MÜNCHEN. Das bayerische Kultusministerium hat ein nach eigenen Anagaben bundesweit einzigartiges Projekt ins Leben gerufen: Landesweit informieren rund 500 Lehrkräfte als Botschafterinnen und Botschafter Schülerinnen und Schüler an bayerischen Gymnasien und Fachoberschulen/Berufsoberschulen über den Lehrberuf. Der BLLV begrüßt die Aktion.
„Um unsere Kinder stark für die Zukunft zu machen, brauchen wir auch künftig noch mehr hervorragend ausgebildete Lehrkräfte. Und wer könnte besser für diesen wundervollen Beruf Werbung machen als unsere engagierten Lehrerinnen und Lehrer im Freistaat?“, meint Kultusministerin Anna Stolz. „Junge Menschen auf ihrem Weg zu begleiten und sie zu starken Persönlichkeiten zu machen – das ist eine ganz besondere und verantwortungsvolle Aufgabe. Ein herzliches Dankeschön an alle Lehrkräfte, die durch ihre Begeisterung für diesen erfüllenden Beruf tagtäglich werben.“
Die Botschafterinnen und Botschafter arbeiten in Teams, die aus je einer Lehrkraft aus der Mittel-, Förder- und Realschule, dem Gymnasium und der Beruflichen Schule bestehen. Sie haben sich in den ersten Monaten des Schuljahres laut Kultusministerium intensiv auf ihre Tätigkeit vorbereitet. Das Projekt „Vor Ort“ soll interessierten Schülerinnen und Schülern vor allem den persönlichen Austausch mit den Lehrkräften, aber auch mit Studierenden und Referendarinnen und Referendaren ermöglichen und sie längerfristig im Berufswahlprozess begleiten. Auf Wunsch werden ihnen außerdem Praktika, bezahlte oder ehrenamtliche Tätigkeiten (zum Beispiel Nachhilfe oder im Ganztag) an Schulen vermittelt.
Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) begrüßt die Initiative angesichts der „teils dramatischen Mangellage“ ausdrücklich: „Wir haben den schönsten Beruf, den man sich nur vorstellen kann. Junge Menschen in ihrer Entwicklung zu begleiten, ihre Talente zu fördern, sie zu befähigen, ihre Zukunft selbstbestimmt und werteorientiert zu gestalten, das ist einfach eine wundervolle Aufgabe. Je mehr Nachwuchs wir dafür gewinnen, desto besser kann das auch im Schulalltag gelingen. Dass Lehrkräfte jetzt die Begeisterung für ihren wunderbaren Beruf weitergeben, ist daher genau der richtige Weg.“ News4teachers
Keinen Bock auf Arbeit? „Diese Lehrer-Werbekampagne ist gründlich missglückt“
Dürfen das dann alle anderen Berufsgruppen ebenso?
Oder zumindest die mit Kräftemangel?
Oder die im sozialen, erzieherischen und Bildungs-Bereich?
Oder die handwerklichen oder die medizinischen?
Oder die Polizei oder die Bundeswehr?
Andere Berufsgruppen dürfen das schon lange und werden auch immer wieder eingeladen im Rahmen der Berufsberatung Schülern ihre Arbeit vorzustellen.
Es kommt bloß keiner.
Naja, bei der Bundeswehr wird immer wieder sehr argwöhnisch geschaut, wenn sie an den Schulen werben will. Und das, obwohl die Landesverteidigung schon lange nicht mehr so wichtig war, wie heute.
Vielleicht, weil die Gefahr, zu sterben in der Schule geringer ist als in der Bundeswehr?
Polizei und Bundeswehr kommen bei uns regelmäßig vorbei an den Beratungstagen. Dann kam mal so ein Infomobil zur „Lehrkräftegewinnung“, da mussten dann alle hin und durften sich die Veranstaltung nicht aussuchen. Habe dazu keine Jubelschreie vernommen, aber vielleicht haben wir ja in 5 Jahren lauter nette Refies da sitzen….*träum*
Als die bei uns waren, habe ich mir das mal angesehen:
Dieses hessische Mobil wurde von Promotern bespielt, die nichts mit Lehramt am Hut haben.
U.a. mussten die SuS am ipad einen Fragebogen zu ihrer Eignung und Motivation als Lehrkraft durchführen. Eine Frage ist mir bis heute unvergesslich: „Sind Sie bereit, auch an Wochenenden und Feiertagen zu arbeiten?“
Sicher werden wir uns vor Reffis nicht mehr retten können. (-;
Wie misanthrop muss man sein, um junge Menschen in den Lehrerjob zu locken?
Die Kolleginnen und Kollegen, die sich bei den Werbenden einreihen, entziehen sich im selben Augenblick ja dem Schuldienst… Ob das geeignete Vorbilder sind???
Abwechslung im Schulalltag…
Oder Abwechslung vom Schulalltag…
„Das Projekt „Vor Ort“ soll interessierten Schülerinnen und Schülern vor allem den persönlichen Austausch mit den Lehrkräften, … ermöglichen..“
Ähhh könnte man da nicht die eigenen Lehrkräfte fragen, anstatt Kolleg*innen durch so ein Programm weiter zu belasten. Andererseits, wer noch die Kraft hat „Hier“ zu rufen, soll sich gerne austoben …
Nein, die könnten nämlich ehrlich antworten.
Bei Lehrern, die extra dafür ausgesucht wurden, hat man den Daumen drauf, dass die nichts Falsches sagen.
Genau das.
Also halten wir einmal fest:
Das bayerische Kultusministerium schickt speziell geschulte und ausgewählte Lehrkräfte an die Schulen(!) um für den Lehrkräfte-Beruf zu werben?
Bin ich der einzige, dem das irgendwie seltsam vorkommt?
Warum lässt man nicht einfach die Lehrkräfte, die schon vor Ort sind, für den Beruf „werben“. Die können doch am besten erzählen, wie das in der Praxis so läuft…
Und: Was hat man den „ausgewählten“ Lehrkräften denn so alles in Aussicht gestellt, dass sie so uneigennützig Werbung für den Lehrrkräfte-Beruf im Auftrag des Kultusmnisteriums machen? Und dürfen die Lehrkräfte, die in den Schulen „schon da“ sind, sich auch zu Wort melden? Oder solten die lieber den Mund halten?
Aber ich gehe einmal davon aus, dass Gen Z schlau genug ist, diese Scharade zu durchschauen…
Und: warum sind eigentlich keine Grundschullehrer dabei? Gibts da in Bayern keinen Mangel?
„Und: Was hat man den „ausgewählten“ Lehrkräften denn so alles in Aussicht gestellt“
Da wir den Geiz der KuMis kennen, kann man getrost sagen, dass denen vermutlich nichts in Aussicht gestellt wurde (außer vielleicht ein paar Abmilderungsstunden), aber dass diese Lehrer genau wissen, dass ihre Vorgesetzten schnell erfahren, wenn wer etwas Negatives gesagt haben sollte.
Und dann?
Was sollte schon passieren, wenn man nicht unbedingt auf A15+ möchte?
Das sind die Top-Lehrkräfte. Die werden dann zwie Jahre fürher befördert, als die anderen. Das macht schon was aus.
Vielleicht muss man dann mit vollem Deputat zurück an die Bildungsfront…da ist es doch allemal besser in der Propagandakompanie herumzuwerkeln und zu erzählen, wie geil der Job ist.
Ein bisschen powerpointen,Anekdozen verbreiten, Wunschstatistiken der KuMis unters Volk zu schleudern und dann konsequenzlos wieder die Anstalten zu verlassen, die man heimgesucht hat.
meinst du nicht eher „korrekturenlos wieder die Anstalten zu verlassen…“?
Na sehr schön, wir haben eh schon kaum eine Mobile Reserve und dann werden auch noch Lehrkräfte abgeordnet…bestimmt sind das echte „Experten“ aus Brennpunktschulen, denen man so eine Auszeit mal gönnen würde…Ich habe nicht den Eindruck, dass in den letzten 10 Jahren auch nur ein echter Praktiker gefragt wurde, welche Verbesserungen an den Schulen wirklich Sinn machen. Die neuen Prüfungsformate des Lehrplans Plus in der Mittelschule sind gelinde gesagt eine Zumutung für Schüler und Lehrpersonal. Oder das Fach Informatik, welches die Klassenlehrer an perfekt ausgestatteten Schulen in Gruppen mit 25+ abhalten. Da fragt man sich echt, wo solche Ideen entstehen und wer die mal auf Praxistauglichkeit überprüft…oder warum man solchen Hirngespinsten keinen Einhalt mehr gebieten kann, wenn Sie mal da sind…Aber vielleicht wird die weibliche Sicht der neuen Chefin Dinge verbessern, statt sie immer nur zu verschlimmern. Bleibt zuversichtlich und lasst euch nicht zu sehr stressen.
Praktiker fragen? Reine Träumerei.
Als ob sich viele Architekt*en darum kümmern würden, wie es um den Alltagsgebrauchswert ihres Herzensprojekts steht.
Cool: ich will sofort nach Bayern!
Das ist ja mal eine lässige Form der Abordnung, die die Kollegien bestimmt ganz gerne mitmachen. Wenn die KuK durch die Schulen tingeln. Ist ja für einen guten Zweck.
Oder nehmen sie die QUALIS-Checker oder Bezirksregierungsschläfer dafür?
Es wird für die Kinder spannend sein, Lehrkräfte im Klassenzimmer zu sehen. Mehr davon!
OK, der Kommentar hat mein Humorzentrum tatsächlich voll erwischt! ^^
🙂
Ich hab da mal ne Frage.
Wie viele Unterrichtsstunden pro Woche hält man als Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands im „schönsten Beruf, den man sich nur vorstellen kann“?
Also, ich würde das wirklich gerne wissen.
Eine deutlich unterkritische Anzahl würde ich vermuten.
Außerdem sind Astronaut und Tiefseeforscher die schönsten Berufe. Und wer etwas Anderes sagte, der hat keine Ahnung, wovon ich Ahnung habe.
[Tippfehler: „Anagaben“]
Es ist manchmal schon stressig, aber so sehr hasse ich meine Schüler auch wieder nicht …nein, es ist Spaß. Grundschüler wollen sogar überdurchschnittlich oft “ Lehrerin“ werden. Den Sekundarstufe Schülern tu ich eher Leid. Die bayrische Aktion sieht für mich so aus, als würde man den Lehrkräften in der Schule selbst nicht so recht trauen, das “ Werbegesicht“ für den Lehrberuf zu sein. An was liegt es? Zu runtergezogene Mundwinkel? Nicht fresh genug? Oder nicht präsent im Inter – Netz?
Mein Enkel (9. Klasse) meinte letztens tatsächlich, er könnte sich vorstellen, Lehrer zu werden. Ich musste mich sehr zusammenreißen (ein Tritt gegen das Schienbein von meinem Göttergatten, half mir dabei), dem armen Kind nicht die Illusionen zu nehmen. Zum Glück vergehen ja noch mehr als 3 Jahre, bis er sich evtl für eine Studienrichtung entscheiden muss. Ist ja immer noch besser als „Influencer“, oder „irgendwas mit Medien“ als Berufswunsch. 🙂
Mal ne dumme Frage: Gibt es da an den Schulen keine Lehrer, die die Schüler über den Beruf informieren können? Oder werden die speziell indoktriniert?
Es ist spannender, mit jemandem zu sprechen, den man nicht kennt. Schon alleine die Frage „Was ist an ihrer Schule anders als bei uns?“ kann bei Schülern viel Neugier wecken. Die eigenen Lehrer sieht man ja täglich und die eigene Schule kennt man selber.
Stimmt, ich hätte auch etwas befremdlich geschaut, wenn mein Zahnarzt bei der Wurzelbehandlung von seinem Beruf geschwärmt hätte.
Na das wird es sein. Ist ja auch einfacher, als Kollegen befreundeter Schulen einzuladen oder den Schüler zu ermöglichen, sich bei einem Schnuppertag mal ihr eigenes Bild zu machen.
Mögliches Resultat: Schüler*in kommt nach Hause und meint, Schule und Lehrer*in-Sein sei eigentlich ganz toll, an anderen Schulen sozusagen paradiesisch, nur die eigenen Lehrer*innen, die hätten es wohl einfach nicht drauf…
Ist vermutlich glaubwürdiger, wenn jemand über einen Beruf informiert, den er auch selber ausübt. Dass z.B. ein Gymnasiallehrer recht viel Ahnung von der Arbeit an einer Förderschule, Mittelschule, Realschule oder Berufsschule hätte, wage ich fast zu bezweifeln.
Lehrkräfte werden in der Regel aus dem Gymnasien gewonnen. In der Mittelschule macht das fermutlich weniger sind.
Da stellt sich schon die Frage, wie gut können Gymnasiallehrer über das Lehrerdasein an den anderen Schulen (inkl. Anforderungen ) berichten.
Daher machen solche Teams schon Sinn. Wie oben angemerkt, sollte die GS allerdings auch auch dabei sein.
Icb dachte immer, in den Schulen wären schon Lehrkräfte…
Lehrermangel …
Die haben aber i.d.R. wenig Ahnung von der Arbeit an anderen Schularten.
Aber für die gilt:
„Nie sollst du mich befraaaagen!!“
Finde bei uns aber keinen Grundschullehrer, die über den Schultyp berichten kann.
Das entbehrt nicht einer gewissen Komik 🙂
Aber mal ganz ehrlich: Entweder sind die Schulen selbst und ihre (hoffentlich glücklichen und zufriedenen) Lehrer die beste Empfehlung für ein Lehramt oder man sollte dieses vielleicht konsequenterweise nicht empfehlen.
Das bayerische Vorhaben kann ich nur als dumm bezeichnen. Die Schüler wissen, was es heißt, Lehrer zu sein.
Die beste Werbung machen die Lehrer, die im Unterricht öfters begeistern können (Es in jeder Stunde zu schaffen geht total an der Realität vorbei.), sehr gut den Stoff vermitteln können, angemessene Anforderungen stellen, transparent bewerten, die Humor haben und auch einmal die Fünf eine gerade Zahl sein lassen. Ich hatte in meiner Schulzeit zwei von diesen Lehrern, die mir imponierten, so dass ich dann selbst Lehrer geworden bin, es sehr lange war und heute sagen kann, dass ich vor vielen Jahren bei der Berufswahl die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Stimmt, so ging/gehtves wohl vielen.
Nur wird es bei der Aktion mehr darum gehen, dass die Verantwortlichen nach oben berichten können: „Ei joa, wir hamm ja watt jemacht, gukschte hier…“
Das kann schon so sein, ich hoffe es allerdings nicht. Dazu steht den Verantwortlichen das Wasser mittlerweile bis zum Hals. Und wie ich schrieb: Die Aktion ist schlicht und ergreifend dumm.
Seltsam, die Lehrkräfte in meinem Bekanntenkreis behaupten genau das Gegenteil. Die sagen, dass niemand die Arbeit einer Lehrkraft richtig beurteilen könne, nur weil sie oder er selber mal eine Schulbank gedrückt hätte. Finde ich auch wesentlich glaubwürdiger, als was Sie da erzählen.
Ein Außenstehender kann keine Lehrkraft beurteilen, nur weil er selbst einmal eine Schule besucht hat. Da haben Sie vollkommen recht.
Es geht doch darum: Lehrer können Schüler begeistern, ja sogar zu Vorbildern.werden, denen nachgeeifert wird. Sicher werden jetzt einige Pessimisten mit den Augen rollen. Und noch etwas: Ich erzähle hier nichts, sondern ich spreche aus jahrzehntelanger Erfahrung In der Lehrerausbildung, in der Lehrerfortbildung und als Schulleiter.
Sie schreiben, dass die Schüler schon wüssten was es heißt Lehrer zu sein. Und da sind die Lehrkräfte in meinem Bekanntenkreis eben anderer Meinung. Ich frage mich auch, wie Lehrkräfte an Förderschulen, Mittelschulen oder Realschulen ihre Schützlinge begeistern sollen, ihnen nachzueifern. Ohne Abi dürfte das schwierig werden. An Berufsschulen mag das in manchen Fällen noch eher angehen. Wie gut kennen Gymnasiasten den Arbeitsalltag von Lehrkräften den genannten Schulformen? Wie beurteilen Sie da die Chancen aufgrund Ihrer persönlichen Erfahrungen?
Das mit dem Abi ist natürlich richtig. Ich meinte die Gymnasien und auch Realschulen, wo in meiner aktiven Zeit einige Schüler nach dem Abschluss auf das Gymnasium wechselten, das Abitur machten und heute an Realschulen bzw Gymnasien unterrichten. Dieser Weg ist in Bayern möglich. An Förder- oder Hsuptschulen dürfte dieser Weg nicht zu schaffen sein, und auch dem Begeistern sind hier Grenzen gesetzt.