
Aus Sicht der Bildungsgewerkschaft GEW braucht es an den Schulen wegen des Fortschritts bei der Künstlichen Intelligenz neue Prüfungsformen. «In Zeiten von KI sind die bisherigen Formate nicht mehr zeitgemäß», sagte die baden-württembergische GEW-Chefin Monika Stein. Das Land müsse seine Lern- und Prüfungskultur weiterentwickeln.
Als Beispiel nannte Stein den Mathematik-Unterricht. Dort gebe es Prüfungen, bei denen Teile ohne Taschenrechner absolviert werden müssten. «Ist das wirklich im Jahr 2025 zeitgemäß, überhaupt eine Prüfung ohne Taschenrechner ablegen zu müssen?», meint Stein.
Im Berufsleben arbeiteten Menschen zudem meist in Gruppen und Teams zusammen. Die Leistung in der Schule werde alleine abgenommen. Das sei nicht mehr zeitgemäß. Man müsse zeitgemäße Formate entwickeln, damit die Schule die Kinder aufs Leben vorbereite. Kooperatives Arbeiten auch in stressigen Prüfungsphasen müsse zum Standard gehören.
Unterstützung bekommt Stein vom Landesschülerbeirat. Dessen Vorsitzender Joshua Meisel schlägt vor, sich etwa an erfolgreichen Formaten wie «Jugend debattiert» zu orientieren und anstatt mündlicher Noten, die sich an der Unterrichtsbeteiligung orientieren, Debatten abzuhalten und die Leistung der Schüler dabei zu benoten. News4teachers / mit Material der dpa









In Zeiten von KI & co muss in Mathe gerade auf den Taschenrechner verzichtet werden, um gelerntes Wissen abprüfen zu können.
Das mit den Debatten kann auch nach hinten losgehen, weil oftmals die lautere Person “gewinnt”. Nehmen wir folgendes Beispiel:
Debatte zum Thema “Ist die Erde flach?”
A: Sehr aufgeregt, argumentiert rein emotional für die Antwort “nein”
B: Sehr sachlich, ruhig, rhetorisch sehr gut für die Antwort “ja” mit Quellenangaben usw.
Wer ist besser zu bewerten? Bei echt kontroversen Themen wird das noch viel schwieriger.
Schönes Beispiel. Typischerweise bekommen aber die Teilnehmer die Pro- und Contrapositionen zugelost. Dann hat der „Die Erde ist flach“-Teilnehmer in deinem Beispiel die bessere Note aber verdient. Bei sinnvollen Debatten müssen beide Positionen vertretbar sein. Dann stellt sich die Frage nicht, wer recht hat, sondern wer überzeugender argumentiert.
Abgesehen davon stellt sich die entweder-oder-Frage bei Hilsmitteln und Klausurbedingungen nicht. Mein Sohn (Zahlencruncher bei einer Unternehmensberatung) bestätigt mir, dass dass es natürlich notwendig ist, auch alleine und ohne Hilsmittel rechnen zu können. Sonst würde man bei der nächsten Verhandlung über den Tisch gezogen. Ich schlage übrigens das Wort „neue Prüfungskultur“ für den Euphemismus des Jahres vor. Eigentlich geht es immer nur um das Schleifen von Anforderungen. Die GEW sollte sich nicht dafür hergeben.
Die GEW verfolgt aber genau dieses Ziel: Weniger Anforderungen, Niveau senken, alle gleichmachen, keine Notenvergabe, denn wenn der eine mehr kann als die andere, dann ist das doch total ungereeecht….
“In Zeiten von KI & co muss in Mathe gerade auf den Taschenrechner verzichtet werden, um gelerntes Wissen abprüfen zu können.”
Stimme Ihnen da voll zu.
Bezüglich der Debatte habe ich weniger Sorgen, diese dürfte ja wissenschaftlich gestützt sein.
Wichtiger wäre mir da eher ein Zeichen vor allem aus der Politik, aber auch allen anderen Beteiligten/ Betroffenen, diese Masnahmen konkret zu planen und umzusetzen…
Die unendliche Geschichte:
Leider verstehen es GEW-Funktionäer*innen nicht, dass die Realität komplexer als Schlagwörter ist. Einfach mal ein “XY ist nicht mehr zeitgemäß” rauszuhauen ist reichlich unterkomplex.
Bildungsgerechtigkeit und Chancengleichheit können durch “weniger Taschenrechner” und ‘mehr mündliche Noten” sicher nicht erreicht werden. Solche Formate privilegieren Kinder und Jugendliche aus bildungsbürgerlichen Schichten eher noch mehr.
Dort gebe es Prüfungen, bei denen Teile ohne Taschenrechner absolviert werden müssten. «Ist das wirklich im Jahr 2025 zeitgemäß, überhaupt eine Prüfung ohne Taschenrechner ablegen zu müssen?», meint Stein.
Ich war als Schüler nie wirklich ein Freund von Mathematik und finde dennoch, dass Schüler zumindest ein Gefühl für Zahlen bekommen müssen.
Wenn wir heute bspw. in der Oberstufe in Chemie etwas rechnen, tippen Schüler oft einfach Zahlen ein und vertrauen blind auf ein Ergebnis, welches der Taschenrechner bzw. GeoGebra ausgespuckt haben.
Da wird dann mal eine falsche Taste gedrückt bzw. falscher Button geklickt, eine Klamme vergessen, multipliziert statt dividiert und man bekommt absurde Ergebnisse heraus, die jedoch gar nicht hinterfragt werden.
Schüler lernen heute – völlig zu Recht – auch noch Rechtschreibung, obwohl die GEW auch hier argumentieren könnte, dass diese dank Rechtschreibprüfungen völlig obsolet geworden sei.