STUTTGART. Was kann die Bildung in Deutschland besser machen? Über diese Fragen haben die Mitglieder im Bürgerrat Bildung und Lernen ausführlich und kontrovers diskutiert. In ihren neuesten Empfehlungen plädieren sie neben einer Kita-Pflicht und der Abschaffung von Hausaufgaben auch für mehr Mitbestimmung und bessere Demokratiebildung. Vor allem zeigt ihre Arbeit aber, wie eine lebendige Demokratie funktionieren kann – und wie wichtig es ist, die Perspektiven von Kindern und Jugendlichen ernst zu nehmen. Über ihre Erfahrungen sprechen Mitglieder des Bürgerrats Bildung und Lernen auf der Didacta in Stuttgart am 13. Februar auf der Didacta in Stuttgart unter dem Titel „Bürgerrat Bildung und Lernen: Was Bürgerinnen und Bürger sich für Kita und Schule wünschen“.

Bereits seit 2021 ist der Bürgerrat Bildung und Lernen bundesweit aktiv. Das Besondere: Anders als andere Bürgerräte wurde er nicht von einem politischen Gremium eingesetzt, sondern von der unabhängigen und gemeinnützigen Montag Stiftung Denkwerkstatt ins Leben gerufen. Und: In ihm arbeiten auch Kinder und Jugendliche mit. „Das ist einfach ein krasser Reality-Check, wenn man Kinder befragt“, sagt die Bürgerrätin und Kindheitspädagogin Julia Hahn, die auf der Didacta mitdiskutieren wird und von Beginn an im Bürgerrat Bildung und Lernen dabei ist. „Sie sind es, die jeden Tag in der Schule sitzen und sie sind Experten für ihre eigene Lebenswelt. Sie können am besten sagen, was ihnen fehlt. Für den Bürgerrat ist das eine große Bereicherung.“
Insgesamt haben im Bürgerrat bereits 700 zufällig ausgewählte Menschen aus ganz Deutschland mitgearbeitet, die einen Querschnitt der Bevölkerung abbilden und sich in wechselnder Zusammensetzung immer wieder getroffen haben. Die übergeordnete Frage ihrer Arbeit der letzten beiden Jahre lautete dabei „Chancengerechtigkeit: Wie viel Freiheit braucht das Lernen?“. Nach unzähligen Arbeitsrunden und kontroversen Diskussionen haben sich im November 2024 stellvertretend 120 Bürgerratsmitglieder zusammen mit 20 Schülerinnen und Schülern auf 19 Empfehlungen geeinigt. Diese nehmen die gesamte Bildungskette in den Blick, von frühkindlicher Bildung, über schulische Bildung bis zur beruflichen Bildung.
„Ich finde es wichtig, dass Kinder die Möglichkeit haben, mitgestalten zu dürfen. Und dafür müssen wir ihnen Raum geben – nicht nur im Bürgerrat, sondern von Anfang an“, sagt Julia Hahn. „So lernen Kinder, wie wichtig es ist, unterschiedliche Meinungen zu respektieren und tragfähige Lösungen zu finden.“ Ein Vorschlag des Bürgerrats für den Bereich der frühkindlichen Bildung lautet daher: „Kinder mitbestimmen lassen.“
Erfahrungen mit Schulen teilen
Damit passen die Erfahrungen und Diskussionen des Bürgerrats zum diesjährigen Leitthema der Didacta: „Demokratie braucht Bildung – Bildung braucht Demokratie!“ Denn nicht nur hat sich der Bürgerrat Bildung und Lernen mit aktuellen Herausforderungen im Bildungssystem beschäftigt, er hat auch Erfahrungen gesammelt, wie Demokratie aktiv gelebt werden kann. Diese Erfahrung möchte der Bürgerrat gerne auch an Schulen weitergeben, beispielsweise in Form von Schulwerkstätten, die die Grundlage für die Arbeit des Bürgerrats mit Kindern und Jugendlichen sind.
„In diesen Werkstätten entsteht ein anderes Momentum des Aushandelns und damit ein ganz anderes Verständnis von Vertretung und von Demokratie. Und ich glaube, dass es ein solches Verständnis von Demokratie Bildungseinrichtungen voranbringen würde“, so Dr. Karl-Heinz Imhäuser, Vorstand der Montag Stiftung Denkwerkstatt. Als Initiator des Bürgerrats Bildung und Lernen ist er zudem überzeugt davon, dass die Beteilung von Bürgerinnen und Bürgern in Form vom Bürgerräten eine Bereicherung für die Demokratie ist – wenn die Politik auch davon etwas annimmt.
Imhäuser: „Der Bürgerrat Bildung und Lernen ist wie ein Seismograf für unsere Gesellschaft. Und damit ist er auch ein Geschenk für die Politik, denn die Politik kann ein Gefühl dafür bekommen, wo Spannungen sind und wo in unserer Gesellschaft Mehrheiten zu finden sind, für das, was sich verändern sollte.“ Aus diesem Gedanken heraus ist es nun das Ziel des Bürgerrats, auf Grundlage der erarbeiteten Empfehlungen mit verschiedenen Ebenen in den inhaltlichen Austausch zu gehen, zum Beispiel mit Schulleitungen, mit Fachverwaltungen und Kultusministerien.
Der Bürgerrat auf der didacta
Ein Anlass, die Debatte noch weiter zu öffnen und in die Breite zu tragen. Am 13. Februar diskutieren daher Vertreter des Bürgerrats Bildung und Lernen auf der Didacta über ihre Ziele und Ideen für die Bildung in Deutschland.
Wann: 13.02.2025, 10:30-11:15 Uhr
Ort: Forum Bildungsperspektiven (Halle 5, 5C40)
Inhalt: „Bürgerrat Bildung und Lernen: Was Bürgerinnen und Bürger sich für Kita und Schule wünschen.“
Es diskutieren:
Dr. Karl-Heinz Imhäuser ist Vorstand der Carl Richard Montag Förderstiftung und der Montag Stiftung Denkwerkstatt. Er unterrichtete zwanzig Jahre an Förder-, Haupt- und Realschulen. Er ist Mitglied des Expertenkreises „Inklusive Bildung“ der Deutschen UNESCO-Kommission e. V. Bonn, Kuratoriumsmitglied der IBA Heidelberg und Herausgeber zahlreicher Stiftungsveröffentlichungen im Bereich Schulbau und Inklusion.
Andrej Priboschek war bildungspolitischer Redakteur der Rheinischen Post in Düsseldorf, bevor er als Sprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit ins Ministerium für Schule und Weiterbildung des Landes Nordrhein-Westfalen wechselte. Später war der Journalist und Sozialwissenschaftler im Institut für Schulentwicklungsforschung der TU Dortmund tätig, bevor er die Agentur für Bildungsjournalismus gründete.
Julia Hahn (26) ist Kindheitspädagogin und Mutter einer zweijährigen Tochter. Seit 2021 ist sie Mitglied im Bürgerrat Bildung und Lernen.
Maximiliane Junghans (13) ist Schülerin am Gymnasium Kirchheim bei München und Mitglied im Bürgerrat Bildung und Lernen.
Hier lassen sich die vollständigen Empfehlungen des Bürgerrats Bildung und Lernen herunterladen: www.buergerrat-bildung-lernen.de/empfehlungen/
Weitere Informationen zum Bürgerrat: www.buergerrat-bildung-lernen.de
Der Podcast „Bildung, bitte!“, unter anderem mit Marina Weisband und Julia Hahn zum Thema Demokratiebildung: https://www.buergerrat-bildung-lernen.de/bildung-bitte/
Pressekontakt
Sabine Milowan
Leiterin Montag Stiftung Denkwerkstatt
Pressesprecherin
Telefon +49 (0) 228 26716-633
s.milowan@montag-stiftungen.de
Über die Montag Stiftung Denkwerkstatt
Die Montag Stiftung Denkwerkstatt ist eine unabhängige gemeinnützige Stiftung und gehört zu den Montag Stiftungen in Bonn. Im Sinne des Leitbilds der Stiftungsgruppe „Handeln und Gestalten in sozialer Verantwortung“ übernimmt sie die Aufgabe, gesellschaftlich relevante, zukunftsweisende Themen aufzuspüren, den konstruktiven Austausch mit Menschen aus unterschiedlichen Lebenswelten zu suchen und soziale Veränderungsprozesse anzustoßen. Die Montag Stiftung Denkwerkstatt konzipiert, moderiert und organisiert Veranstaltungen, Dialogforen und Werkstätten für unterschiedliche Teilnehmerkreise, für Expertinnen und Experten verschiedener Fachgebiete ebenso wie für die allgemeine Öffentlichkeit.
Dies ist eine Pressemitteilung der Montag Stiftung Denkwerkstatt.