Wegen eines Einbruchs an einer Schule im Harz sind die schriftlichen Abiturprüfungen im Fach Politik-Wirtschaft in ganz Niedersachsen am Donnerstag unterbrochen worden. Theoretisch hätten Schülerinnen und Schüler die Aufgaben vorab einsehen können, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums am Morgen. Bei dem Einbruch in ein Gymnasium in Goslar sei ein Tresor aufgebrochen worden, in dem unter anderem die Abiprüfungen für Politik-Wirtschaft lagen, hieß es vom Kultusministerium. Zuvor hatten mehrere Medien über den Vorfall berichtet. Beim Zentralabitur werden bei den Prüfungen allen Schülerinnen und Schülern in einem Bundesland die gleichen Aufgaben vorgelegt.
Das Ministerium forderte die betroffenen Schulen am frühen Morgen rund um den Prüfungsbeginn angesichts des Einbruchs auf, die geplanten Prüfungsaufgaben nicht auszuteilen oder wieder einzusammeln. Gegen 9.00 Uhr wurden anschließend neue Aufgaben für die Schulen hochgeladen, die ursprünglich für einen Nachholtermin gedacht waren.
Die Schülerinnen und Schüler konnten daraufhin selbst entscheiden, ob sie die Prüfungen noch am Donnerstag zeitversetzt beginnen oder einen Nachschreibtermin nutzen, wie das Ministerium weiter mitteilte. Für diejenigen, die sich für eine Verschiebung entschieden, werden die Abiprüfungen in Politik-Wirtschaft am 8. Mai nachgeholt. Betroffen sind nach Ministeriumsangaben rund 8.000 Prüflinge an etwa 450 Schulen.
«Besonders Personen, die von ADHS betroffen sind, haben durch eine geringe Konzentration jetzt einen weiteren Nachteil»
Die Polizei Goslar teilte am Donnerstag mit, dass ein Wachmann kurz vor 4.00 Uhr ein offenstehendes Fenster am Gebäude des Gymnasiums in Goslar bemerkte und die Beamten verständigte. Nach ersten Erkenntnissen gelangten der oder die Täter in das Gebäude im Stadtteil Baßgeige, durchsuchten dort mehrere Räume und versuchten offensichtlich, einen Tresor anzugehen. Details zu möglichem Diebesgut seien den Ermittlern noch nicht bekannt, hieß es.
Das Kultusministerium wurde nach eigenen Angaben kurz nach 6.00 Uhr informiert und betonte, das Krisenmanagement habe gut funktioniert. Weder eine Schule noch das Ministerium habe einen Fehler begangen. Vielmehr habe der Einbruch an dem Gymnasium das Einschreiten nötig gemacht.
Die Aufgabenzettel hätten nach dem Einbruch verteilt auf dem Schulhof gelegen. Ob die Prüfungen gezielt aus dem Tresor geholt wurden, sei allerdings unklar. Es könne sich auch um Vandalismus gehandelt haben. Die Kriminalpolizei Goslar sucht nach Zeugen, die verdächtige Beobachtungen rund um die Schule gemacht haben.
Der Landesschülerrat kritisierte, dass die Schülerinnen und Schüler warten mussten, bis sie ihre Klausuren schreiben konnten. Die Kommunikation habe teils so schlecht geklappt, dass einige Schulen bereits angefangen hätten, das Abitur zu schreiben, und schon bearbeitete Aufgaben dann doch wieder eingesammelt hätten. Bei den Abiturienten führe die Situation zu enormem Druck und Stress. «Besonders Personen, die von ADHS betroffen sind, haben durch eine geringe Konzentration jetzt einen weiteren Nachteil», hieß es.
Die CDU im Landtag kritisierte den Umgang mit der Krisensituation. «Wenn Schülerinnen und Schülern erst innerhalb von Stunden neue Aufgaben vorgelegt werden und sie dann auch noch selbst entscheiden sollen, wie sie mit der Situation umgehen, zeugt das von einem äußerst schlechten Krisenmanagement des Ministeriums», sagte der bildungspolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Christan Fühner. News4teachers / mit Material der dpa
Wieder einmal zeigen sich die Nachteile zentraler Prüfungen. Nicht nur wurden seit der Einführung des Zentralabiturs die Anforderungen auf ein niedrigeres Niveau gebracht, auch sorgt ein Vorfall an einer einzigen Schule gleich für Chaos in einen ganzen Bundesland. Und das in einem extrem kurzen Schuljahr, in dem die Korrekturzeiten ohnehin schon teilweise sehr knapp bemessen sind.
Ich muss sagen, dass ich dennoch froh über zentrale Prüfungen bin. Die Möglichkeit, eine echte Vergleichsarbeit zu schreiben, die für alle Schüler, welche die Schulform abschließen gleich ist, halte ich für sinnvoll. Auch weil aus eigener Lehrererfahrung manche Kollegen nicht in der Lage wären, vergleichbare Aufgaben ihren Prüflingen zu stellen.
Dann sollten besagte Kollegen eben nicht in der Sek II unterrichten. Früher wurden die dezentral erstellten Abituraufgaben übrigens auch erst durch Dritte geprüft.
Problem an den zentral gestellten Abituraufgaben (in NRW) ist, dass sie einfacher sind als zu den Zeiten davor.
Nicht nur in NRW. Über die Bundesländer hinweg hat die Einführung des Zentralabiturs (bzw. der Landesabiture) zu einer Noteninflation geführt. Auch an der Umkehrung des Verhältnisses zwischen vorherigen Klausurnoten und Prüfungsnoten lässt sich ablesen, dass die Maßstäbe bei selbst gestellten Klausuren höher wären.
https://m.faz.net/aktuell/karriere-hochschule/campus/hochschulreife-auch-ein-zentralabitur-buergt-nicht-fuer-qualitaet-1590722.html
In BY gab’s schon lange Zentralabitur. Aber auch hier wird der Niveau-Limbo mitgetanzt. Schlechte Abischnitte traut sich doch kein Kultusminister mehr. Die Vereinheitlichung des Abiturs in Deutschland hatte bisher nur negative Folgen.
Wegen Einbruchs bitte!
Sogar mehrere? Krass.
….klar, die sind im Dutzend billiger!