Wappnen gegen Extremismus: Angehende Lehrkräfte sollen NS-Gedenkstätten besuchen

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DÜSSELDORF. Angehende Lehrkräfte in Nordrhein-Westfalen sollen künftig Bildungsreisen zu den mehr als 30 NS-Gedenkstätten und Erinnerungsorten im Bundesland unternehmen können. Dafür stellt das Land jährlich bis zu 500.000 Euro bereit, wie Schulministerin Dorothee Feller und Heimat- und Kommunalministerin Ina Scharrenbach (beide CDU) mitteilten. Organisiert werden die Bildungsfahrten für Lehramtsanwärter über die Zentren für schulpraktische Lehrerausbildung des Schulministeriums. 

Bewusstsein für die Verwundbarkeit der Demokratie schaffen: Besucherin in der Gedenkstätte Auschwitz. Foto: Shutterstock / ProximaCentauri1

Lehrerinnen und Lehrer tragen nach Worten von Schulministerin Dorothee Feller entscheidend dazu bei, Schülern die Werte der Demokratie und die Notwendigkeit zu vermitteln, ihren zunehmenden Bedrohungen entgegenzutreten. Die Auseinandersetzung besonders mit dem Nationalsozialismus und dem Holocaust sei eine fundamentale Aufgabe von Schulen und Gesellschaft. Wer die Stätten besucht habe, an denen die Erinnerung an die Nazi-Verbrechen wachgehalten werden, könne bei Schülern noch besser das Bewusstsein für die Verwundbarkeit der Demokratie schaffen.

Orte gegen das Vergessen

Auch in Nordrhein-Westfalen befanden sich Orte von Diskriminierung, Verfolgung, Terror und Tod, wie Scharrenbach erinnerte. Gegen das Vergessen der Verbrechen der NS-Diktatur helfe nur das Schaffen aktiver Erinnerungen. «Wir haben dem wachsenden Antisemitismus Einhalt zu gebieten», sagte die Ministerin. Lehrkräfte übernähmen dabei eine entscheidende Rolle. Die NS-Gedenkstätten in NRW, die Opfer- oder Täterorte waren, sollen die Geschichte der nationalsozialistischen Herrschaft zwischen 1933 und 1945 erfahrbar machen. News4teachers / mit Material der dpa

“Ein paar Stunden Geschichtsunterricht zum Holocaust reichen nicht aus” – Bundesland kündigt Pflichtbesuche in Gedenkstätten an

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Biene
9 Monate zuvor

Warum wird das nicht schon seit Jahrzehnten gemacht? Ganz gleich WELCHES Lehramt studiert wird?
Ich war mehrere Jahr in einer Millionenstadt in Süddeutschland zum Studium, eine KZ-Gedenkstätte direkt vor der “Haustür”. Weder im Bachelor noch im Master-Studiengang war ich dort!
Und mich hätte es wirklich sehr interessiert mit sehr viel Zeit über das Gelände der Gedenkstätte zu gehen und nicht wie jetzt mit vier Schulklassen innerhalb von wenigen Stunden darüber zu sausen.

Schlaubi
9 Monate zuvor
Antwortet  Biene

Was hat Sie daran gehindert, sich privat zu bilden?

Biene
9 Monate zuvor
Antwortet  Schlaubi

Mein Geldbeutel. Leider.
BaföG- Anträge waren grausam, insbesondere die Dauer von Prüfung bis Bewilligung und schließlich die Auszahlung. Das war schon echt grenzwertig. Von daher blieb mir nichts anderes übrig als Arbeiten zu gehen, um zu überleben. Meine Eltern hätten sich das bezahlen des Studiums nicht leisten können.

vhh
9 Monate zuvor
Antwortet  Biene

“Ich war mehrere Jahr in einer Millionenstadt in Süddeutschland zum Studium, eine KZ-Gedenkstätte direkt vor der “Haustür”. Weder im Bachelor noch im Master-Studiengang war ich dort!” – was hat sie gehindert, mit viel Zeit über das Gelände zu gehen? Wer das nur gegen credit points und/oder als all inclusive schafft, sollte die Berufswahl überdenken.

B. aus A.
9 Monate zuvor
Antwortet  Biene

Darauf muß man ja nicht warten, bis man durch eine Studienordnung dazu aufgefordert wird – wenn es einen interessiert, einfach selber die Initiative ergreifen und hinfahren!

Besseranonym
9 Monate zuvor
Antwortet  Biene

[…] “beispielsweise auf dem Wirtschaftsgebäude des KZ Dachau sowie in Sachsenhausen und Neuengamme – gut sichtbar eine von Heinrich Himmler stammende Parole angebracht: „Es gibt einen Weg zur Freiheit. Seine Meilensteine heißen: Gehorsam, Fleiß, Ehrlichkeit, Ordnung, Sauberkeit, Nüchternheit, Wahrhaftigkeit, Opfersinn und Liebe zum Vaterland!“.

Diese subtile ureigene Losung (und die Gaskammern, Untersuchungstische….) die man umformuliert derzeit immer wieder hört, muss man sich – freiwillig – erst mal geben – wollen. Freilich sollte man dazu nicht erst aufgefordert werden müssen.
Ich bin quasi im Schatten von Dachau aufgewachsen ( dieses Lager dürfte @ Biene meinen )
Es gibt einen sehr guten aber auch an- und ergreifenden Einblick und ünterstützt lebendig das ” Nie wieder! ” ( es gibt dort wohl deswegen auch immer wieder Schändungen durch Ewiggestrige, Übergebliebene.)

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Arbeit_macht_frei#Verwendung_in_den_Konzentrationslagern

Lesebrille
9 Monate zuvor

Als ich vor ca. 7 Jahren mein Referendariat gemacht habe, gehörte (zumindest an meinem ZfsL) für alle eine Seminarfahrt nach Berlin dazu. Auf dem Programm standen neben dem obligatorischen Besuch im Reichstagsgebäude etliche Museen und Gedenkstätten mit Bezug zur NS-Zeit und zur DDR. Insbesondere die Führung mit einem ehemaligen Insassen durch das Stasigefängnis Hohenschönhausen und der Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen haben dabei großen Eindruck hinterlassen.

Ehrlich gesagt dachte ich damals, das wäre bereits ein festgeschriebener Teil der Ausbildung gewesen. Da dies wohl scheinbar nicht der Fall war, bin ich meinem ZfsL für diese Erfahrung sehr dankbar.

Rainer Zufall
9 Monate zuvor

Ich verstehe das nicht.
Soll die Reise rechtsextreme Referendar*innen aufklären?
Ich glaube nicht, dass hier sonderlich viel passieren wird…

Macht das Lehramt sicher gegen rechts und droht die Auflösung des Beamt*innenstatus an!
Die Bildungseinrichtung sind es wert, gegen Extremismus zu verteidigen!

(@ Papo: ich wünsche mir, dass Sie ungeachtet Ihrer Meinung mir gegenüber dem zustimmen können)

Unfassbar
9 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Das Lehramt soll nicht nur sicher gegen rechts, auch gegen links, gegen Kommunismus in Endstufe, gegen Kapitalismus in Endstufe, gegen religiösen Extremismus usw. gemacht werden. Ich hoffe, Sie können mir dem zustimmen.

Rainer Zufall
9 Monate zuvor
Antwortet  Unfassbar

Ist ein wenig wage formuliert. Ich stimme Ihnen zu, sofern Sie von Extremismus schreiben 🙂

PaPo
9 Monate zuvor
Antwortet  Rainer Zufall

Sie haben gerufen (eigtl. müssen Sie drei Mal meinen namen nennen, damit ich appariere) und tatsächlich… ich stimme Ihnen zu!
*im Kalender markier*

RSDWeng
9 Monate zuvor

Ich halte das für grundlegend wichtig. Ich musste in der Zeit, in der ich Studienreferendarinnen und Studienreferendare ausbildete, leider enorme Wissenslücken in der politischen Bildung und fehlende geschichtliche Basiskenntnisse bei den jungen Leuten konstatieren. Im Lauf der Jahre wurden die Defizite immer größer.
Auch ein Physiklehrer muss an seiner Schule für Menschlichkeit und gegen Antisemitismus eintreten können. Das kann er bei Ahnungslosigkeit nicht.
Bei meinen Gruppen stand immer ein Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald, der intensiv vor- und nachbereitet wurde, auf dem Programm. Dabei wurde ich immer sehr gut vom Personal der Gedenkstätte unterstützt.
Gerade jetzt ist es fast eine Pflicht, hier nicht nur in der Schülerschaft, sondern auch bei den angehenden Kolleginnen und Kollegen informativ und präventiv zu handeln.

vhh
9 Monate zuvor
Antwortet  RSDWeng

Hier ist ein Physiklehrer, der u.a. einem GL-Kollegen Ende 30 erklären musste, dass Guyana und Franz.Guyana nicht identisch sindt, was 1938 im Münchner Abkommen beschlossen wurde und was der NATO-Doppelbeschluss bedeutete. Meinetwegen gerne über ‘alle Fächer’ sprechen, aber solche Klischees über naturwissenschaftliche Fachidioten sind abwertend und ziemlich billig.

RSDWeng
9 Monate zuvor
Antwortet  vhh

Ich bitte um Nachsicht; ich habe mich unglücklich ausgedrückt und bin weit davon entfernt, Sie und andere Naturwissenschaftler als Fachidioten zu bezeichnen.

vhh
9 Monate zuvor
Antwortet  RSDWeng

Schwamm drüber…
Danke für die Klarstellung!

RSDWeng
9 Monate zuvor
Antwortet  vhh

So wie zwischen uns beiden sollten alle Missverständnisse und Unklarheiten hier im Forum beigelegt werden. Ich bedanke mich ebenfalls.

Sepp
9 Monate zuvor
Antwortet  RSDWeng

Völlige Zustimmung, wobei es bei Antisemitismus und deutscher Geschichte nicht aufhören sollte:

Statistisch gesehen haben Sie etwa 2-3 schwule/lesbische/bisexuelle Kinder in einer Lerngruppe sitzen. Wie sehr werden Studierende oder Referendare darauf vorbereitet? Welche Lücken oder seltsame Vorstellungen haben Kolleginnen und Kollegen dazu?
Erschreckend wenige Lehrkräfte reagieren bspw. auf homophobe oder transfeindliche Sprüche von Schülern.

Oder wie sieht es mit religiösem Extremismus aus? – Wir hatten vor ein paar Monaten Vorfälle, bei denen sich Kinder islamistisch/salafistisch radikalisiert hatten und dann massiv Mitschülerinnen unter Druck gesetzt haben. Glücklicherweise hatten wir Lehrkräfte, selbst muslimisch, die sofort reagiert haben.
Da steht man sonst schnell unter Druck, man würde die Kinder aufgrund ihres Glaubens diskreditieren.

Persönlich hatte ich auch schon die Erfahrung gemacht, dass es mir schwerer fällt, einen muslimischen Schüler wegen antisemitischer Sprüche zurechtzuweisen. Da kommt schnell der Vorwurf, man sei einfach nur rassistisch bzw. hätte etwas gegen den Islam.

Angehende Lehrkräfte müssen im Studium und Referendariat wirklich besser auf solche Situationen vorbereitet werden.

RSDWeng
9 Monate zuvor
Antwortet  Sepp

Vielen Dank für diese sinnvollen Gedanken. So wichtig bei der Ausbildung der Referendarinnen und Referendare das Methodische und Didaktische auch ist: Die gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Probleme müssen in allen Schulen adäquat behandelt werden. Hier sind alle Fächer betroffen. Ich sehe das nicht als zusätzliche Belastung, sondern als sehr wichtige pädagogische Aufgabe.

Benjamin Stark
9 Monate zuvor

Laut ZFSL Arnsberg sind außerörtliche Exkursionen und Fahrten/Kurse schon länger aus Versicherungstechnischen Gründen nicht erlaubt.

Bin ich mal gespannt wie das gelöst wird:)