotzdem die Eltern. Wenn das Sitzenbleiben entfällt und ein Abgang ohne Abschluss bald sicherlich auch unmöglich wird, dann können wir doch gleich allen Kindern jeden beliebigen Schulabschluss mit der Geburt überreichen bzw. auf Wunsch später nachreichen.
Was für eine Minimierung von Stress das zur Folge hätte…
Ohje! Hab ich wieder laut geträumt?

Monika, BY
4 Monate zuvor
Antwortet  Schlaubi

„Am Ende entscheiden trotzdem die Eltern.“

Und das ist wenigstens gerecht,wenn man in Betracht nimmt, wie viel heute Eltern in Deutschland für ihre Schulkinder leisten müssen.

Lena Hauenstein
4 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Was müssen die denn so leisten?

Maggie
4 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Gähn, die alte Leier. Man erinnert sich, wie gut die Eltern den Lehrstoff während den Lockdowns vermittelt haben. Hat super nicht geklappt – aber Schuld waren ja auch schon damals die Lehrkräfte – warum eigentlich, da hatten doch die Eltern maximal Zeit für die Stoffvermittlung. So genug Ironie.

Das Schulsystem ist, wenn man sich auskennt, total durchlässig. Ich fände eine spätere, aber verbindliche Schullaufbahneinordnung mittels Noten für sinnvoll. Der Elternwille ist hier nicht maßgeblich, denn diese sollten mitsprechen können, aber nicht entscheiden. Ich sage auch einem Architekten wie viel ich für ein Haus ausgeben will und was es enthalten soll – er sagt mir dann, ob es umsetzbar ist. Ebenso können Lehrkräfte einschätzen, ob das Kind eventuell den Bildungsabschluss direkt erreichen kann, ansonsten kann man diesen auch auf anderen Weg erreichen.

A.J. Wiedenhammer
4 Monate zuvor
Antwortet  Monika, BY

Wieso ist es „gerecht“? Wenn ein begabteres Kind mit desinteressierten Eltern eine weniger ambitionierte Schulform anstrebt als das weniger begabte mit den Pusheltern? Verstehe ich echt nicht.

Monika, BY
4 Monate zuvor
Antwortet  Schlaubi

Finde ich das gut? Nö. Aber so sind die Spielregeln, leider. Also nicht meckern. Das hilft keinem Kind.

Monika, BY
4 Monate zuvor
Antwortet  Schlaubi

Sie vergessen eine klietze kleine „Kleinigkeit“, leider. Das deutsche Schulsystem ist No.1 in der NICHT-Gerechtigkeit.

B. aus A.
4 Monate zuvor

Kuhhandel schreibt sich mit Doppel-H

Pete
4 Monate zuvor

Also mehr Aufwand und Arbeit für alle, aber dennoch bleibt alles mehr oder weniger beim Alten. Vllt sollten noch ein paar Arbeitsgruppen darüber sinnieren. Ich sehe da durchaus Potential für noch mehr Quatsch.

Lisa
4 Monate zuvor

Die Gymnasien sollten externe Aufnahmeprüfungen anbieten. Wer eine GS Empfehlung hat, ist drin. Wer die Aufnahmeprüfung besteht, auch. Wer sie bsp in einem Fach nicht besteht, aber nach Ratschluss des aufnehmenden Gymnasiums eine reelle Chance hat, die Lücken aufzuholen, bekommt eine Probezeit. Auf diese Weise wäre die GS erstmal entlastet. Den beschriebenen Weg kenne ich aus eigener Erfahrung. Und ich habe auch später als Lehrerin zwei Schülerinnen dort hin geführt.
Früher war es ohne weiteres möglich, als guter Sekundärschüler aufs Gymnasium zu wechseln. Heute ist der Leistungsunterschied zwischen den verschiedenen Schulformen zu groß.

laromir
4 Monate zuvor

Tolle Idee. Dann haben die Eltern die gesamte 4. Klasse Zeit den LuL wegen der Empfehlung auf den Keks zu gehen. Und die Kinder können ein ganzes Jahr unter Druck gesetzt werden, damit es am Ende noch passt. Das wird nicht viel ändern, es wird für alle nur mehr Stress produzieren.

Gabriele K.
4 Monate zuvor

In welcher Welt lebt die GEW?

Der seit nunmehr Jahrzehnten praktizierte Ablauf sieht in der Praxis doch so aus:

– Erstellung der Gutachten mit Abstimmung aller in der Klasse unterrichtenden Lehrer in den Monaten November und Dezember im ersten Halbjahr der 4.Klasse, damit die

– schriftliche Erstellung der Gutachten in den Weihnachtsferien durch den Klassenlehrer gewährleistet ist.

– Januar des Folgejahres letzte inhaltliche Abstimmung, damit

– auf den Zeugniskonferenzen ca. Ende Januar / Anfang Februar die Gutachten beschlossen werden können – also in der Mitte des 4. Schuljahres.

Dieser Zeitpunkt wird determiniert durch die Anmeldungstermine der weiterführenden Schulen , die oft zeitlich sehr nah nach den Zeugniskonferenzen stattfinden
( also meist im Februar).

Und natürlich werden in den Gutachten nicht nur die Leistungen der ersten maximal 5 (!) Monate im ersten Halbjahr der 4. Kasse berücksichtigt, sondern auch die Lernentwicklung und damit auch Leistungsentwicklung des zweiten Halbjahres der 3.Klasse.
Alles Andere wäre den Kindern gegenüber unfair, denn eine Beurteilung dieser Bedeutung allein auf Basis von etwa 5 Monaten Unterricht (s.o.) wäre pädagogisch eine Bankrotterklärung.

Also: Warum regt sich die GEW so auf?

Eine derart – wohl einzigartige – frühe Beurteilung der Kinder lässt sich nur vermeiden , wenn die Grundschulzeit verlängert wird und man damit den Kindern Zeit für persönliche Entwicklung gibt.

Warum kämpft die GEW nicht massiv dafür?

Müllerin
4 Monate zuvor
Antwortet  Gabriele K.

Die GEW möchte den Übergang nach Klasse 4 abschaffen, deshalb wettert sie gegen jede Praxis dabei. Auf die Frage, was nun die 6-jährige Grundschule gebracht hat (da, wo sie länger bestand) gibt die GEW aber keine Antwort. Das müsste doch inzwischen empirisch geklärt sein.

Dejott
4 Monate zuvor

Warum fällt es in Deutschland so schwer, klare pädagogische Erkenntnisse ernstzunehmen und umzusetzen? Stattdessen althergebrachte Fehler und Philosophien, die allenfalls in Parteibüchern zu finden sind. Frühe Trennung von Kindern. Blödsinn, machen wir trotzdem. Früher Schulanfang, im Osten gerne um 7:30. Keine gute Idee, machen wir trotzdem. Noten? Fragwürdig, machen wir trotzdem. Sitzen bleiben? Kontraproduktiv, machen wir trotzdem…..

ed840
4 Monate zuvor
Antwortet  Dejott

Kinder länger gemeinsam zu beschulen und anschließend je nach Elternwille auf Gymnasium oder integrierte Sekundarstufe zu schicken ist aber anscheinend auch kein Selbstläufer. Das Bundesland, wo das so gemacht wird, schneidet nicht nur bei IQB deutlich schlechter ab als BL mit strikter Aufteilung nach Leistung zum Ende der 4 Klasse, dort sind auch die Disparitäten nach Sozialstatus und Migrationshintergrund noch höher. Das Schüler an Gesamt/Gemeinschaftsschulen die in ihrem Bundesland vergleichbaren Niveaugruppen im gegliederten Schulsystem bei den Leistungsvergleichen outperformen, habe ich auch noch nicht mitbekommen. Wissen Sie da mehr?

Melissentee
4 Monate zuvor

Dieser Ansatz kann in einem normalen Elterngespräch aufgehen und ich halte ihn für zweckmäßig.

Nehmen wir an, ein Kind beherrscht essenzielle Fähigkeiten, wie z.B. Lesen, Schreiben, sich organisieren, Sozialverhalten, noch nicht gut. Ein offenes Gespräch, dass das Kind Fähigkeiten XYZ noch ausbauen muss, um die Grundschule gut abschließen zu können, finde ich gut. Hier könnte man vermitteln, was das Kind an Fähigkeiten braucht, um diese oder jene Schulform zu besuchen. Es bliebe Zeit, gezielt mit dem Kind zu üben.

Ich habe da noch nicht mal die ehrgeizigen Gymnasialeltern im Blick. Ehrliche Worte, dass es ohne Schreiben und Lesen auf allen Schulen schwer wird, fände ich gut.

Wer sein Kind aufs Gymnasium boxen will, kreist schon vorher ständig um es herum und beäugt jede Note mit Argusaugen.