BERLIN. Ein Kind muss sechzig Mal schreiben: „Ich spreche Deutsch in der Schule.“ Der Grund: Es hatte sich in seiner Muttersprache unterhalten. Kein Einzelfall – sagt jedenfalls die Anti-Rassismus-Trainerin Gina Waibel (bis vor Kurzem selbst Lehrerin). Immer wieder belegten Lehrkräfte Kinder mit migrantischem Hintergrund mit Strafarbeiten, wenn sie auf dem Pausenhof Türkisch, Arabisch oder Albanisch sprechen. Ein Fall kam bereits vor Gericht.

„Ich spreche Deutsch in der Schule“ – 30 Mal ist dieser Satz in Kinderschrift auf einer Seite zu sehen. Insgesamt 60 Mal musste ein Kind diese Worte in sein Heft schreiben. Der Grund: Es hatte sich in der Schule in seiner Muttersprache unterhalten. Der Fall stammt aus dem vergangenen Jahr – und reiht sich ein in eine Reihe ähnlicher Vorfälle, bei denen Lehrkräfte Sprachen wie Türkisch, Arabisch oder Albanisch im Schulalltag sanktionieren.
Schon 2020 war in Baden-Württemberg ein ähnlicher Fall dokumentiert worden: Eine Drittklässlerin musste zur Strafe, weil sie sich mit einer Mitschülerin auf dem Schulhof auf Türkisch unterhalten hatte, einen Aufsatz darüber schreiben, warum sie in der Schule Deutsch zu sprechen habe. Sie schrieb (Fehler im Original): „In Deutschland ist die offizielle Sprache deutsch. Ihr wollt, dass wir Deutsch sprechen. Die Schulen sind Deutsch. Wenn wir Türkisch sprechen, verstehn die Kinder uns nicht. Wir dürfen die Muttersprache nicht sprechen. Damit wir besser deutsch sprechen können.“
Die Praxis wirft ein Schlaglicht auf einen heiklen Punkt im deutschen Schulwesen: Noch immer werden Strafarbeiten eingesetzt – und noch immer gibt es Sprachverbote, die sich fast ausschließlich gegen Kinder mit Migrationshintergrund richten.
Die ehemalige Lehrerin und heutige Antirassismus-Trainerin Gina Waibel hat das Foto der Strafarbeit auf Instagram geteilt. Gegenüber BuzzFeed News von Ippen.Media sagt sie: „Eigentlich müsste jede Deutschlehrkraft gegen Abschreiben sein. Aber das ist an jeder Schule Alltag. Selbst mit einer progressiven Schulleitung wird es immer Lehrkräfte geben, die ihre Machtposition ausnutzen.“
Von Strafarbeiten halte sie grundsätzlich nichts: „Wenn ein Schüler mutwillig etwas beschädigt, sollte er den Schaden beseitigen, statt die Hausordnung abzuschreiben.“ Entscheidend sei jedoch der Anlass. „Wenn einem Kind verboten wird, in der Pause in seiner Muttersprache zu sprechen, verliert es die Lust, Deutsch zu lernen“, erklärt Waibel. „Mit der Zeit lernen Schülerinnen und Schüler, welche Sprachen als gut und welche als schlecht gelten.“
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Die Lehrerin a. D. kritisiert eine systematische Abwertung migrantischer Sprachen: „Während Kinder, die Französisch oder Englisch sprechen, gelobt werden und als kultiviert und gebildet gelten, erfahren Kinder, die Arabisch, Türkisch oder Albanisch sprechen, viel Abwertung.“ Dabei sei längst wissenschaftlich belegt, dass Mehrsprachigkeit den Erwerb weiterer Sprachen fördere. „Viele Kinder mit Migrationshintergrund sind ohnehin marginalisiert. Wenn sie dann etwas Privates in ihrer Erstsprache erzählen möchten, wird ihnen auch dieser eine Vorteil genommen.“
Das häufig vorgebrachte Argument, Kinder könnten in ihrer Muttersprache über Lehrkräfte lästern, weist Waibel zurück: „Wenn sie nicht wollen, dass die Lehrkraft das hört, hätten sie sich in der Pause auch entfernen können. Schließlich sprechen auch deutschsprachige Kinder über ihre Lehrkräfte.“
Die Botschaft sei fatal – und betreffe auch deutsche Kinder. „Sie erfahren, dass ihre Sprache immer an erster Stelle steht. Dadurch entstehen automatisch Hierarchien, die sich negativ verfestigen“, warnt Waibel. Sie habe Fälle erlebt, in denen deutsche Schüler Mitschüler zurechtwiesen: „Hier wird Deutsch gesprochen.“
Rechtlich sind Strafarbeiten keineswegs in allen Formen gedeckt. Die Schulgesetze der Länder unterscheiden zwischen erzieherischen Einwirkungen – wie erzieherischem Gespräch, Ermahnung, Nacharbeit oder Wiedergutmachung – und Ordnungsmaßnahmen, zu denen etwa Verweise oder Ausschlüsse gehören. Erniedrigende Strafen sind unzulässig.
„Besorgniserregend ist, dass von derartigen Sanktionen offenbar nur Sprachen wie Türkisch oder Arabisch betroffen sind“
Der Hamburger Rechtsanwalt Dr. Kai Hentschelmann schildert einen Fall: Ein Siebtklässler musste, weil er Hausaufgaben vergessen hatte, zweihundert Mal den Satz „Ich bin zu blöd, meine Hausaufgaben zu erledigen“ schreiben. Hentschelmann kommentiert: „Strafen, die das Kind erniedrigen, liegen keinesfalls im pädagogischen Ermessen. Sie sind vielmehr unzulässig.“
Wie problematisch Sprachverbote und damit verbundene Strafarbeiten sind, zeigt der eingangs geschilderte Fall aus Baden-Württemberg. Das juristische Portal Jurios schilderte, wie es dabei weiterging, nachdem das Mädchen den Aufsatz geschrieben hatte.
Die Mutter der Neunjährigen legte Beschwerde ein – zunächst ohne Erfolg (News4teachers berichtete). Erst nachdem die Eltern einen Anwalt einschalteten und vor dem Verwaltungsgericht Freiburg klagten, kam Bewegung in die Geschichte. Vor Gericht kam es zwar nicht zu einem Urteil, wohl aber zu einem Vergleich: Das Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Regierungspräsidium Freiburg, räumte ein, dass die Strafarbeit rechtswidrig gewesen sei.
Begründung: Die Maßnahme verletze die Schülerin in ihrem Allgemeinen Persönlichkeitsrecht. Die Begründung der Schule, fast die Hälfte der Kinder habe einen Migrationshintergrund, trug vor Gericht nicht. Auch die Berufung der Lehrerin auf ihre „pädagogische Entscheidungsfreiheit“ verfing nicht.
Der Anwalt der Familie zeigte sich nach dem Vergleich erleichtert – warnte aber zugleich: „Besorgniserregend ist, dass von derartigen Sanktionen offenbar nur Sprachen wie Türkisch oder Arabisch betroffen sind.“ Gegen die beteiligte Lehrerin wurde ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Das Mädchen besucht inzwischen ein Gymnasium. News4teachers
„Während Kinder, die Französisch oder Englisch sprechen, gelobt werden und als kultiviert und gebildet gelten, erfahren Kinder, die Arabisch, Türkisch oder Albanisch sprechen, viel Abwertung.“
ISt noch Sommerloch? Wenn ein Kind im Englischunterricht Englisch spricht und im Französischunterricht Französisch dann ist das eine andere Sache, als wenn im Unterricht, in dem nunmal die Sprache Deutsch ist, nicht Deutsch gesprochen wurde. Bisweile treten Traumtänzer Diskussionen los, die einem nur an den Kopf fassen lassen. Das echt coole dabei ist, dass der Türkischlehrer sich beschwert, dass die Schülerinnen und Schüler, die auf ANRTAG der Eltern Unterricht in der Herkunftsprache erteilt bekommen, ständig deutsch sprechen würden. Was soll ich dem Mann denn jetzt sagen? Soll er Pilze rauchen??????
Es geht dabei natürlich um Muttersprachler – nicht um den Englischunterricht.
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Jo. Und das sind die Kinder im Herkunftssprachlichen Unterricht ja aber auch . Nur wie man es macht scheint es immer jemanden zu geben, den das aufregt.
Da haben wohl mindestens 43 “Leser” den Artikel gar nicht gelesen.
Direkt am Anfang wird geschildert, worum es geht: um den Muttersprachgebrauch auf dem Schulhof während der Pause.
Ist die vehemente Reaktion bei vollkommener Ahnungslosigkeit ein Indikator für eine Abwehrreaktion, weil man den eigenen Rassismus nicht wahrhaben will?
Oder man erinnert sich daran, dass der Fall schon längere Zeit zurückliegt ubd auch der Kontext erläutert wurde. Aber alles Details, die beim das Recht gepachtet haben zu wollen stören könnte.
Selbst im Lead des Artikels steht, dass es ums Sprachverbot in Pausen geht.
Auch unter dem Screenshot von Instagram steht das.
Sorry, aber was Sie hier schreiben ist einfach unangemessen.
„Eigentlich müsste jede Deutschlehrkraft gegen Abschreiben sein. Aber das ist an jeder Schule Alltag.
Jetzt mal ehrlich: Was ist daran falsch? Abschreiben ist jetzt auch noch “PFUI”?
Die Schulung der Feinmotorik, der Gedächtnisschulung, der Konzentrationsfähigkeit durch “Abschreiben” = …jetzt auch noch alles “BÄÄÄÄH”!?
Sie habe Fälle erlebt, in denen deutsche Schüler Mitschüler zurechtwiesen: „Hier wird Deutsch gesprochen.“
Auch daran kann ich jetzt nichts wirklich Verwerfliches finden!
Wenn Kinder sich nicht an (welche auch immer) schulische Regeln halten, sagen doch gelegentlich andere SuS auch:
“Heee! Das dürfen wir aber nicht! Das ist gegen die Regel!” – Kommt bei uns in der GS sogar häufiger vor! – Wo ist das Problem?
Kleine Reflexionstexte, wie im Beispiel des Artikels, die zum Regelverstoß passen und mithin zum Nachdenken anregen, sind mMn durchaus angemessen! Egal, um was es sich dabei handelt. Im o. g. Fall war es halt der Umstand, dass die Regel heißt: Wir sprechen Deutsch…
Und jetzt bin ich auf die Reaktionen hier im Forum gespannt 🙂
Ja, bestimmt fänden Sie es geil, wenn Ihr Kind 100 Mal den Satz schreiben müsste: „Ich denke an mein Sportzeug“…..wenn es genau einmal den Turnbeutel zuhause an der Garderobe hängen ließ……so geschehen, als meine Tochter damals nur ein einziges Mal ihren Turnbeutel nicht dabei hatte….da habe ich bestimmt nicht an die Feinmotorik gedacht (denn das konnte sie und richtig Rechtschreiben auch!)……da habe ich unter die 100 Sätze meine Sätze geschrieben…..und die waren bestimmt einprägsam…..ja…
Meine Güte….gehts noch?
Schade, Sie haben mich nicht wirklich verstanden!
Schade, dass Sie diese Chance nicht nutzen, sich eindeutiger auszudrücken.
Von mir ein klares “Richtig”. 😉
Ein kleiner “Reflexionstext” wäre, aufzuschreiben und zu begründen, warum man “ständig und trotz Ermahnung” nicht Deutsch spricht.
60x aufzuschreiben “Ich spreche in der Schule nur Deutsch” ist kein kleiner Reflexionstext !!!
Wenn Kinder mal ab und zu untereinander einen Satz in einer anderen Sprache sagen, finde ich unproblematisch (zumal heutzutage andauernd jemand was Englisches in sein Deutsch einstreut). Wenn Kinder permanent untereinander in einer anderen Sprache sprechen, würde ich immer zuerst darauf hinweisen, dass es unhöflich ist gegenüber denen, die diese Sprache nicht verstehen. Erst nach mehreren solchen Hinweisen könnte vielleicht ein “kleiner Reflexionstext” folgen. Der gibt dann auch Gelegenheit, zu begründen, warum man das macht.
“…darauf hinweisen, dass es unhöflich ist gegenüber denen, die diese Sprache nicht verstehen….” Ja, das ist ein gutes Argument.
Aber: die Pausen sind Freizeit. Sie sollen der Erholung und Entspannung dienen. Sollte man da nicht tolersanter sein? Muss mich jeder verstehen, wenn ich mich in meiner Freizeit mit Freunden und Bekannten unterhalte? Im Unterricht ist das etwas anderes, da ist deutsch nun mal die Bildungssprache, aber nicht in den Pausen, meine Meinung.
In welcher Sprache stellen Sie sich diesen Reflexionstext vor? Die Kinder, die solche Texte in Deutsch verfassen können, sprechen in den Pausen auch meistens Deutsch. Ich finde in den Pausen dürfen Sie ihre Muttersprache benutzen. Im Unterricht soll nur Deutsch gesprochen werden. Elterngespräch hilft normalerweise auch, wenn ein Kind Deutsch verweigert. (Erfahrungen aus der Grundschule.)
Es geht doch sicherlich nicht um Kinder, die absolut kein Deutsch können?!? Ging sowas aus dem Artikel hervor?
Ich muss nochmal hinzufügen, dass Kinder, die Deutsch können, auch Deutsch sprechen, ist nicht zu verallgemeinern. Abgesehen von der Frage, wie gut man denn Deutsch kann, wenn man Deutsch kann, erlebe ich durchaus Kinder, die “Deutsch können” und gerne mal mit einem Kind gleicher Muttersprache in der Pause in der Muttersprache sprechen. Wie auch immer man dazu steht, stimmt Ihre Aussage so pauschal nicht. Und ich glaube nicht, dass in obigem Fall ein Kind eine Strafarbeit bekam, das gar kein Deutsch konnte, weil es nicht Deutsch sprach.
Ist es wirklich unhöflich, eine Sprache zu verwenden, die andere nicht verstehen? Das muss man mal den deutschen Touristen erzählen.
Die Unhöflichkeit besteht doch nur in solchen Situationen, in denen vorausgesetzt wird, dass alle etwas gemeinsam machen.
Das ist in den Pausen aber überhaupt nicht der Fall.
Es ist sicher für das Klassenklima sinnvoll, gemeinsam darüber zu reflektieren, was der Gebrauch verschiedener Sprachen für die Gemeinschaft bedeutet und welche Regeln man sich selbst geben will.
Ein Verbot durch die Schule oder einzelne LEher ist aber injedem Fall übergriffig und abzulehnen. Es gibt außerdem bisweilen gute Gründe, weshalb Schüler:innen lieber in ihrer Muttersprache als auf Deutsch kommunizieren wollen.
Ja, für Deutsche gelten immer andere Standards als für Migranten. Das kennen wir.
Strohmann.
Als ob es keine Strohfrauen gäbe.
Oder ist das wie bei der Bundeswehr,
Frau Hauptmann?
OK, ein Strohens oder Strohy.
“Wir” sind ja auch immer die Guten, mit viiiel Verständnis für alles und jeden! Nur, wenn es um unsere Sprache geht, wird es eng mit der Toleranz! Wir sind es jaauch gewohnt, dass in den meisten, der bei Deutschen beliebten, Urlaubsländer unsere Sprache gesprochen wird.Wo und wann haben die eigentlich alle D gelernt? 🙂
“‘Wir’ sind ja auch immer die Guten, mit viiiel Verständnis für alles und jeden!”
Wagen wir zu bezweifeln. Gerne hier nachlesen: https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2018-11/autoritarismus-rechtsextremismus-antisemitismus-deutschland-ost-west-studie-uni-leipzig
Herzliche Grüße
Die Redaktion
In Ihrem Fall von “wir” zu tippen bezieht sich eindeutig auf die Redaktion.
Wenn ich hier in Beiträgen von anderen scheinbar selbstverständlich mitgemeint werden soll, erinnert diese Unart an das “Krankenschwester-wir”. Wirkt so, als wenn die singulär schreibenden Person sich selbst nicht genügt.
Das war ironisch! hätte ich wohl dazu schreiben sollen! 🙂
Irritierend, dass Sie anfangs “wir” in Anführungszeichen setzen, im Verlauf aber nicht.
Gilt das auch für Sachsen?
Die stehen in der DIN und sind verbindlich.
Ich bin ziemlich nah bei Ihrer Meinung.
Puuuh was soll man dazu sagen.
Hier scheint ja an dieser Schule wirklich einiges schief zu laufen. Grundsätzlich halte ich schon gar nichts von Strafarbeiten, in denen mehrfach ein und der selbe Satz abgeschrieben wird. Ich halte allerdings tatsächlich etwas von Abschreibetexten, in denen das Fehlverhalten und die Konsequenzen dem Kind klar werden.
Den Einwand dieser Frau, ein Schüler solle sein Fehlverhalten immer selbst wieder gut machen ist natürlich auch Schwachsinn, und das ist in den seltensten Fällen möglich. Ein Schüler, der etwas beschmiert darf häufig keine ätzenden Reiniger verwenden, ein Schüler, der eine Scheibe zerstört ist auch nicht plötzlich vom Hobby her Glaser, also diese Forderung kann man als Stammtischgelaber abtun.
Eine Strafe, weil man in seiner Muttersprache spricht ist mir jetzt auch neu, dass es sowas gibt, und ich würde niemals auf die Idee kommen. Finde ich tatsächlich auch höchst bedenklich.
Trotzdem finde ich das Disziplinarverfahren ebenso bedenklich. Offenbar hat die Schulleitung kein Fehlverhalten erkannt, die Schulaufsicht auch nicht und erst vor Gericht wurde dieses dann festgestellt. D.h. die Kollegin bekommt ein Disziplinarverfahren für etwas, was offenbar dort jeder richtig fand.
Es heißt ja bekanntlich “Dummheit schützt vor Strafe” nicht. Jeder Lehrer ist verpflichtet, die Schulgesetze zu kennen. Man sollte wissen, dass (meiner Meinung nach) derartige Strafarbeiten verboten sind. Das ist das Eine.
Das Andere ist, haben Schulleitung und Schulaufsicht diese Maßnahme angeordnet? Oder schriftlich abgesegnet (nach Rückfrage der Lehrerin)? Wenn ja, tragen die meiner Meinung nach die Verantwortung. Wenn nein, bleibt die Verantwortung bei der Lehrerin.
Es passiert ja auch nicht selten, dass eine erste gerichtliche Instanz anders entscheidet als eine höhere gerichtliche Instanz. Dann kann man auch nicht sagen, man habe kein Vergehen begangen, wenn die niedere Instanz das auch nicht falsch fand, die höhere Instanz aber doch. Es gibt in der Regel die Möglichkeit in einem Rechtsstaat, auch Urteile überprüfen zu lassen (Berufung, Revision). Was die höchste gerichtliche Instanz entscheidet, das gilt.
Eine Strafarbeit wegen der Verwendung der Muttersprache ist völlig drüber, aber ja, wir halten die Kinder auch an, bitte Deutsch zu sprechen….auch auf dem Schulhof. Aber hier differenzieren wir natürlich. Wenn neuzugezogene Kinder kommen, die Deutsch nicht können, ist es auch schon, wenn es zweisprachige Klassenkameraden gibt, die sie durch die verbindende Sprach integrieren, ihnen erklären, sich mit ihnen anfreunden.
Wenn die Muttersprache aber zur Aus- und Abgrenzung genutzt wird, damit bestimmte Kinder nicht verstehen, was gesprochen wird, dann greifen wir auch ein…..allerdings nicht mit Strafen, sondern mit Gesprächen….
Alles eine Frage der Einordnung…..
Hmmm, manchmal reden mein Mann und ich in einer Fremdsprache miteinander, damit unsere Kinder/Enkel oder auch andere Menschen in der Nähe uns nicht verstehen. Ist das jetzt strafbar? In meiner Jugend umging ich so auch mal den “Ansch..s” eines Polizisten, der mich zur Rede stellen wollte, weil ich bei “Rot” über die Straße lief … Ich “verstand” einfach nicht, was er von mir wollte und er verstand mich nicht und ließ mich entnervt gehen 🙂
Sehe ich auch so. In der Schule sollten alle – wenn es denn sprachlich möglich ist -deutsch miteinander sprechen. Das gehört für mich einfach zu einem respektvollem Umgang miteinander. Ich kenne auch Menschen mit Migrationshintergrund, die es auf ihrer Arbeit nicht leiden können, wenn sie Kollegen in ihrer Muttersprache ansprechen. Die Kollegen bekommen dann zu hören, dass sie hier auf der Arbeit nur deutsch sprechen möchten.
“Ich kenne auch Menschen mit Migrationshintergrund, die es auf ihrer Arbeit nicht leiden können, wenn sie Kollegen in ihrer Muttersprache ansprechen.”
Das ist auch völlig legitim, da deren freie Entscheidung.
Warum hält man Kinder dazu an in ihrer Freizeit (Pause) nicht ihre Muttersprache zu benutzen? Ich finde das nicht in Ordnung, sondern diskriminierend. Einerseits soll auf alle kulturellen Besonderheiten Rücksicht genommen werden (Religion, Hautfarbe, Kleidung, …), aber gerade bei der Sprache dann auf einmal nicht mehr? Im Unterricht ist das klar, die Unterrichtssprache ist deutsch, aber Pause ist Freizeit! Ist das wieder typisch-deutsche Doppelmoral?
(Mutter)Sprache ist außerdem auch ein “Wohlfühlfaktor”. Das erlebte ich als Kind immer wieder, wenn meine Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel immer in ihren Heimatdialekt (Vertriebene aus dem Sudetenland) verfielen, wenn sie miteinander redeten, während sie mit uns Kindern und anderen Menschen immer Hochdeutsch sprachen.
Ähnliches beobachte ich bei unseren neuen Nachbarn hier, mit ihren Kindern sprechen sie perfekt deutsch (wahrscheinlich schon hier geboren), mit der Oma und anderen Nachbarn oft türkisch. Ist doch vollkommen okay, finde ich.
Aufgrund der immer wieder als schlecht befundenen Deutschkenntnissen bei Kindern aus Migrationsfamilien wurde schon mehrfach eine “Deutschpflicht” an Schulen gefordert und diskutiert und nicht auch verhängt? Wer zuhause kein Deutsch lernt, soll es wenigstens in der Schule. Zuhause Muttersprache und in der Schule in den Pausen auch fördert nicht den Spracherwerb.
Sprachwissenschaftlich ist das totaler Unfug, da es sich dringend empfiehlt, zumindest zuhause zunächst eine Sprache perfekt zu erlernen. Erst darauf aufbauend kann der grammatischen richtige Erwerb weiterer Sprachen erfolgen.
Hier: https://www.news4teachers.de/2023/01/cdu-generalsekretaer-will-deutschpflicht-auf-den-schulhoefen-einfuehren/
Vielleicht kann ich meine Einstellung zum Umgang mit Muttersprache verdeutlichen, wenn ich das Beispiel der “Selbsthilfegruppe russischsprachiger Migranten” anführe. In dieser Gruppe bin ich die einzige D-Muttersprachlerin, die anderen sind (mittlerweile) überwiegend Ukrainer. Ich helfe bei Alltagsproblemen, Sprachschwierigkeiten (Behördenschreiben, Arztbesuchen, …) und bin “ehrenamtlicher Admin der Chatgruppe”.
Zum Punkt “Muttersprache ist Wohlfühlfaktor”:
Einmal wöchentlich trifft sich die Gruppe zum Kaffeekränzchen und tauscht neuere Erfahrungen, aber auch Erinnerungen an die alte Heimat/Kindheit und auch (Kriegs)Traumata aus. In deutscher Sprache könnte das keiner von ihnen!
Zum Punkt “Höflichkeit” (andere verstehen nicht, was geredet wird):
Bin ich bei diesen Treffen anwesend, wird überwiegend russisch gesprochen, da ich kein ukrainisch kann. Manchmal wollen neu hinzugekommene Kriegsflüchtlinge verständlicherweise kein russisch sprechen. Für mich kein Problem. Aber spätestens beim 2. Treffen sprechen sie dann russisch mit mir und viele lernen auch schon deutsch (obwohl fast alle ü60). Mitteilungen in der Chatgruppe werden, wenn es alle betrifft auf russisch geschrieben, manches auf deutsch (wenn es um deutsche Bürokratie, Veranstaltungen, D-Kurse … geht) und vieles (Einladungen zu Veranstaltungen, Friedensdemos und -konzerten) auch auf ukrainisch.
Sollte ich darauf bestehen, dass nur noch deutsch bei den Treffen gesprochen wird und in der Chatgruppe auch? Mich stören die ukrainischen Chats auf meinem Smartphone überhaupt nicht. Ich muss nicht alles wissen und verstehen. Wenn mal ein Plakat, Bild, video… verlinkt ist, welches ich interessant finde und verstehen möchte, kann ich ja jederzeit nachfragen, dann wird es für mich erklärt/übersetzt.
Jetzt kommt sicher das Argument – bei Kindern in der Schule ist das etwas anderes. Das sehe ich nicht so. Es geht um Menschen, egal wie alt! Muttersprache ist auch ein Menschenrecht!
https://hengaw.net/de/news/2025/02/article-71#:~:text=Februar%2C%20der%20Internationale%20Tag%20der%20Muttersprache%2C%20erinnert%20an,weiterzugeben%2C%20ohne%20Angst%20vor%20Diskriminierung%2C%20Unterdru%CC%88ckung%20oder%20Zwangsassimilation.
Muttersprache nun ebenfalls zum Menschenrecht zu erklären, entwertet leider die wirklichen Menschenrechte! Das sollten Sie daher nicht tun.
Der Nächste erklärt Urlaub zum Menschenrecht und der Übernächste (PetraOWL) die 4-Tage-Woche.
Es ist bei Schülern bzw. Minderjährigen (je nach Alter) immer etwas anderes, weil wir davon ausgehen, dass sie die Folgen ihres Handelns noch nicht überblicken. Deshalb gilt für sie ja auch z.B. Jugendstrafrecht bzw. Strafunmündigkeit. Bei Erwachsenen gehen wir davon aus, die müssen wissen, was sie tun, und dürfen frei entscheiden – im Rahmen des Erlaubten.
Wer in Deutschland lebt, sollte Deutsch beherrschen. Dass man untereinander die Muttersprache verwendet, kann ich gut verstehen und auch akzeptieren. Ich meine im privaten Kreis! Die Schule ist Behörde. Sie ist staatliche Institution, nicht privater Kreis.
Man könnte sich aber eine Privatschule mit passender Unterrichtssprache suchen. Gibt es.
Haben Sie den link (und evtl. die anderenauch) gelesen und mein Beispiel mit der Krim-Tatarin? Vielleicht ist es tatsächlich übertrieben von “Menschenrecht” zu sprechen, aber Muttersprache ist ein sehr wichtiger Teil der Identität eines Menschen!
Hier finden Sie eine Antwort. Der Titel reicht ja schon:
https://www.waz.de/lokales/oberhausen/article409788852/azubis-sprechen-mangelhaft-deutsch-sogar-muttersprachler.html?gaa_at=la&gaa_n=ASWzDAj_PfohIj8BFIyAYJuaiiTID_PSv4j6qnKWKLkToLcS8bSzznT9AcnSLoEar8A%3D&gaa_ts=68ac6be3&utm_source=newsshowcase&utm_medium=discover&utm_campaign=CCwqGAgwKg8IACoHCAow6bSfCTCfhm8w_qS4BDDq9e0E&utm_content=bullets&gaa_sig=tZoiZsjVm9wHV2_N-MNcUiZ6Ae8vxoJNwX7Y4wOJxLOrCRBhTrvUTZbPCJqI8ruXTS6wwNUVca0Er0rmkJKDRA%3D%3D
Hmmm, das reicht mir nicht! Sprache dient nicht nur zum Informationsaustausch, sondern auch zum Austausch über persönliche Gefühle und Probleme. Ich weiß ja nicht, wie gut Sie Fremdsprachen beherrschen? ich spreche und verstehe zwei ganz gut, aber wenn es um Emotionen und persönliche Probleme geht, stoße ich schnell an meine Grenzen. Und dass das nicht nur mir so geht, sehe ich bei meiner ehrenamtlichen Tätigkeit mit Geflüchteten:
Mit den älteren Ukrainern z. B. die einen sind ethnische Russen, andere ethnische Ukrainer, alle zweisprachig aufgewachsen (Schulzeit zu Sowjetzeiten). Sobald die Gespräche emotional werden, verfallen die ethnischen Ukrainer mehr und mehr ins Ukrainische (obwohl sie sonst mit mir russisch sprechen), auf deutsch ginge es bei allen gar nicht (sind schon ü60 und da lernt man Sprachen nicht mehr so schnell).
Meine afghanischen Nachhilfeschüler (junge Erwachsen), sprechen schon recht gut deutsch, aber um über ihre persönlichen Erlebnisse, Traumata, Gefühle … zu sprechen, reicht es eben noch lange nicht.
Und da verwehrt man Schülern den persönlichen Austausch in den Pausen und wir wundern uns über zunehmende emotional-soziale Probleme? Worüber sollen sich Schüler unterhalten, die die Sprache noch nicht gut beherrschen?
Vielleicht erklärt folgender link, was ich meine:
https://www.chip.de/news/Die-Psychologie-der-Mehrsprachigkeit-Wie-Sprachen-unsere-Identitaet-beeinflussen_185664050.html
Übrigens in Ihrem link steht: auch Muttersprachler sprechen mangelhaft deutsch … Hmm, wie bekommt man Muttersprachler dazu, in den Pausen (deutsch) zu sprechen? 🙂
Sorry, das ist einfach nur am Thema vorbei. Nicht, dass Sie denken, ich sei sauer oder empört, aber dieser Einwurf macht einfach keinen Sinn. Sollte wohl auch ein Witz sein?!?
Ironisch von mir zugespitzt? Ja!
Am Thema vorbei? Nein!
Wenn die schlechten D-Kenntnisse der Migranten daran liegen, dass sie in den Pausen ihre Muttersprache verwenden – woran liegen dann die mangelnden D-Kenntnisse von immer mehr Muttersprachlern? Was sind evtl. noch andere Ursachen dieser Entwicklung?
Die Pausen sind zu kurz.
Hahaha! Der ist gut!
Die Pause in der Schule ist eine Arbeitsunterbrechnung, die dem Erholen dient. Sie findet im Setting Schule statt. Auch die OGS Zeit ist keine Freizeit, weil auch diese im selben Setting stattfindet.
Das verbindende Element in diesem Setting ist u.a. die Sprache. Damit alle mit einbezogen werden können, ist es sinnvoll möglichst dieselbe Sprache zu sprechen.
Zuhause, also in der Freizeit, sprechen die Kinder so, wie eben zuhause gesprochen wird.
Sie selber haben hier ja auch Beispiele aus dem Freizeitbereich (Zuhause) gewählt…..Aber Schule ist eben was anderes als Zuhause…..
Ich habe den ganzen Tag mit mir gerungen, ob ich mein gestriges Erlebnis hier teilen soll. Denn ich sehe die Reaktionen schon vor mir: “Das ist ja gaaanz was anderes! Das kann man nicht vergleichen!…”
Mich hat es aber sehr nachdenklich gemacht und vielleicht sieht ja der eine oder andere “das Problem” auch mit anderen Augen, wenn er das folgende liest:
Gestern war ich auf einer Veranstaltung der ukrainischen community, anlässlich des Unabhängigkeitstages der Ukraine und für Fieden und Freiheit. Bei dieser Gelegenheit hielt eine Krim-Tatarin in sehr gutem Deutsch eine Rede. Unter anderem erzählte sie, wie ihre Eltern und Großeltern schon zu Sowjetzeiten von der Krim nach Usbekistan “umgesiedelt” wurden. Ihre Sprache durften sie weder in der Schule noch in der Öffentlichkeit sprechen, nur noch russisch. Sie sagte: “Sie haben uns unsere Sprache und Identität geraubt!”
Die Wut auf die, die das ihr und ihrer Familie angetan haben, war sehr stark spürbar!
Es geht aber eigentlich darum, dass den Kindern, weil sie in Deutschland leben, die deutsche Sprache beigebracht werden soll. Eben weil sie eventuell außerhalb der Schule kein Deutsch sprechen, was hier zumindest nicht für schlecht befunden wurde. Privat darf man. Privat ist es ok.
Die Frage ist, ob die Kinder besser Deutsch lernen, wenn sie in der Schule immer Deutsch verwenden müssen oder ob es reicht, wenn sie nur im Unterricht Deutsch hören und verwenden.
Dass ethnischen Minderheiten in staatlichen Schulen die eigene Sprache verboten wird, finden wir in der Vergangenheit überall. Das erlebten nicht nur die Krimtataren, auch die Russlanddeutschen, auch die Elsässer und Lothringer, die Bretonen und Basken in Frankreich, die Indianer in Nordamerika…
Meist war es aber zuhause nicht verboten und Eltern waren es, die darauf verzichteten, die Muttersprache weiterzugeben, damit das Kind die Staatssprache bestmöglich lernt.
“Meist war es aber zuhause nicht verboten und Eltern waren es, die darauf verzichteten, die Muttersprache weiterzugeben, damit das Kind die Staatssprache bestmöglich lernt.”
Sie meinen also, die Eltern verzichten einfach aus pragmatischen Gründen darauf, ihre Sprache, ihre (Familien)Traditionen, Märchen und Geschichte(n) an ihre Kinder weiterzugeben? Nicht etwa, um ihren Kindern diskriminierende Erfahrungen zu ersparen?
Bitte stellen Sie mir keine Suggestivvfragen. Die Antworten auf ihre eigenen Fragen haben Sie doch schon parat.
Ja, meine Antworten habe ich. Ich wollte Sie und andere Foristen nur zum Nachdenken anregen!
Noch ein Denkanstoß:
Privat und beruflich habe/hatte ich viele Kontakte zu Menschen mit Migrationsgeschichte und kenne daher viele persönliche Geschichten. Russland-Deutsche erzählten mir oft, dass sie in der Sowjetunion z. T. angefeindet wurden. Dort waren sie “die Deutschen”. Hier in DE aber sind sie “die Russen”. Irgendwie befinden sie sich zwischen den Welten. Ähnliches schilderten mir “D-Türken”, die hier geboren wurden und zur Schule gingen. In DE sind sie “die Türken”, im Urlaub in der Türkei aber “die Deutschen”, die ihre eigene Muttersprache nicht perfekt beherrschen.
Bitte setzen sie in Ihren Satz anstelle der Pünktchen wahlweise (Sowjetunion-russisch. China-uigurisch, Türkei – kurdisch …:
“Es geht aber eigentlich darum, dass den Kindern, weil sie in … leben, die … Sprache beigebracht werden soll. Eben weil sie eventuell außerhalb der Schule kein … sprechen,..” Eine prima Entschuldigung für Autokratien/Diktaturen liefern Sie da!
Und Ihr folgender Satz stört mich ebenfalls maximal:
“Dass ethnischen Minderheiten in staatlichen Schulen die eigene Sprache verboten wird, finden wir in der Vergangenheit überall.”
Gilt ähnliches bei Ihnen auch für die Uiguren in China in der heutigen Zeit oder die Rohingya in Birma? Ist doch normal, weil gab es früher auch in anderen Ländern? Gehts noch? Wir leben im 21. Jahrhundert und in einem demokratischen Land in Europa!
“Die Frage ist, ob die Kinder besser Deutsch lernen, wenn sie in der Schule immer Deutsch verwenden müssen oder ob es reicht, wenn sie nur im Unterricht Deutsch hören und verwenden.”
Meiner Erfahrung nach, hängt die Beantwortung dieser Frage davon ab, wie das Verhältnis Muttersprachler zu Nichtmuttersprachlern an der Schule aussieht. Sind mehr als die Hälfte der Schüler D-Muttersprachler und die Nicht-Muttersprachler gehören zu verschiedenen Sprachgruppen, werden sie mit großer Wahrscheinlichkeit auch in den Pausen (freiwillig) auf D kommunizieren (lingua franca) und so auch immer besser die Sprache lernen, denn es gibt dann genügend Vorbilder.
Gibt es aber nur sehr wenige Muttersprachler, klappt das nicht mehr. “Zwingt” man dann die Nicht-Muttersprachler mit schlechten D-Kenntnissen miteinander D zu kommunizieren – von welchem Sprachvorbild lernen sie dann? In dem Fall fände ich es besser, das D-Lernen auf den Unterricht zu beschränken, sonst verfestigen sich Fehler und es entwickelt sich ein “Slang”, den man hier in bestimmten Kiezen Berlins leider sehr oft hört und der auch auf einige Muttersprachler “abfärbt”.
Ja, ist im Privatbereich nicht verboten. Es wird aber durchaus von manchen kritisch betrachtet.
Wieder ein Beispiel – im Eiscafe mit Bekannten. Am nebentisch eine Mutter mit 2 Kindern im GS-Alter. Alle bestellen ihr Eis auf deutsch. Dann unterhalten sich Mutter und Kinder auf russisch miteinander. Unsere Bekannten meinten zu mir und meinem Mann, dass sie das nicht gut finden, wenn “die” hier leben wollen, sollen sie auch D miteinander reden (übrigens keine AfD-Wähler oder bildungsferne Menschen). Wir meinten dazu nur: “Die drei können doch schon ganz gut D, aber warum sollen sie sich untereinander in einer ihnen fremden Sprache unterhalten. Würdet ihr euch im Urlaub in einem engl.-sprachigen Land auch nur auf En unterhalten, damit die am Nebentisch euch verstehen können?”
Übrigens, eine ganz subjektive Beobachtung von mir – die Menschen, die am lautesten fordern, dass alle hier lebenden Menschen immer und überall in der Öffentlichkeit D sprechen sollen, sind oft die, die selbst kaum eine andere (Fremd)Sprache beherrschen.
Ich lehne die im Artikel beschriebenen (mMn nutzlosen und vielleicht sogar entwürdigenden) Strafarbeiten ebenso ab, wie ich es grundsätzlich sinnvoll finde, wenn die Umgangssprache in einer Schule hierzulande Deutsch ist – im Rahmen des subjektiv Möglichen und Sinnvollen.
Ich finde es aber befremdlich dass Frau Waibel als ehemalige Lehrerin nicht in der Lage ist, den Unterschied zu verstehen, den es macht, ob Schüler in der hinteren Pausenhofecke über eine Lehrkraft lästern und (vielleicht auch mit entsprechendem Vokabular) schimpfen, oder ob sie es im Beisein dieser Lehrkraft über diese bzw. in ihr Gesicht tun, das Nichtverstehen voraussetzend und ggf. zur Erlangung von street cred bei verstehenden Mitschülern.
Zwischen den beiden genannten Handlungen besteht also meiner Meinung und Erfahrung nach ein sehr großer Unterschied. Natürlich ist es verständlich, wenn Schüler sich diesen kleinen “Machtgewinn” im Alltag holen möchten, akzeptabel finde ich es aber nicht.
Die meisten Lehrkräfte äußern sich über andere Menschen möglicherweise auch mal drastischer, als Sie es ihnen ins Gesicht sagen würden. So weit, so menschlich, aber solche Höflichkeitsnormen bestimmen den Alltag und das Klima an einer Schule.
Dazu kommt, anekdotenhaft, dass solche Handlungen gerne auch zum Nachteil anderer Schüler begangen werden, was dann zu einem deutlichen Mobbing führen kann, auf das die Lehrkraft nicht reagieren kann. Auch da entsteht oft schnell eine unschöne Dynamik.
Insofern, bei aller grundsätzlicher Zustimmung in der Sache, argumentiert Frau Waibel hier mMn unsauber – entweder weil sie die Problematik nicht versteht, was ich fachlich schwach fände, oder um ihre Sichtweise zu stützen, was ich methodisch schwach/falsch fände. Auch ein richtiges Anliegen sollte nicht mit falschen Argumenten gestützt werden.
Dankeschön! Dieses geschilderte Verhalten habe ich sehr oft auf dem Schulhof erlebt. Schüler wird zurecht gewiesen, sagt etwas in seiner Muttersprache und erntet bei seinen Buddies großes Gewieher (also beleidigt vermutlich gerade die Lehrkraft). Gleiches Verhalten gegenüber anderssprachigen Mitschülern und besonders Mitschülerinnen (sind es sexuelle Anzüglichkeiten, eine herabsetzende Bemerkung über das Aussehen?). Auch ein Streit zwischen zwei gleichsprachlichen Kontrahenten in deren Muttersprache ist für die Lehrkraft nicht zu klären, denn im Zweifelsfall steht Aussage gegen Aussage. Nach meinen Erfahrungen sind das keine Einzelfälle und es sorgt für massive Verunsicherung bei Mitschülern und Lehrkräften und verschlechtert das Schulklima. Niemand wird ein privates Gespräch in der Muttersprache sanktionieren, aber grundsätzlich sollte wirklich Deutsch auf dem Schulhof gesprochen werden.
Achso, respektloses Verhalten gegenüber Lehrern, Beleidigungen, Mobbing, sexuelle Anzüglichkeiten … gibt es nicht mehr, wenn man den “Tätern” ihre Sprache verbietet? Es liegt also nur an der Sprache?
Das ist ja einfach! Wenn alle nur noch deutsch sprechen, haben wir keine Probleme mehr! Alle leben ganz friedlich, höflich und respektvoll miteinander. Super!
None are so blind as those who would not see…
Beleidigungen erkennen Sie demnach nicht an Gestik, Mimik und auch nicht an Reaktionen Begroffener?
Tausche t gegen g.
Übrigens, wenn Teenager in ihrer Muttersprache kommunizieren und dabei Spaß haben, muss es nicht unbedingt sein, dass jemand, der daneben steht ,gemeint ist.
Beispiel: Ende der 90er sollte ich ein sonderpäd. Gutachten für einen Aussiedler (8. Klass) aus Russland schreiben. Dazu hospitierte ich auch einen Tag in der DaZ-Klasse der Hauptschule. In der kleinen Pause redeten die Schüler nur russisch miteinander, sie hatten viel Spaß und plötzlich hörte ich ein paar ziemlich deftige Flüche, die sich die Jugendlichen aus Spaß um die Ohren hauten. Als ich ihnen auf russisch sagte, dass das wohl nicht für meine Ohren bestimmt war und sie es besser lassen sollten, war es ihnen ziemlich peinlich und sie entschuldigten sich. Ich war zwar nicht gemeint, aber in der SU/Russland flucht man nicht so derb, wenn unbeteiligte (v. a. Frauen) in der Nähe sind. Zur Entschuldigung der Teenager – sie konnten nicht wissen, das ich sie verstehe. Sie hätten diese Ausdrücke sonst nicht benutzt.
Ich frage mich, nach Ihren Beispielen, woran liegt es, dass sich immer mehr Schüler (mit und ohne Migr-Hintergrund) respektlos gegenüber Lehrern und anderen Erwachsenen verhalten?
Im Artikel drüber wird gleich beklagt, dass die Schulen immer schlechter werden, weil die Kinder kein Deutsch sprechen. Man muss sich schon entscheiden. Kind lernt nunmal keine Sprache, die es nicht spricht. Die Schule ist der einzige Ort für viele, wo sie überhaupt Deutsch sprechen. Das ist keine Abwertung der Muttersprache. Diese können sie ja weiterhin in der Freizeit sprechen
Die Pausen gehören zur Freizeit der Schüler:innen.
Kann nicht sein, denn in der Freizeit gilt die Schulversicherung nicht. Es würde also bedeuten, dass die Kinder in den Pausen nicht über die Schulversicherung abgesichert sind bei Unfällen u.Ä.
Selbstverständlich handelt es sich um Freizeit, auch wenn die Kinder sich in der Schule aufhalten müssen. In der Zeit können die Kinder nämlich selbst über ihre Zeit verfügen und tun, was sie wollen.
Dass Kinder nicht selbst über ihren Aufenthaltsort bestimmen können, ist der Regelfall. Außerhalb der Schule bestimmen die Eltern über den Aufenthaltsort. Oberstufenschüler dürfen die Schule sogar während der Pause verlassen.
Und in der Pausenfreizeit gilt die Schulversicherung natürlich. Die Kinder sind sogar auf dem Heimweg versichert. Und Oberstufensch0ler sind auch in Freistunden versichert. Und da haben sie was? Frei!
Der Begriff „Freizeit“ ist für Pausen in der Schule unzutreffend, weil zentrale Merkmale von Freizeit fehlen: Freizeit ist freiwillig, weitgehend selbstbestimmt und nicht institutionell gebunden; man entscheidet Ort, Dauer und Tätigkeit eigenständig und trägt primär privat Verantwortung. Schulpausen sind dagegen Teil der Schulzeit: Sie sind zeitlich festgelegt (Klingel), räumlich begrenzt (Schulgelände, Hausrecht), stehen unter Aufsichtspflicht und unterliegen der Schulordnung.
Wann haben die armen Schüler denn überhaupt noch Freizeit?
Nach der Schule (Ganztag) und am Wochenende sind sie meist unter Aufsicht der Eltern. Auch da ist dann nicht viel mit “freiwillig, weitgehend selbstbestimmt …; man entscheidet Ort, Dauer und Tätigkeit eigenständig und trägt primär privat Verantwortung…” Nee, immer alles schön durchgeregelt, vorbestimmt und kontrolliert. Mich wundert mittlerweile gar nichts mehr.
Zu meiner Schulzeit wurde zwar auch versucht uns “unter Kontrolle zu bringen”, aber wenigstens an den Nachmittage und in den Ferien hatten wir noch echte Freizeit, ohne ständige Kontrolle und Bevormundung.
Ihre Eingangsfrage und die Weiterführungen sind sehr berechtigt.
“Eigentlich” müsste ein Aufschrei nach Halbtagsschulen das Land erschüttern. Auch damit Schüler Freizeit haben.
Von diesem Aufschrei habe ich allerdings noch nichts gehört. Liegt wohl im Ultraschallbereich – bestimmt.
Das Stichwort ist “nicht institutionell gebunden”.
Kinder unterliegen immer irgendeiner Aufsicht und können nie frei über Ihren Aufenthaltsort entscheiden. Auch über die Dauer von Tätigkeiten können Sie nie selbst entscheiden. Es gibt ja schließlich auch Eltern.
Nach Ihrer Definition haben Kinder nie Freizeit. Das ist absurd. Auch Fußballspielen im Verein wäre nach Ihrer Definition keine Freizeit.
Die Wahrheit ist aber, dass die Kinder selbst entscheiden können, was sie in Pausen tun wollen und keine Aufgaben erledigen müssen. Es handelt sich also um Freizeit.
Kurze Einordnung: Ich trenne zwischen Rahmen und Tätigkeit.
Rahmen: Schulpausen sind Teil der Schulzeit mit Anwesenheitspflicht, festem Zeitraster (Klingel), räumlicher Begrenzung (Hausrecht), Aufsichtspflicht und Schulordnung. Das ist kein Freizeit-Rahmen.
Tätigkeit: In der Pause können Kinder frei wählen, was sie tun. Das macht die Tätigkeit freizeitähnlich, ändert aber nicht den Rahmen.
Zum Vergleich „Verein“: Vereinsfußball ist Freizeit, weil freiwillig und abwählbar (Eintritt/Wechsel/Austritt jederzeit möglich; Fernbleiben hat nur vereinsinterne Folgen). Die Pause kann man nicht abwählen; sie ist obligatorischer Abschnitt des Unterrichtstags mit hoheitlicher Aufsicht und Schulregeln.
Fazit: In Pausen finden freizeitliche Aktivitäten statt, aber die Pause selbst ist keine Freizeit, sondern geregelter Teil der Schulzeit.
Ich hoffe, der Unterschied ist klar geworden.
Der Untersched ,den Sie mache wollen ist klar, aber willkürlich. Entscheidend für die Frage, ob Freizeit vorliegt, ist nicht der organisatorische Rahmen, sondern die Frage, ob man tun kann, was man will. Zweiteres ist bei Schulpausen der Fall, deshalb sind Schulpausen Freizeit.
Wenn der Rahmen wichtig wäre, ob Freizeit vorliegt, wäre Training im Fußballverein für Kinder keine Freizeit. Auch dort gelten ein festes Zeitraster, räumliche Begrenzung (Hausrecht des Vereins), Aufsichtspflicht und Vereinsordnung. Und über ihren Aufenthaltsort können Kinder nie selbst entscheiden. Das tun immer Erwachsen für sie. Egal ob die Freizeit im Rahmen Schule oder anderswo statfindet.
Die Kernpunkte wurden mehrfach dargelegt, doch ein Erkenntnisfortschritt ist nicht erkennbar, da Sie die Sachlage nicht begreifen können oder wollen. Sie verschieben die Debatte auf eine reine Begriffsfrage („Freizeit = tun können, was man will“) und ignorieren den schulrechtlichen Rahmen. Bitte überprüfen Sie die relevanten gerichtlichen Entscheidungen.
Sie kämpfen hier zu diesem Aspekt einen Kampf, nur um ihn zu kämpfen. Da mache ich nicht mit und finde ihre Einstellung bedenklich.
Die relevante gerichtliche Entscheidung wird doch im Artikel genannt.
“Das Land Baden-Württemberg, vertreten durch das Regierungspräsidium Freiburg, räumte ein, dass die Strafarbeit rechtswidrig gewesen sei.
Begründung: Die Maßnahme verletze die Schülerin in ihrem Allgemeinen Persönlichkeitsrecht.”
Es scheint doch eher so zu sein, dass Sie sich jeder Erkenntis verweigern und das auf andere übertragen.
Der angeführte Vergleich regelt die Zulässigkeit einer Strafarbeit (Allg. Persönlichkeitsrecht). Zur Statusfrage der Pause (Schulzeit vs. Freizeit) sagt er nichts. Sie machen es einem schon schwer.
Ich habe hier gerade ein Urteil des VG Braunschweig von 1989 vorliegen, bei dem es um etwas anderes geht, das Gericht aber argumentiert, der Schüler könne ja Kontakt haben zu seinen Freunden in den Pausen UND in der Freizeit. Das Gericht unterscheidet das also.
Sie behaupten fleißig weiter und bleiben uns jeden juristischen Beleg schuldig.
Im Arbeitsrecht gelten Pausen ganz klar als Freizeit.
Analog dazu ist logisch, Pausen in Schulen auch als Freizeit zu betrachten.
Nein!
Da haben Sie aber trefflich argumentiert.
Jaaa! Manchmal neige ich zu Ausschweifungen… haha! Grins!
Etwas hundertmal (o.ä.) abschreiben zu lassen, ist eine “Sinnlos-Aufgabe”. Solche Sinnlos-Aufgaben sind schulrechtlich (in jedem Bundesland???) verboten. Es wäre wohl gut, wenn sich alle an Schule Beteiligten etwas besser mit dem Schulrecht auskennen würden!
(Etwas abschreiben zu lassen zur Übungen der Schreibschrift, zur Übung der Rechtschreibung, der Grammatik, des Ausdrucks usw. ist NICHT verboten und auch nicht jeder Deutschlehrer hält davon nichts.)
Genau!
Das sind dann in der Regel Lehrkräfte (Quereinsteigende?) die methodisch und didaktisch nicht die hellsten Kerzen auf der Torte sind.
Das Basisproblem ist – wenn Schüler an Schulen oder in ihrer Landessprache sprechen, die von den meisten nicht verstanden werden kann wie hier türkisch, arabisch und sehr viel weitere Sprachen, dann haben die Personen die diese Sprache beherrschen die konfortable Möglichkeit, im Beisein anderer, die die Sprache nicht verstehen herzuziehen oder wichtige Infos vorzuenthalten. Soetwas schafft dann Missvertrauen. Von daher kann man auch hier die Forderung stellen dass Deutsch gesprochen wird. Ob jetzt diese Art von Strafarbeit sinnvoll ist oder nicht, ist eine andere Frage.
Sie gehen also davon aus, wenn jemand eine Sprache spricht, die Sie nicht verstehen, dass derjenige schlecht über Sie spricht? Dann sollten Sie nicht in Großstädten die öffentlichen Verkehrsmittel benutzen und nur Urlaub in Ländern machen, deren Sprache Sie perfekt beherrschen. 🙂
Meistens unterhalten sich Menschen über, für andere Menschen, belanglose Dinge. Haben Sie mal deutschen Kindern in den Pausen zugehört, worüber die so reden?
Also pauschalieren kann man das schlecht aber wenn es die Situation erlaubt wird das gemacht wenn bei den betreffenden Personen Absichten hinterstehen.
Die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel und/ oder Urlaub machen ist eine vollkommen andere Sache, da man die Leute oft nicht wieder sieht. Aber wenn wie in Schulen die Leute täglich zusammen sind und sich rivalisierende Gruppen gebildet haben, haben eben diejenigen Vorteil, die mehrere Sprachen sprechen. Auch wenn das viele nicht hören wollen, kann man fremde Sprache bewusst einsetzen, um bestimmte Sachen wie religiöses Denken in die gewünschte Richtung zu lenken und wenn das auch unbewusst passiert. Anpassung bedeutet auch dass man sich zumindestens bemüht, die hiesige Sprache zu sprechen und zwar in jeder Situation. Beide Seiten würden sich damit einen Gefallen tun.
Klar kann man (fremde) Sprachen bewusst einsetzen – in jede erdenkliche Richtung, leider. Das Hauptproblem ist mMn. die schlechte Durchmischung in den Schulen. Wenn die Muttersprachler in der Minderheit sind, dann kippt die (sprachliche) Integration, da kann man verbieten soviel man will. Ge- oder Verbote nähren dann eher noch den Widerwillen gegen die “aufgezwungenen” Regeln.
Zu meiner Studienzeit gab es die Vorgabe an der Hochschule und im Studentenwohnheim: (mindestens) 2 Muttersprachler zu einem Auslandsstudenten (und letztere möglichst mit verschiedenen Muttersprachen). Hat damals (vor fast 50 Jahren) ganz gut funktioniert.
Ein interessanter Aspekt – wenn der Ausländeranteil an einer Schule sehr hoch ist werden viele deutschsprachige Eltern ihr Kind lieber auf eine Privatschule schicken und dann wird der Anteil der Nicht-Deutsch-Muttersprachler noch höher. Das der Ausländeranteil dann sehr hoch ist eine Tatsache, an die man je nach Gegend nicht viel ändern kann. Nur dann halte ich es besonders wichtig dass auf Deutsche Umgangssprache geachtet wird was auch dazu führen wird, dass auch wieder viel mehr Deutsch-Muttersprachler hingehen.
Und zu Ihrer zweiten Anmerkung (wenn bei den betreffenden Personen Absichten hinterstehen…): Wenn ich ein bestimmtes Ziel habe und die Chance sehe, es zu erreichen mit Mitteln, die andere nicht haben (hier: z.B. türkisch sprechen zu können), dann liegt doch sehr nahe diesen Vorteil auch einzusetzen. Im Prinzip macht das ja jeder bewusst oder unbewusst so, beispielsweise bei einer Flugbuchung sich durch frühzeitiges Einchecken per Online einen besseren Platz zu sichern und anderen, die erst am Flughafen einchecken müssen dann mit den verbliebenen Plätzen vorlieb nehmen.
Woher nehmen Sie die Statistik für Ihre gewagten Thesen ?
Sie schließen offenbar lediglich von sich auf andere.
“Also pauschalieren kann man das schlecht aber wenn es die Situation erlaubt wird das gemacht wenn bei den betreffenden Personen Absichten hinterstehen.” diesen Satz verstehe ich nicht so ganz, bzw. möchte ihn nicht missverstehen. Was meinen Sie?
Nein, das Basisproblem ist hier z.B. Ihr Kontrollwahn aufgrund Fehlen von jeglichem Vertrauen, nicht zuletzt in Ihr persönliches Kommunikationsverständnis.
Was für eine hilflose, altbackene Maßnahme, klingt wie ein Ausschnitt aus den 50 er Jahren. Angesichts aktuell vergleichbaren Mangel an Lehrkräften, liegt der Verdacht nahe, dass hier irgendein Bock zum Gärtner gemacht wurde.
Erinnert mich an eine ehemalige, kriegstraumatisierte Jugendliche, die aufgrund ihrer Erfahrungen gar nicht mehr in der Lage war, verbal zu kommunizieren…maximal Ein-Wort- Antworten im Flüsterton waren ihr möglich.
Der wichtigste Satz steht fast am Ende des Artikels:
“Die Maßnahme verletze die Schülerin in ihrem Allgemeinen Persönlichkeitsrecht.”
Selbst wählen zu können, welche Sprache ich nutze, gehört zum Kern des grundgesetzlich geschützten Rechtes auf freie Entfaltung der Persönlichkeit.
Eigentlich sollten Lehrkräfte Schüler:innen bei der Entfaltung ihrer Persönlichkeit helfen. Dass aber immer wieder Schulen und Lehrkräfte auf die Idee kommen, die Nutzung einiger Sprachen zu unterdrücken, ist mit nichts anderem als (unbewusstem) Rassismus zu erklären. Ihm liegt die Überzeugung zugrunde, dass bestimmtte Sprachen und Kulturen minderwertig sind.
“Selbst wählen zu können, welche Sprache ich nutze, gehört zum Kern des grundgesetzlich geschützten Rechtes auf freie Entfaltung der Persönlichkeit.”
Ist Muttersprache ein Menschenrecht? Ich finde, ja!
https://www.bbu.gv.at/die-muttersprache-ist-wertvoll
Nein. Bitte nicht alles und jedes, was man sich selber wünscht, zum Menschenrecht erklären, nur damit es möglichst wichtig klingt. Sie machen das Menschenrechtskonzept damit auf Dauer lächerlich und wertlos. Bitte nicht!
Tatsächlich ist die Muttersprache von der UNESCO zu einem kulturellen Menschenrecht erklärt worden, was auch immer das bedeuten mag. Hat nun also jeder das Recht in Deutschland, in seiner Muttersprache unterrichtet zu werden? Oder hat jeder das Recht, seine Muttersprache zu erlernen (egal, wie)? Oder hat jeder das Recht, sich in seiner Muttersprache an Ämter und Behörden in Deutschland wenden zu können (wie wollte man das gewährleisten)? Oder hat jeder das Recht, seine Muttersprache im Alltag zu verwenden? Was ist mit (deutschen) Dialekten? Gehören sie dazu oder nicht? Manche sagen, Plattdeutsch sei kein Dialekt, sondern eine Sprache. Ist es Berlinerisch auch? Ist es das Moselfränkische auch (sein Nachbar, das Luxemburgische, gilt ja nun als Sprache)? Muss Deutschland nun die Dialekte vor dem Aussterben bewahren, selbst wenn die Menschen, die da leben, den Dialekt nicht verwenden wollen?
Was genau bedeutet das nun?
https://kroll-languages.de/amtssprache/
In diesem link steht u. a.: “in den Schulen wird diese Sprache (Amtssprache) gelehrt.“
@Gewitter
Vielleicht helfen Ihnen folgende links weiter:
https://www.mehrsprachigkeit.uni-hamburg.de/oeffentlichkeit/grundwissen/herkunftssprachen.html
https://ome-lexikon.uni-oldenburg.de/begriffe/dialekt
https://www.deutschlandfunk.de/regionalsprachen-plattdeutsch-sorbisch-friesisch-romanes-daenisch-100.html
Mit ziemlicher Sicherheit bedutet es keine unnötige Verkomplizierung des Sachverhaltes bzw. verstehe ich diese Erklärung so, dass das Recht auf Anwendung der Muttersprache nicht grundsätzlich untersagt werden darf. Selbstverständlich leitet sich daraus nicht ab, dass der Unterricht oder auf Ämtern in allen erdenklichen Sprachen r e a g i e r t werden kann.
Übrigens ist Plattdeutsch aus historischen Gründen als Sprache längst allgemein anerkannt .
Vielleicht machen nur Sie mit Ihrer Prioritätenliste Sprache minderwertig ?
Das klingt zwar Recht gewichtig, aber haben Sie auch nur einen einzigen Beleg dafür? Sie wissen schon, dass Grundrechte durchaus eingeschränkt werden dürfen? Die Schulpflicht z.B. beschneidet auch das Recht, seinen Aufenthaltsort selbst zu bestimmen usw.-usf.
Haben Sie den Artikel nicht gelesen? Dort steht der Beleg.
Tatsächlich wird das Recht auf die freie Entfaltung der Persönlichkeit im Unterricht mit Recht eingeschränkt.
Aber in den Pausen dürfte es schwer sein zu argumentieren, dass andere Grundrechte vor dem Recht, seine Sprache frei wählen zu können, überwiegen.
Oben wurde irgendwo der Schutz vor Mobbing genannt. Aber da gibt es etliche pädagogische Maßnahmen die milder sind und außerdem an den Ursachen ansetzen und deshalb sinnvoller sind.
Dieses rigide Auftreten ohne Faktenbasis ist mir zuwider. Ihre Aussagen finde ich Unsinn. Grundrechte sind bewusst vage formuliert, ihre genaue Auslegung regeln die Gesetze. Sonst kommt noch jemand und sagt, die Erziehung zur Demokratie widerspricht der freien Entfaltung der Persönlichkeit, die ja vielleicht keine Demokratie will. Es ist deshalb Unsinn, sich so pauschal auf ein Grundrecht zu berufen. Grundrechte bedürfen immer der Auslegung. Letztendlich entscheidet das Bundesverfassungsgericht.
Genauso Unsinn finde ich die Aussage “ist mit nichts anderem als (unbewusstem) Rassismus” zu erklären. Das läuft auf eine sich selbst erfüllende Prophezeihung hinaus. Entweder ist jemand offen rassistisch und verhält sich absichtlich so oder er gibt andere Gründe vor und weiß nicht, dass das auch eigentlich rassistisch ist. So haben Sie scheinbar immer Recht. Weil Sie eben immer Recht haben. Werfen Sie doch mal dem CDU-Generalsekretär, der eine Schulhofdeutschpflicht vorschlug (siehe Kommentar weiter oben von Tischdecke) deswegen Rassismus vor. Ok, als Beamter dürfen Sie das nicht. Aber würden Sie? Er ist es, wenn nicht absichtlich, so doch unbewusst, nicht wahr?! Weil er andere Sprachen und Kulturen für minderwertig hält (wie Sie behaupten!!!).
Ist das so abwegig? “Die Ausländerfeindlichkeit hat sich zu einem bundesweit geteilten Ressentiment entwickelt.” Gerne hier nachlesen: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/studie-autoritarismus-auslaenderfeindlichkeit-antisemitismus-demokratie-100.html
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sie beginnen Ihre Antwort doch selbst rigide und ohne Faktenbasis. Sie ignorieren ja sogar die Aussage des Gerichts, die im Artikel steht.
Sind Sie sich jetzt selbst zuwider?
Und von unbewussten Rassismus zu sprechen, ist natürlich richtig und sinnvoll. Seine eigenen rassistischen Verhaltensweisen zu erkennen, ist ja keine triviale Aufgabe. Wenn ich einfach den Verhaltens- und Argumentationsmustern folge, die in meiner sozialen Gruppe vorherrschend sind, erkenne ich möglicherweise gar nicht, dass sie strukturell rassistisch sind. Dazu gehört Selbstreflexion.
Eines verstehe ich absolut nicht: In den Schulen wird immer mehr Rücksicht auf Religion genommen (Religionsunterricht, Gebetsräume, Kleidung, kein Schweinefleisch in den Mensen,…), aber bei der Muttersprache der Schüler (in den Pausen) hört die Toleranz auf einmal auf?
Arabisch und türkisch. Alle anderen Sprachen haben keine Probleme. Es ist schon etwas merkwürdig, warum man das nicht wahrhaben möchte und jede Aktion, dem entgegenzuwirken, als deutsches Defizit darstellen möchte. Man muss doch endlich mal konstruktive Lösungen zulassen, anstatt immer nur Bashing zu betreiben. Jede Bemühung wird hier niedergeknüppelt, so wird das nichts.
Also sind Rassismusopfer selbst schuld? Gerne hier nachlesen: https://www.amadeu-antonio-stiftung.de/gruppenbezogene-menschenfeindlichkeit/antimuslimischer-rassismus/
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Sprachen zu verbieten ist nicht konstruktiv, sondern destruktiv.
Sie haben übrigens noch nicht einmal das angebliche Problem benannt, das angeblich mit der Nutzung dieser Sprachen in den Pausen entstehen soll.
Kein Wunder, dass es keine Lösungen gibt.
@potschemutschka, Sie waren mir mit Ihren Kommentaren meistens sehr sympathisch. Jetzt staune ich über die Vehemenz, mit der Sie für das “Recht” auf den Gebrauch der Herkunftssprache in der Schule debattieren.
Es hat doch hier niemand jemandem das Recht abgesprochen, seine Herkunftssprache im privaten Kreis zu verwenden. Es geht nur um den Gebrauch in den Pausen in den Schulen. Es geht auch nicht darum, nehme ich an, dass man mal ein Wort oder einen Satz sagt, es geht vor allem darum, nehme ich an, dass man “die ganze Zeit” in der Pause in seiner Herkunftssprache spricht.
Das ist zumindest in einer “gemischtsprachigen Schule” auch ausgrenzend gegenüber allen, die diese Herkunftssprache nicht beherrschen. Es fördert außerdem die “Gruppenbildung” verschiedener “Sprachgruppen” gegenüber anderen. Wir wollen doch aber Integration fördern und nicht die “Grüppchenbildung”.
Es geht nicht um ein Verbot der Herkunftssprache, sondern darum, dass manche Kinder nur diese Sprache benutzen. Außerhalb der Schule sowieso und “mit Ihrer Erlaubnis” auch in der Schule. Die Frage ist einfach, ich weiß nicht, ob es dazu Daten gibt, ob dadurch der Spracherwerb (Deutsch) wesentlich behindert wird oder ob das eigentlich keinen Einfluss auf den Spracherwerb hat.
Was sagen Sie dazu? Gibt es dazu Daten? Wollen Sie nicht, dass, wer hier lebt, möglichst gut die Amtssprache dieses Landes beherrscht?
@Nanu
Danke für Ihren Kommentar.
In meinen bisherigen Kommentaren habe ich schon versucht, meine Gründe und Bedenken zum D-Sprachgebot in den Pausen darzustellen (auch mit Beispielen). Vielleicht lesen Sie das noch einmal.
Hier noch einmal meine 2 Hauptbedenken:
https://www.dwds.de/wb/Slang
https://de.wikipedia.org/wiki/Pidgin-Sprache
Zu Ihrem letzten Satz: Natürlich will ich, dass wer hier lebt, möglichst gut die Amts- bzw. Bildungssprache beherrscht. Für die Schüler ist das der Unterricht, dort wird die deutsche Sprache richtig gelehrt. Für die anderen gibt es Sprachkurse und andere Angebote. Inwieweit die dann (freiwillig) genutzt werden … ist ein anderes Thema und wurde hier bei n4t vor einiger Zeit schon dikutiert. (Ich gebe übrigens 2mal wöchentlich D-Nachhilfe für junge Erwachsene.)
Wichtig wäre für alle Migranten,ob Kinder und Erwachsene, mehr Kontakt zu Muttersprachlern, denn so lernt man eine Sprache am besten (eigene Erfahrungen meinerseits).
Hier noch der link zu dem erwähnten n4t-Artikel, mit sehr vielen interessanten Kommentaren:
https://www.news4teachers.de/2024/06/brennpunkt-graefenauschule-wo-praktisch-jedes-schulkind-einen-migrationshintergrund-hat-aber-die-mittel-fuer-besondere-sprachfoerderung-fehlen/#comments
Ein D-Sprachgebot für die Pausen wird die dort angesprochenen Probleme nicht beheben! Das ist wieder nur ein “buntes Pflästerchen”, welches von den Ursachen ablenkt! (nur meine persönliche Meinung)
“Grüppchenbildung” gibt es übrigens auch ganz unabhängig von der Sprache, oft nach anderen Gemeinsamkeiten. Am Nachmittag sehe ich hier im Kiez die ESE-Schüler (verschiedener Migr.-Hintergrund, Kommunikation auf deutsch)) gemeinsam um die Häuser ziehen und ebenso finden sich die “inkludierten” Fö-Kinder/Lernen (spätestens ab der 4. Klasse) öfter zusammen.
Noch etwas: Was Schimpfwörter betrifft, sind die Schüler, v. a. die verhaltenskreativen erstaunlich multi-lingual hier im Kiez.
@Nanu
Vielleicht erklären auch diese Zitate meinen “vehementen” Einsatz für die Muttersprsache. Die Muttersprache ist auch wichtig für die emot.-soziale Entwicklung:
https://www.bestenzitate.com/thema/zitate-uber-muttersprache#:~:text=Wenn%20die%20Auswanderer%20alles%20verlieren%2C%20die%20Liebe%20zu,ausdr%C3%BCcken%20zu%20k%C3%B6nnen%2C%20bekundet%20h%C3%B6chste%20Geistes%20und%20Seelenbildung.
Ich finde, in dem Artikel werden einige Dinge vermischt, die man trennen sollte:
Zunächst ist es unhöflich, wenn einige Kinder sich (vielleicht auch über andere) unterhalten in einer Sprache, die die anderen Kinder und Lehrkräfte nicht verstehen. Mich hat es z.B. irritiert, als Schüler meiner Klasse bewusst Türkisch gesprochen und gelacht haben. Die Mitschüler haben – ob das nun richtig war doch nicht – es so verstanden, dass beide sich bewusst über ihre Mitschüler lustig gemacht haben. Das führt leicht zu Konflikten.
Außerdem grenzt man sich damit ja bewusst von Mitschülern ab: Hier sind wir, die sich gegenseitig verstehen, und dort sind alle Anderen… Integrationsfördernd ist das nicht gerade.
Und natürlich hilft es Kinder mit Migrationshintergrund wenig, wenn sie zu Hause ihre Muttersprache sprechen, in Pausen und Unterricht diese Sprache auch nutzen und kaum Deutsch verwenden. So kann man die Sprache eben nur schwer lernen.
Bisher haben wir in solchen Fällen einfach mit den Kindern gesprochen und erklärt, warum sie bitte Deutsch sprechen sollen. Im Artikel wurde zunächst das wiederholte Abschreiben eines Satzes als Strafe genannt. Dass das völlig unangemessen und nicht zielführend ist, ist wohl klar. Im Gegensatz dazu empfinde ich eine schriftliche Reflexion, warum man Deutsch sprechen sollte, dass es zu Mißverständnissen kommen kann usw., nicht unbedingt als Strafe. Richtig eingesetzt und kommuniziert kann es eben der Reflexion dienen.
Die Lehrerin a. D. kritisiert eine systematische Abwertung migrantischer Sprachen: „Während Kinder, die Französisch oder Englisch sprechen, gelobt werden und als kultiviert und gebildet gelten, erfahren Kinder, die Arabisch, Türkisch oder Albanisch sprechen, viel Abwertung.“
Mit Arabisch und Türkisch haben wir nunmal zwei Muttersprachen, die sehr verbreitet unter Migranten sind. Wenn sich zwei Kinder im Unterricht auf Japanisch unterhalten würden, würde man ihnen auch sagen, dass sie bitte auf Deutsch sprechen sollen. Das läuft mit den ukrainischen Kindern ja nicht anders. Und dennoch wird nicht von einer systematischen Abwertung von Japanisch oder Ukrainisch gesprochen!
Gerade Türkisch und Arabisch sind, wie Russisch, in einigen Bundesländern seit vielen Jahren als Fremdsprachen zugelassen. Sofern man entsprechende Lehrkräfte hat, kann man diese Sprachen durchaus ins Abitur einbringen.
Und da in diesem Artikel schon wieder die “Rassismus-Keule” ausgepackt wurde:
Wir haben zahlreiche Kinder in der Klasse, deren Eltern zu Hause Türkisch/Kurdisch bzw. Arabisch sprechen. Von jeder einzelnen (!) dieser Mutter wurde ich gebeten, ihr Kind nicht “mit den anderen türkischen oder arabischen Kindern” zusammenzusetzen!
Die Mütter wollen alle, dass ihr Kinder schnell und gut Deutsch lernen, sich integrieren und eben nicht untereinander Türkisch oder Arabisch sprechen.
Sind diese Mütter also Rassisten oder wollen sie einfach nur das Beste für ihre Kinder?
Es ist keinswegs unhöflich, sich in einer anderen Sprache zu unterhalten, als andere. Dann wäre das Verhalten deutscher Touristen im Ausland ja immer unhöflich. Oder das Verhalten deutscher Schüler und Lehrer wäre gegenüber ukrainischen Schülern unhöflich, wenn Deutsch gesprchen wird, statt Englisch, was ukrainische Schüler auch beherrschen.
Ebenso wie es in ORdung ist gespäche so zu führen, dasssie akustisch von anderen nicht mitgehört werden können, ist es auch in Ordung Gespräche so zuführen, dass sie wege nderSprachhürde von anderen nicht verfolgt werden können.
Dabei ist das ja in der Regel nicht einmal das Ziel, wenn die nichtdeutsche muttersprache gesprochen wird. Zur Mutterspache gehören eine größere emotionale Vernbundenheit und eine größere Ausdrucksfähigkeit. Warum sollte man das Schülern in der freien Zeit verwehren?
Ansonsten führen Sie viele Dinge an, die pädagogisch wünschenswert sind, aber nicht durch ein Verbot der Muttersprache erzwungen werden sollten (und auch nicht dürfen, wie das Gerichtsverfahren aus dem Artikle gezeigt hat).
Und selbstverständlich wäre ein Besinnungsaufsatz auch eine Strafe, wenn er wegen des Verhaltens einzelner Schüler nur von diesen Schülern geschireben werden muss. Man kann das geschickter machen und die ganze Klasse im Deutschunterricht darüber schreiben (oder besser: diskutieren) lassen.
Es ist keinswegs unhöflich, sich in einer anderen Sprache zu unterhalten, als andere. Dann wäre das Verhalten deutscher Touristen im Ausland ja immer unhöflich. Oder das Verhalten deutscher Schüler und Lehrer wäre gegenüber ukrainischen Schülern unhöflich, wenn Deutsch gesprchen wird, statt Englisch, was ukrainische Schüler auch beherrschen.
Sie vermischen Touristen, die kurzzeitig in einem fremden Land sind und die Landessprache nicht sprechen mit Menschen, die in einem anderen Land leben und bewusst die Landessprache nicht verwenden.
Auch als Tourist im Urlaub wird man sich – aus Höflichkeit – bemühen, zumindest in der Landessprache zu begrüßen und dann bspw. zu einer gemeinsamen Sprache wie Englisch zu wechseln. Es geht einfach nicht anders.
Wenn ich auf der anderen Seite bspw. Spanisch sprechen kann, aber im Urlaub die Sprache mit Einheimischen nicht sprechen will und sie auf Deutsch oder Englisch anspreche, finde ich das schon unhöflich und respektlos.
Ihre Logik bezüglich der Ukrainer erschließt sich mir nicht:
Die ukrainischen Kinder gehen in Deutschland zur Schule, sollen Deutsch lernen, um im deutschsprachigen Unterricht Inhalte zu lernen, um eine Prüfung in deutscher Sprache zu bestehen!
Da wäre es doch geradezu unsinnig, ihnen diese Lernmöglichkeit zu nehmen.
Schriftliche Reflexionen zum Verhalten, weniger wegen Sprache, sind doch nicht selten.
Wenn mehrere Gespräche und Erklärungen nicht geholfen haben, kann man durchaus auch mal schriftlich reflekieren lassen. Was ist genau passiert, wie habe ich mich dabei gefühlt und verhalten, warum war das nicht gut und wie kann ich mich nächstes Mal besser verhalten…
Zu Ihrem Vorschlag:
Nächstes Mal kann also die ganze Klasse einen Aufsatz schreiben, warum Andrij und Boris in der Klasse doch bitte Deutsch statt Ukrainisch sprechen sollten. Das kommt bestimmt gut an.
Hier verstehe ich Ihre Logik nicht:
“Wenn ich auf der anderen Seite bspw. Spanisch sprechen kann, aber im Urlaub die Sprache mit Einheimischen nicht sprechen will und sie auf Deutsch oder Englisch anspreche, finde ich das schon unhöflich und respektlos.”
Möchte ich mit Menschen sprechen, dann suche ich die Sprache, mit denen alle am Gespräch beteiligten am besten zurecht kommen. (Beispiel siehe oben, meine “Selbsthilfegruppe” – da ist eben russisch die “lingua franca”)
Möchte ich nicht mit irgendwelchen Menschen sprechen, dann spreche ich diese in keiner der Sprachen, die ich beherrsche an. Warum sollte ich das tun?
Obwohl, mir fällt gerade etwas ein, was Ihrer Aussage nahe kommt, aber auch wieder nicht: Beim Ukraine-Fest auf dem ich war, wurden auch ukrainische Speisen und Getränke angeboten. Dort fragte und bestellte ich an den Ständen immer zuerst auf deutsch und nicht auf russisch (aus bekannten Gründen). Die Verkäufer konnten meist schon etwas unsere Sprache. Nur wenn ich merkte, dass es den Verkäufern sehr schwer fiel, ihre Waren auf deutsch zu erklären, bot ich ihnen an, auch russisch mit mir zu sprechen. Das war dann auch okay.
“Zur Mutterspache gehören eine größere emotionale Vernbundenheit und eine größere Ausdrucksfähigkeit. Warum sollte man das Schülern in der freien Zeit verwehren?”
Genau das meine ich eben auch!
“Mich hat es z.B. irritiert, als Schüler meiner Klasse bewusst Türkisch gesprochen und gelacht haben. Die Mitschüler haben – ob das nun richtig war doch nicht – es so verstanden, dass beide sich bewusst über ihre Mitschüler lustig gemacht haben. Das führt leicht zu Konflikten.”
Kommt natürlich auf die Situation an, aber warum muss man immer gleich “Böses” vermuten? Warum haben Sie nicht gefragt, was so lustig ist? Menschen können auch einfach so Spaß haben, ohne andere auszulachen oder zu beleidigen. (siehe mein Beispiel der DaZ-Klasse weiter oben)
Noch ein Beispiel, erst kürzlich erlebt: ich hatte eine längere Wartezeit zu überbrücken. In unmittelbarer Nähe waren Gerüstbauer beschäftigt, die sich Kommandos lautstark auf russisch zuriefen, unterbrochen von sehr deftigen Flüchen und Gelächter. Die waren einfach gut drauf, obwohl sie hart arbeiten mussten. Dann machten sie eine kleine Kaffee- und Raucherpause. Interessant worüber sich die “harten Kerle” dabei so unterhielten – über ihre Familie/Kinder, über Urlaub und über ihre Haustiere. Immer wieder machte jemand einen harmlosen Witz und alle lachten.
Wenn sich Menschen in meiner Nähe in einer mir fremden Sprache unterhalten, ist es mir egal, worüber und ich finde es nicht unbedingt unhöflich. es ist eher übergriffig, wenn man immer wissen will, worüber andere reden. Allerdings gebe ich zu, dass ich “neugierig” werde, wenn ich die Sprache verstehe – dann spitze ich schon mal die Ohren (nur um meine Fremdsprachenkenntnisse zu verbessern, natürlich 🙂 ) Sie werden es nicht glauben,es sind überwiegend ganz harmlose Themen. Wenn ich aber beim heimlichen Mithören merken würde, dass es um intime Dinge geht, würde ich sofort das Zuhören einstellen und weggehen.
“…unhöflich, wenn einige Kinder sich (vielleicht auch über andere) unterhalten in einer Sprache, die die anderen Kinder und Lehrkräfte nicht verstehen…”
Warum muss man, als Außenstehender (= nicht am Gespräch Beteiligter=, immer wissen, worüber sich andere unterhalten? Unhöflich ist es doch auch, sich ungefragt, neugierig in anderer Leute Privatgespräche einzumischen. Dürfen die Schüler eigentlich noch in den Pausen miteinander flüstern? Wahrscheinlich nur, wenn es aud deutsch geschieht, aber wie kontrolliert man das?
Noch eine persönliche Vermutung:
Dieses vermehrte Misstrauen gegenüber Menschen, die eine Sprache sprechen, die man selbst nicht versteht, könnte auch ein Symptom von FOMO sein, welche immer mehr (auch dank der asozialen Medien) zunimmt, nicht nur unter Schülern.
https://de.wikipedia.org/wiki/Fear_of_missing_out