“Die Jugendlichen führen Krieg”: Polizei-Petition für Böllerverbot knackt Million-Marke

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BERLIN. Mehr als eine Million Menschen haben sich nach der heftigen Knallerei zum Jahreswechsel einer Petition für ein bundesweites Böllerverbot angeschlossen. Bislang unterstützen gut 1,01 Millionen die Unterschriftensammlung, die von der Gewerkschaft der Polizei (GdP) Berlin gestartet wurde. Dies sei ein politischer Auftrag, schrieb die GdP auf X.

„Was wir vergangenes Silvester erlebten, übersteigt jeden Rahmen. Diese massive Gewalt gegen unsere Kolleginnen und Kollegen muss aufhören“, heißt es in der Petition. Man fordere ein Böllerverbot im Privatbereich. Dies sei ein wichtiger, erster Schritt für mehr Sicherheit der Einsatzkräfte in der Silvesternacht. Bundeskanzler Olaf Scholz und Innenministerin Nancy Faeser (beide SPD) haben sich allerdings beide bereits gegen ein Böllerverbot ausgesprochen.

Das neue Jahr war vor allem in Berlin mit Schocknachrichten gestartet: Dort lief die Silvesterböllerei mancherorts erneut aus dem Ruder. Es kam zu schweren Schäden und Todesfällen. Besonders viele Einsätze von Polizei und Rettungskräften gab es im Bezirk Schöneberg. Dort sorgten mutmaßlich sogenannte „Kugelbomben“ für Zerstörung und zahlreiche Schwerverletzte. Ein Siebenjähriger, der von einem solchen Detonationskörper getroffen wurde, kam mit lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus.

Von der Wucht einer Detonation wurden Häuserfassaden und Autos schwer beschädigt, viele Fensterscheiben gingen zu Bruch. Zwischenzeitlich hieß es, dass ein Gebäude einsturzgefährdet ist – bezüglich der Gefahr gab das Bezirksamt aber nun Entwarnung. „Die Standsicherheit des Gebäudes ist nicht gefährdet. Dies wurde gestern von einem Tragwerksprüfer überprüft“, sagte ein Sprecher des Bezirksamts Tempelhof-Schöneberg.

Jedoch sind 36 Wohnungen weiter unbewohnbar. Zudem zerbarsten die Scheiben einer Apotheke. Ein Feuerwehrsprecher sprach von einem „Schlachtfeld“, das der wohl nicht zugelassene Sprengkörper hinterlassen habe. Drei Personen wurden nach der Explosion festgenommen.

„Auf der Straße beschießen sie sich gegenseitig. Das hat mit einer Silvesterfeier nichts mehr zu tun“

Anwohnerinnen und Anwohner in Schöneberg berichten von apokalyptischen Szenen vor Ort. Eine Frau sei durch eine starke Detonation in der Silvesternacht aus dem Schlaf gerissen worden, berichtet der „tagesspiegel“. „Mein Bett steht direkt vor dem Fenster. Hätte ich das Rollo nicht heruntergezogen, wären die Scherben auf mich gefallen“, sagte sie demnach. Der Anblick des Wohnhauses sei erschreckend. „Fast alle Scheiben bei uns im Haus waren zerstört.“ Glaser sind derzeit damit beschäftigt, die Scheiben zu ersetzen.

Es habe dreimal gegen 2 Uhr morgens laut geknallt. „Das erste Mal war es vielleicht ein besonders lauter Böller, doch danach seien direkt hintereinander zwei Bomben hochgegangen“, sagte ein weiterer Anwohner, der ebenfalls von der Explosion geweckt worden sei. Der Boden in der Wohnung habe gebebt. „Das hatte Anschlagscharakter.“ Tiefe Risse und Krater zieren derweil die Fassade des Hauses – eine komplette Eingangstür sei durch einen der Böller weggerissen worden.

Auch zersprang die Fensterfront eines Kiosks, das sich neben dem zerstörten Wohnhaus in Schöneberg befindet. Der Inhaber äußerte sich gegenüber dem „tagesspiegel“ erschüttert. „Die Jugendlichen führen Krieg. Auf der Straße beschießen sie sich gegenseitig. Das hat mit einer Silvesterfeier nichts mehr zu tun“, sagte er. Spätestens jetzt sei er für ein absolutes Böllerverbot.

Das fodert nun eben auch die Gewerkschaft der Polizei. „An alle, die jetzt Scheindebatten führen: Wir brauchen eine Lösung, die zeitnah greift, damit wir im nächsten Jahr nicht wieder über zig Verletzte reden. Dazu zählt das Böllerverbot! Die Held*innen der Silvesternacht wurden mit allerlei Feuerwerkskörpern beschossen, die es frei verfügbar im Handel gibt. Das muss ein Ende haben“, so heißt es im Petitionstext.

Und: „Seit Jahren kommt die Debatte um ein Böllerverbot wenige Tage vor Silvester auf und erreicht dann am 1. Januar ihren Höhepunkt. Für den Rest des Jahres spricht kaum noch wer darüber. Das dürfen wir dieses Jahr nicht zulassen. Denn wir können nicht jedes Jahr die gleiche ergebnislose Leier spielen, wenn das Leben von Menschen durch frei verkäufliche Pyrotechnik mutwillig und fahrlässig gefährdet wird!“ News4teachers / mit Material der dpa / Titelfoto: Shutterstock

Hier geht es zu der Petition.

Nach Silvester-Krawallen: Deutscher Lehrerverband fordert Höchstquoten für Migrantenkinder an Schulen

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Unfassbar
9 Monate zuvor

Wie wäre es alternativ, dass die Eltern dazu verpflichtet werden, die gesellschaftlichen Normen und Werte selbst zu leben und an ihre Kinder weiterzugeben, die dafür gesorgt haben, dass in früheren Jahren und Jahrzehnten über Böller-, Messer- und Flaschenverbote nicht einmal nachgedacht werden muss?

Ureinwohner Nordost
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Dann wundert es mich sehr, warum die GdP so einen Terz um ein Böllerverbot angstellt.
Kennen die ihre eigenen Statistiken bei der Polizei nicht?
Gibt es einanderes Motiv?
Hat die allgemeine kinder- und Jugendkriminalität und die kinder- und Jugendböllerei nichts miteinander zu tun? (sind ja keine kriminellen Handlungen an sich,es sei denn…, dann haben wir aber wieder einen Anstieg der K- u JK)
Irgendwo steckt hier Unlogik

JoS
9 Monate zuvor

Ein Böllerverbot wäre auch vor 30 Jahren schon sinnvoll und angebracht gewesen. Damals hat das Thema nur keine mediale Aufmerksamkeit bekommen. Das war aber z.B. bei häuslicher Gewalt nicht anders. Heißt das jetzt, dass es damals keine häusliche Gewalt gegeben hat oder dass sich eventuell gesellschaftliche Normen weiterentwickelt haben?

Unfassbar
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Die Gewaltkriminalität war vor 20 Jahren im Vergleich zu heute in der Tat niedriger als heute. Bis 2014 ist sie deutlich zurückgegangen, weil die Menschen im Schnitt älter wurden. Seit 2015 haben wir wieder ein munteres steigen, insbesondere bei den Kindern unter 14.

Straftatverdächtige Kinder und Jugendliche 2023 | Statista

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Dann gibt es eigentlich nur die Schlussfolgerung, dass nicht die Anzahl, sondern die Intensität von Straftaten zugenommen hat. Sogenannte “Intensivtäter” schmeißen den Laden quasi im Alleingang.
Der Staat lässt sich am Nasenring durch die Manege führen.
Damit das mit der Bürgerpolizei funktioniert, braucht’s auch auf der anderen Seite – Bürger.
Denn: Irgendetwas muss ja geschehen sein, dass Sylvester so ausufert.
Oder meinen Sie in Bezug auf die Polizei: Heult gefälligst leiser! ?

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Mich würde interessieren: Wer kauft das Zeug und lässt es eskalieren? Gibt es dazu eine Studie?

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

😀 Pragmatisch sein: Ausgangssperre für Männer am 31. Dezember bzw sie dürfen nur unter Aufsicht einer Frau raus.

Mary-Ellen
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion
Tigerente
9 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Da ist wieder dieser ständige sinnlose Ruf nach den Eltern, der rein gar nichts bewirkt, weil die vernünftigen Eltern (die es ja gibt!) das ohnehin schon tun und Sie die unvernünftigen Eltern, die wahrscheinlich selbst “krawallböllern”, sich auch durch solche Rufe nicht beeindrucken lassen, sodass einfach nur alles so bliebe, wie es ist, wenn Sie nach den Eltern rufen.

Wie wollen Sie Eltern verpflichten? Grundgesetz? Erziehungsauftrag? Gibt es doch alles schon! Hilft’s? Die Schule hat übrigens auch einen Erziehungsauftrag. Laut Bundesverfassungsgericht. Also verpflichten wir die Schule, es zu tun, die dann sagt, “warum ich?”, die Eltern müssen es tun.

Kolumbus
9 Monate zuvor

Wenn 1 Million dafür demonstrieren würde, würde sich vielleicht etwas ändern. Aber so ist ein Sturm im Wasserglas und bringt genau Nullkommanichts.

Ureinwohner Nordost
9 Monate zuvor
Antwortet  Kolumbus

Ach wo, selbst 2 Mio. lassen die Politik eiskalt. Siehe Einführung von HARTZ IV, damals unter SPD/B90 GRÜNE.
Was wurde da demonstriert, erinnern Sie sich?

Tigerente
9 Monate zuvor

Im Prinzip haben Sie Recht. Aber gegen HartzIV sind niemals irgendwo gleichzeitig Massen auf die Straße gegangen. Nur das hätte gewirkt. 1 Million vor dem Reichstag in Berlin, nicht tausend hier und hundert da….

dickebank
9 Monate zuvor

Die Agenda 2010 mag diskussionswürdig gewesen zu sein, der größte teil der Maßnahmen aber vollkommen richtig – so die Streichung der Arbeitslosenhilfe und deren Zusammenlegung mit der Sozialhilfe.

Unfassbar
9 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Da passt die Erhöhung von Hartz IV um etwa 25% in den letzten paar Jahren ja sehr gut ins Bild. Oder auch nicht.

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  dickebank

Das bezweifle ich. Wieso soll ein Fünfzigjähriger, dessen Arbeitgeberfirma pleite gegangen ist einem Achtzehnjährigen, der überhaupt nicht vor hat, regelmäßig berufstätig zu sein, gleichgestellt werden?

Prölli
9 Monate zuvor
Antwortet  Kolumbus

Demonstrieren ist keine deutsche Kernkompetenz.

sagenHAFT
9 Monate zuvor
Antwortet  Prölli

Meckern hingegen schon.

Rüdiger Vehrenkamp
9 Monate zuvor

Woher kommts ist doch die große Frage? Bis weit in die 2000er hinein gab es zu Silvester keine Kleinkriege auf der Straße und dass Rettungskräfte angegangen wurden, las man selten bis gar nicht. In gewissen Stadtteilen ist dies inzwischen zum 31.12. Usus geworden und manche auf den sozialen Medien veröffentlichten Videos zeigen respektlose Jugendliche und sprechen davon, die Straße zu beherrschen und sich von der Polizei nichts sagen zu lassen.

Auch wir treffen bei unserer Arbeit auf Jugendliche und Familien, die von Grund auf den deutschen Staat verachten, obwohl auch unsere Arbeit von ihm (bzw. den Steuerzahlern) bezahlt wird. Die Themen dahinter sind ebenso vielschichtig, wie die soziale oder kulturelle Herkunft. Häufig ist es die generell westliche Lebensart, die abgelehnt wird. Oder man äußert Verachtung darüber, dass Deutschland Israel zur Seite steht. Unangenehme, aber reelle Themen.

Meine Familie und ich kaufen schon seit Jahren kein Feuerwerk mehr, dennoch bin ich gegen ein Verbot – denn die Gesinnung der Menschen ist hier das Problem und die ändert sich nicht, durch Verbote.

Hysterican
9 Monate zuvor

Komisch, bei der richtigen Gesinnung käme auch keiner auf die Idee, kleinkalibrige Gewehre, Reizgas, Handfeuerwaffen für den Verkauf frei zu geben und den Leuten zu erlauben, diese Waffen an bestimmten Tagen öffentlich zu verwenden.

Dieses Argument, dass ein Verbot nicht greifen kann, weil es nicht kontrolliert werden kann, ist absoluter Blödsinn – denn wir haben massenhaft Verbote, die nicht flächendeckend durchgesetzt werden können – die aber dennoch gelten.
Wird nan erwischt, dann brummt’s halt mal schmerzhaft im Portemonai – oder bei schwerern Verstößen setzt halt richtige Strafverfolgung ein – mit allen nehativen Konsequenzen.

Diese No-Go-Areas entstehen nur dort, wo sich schleichend die anarchistische Rechtswidrigkeit durchsetzt – ohne dass echte Konsequenzen zu befürchten sind und diese sogar garantiert ausbleiben.

Bin eigentlich kein Law and Order-Typ – aber zuweilen habe ich das dringende Bedürfnis, solchen Gefährdern oder Vollidioten die ganze Härte des Rechtsstaates angedeihen zu lassen – strafe Einen – erziehe Viele!!

Lass zunächst wenige unbestraft – ubd wundere dich nicht, wenn diese sich auf magische Weise “vermehren” – und dann so absurde Ansprüche entstehen, wie im Artikel benannt – “Die Straße gehört uns – wir lassen uns nichts verbieten!”

Ich sag’s mal so:
Wenn so asoziale Elemente vor 40 oder 50 Jahren sich öffentlich derart aufgeführt hätten, dann hätten sich garantiert genug Bürger gefunden, die “erzieherisch tätig geworden wären” – es hätte einfach richtig was auf’s Maul gegeben.
Das traut sich heute keiner mehr – selbst berechtigte nachdrückliche Ermahnungen werden von diesen Ars….öchern lächelnd ignoriert, weil diese wissen, dass unser Rechtssystem die Abweichler eher schützt als straft. Bsp: dreckige Schuhe auf den Sitzen der Straßenbahn – man mahnt an, das zu unteŕlassen – man kassiert dafür eine rüde Antwort oder angedrohte Prügel – ohne dass andere sich mit einschalten, um dieser Aufforderung Nachdruck zu verleihen – wird man physisch angegangen und wehrt sich erfolgreich, dann kann man sicher sein,dass die Anzeige gegen einen selbst sicher erfolgt und die Vollpfosten recht bekommen. Ergo: man lässt das.

Ein ganzes Dorf erzieht ein Kind!

Der Staat kapituliert an dieser Stelle – mit vielerlei Ausreden – warum man dieses oder jenes nicht verbietet bzw sanktioniert.

Dann seid doch so konsequent und erlaubt quasi alles – wenn die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit so schwierig ist.

Was sollen die Leute in Berlin und woanders machen, die sich nicht im Jahresrhythmus terrorisieren lassen wollen?
Sich einschließen und hoffen, dass sie verschont bleiben – oder einfach wegziehen?

Und was sollen die Sicherheitskräfte und Helfer der Feuerwehr und Sanitätsdienste machen?
Den Dienst verweigern, zuhause bleiben, in diesen Stadtvierteln die Leute sich selbst überlassen, Schwerverletzte auf der Straße liegen lassen, weil sie Angst haben müssen von diesen Subjekten mit “Waffen” angegriffen zu werden?

Böllerverbot sofort!
Die Eskalationen nehmen von Jahr zu Jahr zu!

Wir entwickeln uns zu einer grotesken Gesellschaft.

Besseranonym
9 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Ich gehe noch weiter: Es ist ok, wenn jemand durch Böller riskiert, eine Hand zu verlieren, wenn dies passiert. Es ist nicht ok, wenn er damit Sanis, Ärzte, Polizisten, THW Feuerwehr und Ehrenamtliche, Anlieger…. in Not und die Notaufnahmen zum Überlaufen bringt.
Was gibt ihm das Recht dazu?
Wenn er, weil er Böllern als sein Recht sieht, andere verletzt, ist dies als Straftat zu werten,
– auch wenn derjenige doof, unreif oder unerzogen ist.
Es kann / darf nicht sein, dass auch hier wieder weggesehen wird.

447
9 Monate zuvor
Antwortet  Besseranonym

Wird es aber.

Das macht es ja so lustig – sonst müsste man ja über den rüsseltragenden Dickhäuter in der Wohnstube sprechen.

Mary-Ellen
9 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Habe sämtliche angebotenen Petitionen für ein Böllerverbot unterschrieben.
Es wird wirklich nur noch grotesk!

(Und ist meiner Ansicht nach in dieser Form – Privatfeuerwerk- auch überhaupt nicht mehr zeitgemäß.)

Mary-Ellen
9 Monate zuvor
Antwortet  Mary-Ellen

Zu Recht gibt es inzwischen zahlreiche Vorschriften bzw. Verbote, wenn jemand privat Grünschnitt in seinem Garten verbrennen möchte.
Auch kommunale Osterfeuer unterliegen einem kontrollierten Abbrennen unter Fachaufsicht.

Zu Silvester aber darf jeder nach Belieben, ob alkoholisiert oder auch testosterongesteuert, Spreng-/Zündstoffe durch die Gegend schießen bzw. in Menschenansammlungen nach Lust und Laune detonieren lassen.

-mm-
9 Monate zuvor
Antwortet  Hysterican

Volle Zustimmung. Bin noch nie ein großer Fan von Sylvester Böllerei gewesen, aber hat halt dazugehört. Erinnere mich noch haargenau während der Milleniums-Feierlichkeit an brennende Haare vor mir, als unabsichtlich ein Feuerwerkskörper in die Menge flog. Aber mit voller Absicht den Sylvester-Abend zum Anlass nehmen um Menschen zu verletzen und Wohnungen etc. zu beschädigen ist eine Straftat und sollte auch als solche gefahndet werden. Wenn dabei Absicht nicht mehr von Spaß zu unterscheiden ist und der Spaß auf Kosten der Gesundheit Unbeteiligter geht, dann muss halt mal auf den Spaß verzichtet werden. Die römischen Spiele wurden ja auch abgeschafft.

JoS
9 Monate zuvor

“Bis weit in die 2000er hinein gab es zu Silvester keine Kleinkriege auf der Straße”

Das entspricht absolut nicht meinen Erinnerungen. Auch Ende der Neunziger habe ich Silvester als Kleinkrieg mit gezielten Raketenabschüssen in Menschenmengen, gesprengten Zigarettenautomaten, brennendem Müllcontainern und regelmäßig eskalierender Gewalt erlebt. Und das wohlgemerkt in einer eher ländlichen Gegend. In der Zeitung stand dann trotzdem immer “ruhiges Silvester ohne besondere Ereignisse”. Vielleicht hat sich vielmehr die Wahrnehmung durch die ständige Verfügbarkeit von Bild- und Videoaufzeichnungen verändert?

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Wirklich – wo? Ich bin noch bis vor zehn Jahren in Berlin auf die Straße gegangen und habe mit den Nachbarn mit Sekt angestoßen. Alt, jung, alle durcheinander. Eventuell hätte geholfen, dass man nicht jeden Mist online stellen könnte, fürs Leute abschießen gab es noch kein “Fame”

JoS
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

In einer Universitätsstadt in der tiefsten westdeutschen Provinz. Da hat man zwar nicht gefilmt, aber trotzdem Leute abgeschossen. Ein Freund von mir hat damals fast seine Hand verloren, weil ihm ein Fremder einen Böller in die Jackentasche gesteckt hat.
Die Erinnerung ist bei den meisten Menschen trügerisch, man neigt zur Verklärung.

Realist
9 Monate zuvor

Mir fehlt hier die Rolle und Verantwortung der Schulen und Lehrkräfte!

Gerade der Kontext “Böllern zu Silvester” bietet eine unglaublich reichhaltige Lernsituation von der sowohl Schüler als auch Lehrkräfte profitieren können!

Warum nicht in der letzten Schulwoche vor den Weihnachtsferien eine Projektwoche “Böllern, aber richtig!” statt Rumgammeln, Filme gucken und Kahoot spielen. Die Motivation wäre doch unglaublich!

  • Der Chemielehrer könnte eine Unterrichtseinheit zum CE-konformen Böller-Basteln anbieten. Die Anknüpfungspunkte zum ansonsten oft todlanweiligen theoretischen Formel-Gesabbel sind offensichtlich!
  • Die Biologielehrerin könnte auf die gesundheitlichen Aspekte eingehen: Wie viel Knall verträgt das menschliche Gehör, wie hoch darf die Explosivkraft sein, bevor es einem die Hand abreißt? So kann man die Grenzen austesten ohne sich und andere zu gefährden. Interessanter als das Sezieren von Amöben ist das allemal.
  • Der Sozialwissenschaftslehrer könnte die rechlichen Aspekte ausloten: Was ist erlaubt, was nicht? Wie verhalte ich mich richtig, wenn ich doch einmal von der Polizei erwischt werde? Lebensnäher für die Jugendlichen als sich über politische Institutionen und Politiker zu echauffieren!
  • In Physik oder Mathematik könnte man die optimale Flugbahn berechnen, um wirklich jedes Ziel zu treffen. Gerade in der heutigen geopolitischen Situation eine unverzichtbare Fähigkeit, die selbst dem unwilligsten Schüler einleuchten sollte! Endlich ist die pq-Formel zu etwas nützlich!

Und dann zu Silvester das Highlight: “Betreutes Böllern der Schulgemeinschaft und Aufsicht der Lehrkräfte.” Andere müssen zu Silvester schließlich auch arbeiten. Und damit ist die Schuld- und Haftungsfrage, wenn etwas passiert, gleich mit geklärt und man muss sich nicht an Minderjährige halten, bei denen sowieso nicht zu holen ist.

Es gib so vieles, was man tun könnte. Stattdessen gleich wieder der Aufschrei nach “Verboten”, obwohl der nächste Schulpreis und das nächste Lob der Bildungs”wissenschaftler” so nahe liegen…

\Sarkasmus

ErhardHugo
9 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Eine sehr realistische Sicht auf Schule, frei von jeglicher Sachkenntnis. Weiter so!

Tigerente
9 Monate zuvor
Antwortet  ErhardHugo

Sie haben “Sarkasmus” überlesen, vermute ich.

Patricia
9 Monate zuvor
Antwortet  Tigerente

Warum nicht in der letzten Schulwoche vor den Weihnachtsferien eine Projektwoche “Böllern, aber richtig!” statt Rumgammeln, Filme gucken und Kahoot spielen.
Ersetze “Böllern, aber richtig!” durch “Unterricht”.
Das ist dann nicht Sarkasmus, sondern Satire. Tatsächlich findet in der letzten Schulwoche vor den Weihnachts-, Oster-, Pfingst-, sonstwas -ferien nichts mehr statt.
Aber sich wundern, dass die Gesellschaft verdummt.

dickebank
9 Monate zuvor
Antwortet  ErhardHugo

Ja, und das ist der wesentliche Grund (die fehlende Sachkenntnis), dass so ein Vorschlag zum Diskussions- und Maßnmahmenpapier der KMK werden könnte.

Besseranonym
9 Monate zuvor
Antwortet  ErhardHugo

Wohnen Sie in bewusstem Turm, dessen Bewohner für so feine Nuancen wie real – überspitzt, rhetorisch, sarkastisch, humorvoll so gar kein Verständnis haben 😉
oder liegts an der Lesekompetenz an sich?
Ooooh, einer mehr, weitverbreitete Erkrankung, morgen geht’s in der Anstalt weiter.
Sie sind nicht allein.

Hysterican
9 Monate zuvor
Antwortet  Realist

Ohhh, vorsicht!!
Du weißt doch, dass auch andere hier mitlesen und dann plötzlich auf genau diese so schön ausgeführten Ideen verfällt ubd dieses für die letzte Woche vor den Weihnachtsferien curricular festlegen möchte.
Denn eines wissen wir sehr genau:
Die können weder Ironie noch Sarkasmus. (Sic! Erhardhugo)

447
9 Monate zuvor

Faszinierende Lösung.

Man muss einfach nur die Böller verbieten, sehr elegant.

Steht da ein brüllender, trampelnder Elefant im Rau…oh, neh, war wohl nur Einbildung.

Böllerverbot jetzt – dann kauft auch keiner mehr (sogenannte) Polenböller oder Kugelbomben im LIDL.

Apropos (sogenannte) Polenböller – wie war Silvester eigentlich dort? Weiß da jemand was von Bränden, Randalen oder weggesprengten Fensterscheiben?

Kater Karlo
9 Monate zuvor
Antwortet  447

Wenn Böllern generell verboten wäre, fielen die paar, die Kugelbomben in Wohnhäuser abfeuern vermutlich etwas stärker auf, als im allgemeinen Gewimmel. Bonus: weil die Einsatzkräfte nicht 100 weggesprengte Finger versorgen müssen und an zig Einsatzorten gleichzeitig sein müssen, könnten die, die dann noch aus dem Rahmen laufen, vielleicht auch zügiger gefasst werden.

Hysterican
9 Monate zuvor
Antwortet  447

Nein, eine kurzfristig durchgeführte Straßenumfrage in Polen führte zu dem Ergebnis, dass diese Exzesse dort nicht vorkommen. Häufig getätigte Aussage auf die Nachfrage nach “Polenböllern und Kugelbomben”:
“Wir sind doch nicht so blöd, diesen Dreck allen Ernstes zu verwenden – das machen nur hurnamputierte Idioten!”

JoS
9 Monate zuvor
Antwortet  447

“Steht da ein brüllender, trampelnder Elefant im Rau”

Ja: Dass es nicht sinnvoll ist, Besoffenen Sprengstoff in die Hand zu geben. Und zwar ganz unabhängig von deren Herkunft. Silvester war schon in meiner Jugend Krieg, damals hat es nur niemanden gestört bzw. man hat es nicht so sehr mitbekommen, weil nicht jeder eine tragbare Kamera in der Tasche hatte.

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  JoS

Ich kenne es aus meiner Jugend nicht. Wir sind um die Häuser gezogen und hatten Spaß, auch die jungen Frauen. Meine Töchter in Berlin gehen nur auf private Feiern, nicht mehr so aus, sind am 31. Dezember ja nicht lebensmüde ( Auto wurde auch nicht öffentlich geparkt)

JoS
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Ich kenne es so. Und ich gehe schon seit über 15 Jahren nicht mehr an Silvester aus, eben weil so eine aggressive Stimmung herrscht. Das ist wirklich nichts neues.

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  447

Der Kram ist nur für den Export.

Tigerente
9 Monate zuvor

Ich denke, es ist richtig, dass das “Krawallböllern” gegenüber früher zugenommen hat, aber ich denke, ein Aspekt ist auch, dass sich die Pyrotechnik in den letzten Jahrzehnten weiterentwickelt hat und – leider – bestimmte Menschengruppen auf immer lautere und gewaltigere Böller setzen. Nachfrage => Angebot!!!

Krasse Böller (Polenböller) sind ja bei uns verboten. Man beschafft sie sich heimlich. Man müsste mal die Polen fragen, warum sie das zulassen! Auch ein Problem, das nicht an den Grenzen Halt macht. Sind wie eine EU oder sind wir keine EU?

Meiner Meinung nach kann kurzfristig zweierlei geschehen:

  1. Massive staatliche Werbeaktionen vor Silvester gegen “Krawallböllern” (Plakataktionen, Fernsehwerbung). Geht doch für andere Dinge auch!!!
  2. Schnelle und härtere Strafen bei Verbotsübertretungen rund um Silvester.
JoS
9 Monate zuvor
Antwortet  Tigerente

Die schnellen und harten Strafen scheitern schon an der schieren Anzahl an böllernden Menschen auf den Straßen und der damit einhergehenden Überforderung der Polizei. Das Problem lässt sich aber einfach lösen: Wenn Böller verboten sind, muss man einfach nur dorthin gehen/fahren, wo es trotzdem knallt. So hat man in kürzester Zeit die Ordnung wiederhergestellt, ohne irgendwelche negativen Nebenwirkungen.

Unfassbar
9 Monate zuvor
Antwortet  Tigerente

Besonders Nummer 2. Der “Raketen-Raudi” wie die BILD-Zeitung den Typen, der eine Rakete durch ein geschlossenes Fenster in ein Kinderzimmer geschossen und das bei TikTok veröffentlicht hat, viel zu verharmlosend genannt hat, könnte mit gutem Beispiel vorangegangen werden.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Zu diesem Vorfall hier ein interessanter link!
https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2025/01/influencer-berlin-rakete-wohnung-westjordanland-instagram.html
Vor allem den letzten Absatz fand ich …. sehr interessant!

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  potschemutschka

Berlin ist unter anderem ein Ziel für Krawalltouristen weltweit.

So wie früher deutsche Autobahnen Ziel für Touristen waren, die mal ” richtig schnell ” fahren wollten. Letzteres hat sich nur relativiert wegen der vielen Baustellen.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

So is es! Leider! Interessant fand ich aber die Aussage des Krawall-Touristen, dass er sich hier nicht wohl fühlt und nicht wieder nach DE kommen will. Naja, wie kann man diesen armen Menschen auch einfach so verhaften. Scheint in seiner Heimat lockerer zuzugehen. ???

Chris
9 Monate zuvor

Was nutzt ein Böllerverbot, wenn es nicht durchgesetzt wird? Mit einem Verbot werden doch nur wieder die Bürger bestraft, die sich eh an die Regeln halten. Jene, die den hier beschriebenen “Krieg” führen, kaufen ihre Böller eh verbotenerweise in Polen und scheren sich eh nicht um die Gesetze. Man würde also mit einem Verbot mal wieder die Falschen treffen.

JoS
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Das ist halt Unsinn. Die Straftäter verstecken sich derzeit bequem hinter der Masse an böllernden Menschen. Wenn es generell nicht mehr knallen darf, kann man viel leichter die Straftäter finden und sanktionieren. Hat doch während Corona hervorragend funktioniert.

sagenHAFT
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Genauso könnte man sagen, Diebstahl zu verbieten, trifft die Falschen, nämlich die, die sowieso nicht stehlen, während sich die anderen ja eh nicht dran halten. Offensichtlich, sonst gäbe es ja keinen Diebstahl mehr.

Was meinen Sie denn, warum er trotzdem verboten ist?

Chris
9 Monate zuvor
Antwortet  sagenHAFT

Moment mal, Polenböller und Kugelbomben sind heute schon verboten. Und trotzdem wird damit Krieg auf den Straßen veranstaltet und die Polizei sowie Feuerwehr direkt angegriffen.

Das Problem sind nicht die Verbote, die gibt es sogar schon. Das Problem ist, daß die Staatsgewalt die Verbote nicht durchsetzt. Im europäischen Ausland würde es niemand wagen einen Polizisten mit Feuerwerkskörpern zu beschießen, dort müßte er nämlich damit rechnen, dass der Polizist in Notwehr das Feuer erwidert. Auch hätte es keinen Terroranschlag wie den in Magdeburg gegeben. Der Attentäger wäre gar nicht so weit gekommen.

sagenHAFT
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Aha, bisschen kurzsichtig, oder? Es gibt immer wieder Terroranschläge außerhalb von Deutschland.

Michael K.
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Ja, ich stimme sagenHaft zu. Nach Ihrer Logik bringt ein Verbot von Diebstahl nichts, denn das Verbot konnte bislang nirgendwo auf der Welt durchgesetzt werden. Die, die unbedingt stehlen wollen, stehlen trotzdem. Schaffen wir also das Verbot von Diebstahl ab?

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  Chris

Bogotá in Kolumbien ist eine der gefährlichsten Städte der Welt mit einer überdurchschnittlichen Mordrate.
Da gibt es ein Böllerverbot!
Und funktioniert!

Lisa
9 Monate zuvor

Aus Kostengründen leider abgeschafft: Früher war in einigen Städten, besonders Kurorten, Böllerverbot. Dafür machte die Stadtverwaltung ein tolles Feuerwerk mit richtig hochwertiger Pyrotechnik. Ich sehe so etwas gerne – Begeisterung!
Die Böllerei braucht kein Mensch, schadet Mensch und Haus- und Wildtieren, ist umweltschädigend, verstärkt COPD und Asthma ( zumindest bei Inversionswetterlage wie 2025) und retraumatisiert Kriegsflüchtlinge ( also die, die wirklich Bomben und Angriffe erdulden mussten) Es gibt also nur Contra, kein Pro außer einer nebulösen ” Freiheit” Schlicht ein archaisches Ritual. Wir opfern ja auch keine Ziegen mehr auf einem Altar – kann also weg!
Ich möchte die Petition unterschreiben, wo finde ich sie?

Lisa
9 Monate zuvor
Antwortet  Redaktion

Danke:)

JoS
9 Monate zuvor
Antwortet  Lisa

Volle Zustimmung. In einigen Städten gibt’s dafür im Sommer richtig schönes Feuerwerk zu sehen. Auch wenn ich persönlich denke, dass man im Sommer witterungsbedingt deutlich mehr davon hat, könnte man das doch auch an Silvester veranstalten.

Mary-Ellen
9 Monate zuvor

Und wieder meinen jedes Jahr um die gleiche Zeit irgendwelche Individuen, mich in meiner Freiheit, in meinem Wohngebiet spazieren zu gehen, einzuschränken.
Ich bin es leid, zu Fuß unterwegs tagelang von unangekündigten Böllern “überrascht” zu werden, will nicht mehr Tage vor und nach Silvester mit dem Fahrrad einen großen Umweg nach der Arbeit nehmen müssen.
Ich möchte meine Wohnung lüften können, ohne Sorge zu haben, explosiven “Besuch” zu bekommen, von der verpesteten Luft und der akustischen Dauerattacke ganz zu schweigen.
Und ich würde in den Tagen vor und nach Silvester gern nachts halbwegs störungsfrei schlafen können.
Ich rede hier noch nicht mal von Kriminellen, sondern von denjenigen, die meinen, Silvester einfach auf mehrere Tage ausdehnen zu müssen.

Wie sieht es denn hier bitte mit MEINER Freiheit aus?

AlterHase
9 Monate zuvor

Die Täter kommen eben leicht davon, wenn das Monate später vor Gericht verhandelt wird. Dann ist vieles nicht mehr nachweisbar, Gedächtnislücken werden geltend gemacht usw. Und die Justiz ist überlastet und stellt viele Verfahren vorher ein. Die markigen Sprüche wie “Härte des Gesetzes anwenden” kommen immer von den Innenministern, die gar nicht zuständig sind. Das sind nämlich die Justizminister.

potschemutschka
9 Monate zuvor
Antwortet  AlterHase

… und im Moment ist auch noch Wahlkampf in DE!

sagenHAFT
9 Monate zuvor

Was sagen Sie zum BGB? Lauter Verbote! Abschaffen???