KÖLN. Ein Papier, das für Offenheit sorgen soll, sorgt zunächst für Streit: Die Schulkommission der Deutschen Bischofskonferenz arbeitet an einer Handreichung zum Umgang mit queeren Jugendlichen an katholischen Schulen – mit dem Ziel, Diskriminierung zu verhindern und Vielfalt sichtbar zu machen. Doch noch vor der Veröffentlichung wird der Entwurf heftig attackiert.

Von außen modern – innen rückwärtsgewandt? Bei der Eröffnung des neuen katholischen Bildungscampus in Köln-Kalk prallten unlängst Welten aufeinander: Während Kardinal Rainer Maria Woelki Vielfalt predigte („Der Campus begleitet Schülerinnen und Schüler in einer prägenden Lebensphase – unabhängig von Herkunft oder familiärem Umfeld“), wurden Regenbogen-Symbole auf dem Fest offenbar gezielt unterdrückt. Für viele war das ein fatales Signal – zumal ausgerechnet an einer Bildungseinrichtungen, die sich selbst als „Schule für alle“ versteht (News4teachers berichtete).
„Ich finde es unsäglich, welch große Angst man vor Menschen zu haben scheint, die ein Symbol der Freiheit, des Friedens und der Toleranz zeigen – und das an einer Schule, die beansprucht, für alle da zu sein.“ So empörte sich eine Gemeindereferentin, nachdem sie bei der Eröffnungsfeier Sticker mit Regenbogen-Motiven verteilt hatte – und vom Gelände verwiesen wurde.
Der Streit um die Sichtbarkeit queerer Zeichen bringt eine Grundsatzfrage auf die Tagesordnung: Wie offen dürfen katholische Schulen mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt umgehen – und wie offen wollen sie überhaupt sein? Diese Fragen will eine neue Handreichung der Schulkommission der Deutschen Bischofskonferenz aufgreifen – zumindest auf dem Papier. Unter dem Arbeitstitel „Geschaffen, geformt und geliebt – Sichtbarkeit und Anerkennung der Vielfalt sexueller Identitäten in der Schule“ wird derzeit innerkirchlich ein rund 20-seitiger Textentwurf diskutiert, wie die Katholische Nachrichtenagentur kna berichtet. Benanntes Ziel: Diskriminierungen gegen queere Schülerinnen und Schüler verhindern, stattdessen Offenheit und Dialog fördern.
Doch bezeichnenderweise handelt es sich laut Bericht nicht um ein offizielles Papier der Bischofskonferenz, sondern nur um eine Veröffentlichung der Schulkommission unter Leitung von Bischof Heinrich Timmerevers – was kirchenpolitisch einem halbherzigen Kompromiss gleichkommt. Zwar mache das symbolisch kaum einen Unterschied, heißt es intern. Doch inhaltlich ist die Richtung klar: lieber Impulsgeber als kirchliches Bekenntnis.
Vielfalt anerkennen – aber ohne Sexualmoral?
Der Textentwurf spricht sich für eine Schule aus, „die allen Schülerinnen und Schülern Raum gibt, also auch nicht-binären und nicht-heterosexuellen Jugendlichen, sie sichtbar macht und achtet“. Es gehe darum, „bestehende Irritationen und Verunsicherungen im Umgang mit der Vielfalt sexueller Identität zu benennen und abzubauen“. Die Schule soll ein Ort sein, „in dem Kinder und Jugendliche Gewissheit über ihre sexuelle Orientierung und geschlechtliche Identität erlangen können“. Queerfeindliche Vorurteile, Mobbing und Diskriminierung dürften keinen Platz haben.
Dabei verzichte der Entwurf bewusst auf „sexualmoralische Beurteilungen“, heißt es. Stattdessen wolle man „schulpädagogische Akzente setzen“, etwa durch geschlechtergerechte Sprache oder spezifische Handlungsempfehlungen für Lehrkräfte, Schülervertretungen und Schulleitungen. Für Religionslehrkräfte enthält der Text ein eigenes Kapitel.
Zustimmung an der Basis – Kritik an der Spitze
Der Hintergrund: In einer Umfrage des Berliner Instituts für christliche Ethik und Politik hatten rund 2.000 Schülerinnen, Schüler, Lehrkräfte und Eltern an katholischen Schulen den Umgang mit sexueller Vielfalt als wichtige Schulaufgabe benannt. Rund 20 Prozent gaben an, Diskriminierungen gegen queere Jugendliche erlebt oder beobachtet zu haben.
Doch die Kirchenleitung tut sich offenbar schwer mit dem Papier. Zwar habe es aus den Schulabteilungen der Bistümer Zustimmung gegeben, wie es heißt. Doch im Ständigen Rat der Bischöfe wurde zuletzt heftig diskutiert. Kritiker fordern sogar, das Papier komplett einzustampfen – was jedoch als unwahrscheinlich gilt.
Besonders laut: der Tübinger Moraltheologe Franz-Josef Bormann, der dem Entwurf vorwirft, „unwissenschaftlich“ und „von Wohlfühl- und Akzeptanz-Rhetorik getragen“ zu sein. Wörtlich kritisierte er: „Das Papier verschweigt die medizinischen und psychologischen Probleme vieler queerer oder trans-empfindender Jugendlicher.“ Es fehle eine klare Haltung im Sinne der katholischen Morallehre, insbesondere werde der Grundsatz der Zweigeschlechtlichkeit relativiert.
„Lehrer müssen zum Beispiel wissen, dass eine große Anzahl von Kindern, die trans empfinden, behandlungsbedürftige psychische Begleiterkrankungen hat. Sie benötigen psychotherapeutische Unterstützung“, so Bormann. „Und das Papier unterschlägt zudem, dass die allermeisten Unsicherheiten über die eigene geschlechtliche Identität nur zeitlich befristet sind.“
Der Entwurf selbst bleibt bei medizinischen Fragen bewusst vage, so heißt es in dem kna-Bericht. Zwar wird erklärt, dass es bei Kindern bis zur Pubertät zu „Inkongruenzen“ zwischen körperlicher und seelischer Geschlechtsidentität kommen könne – ob und wann geschlechtsverändernde Eingriffe sinnvoll seien, wird jedoch offengelassen. Stattdessen will man das Thema ins Zentrum der Bildungsarbeit rücken. Wörtlich heißt es im Entwurf: „Das Wachhalten der Gottesfrage zeigt sich als erstes darin, die Vielfalt sexueller Identität nicht vor der Gottesfrage abzuschirmen und sie allein der Sexualpädagogik zu überantworten.“
Zwischen Praxis und Politik: Die Realität an den Schulen
Längst ist das Thema queerfreundlicher katholischer Schulen keine graue Theorie mehr. Im Erzbistum Hamburg gibt es ein entsprechendes Rahmenkonzept, in Freiburg unterrichtet eine Transperson als Religionslehrkraft, und im Bistum Passau wurde eine Schule als queerfreundlich ausgezeichnet – organisiert von einer AG Queer, die sich für mehr Sichtbarkeit einsetzt. Doch auch hier gibt es Grenzen: Bischof Stefan Oster verweigert Segensfeiern für queere Paare. AG-Sprecherin Rebecca Sürth kritisiert: „Wir organisieren Queer-Gottesdienste, aber dürfen queeren Paaren nicht den Segen Gottes zusprechen.“
Vor diesem Hintergrund bekommt der Streit in Köln-Kalk eine zusätzliche Brisanz. Das Erzbistum betonte in einer Stellungnahme, man bedauere „wenn der Eindruck entstanden ist, dass nicht alle willkommen sind“. Doch viele Eltern lassen das nicht gelten. Eine Mutter befand gegenüber dem Kölner „Stadt-Anzeiger“: „Wenn mein Kind queer ist, ist es hier nicht erwünscht.“ News4teachers
Wie kann man denn als Kirche das Zeichen des Regenbogens, des Bundes zwischen Gott und allen Lebewesen auf der Erde, ablehnen?
https://www.katholisch.de/artikel/30358-der-regenbogen-zeichen-fuer-diversitaet-mit-religioeser-symbolik
Im Nachsatz:
“… und zeigen, dass Gottes Bund sowie die Zusage seines Segens allen Menschen gilt, ganz gleich wie bunt und schillernd ihr Leben sein möge.”
Ziemliche Verklärung christlicher, bibelbasierter Moral- und knsb. Sexualdoktrin.
Knsb?
hmmm…
königlicher Niederländischer Schachbund
Konföderation der unabhängigen Gewerkschaften Bulgariens
DWDS, Wortschatz von 1600 bis heute: „Es tut uns leid, Ihre Anfrage knsb ist nicht in unseren gegenwartssprachlichen lexikalischen Quellen vorhanden.“
Sie schreiben doch sonst ellenlang, wo kommen denn nun die Abkürzungen her?
-k+i
Interessant, was ein Tippfehler so auszulösen vermag….
Gute Neuigkeiten: https://taz.de/Anders-als-der-Bundestag/!6103699/
Ich kann Ihre Freude nur erahnen! 🙂
Weil? Habe ich mich je zu dem Thema irgendwie, insb. normativ, geäußert, dass Sie einen Anhaltsounkt für Ihre arbiträre ‘Ahnung’ hätten? Eben. Nein.
Da bin ich tatsächlich auf Sie hereingefallen, ich weiß doch eigentlich, dass Sie keine Haltung zeigen 😉
Also Kreuze nein, Deutschlandflaggen ja und Regenbogenfahnen… oh was wird es wohl sein…
Also haben Sie mal wieder rain zufällig NICHTS an Inhalten?! Einzig Ihren ideologischen Haltungsfetisch? 🙂
Grundsätzlich stellt sich ja wie beim Schwangerschaftsabbruch die Frage, warum Kirchenrecht über die grundgesetzlich garantierten rechte gestellt wird.
Für mich haben Religionen – jeglicher Form – im Bildungssystem nichts verloren. Das sieht das Grundgesetz anders, ich verteidige grundsätzlich das Grundgesetz … aber diesen Punkt könnte man wirklich ändern, ich halte auch nichts von Religionsunterricht.
Danke Herr Bormann, wer will da noch Quellen (augenroll)
Aber ENDLICH haben wir eine Ausweichdiskussion zum Thema. Jetzt können wieder alle ganz eifrig gegen die Kirche holzen, obwohl sie genau die gleiche Queerfeindlichkeit pflegen -__-
https://www.news4teachers.de/2025/06/streit-um-regenbogenflagge-im-hort-eltern-klagen-und-verlieren/
Von Eltern, die als Masse einen Querschnitt aus der Gesellschaft mit allen Vor- und Nachteilen abbildet, erwartet man aber auch nichts. Es ist bei solchen Themen vollkommen klar, dass aus der großen Masse der Eltern sich ein paar hervortun müssen, die dann leider auch noch die größte Klappe haben.
Von einem Träger für eine Schule, kann ich aber anderes erwarten. Da kann ich und muss ich meiner Meinung nach gewisse Werte vertreten, was hier nicht stattfindet.
“Es ist bei solchen Themen vollkommen klar, dass aus der großen Masse der Eltern sich ein paar hervortun müssen, die dann leider auch noch die größte Klappe haben.”
Bitte ein wenig mehr Respekt vor dem Amt der Bundestagspräsidentin!
Aber ich bin mir sicher, alle im Forum stehen voll hinter der Botschaft der Regenbogenflagge und versuchen defitiv nicht, die eigene Queerfeindlichkeit hinter angeblicher Kirchenkritik zu verstecken 😉
Aber ja, Sie und ich dürfen uns an anderer Stelle freuen, wo die Queergegner*innen nicht das Sagen haben (https://www.tagesschau.de/inland/bundesrat-regenbogenflagge-csd-100.html)
Angefangen hat es mit Trump.
Die international tätigen Konzerne sind dann schnell gefolgt.
Unsere Bundesregierung mittlerweile auch.
Jetzt die Kirchen.
Wann sind die Schulen dran?
“Den Letzten beißen die Hunde…”