„Was ist eigentlich passiert? Zwei Menschen haben sich ineinander verliebt“

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BERLIN. Schon lange hat in Berlin eine Beziehungsgeschichte nicht mehr so große Aufmerksamkeit bekommen. Der Regierende Bürgermeister und die Bildungssenatorin bekommen zu spüren: Das Private ist politisch.

„Was ist eigentlich passiert“? Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Foto: CDU / Yves Sucksdorff

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner und Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch können machen, was sie wollen, das Interesse an ihrer Liaison werden sie so schnell nicht wieder los. Egal, wo sie auftauchen oder auftauchen könnten, steht die Frage im Raum, ob sie wohl zusammen zu sehen sein werden und sich womöglich zu ihrer Liebesbeziehung öffentlich äußern. Kai Wegner nutzte am Mittwochabend die Gelegenheit beim Neujahrsempfang der CDU in Spandau – für ihn quasi ein Heimspiel, denn die Spandauer CDU ist sein politisches Zuhause.

Das mag dazu beigetragen haben, dass Wegner in seiner Rede erstmals und ausführlich auf die Beziehung mit der Bildungssenatorin einging – mehrfach unterbrochen von lautem Applaus. «Was ist eigentlich passiert? Zwei Menschen haben sich ineinander verliebt. Und weil diese beiden Menschen dienstlich miteinander zu tun haben, haben sie sich überlegt, das auch öffentlich zu erklären», sagte er. «Nach reiflicher Überlegung haben wir uns auch gesagt, das geht, das geht in Berlin, das geht in Berlin im Jahr 2024.»

Aber ganz so einfach ist es natürlich nicht. Denn nicht nur die Berliner Oppositionsparteien haben deutlich ihre Skepsis formuliert, ob die Beziehung der beiden ohne Auswirkungen auf die Senatsarbeit bleiben wird. Auch der Koalitionspartner SPD schlug zuletzt kritische Töne an. SPD-Landesvorsitzende Franziska Giffey hatte Anfang der Woche Regelungen zur Vermeidung von Interessenkonflikten angemahnt.

SPD-Landeschef schüttelt manchmal den Kopf

SPD-Landes- und Fraktionschef Raed Saleh sagte der «Berliner Morgenpost» (Donnerstag) es sei entscheidend, dass im Senat verlässliches und solides Arbeiten weiter gewährleistet sei. Das könnte auch so verstanden werden, als ob Saleh sich da nicht ganz sicher ist, dass das weiterhin der Fall ist. Auf die Frage, ob er es für seriös halte, was dort passiert, sagte Saleh: «Ach na ja, trotz der bisher guten Zusammenarbeit dort schüttele ich schon gelegentlich den Kopf.»

Kaum hatte am Donnerstag im Abgeordnetenhaus die Sitzung des Bildungsausschusses begonnen, musste die Senatorin schon zu ihrer Beziehung Stellung nehmen. «Ich kann gut nachvollziehen, dass die Situation, wie Sie Ihnen bekannt ist, ein Novum darstellt», sagte sie. «Und die Frage nach Regelungen, wie man Berufliches und Privates trennt, sind durchaus berechtigt.»

Wie lässt sich denn künftig eine Bevorzugung und Benachteiligung zwischen den Senatsverwaltungen vermeiden? «Wir haben diesen Fragen und diesen Forderungen bereits mit der Mitteilung am Dienstag in der Senatspressekonferenz Rechnung getragen», sagte Günther-Wünsch und wiederholte die Regelung, die Senatssprecherin Christine Richter präsentiert hatte. Danach soll bei Konflikten zwischen der Senatsbildungsverwaltung und anderen Senatsverwaltungen Bürgermeister und Finanzsenator Stefan Evers (CDU) vermitteln. Bei Streit zwischen Bildungsverwaltung und Finanzverwaltung müsste Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) einspringen. Das klingt einleuchtend.

Akteneinsicht in die Fahrtenbücher?

Aber sind alle Fragen damit beantwortet? Skepsis gibt es bei manchen Abgeordneten mit Blick darauf, seit wann die beiden mehr sind als Senatskollegen. Der Anwalt von Wegner und Günther-Wünsch hatte am Freitag erklärt, die beiden hätten sich im Herbst 2023 entschieden, eine Beziehung einzugehen. Aber was war vor der Entscheidung?

Der parteilose Abgeordnete Antonín Brousek hat nun eine parlamentarische Anfrage zu Terminen gestellt, an denen sowohl der Regierende Bürgermeister als auch die Bildungssenatorin teilgenommen haben. In dem Schreiben fragt er unter anderem nach «Bewirtungen, Veranstaltungen und Besprechungen außerhalb der Senatssitzungen», an denen Wegner und Günther-Wünsch seit dem 27. April 2023 anwesend waren.

Außerdem hat Brousek Akteneinsicht in die Fahrtenbücher der Dienstwagen von Wegner und Günther-Wünsch für die Zeit seit dem 27. April bei der Senatskanzlei beantragt, wie der Abgeordnete bestätigte. In Wegners Fall verlangt Brousek auch Einsicht in die Fahrtenbücher für die Zeit davor, als dieser noch CDU-Fraktionsvorsitzender im Abgeordnetenhaus war. «Wenn die Affäre wirklich erst im Herbst 2023 begonnen hat, werden die Fahrtenbücher keine Privatbesuche ergeben und der böse Verdacht der Lüge wäre erledigt», sagte Brousek der «Bild»-Zeitung. Von Andreas Heimann, dpa

„Entweder Wegner hat seine Geliebte zur Senatorin gemacht oder seine Senatorin zur Geliebten. Beides geht gar nicht!“

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Teacher Andi
3 Monate zuvor

Was passiert ist? Die Opposition, alen voran die Grünen, haben einen Aufhänger gefunden, um die Konkurrrenz in ein schlechtes Licht zu stellen, ohne wirklich nachgeforscht zu haben, ob da wirklich Vorteilsnahme im Spiel ist. So sind sie halt. Beim Untergang ergreift man jeden Strohhalm.
Ich möchte nicht wissen, wieviel Posten und Vergünstigungen durch Freundschafts- und Verwanndtschaftsbezieheungen in der Politik über den Tisch laufen. Keine Partei kann sich da ausnehmen. Das wird nie anders sein, wenn das nicht streng geregelt wird. Selbst Lehrerehepaare an derselben Schule stellen ein gewisses Risiko in dieser Hinsicht dar.

Unfassbar
3 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Es werden erstaunlich viele Posten kurz vor oder kurz nach wichtigen Wahlen geschaffen…

Teacher Andi
3 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

So wie die Beförderungen/Höherstufungen verbeamteter Lehrer 2 Jahre vor Pensionseintritt. Komisch.

Leseratte
3 Monate zuvor
Antwortet  Teacher Andi

Wo gibt‘s das? In Thüringen wohl nicht. 😉

Indra Rupp
3 Monate zuvor

Also, ich hab auch’n Problem : An unserer Schule sind zwei stellvertretende Schulleiter, sogar ein Mann und eine Frau und die heißen beide Meyer und hängen ständig zusammen rum und die ganze Welt – also zumindest die Schüler und Eltern – denken, die sind ein Paar und verheiratet und is aber gar nich wahr! Also, ich find’s link… Sowas geht gar nicht,mit gleichem Namen ständig am gleichem Ort zu arbeiten und zusammen sein und dann nichts miteinander zu haben. Fühl mich verar***t!

Pälzer
3 Monate zuvor

„Was ist eigentlich passiert? Zwei Menschen haben sich ineinander verliebt.“
Dabei ist aber noch was anderes passiert: Der Mann hat seiner Ehefrau die Treue gebrochen. Hoffentlich ist er in der Politik zuverlässiger …