FRANKFURT AM MAIN. Junge Lehrkräfte fühlen sich laut einer aktuellen Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Hessen massiv überlastet. Wie aus der Erhebung hervorgeht, sind 90 Prozent der angehenden Lehrerinnen und Lehrer im Land körperlich und emotional erschöpft. Fast ein Drittel bezeichnet den Vorbereitungsdienst – früher Referendariat genannt – als zu belastend, jede fünfte Lehrkraft denkt sogar an einen Abbruch. „Die Ergebnisse sind eindeutig: Die große Mehrheit der LiVs (Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst) ist überfordert, emotional und körperlich erschöpft und kann den Leistungsdruck nur schwer bewältigen“, fasste die GEW Hessen die Resultate zusammen.

1.009 Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst beteiligten sich an der Umfrage, die vom 1. Mai bis 12. Juli 2025 lief. Sie arbeiten im Schnitt deutlich mehr, als es ihre Ausbildung vorsieht: 45 Prozent gaben an, 36 bis 50 Stunden pro Woche zu leisten, weitere 31 Prozent sogar über 60 Stunden. Rund 93 Prozent fühlen sich durch Unterrichtsbesuche stark belastet, 86 Prozent haben ihre sozialen Kontakte wegen des Vorbereitungsdienstes reduziert.
68 Prozent sagen, die Ausbildung trage „voll“ zu ihrer körperlichen und emotionalen Erschöpfung bei – nur zwei Prozent widersprechen. 81 Prozent geben an, keine ausreichende Zeit zur Erholung zu haben, und 82 Prozent berichten von negativen Auswirkungen auf ihre mentale Gesundheit. Knapp 70 Prozent stimmen der Aussage zu, sie seien durch den Vorbereitungsdienst überfordert. Sechs Prozent erwägen einen vorzeitigen Abbruch, 14 Prozent teilweise – zusammen also jeder Fünfte. Fast ein Drittel der Befragten (29 Prozent) zweifelt zudem, ob sie den Lehrberuf tatsächlich ausüben möchten.
„Die extreme Belastung kommt durch Vertretungsstunden und Druck“
„Über 90 Prozent der Teilnehmenden haben angegeben, dass sie körperlich und emotional erschöpft sind“, sagte Marisa Freibott, Sprecherin der Jungen GEW. „Gleichzeitig klagen 82 Prozent darüber, dass sich der Vorbereitungsdienst negativ auf die mentale Gesundheit auswirkt. Alleine diese beiden Werte zeigen deutlich: Die meisten Lehrkräfte in Ausbildung sind sehr stark belastet.“
Gleichzeitig lobten die meisten Befragten die Unterstützung durch Mentorinnen, Mentoren und Schulleitungen: 77 Prozent fühlen sich von ihren Ausbilder:innen gut betreut, 90 Prozent von ihren Mentor:innen. Freibott betonte, die Hauptursache für die Erschöpfung seien nicht mangelnde Betreuung, sondern strukturelle Probleme: „Die extreme Belastung kommt vor allem durch die zu haltenden Vertretungsstunden und praktischen Anforderungen des Vorbereitungsdienstes.“
GEW: Verkürzung des Vorbereitungsdienstes wäre „fatal“
Besorgt zeigt sich die GEW über Pläne der hessischen Landesregierung, die Dauer des Vorbereitungsdienstes von 21 auf 18 Monate zu verkürzen, ohne den Ausbildungsumfang zu reduzieren. „Gleichzeitig sollen die Ausbildungsstunden auf gleichem Niveau bleiben, und Ausbilder:innen sollen mehr Nachwuchslehrkräfte betreuen. Setzt das Kultusministerium diese Sparmaßnahmen um, führt das zu Einschnitten in der Ausbildungsqualität und zu einer steigenden Arbeitsbelastung für alle Beteiligten“, warnte GEW-Landesvorsitzender Thilo Hartmann.
Auch Susanne Nissen, Mentorin und Mitglied des Hauptpersonalrats, kritisierte die Pläne scharf: „Eine fundierte Ausbildung braucht Zeit, gute Betreuung und verlässliche Rahmenbedingungen – nicht weniger davon. Bereits die letzte Novellierung des Hessischen Lehrkräftebildungsgesetzes führte zu massiver Arbeitsverdichtung. Es gibt schlichtweg keinen weiteren Spielraum für zusätzliche Verschärfungen!“
„Qualität der Ausbildung entscheidet über den Lehrkräftemangel“
Die GEW betont, dass in Hessen derzeit rund 20.000 Lehramtsstudierende eingeschrieben sind, davon etwa 3.600 im Vorbereitungsdienst. Im Laufe der Ausbildung entscheidet sich laut Hartmann etwa jede zweite angehende Lehrkraft, die Berufslaufbahn nicht fortzusetzen. „Wenn das Land den Lehrkräftemangel beseitigen will, ist die Ausbildung neuer Lehrerinnen und Lehrer die Stellschraube“, sagte er. „Die Ergebnisse zeigen klar: Wer die Qualität der Ausbildung weiter verschlechtert, riskiert, dass noch mehr junge Menschen den Lehrerberuf aufgeben.“
Die GEW fordert deshalb eine Stärkung der Lehrkräftebildung, etwa durch mehr Ausbildungskapazitäten, Entlastung der Seminarausbilder:innen, eine verlässliche Unterrichtsreduktion während des Vorbereitungsdienstes sowie mehr psychologische Unterstützungsangebote. „Statt Sparmaßnahmen braucht Hessen endlich eine verlässliche Stärkung der Lehrkräftebildung, die den wachsenden Herausforderungen im Schulalltag gerecht wird“, so Nissen abschließend. News4teachers / mit Material der dpa
Hier lassen sich die vollständigen Ergebnisse der Umfrage herunterladen.









Dazu fällt mir spontan ein: Eine bekannte Lehrkraft, die damals ihr Referendariat in Bayern absolvierte, berichtete davon, dass ihr Seminarlehrer/Mentor in der Schule sie in der Lehrerküche Töpfe etc. reinigen ließ…
In Bielefeld an einem alt-ehrwürdigen Gymnasium haben zu meiner Referndarszeit die dort eingesetzten KuK die Flure gestrichen, während die “richtigen Lehrer” im LeZi das gemeinsam organisierte Buffett des Arbeits- und Aufräumtages gefressen haben.
Kommentar dazu:
“Lehrjahre sind keine Herrenjahre – stellt euch nicht so an!”
Einer muss es ja machen. Hygiene am Arbeitsplatz ist wichtig. Vollkommen missverstanden wurde auch die “Verpflichtung” , über die im letzten Jahr mehrfach berichtet wurde: Es wird bei Seminarbesuchen ein Frühstück gefordert. Hintergrubd hier ist aber, dass man sich einen Eindruck verschaffen möchte, ob die angehenden Lehrkräfte in der Lage sind, sich ausgewogen zu ernähren. (Ironie aus)
Das hat wohl mehr anekdotische Relevanz…
„Besorgt zeigt sich die GEW über Pläne der hessischen Landesregierung, die Dauer des Vorbereitungsdienstes von 21 auf 18 Monate zu verkürzen, ohne den Ausbildungsumfang zu reduzieren.“
In Brandenburg wurde der VD trotz etlicher substantiierter Warnungen auf 12 Monate verkürzt. Inklusive der Reduktion von Ausbildungsinhalten unter dem Deckmantel von Erwachsenendidaktik. Das Ergebnis: Referendare kommen halbjährlich in der Schule neu an, erleiden einen Praxisschock, absolvieren mehrere Wohlfülhospitationen und nach ca. 6-7 Monaten (z.B. Ankunft Mitte August mit Schulbeginn, Beginn des Prüfungszeitraumes März) beginnen die ersten Examina. Wieviel Zeit da, bei Abzug der Ferien, bleibt, kann man sich ausrechnen. Entwicklung geht gegen null, Zeit für Etablierung der neuen Rolle als Lehrkraft fehlt und so wird qualitative Entwicklung strukturell verhindert.
Der dann heraufnahende Lebensschock mit einer Verdopplung+X zu haltenden Pflichtstunden wird so umso größer, weil die Zeit fehlte, sinnvolle Arbeitsroutinen zu entwickeln.
Ich halte aber diese Phase mit erster, echter Verantwortung (halte zum Punkt x Unterricht, sorge dafür, dass Lernzuwachs entsteht, beurteile begründet Schülerleistungen, hilf wirksam bei Verständnisschwierigkeiten etc.) für unverzichtbar und wesentlich nachhaltiger als ein recht unverbindliches, universitäres „Hineinschnuppern“ (Praxissemester) in die schulische Praxis. Dieser Abschnitt der Ausbildung hat eine gänzlich andere Funktion und kann nie die direkte Berufsvorbereitung eines Referendariats ersetzen.
Dann muss das Referendariat aber auch von fähigen Pädagogen geleitet werden und nicht von Beamten, die sich “hochgedient” haben und ihre Macht ausspielen wollen. Das habe ich im Referendariat erlebt.
Ich auch – und das waren noch Zeiten, wo von 20 Referendaren ganze 2 “übernommen” wurden. Ein Traum für jeden StD-Westentaschen-Tyrannen …
Kenne ich von den ‘Gymnasien, unsere Seminarlehrer an der Brufsschule und FOS sind wetwas geerdeter.
Ein jeder nach seinen Möglichkeiten, gelle?
Naja, in unserer Lehrerküche räumt auch schon mal ein Refi die Spülmaschine aus. Davon geht keiner kaputt.
[…] Ausbildung trage „voll“ zu ihrer körperlichen und emotionalen Erschöpfung bei […]
Die körperliche Erschöpfung der jungen Kollegen kann ich nicht nachvollziehen.
Wir stehen doch nicht am Hochofen, Zementsäcke schleppen wir auch nicht. Im Gegenteil, unser Beruf bietet eine körperlich gute Balance zwischen Sitzen und Stehen/Gehen.
Stressresistenz ist aber der Schlüssel zu unserem mentalen Überleben!
Vielleicht sagt es sich so einfach, aber ich habe mir im Referendariat eine gewissse Leckt-mich-doch-am-Arsch-falls-ihr-es-so-braucht-Haltung ins Portfolio geholt, die ich bei Bedarf herauskramen kann.
Eine gesunde emotionale Distanz zum Berufsalltag trägt essentiell zur Gesunderhaltung bei, und spätestens im Referendariat muss man sie einüben, denn unser Beruf ist emotional allzu aufgeladen – wir roboten halt am Menschen! Sogar an Menschenmassen, da prasselt unfassbar viel auf einen ein. Von Schülern (ich unterrichte derzeit 170 Kinder), Eltern, Medien, Schulleitung, Qualitätssicherung, BezReg. …
Die Referendare (oder LiVs) haben nun einmal so abgestimmt, da können Sie nicht um die Ecke kommen und einfach behaupten, dass das ja nicht so sei. Die Wahrnehmung von jemanden umzuinterpretieren und runterzuspielen (hier mit Spülmaschine ausräumen) nennt sich ghosten.
Aber ja, oft kommt erst die emotionale Erschöpfung, die dann aber auch körperliche Erschöpfung nach sich zieht. Das kann zum Beispiel durch eine dauerhaft verkrampfte Körperhaltung am Schreibtisch kommen. Ich zu meinem Teil hatte auf einmal dauerhafte Schmerzen im unteren Rücken, die ich vor dem Ref noch nie hatte und brauchte Physiotherapie. Eine andere Lehrkraft hat chronische Schmerzen entwickelt.
Jeder reagiert anders. Wenn Sie sich ihre Leckt-mich-doch-am-Arsch-falls-ihr-es-so-braucht-Haltung antrainieren konnten und damit gut zurecht kommen, dann freut mich das für Sie.
[… ]einfach behaupten, dass das ja nicht so sei […]
Ich habe doch gar nicht behauptet, dass etwas “nicht so sei”. Nur, dass ich etwas nicht nachvollziehen kann!
Sollten Sie als Entwirf für ein Bewerbungsschreiben nehmen…….
Eher für eine Stellenbeschreibung, meine ich…
“Naja, in unserer Lehrerküche räumt auch schon mal ein Refi die Spülmaschine aus. Davon geht keiner kaputt.”
Bei uns undenkbar. Die Referendar*innen haben schon genug Stress; da muss man nicht noch was drauf packen – schon gar nicht so was, meines Erachtens: Was sollen die Refs denn daraus lernen? Dass sie dem Rest des Kollegiums nicht wichtig bis egal sind? Na, danke…
Die jungen Leute sollen dabei nichts lernen, sondern einfach nur etwas Kollegiales tun. Das bisschen Zeit werden sie aufwenden können, schließlich wenden die Kolleg:innen auch häufig unentgeltlich Zeit für die Betreuung, Besprechungen zur Vor- und Nachbereitung der Stunden usw. auf. Da sollte es selbstverständlich sein, sich erkenntlich zu zeigen und zu entlasten.
Die Referendar:innen haben genug Stress? Meine Güte! Die Kolleg:innen, oft mit voller Stelle, Familie usw. etwa nicht?
Sie müssen bei den Referendaren den immensen Druck von allen Seiten (Seminar, Schule, Unterrichtsbesuche, Beurteilungen usw.) und die vergleichsweise schlechte Bezahlung berücksichtigen.
Sofern alle die Spülmaschine ausräumen, ist das doch gar kein Thema. Wenn solche und andere schulische oder ausserschulische Sachen jedoch stets bei den Referendaren hängen bleiben, ist das fragwürdig. Genauso fragwürdig ist es, wenn das Stammpersonal sich vor Ausflügen, Vertetungen oder sonstigen unliebsamen Verpflichtungen drückt und die Referendare als erste Anlaufstelle und Lückenfüller fungieren.
Berücksichtigen sie bitte bei ihrem Vergleich, dass mittlerweile immer mehr Referendare auch Kind und Kegel haben, sie bei gleicher oder stärkerer Auslastung 3 mal so wenig verdienen und nun kommt das Wichtigste: Sie können aufgrund Ihrer Abhängigkeit zu vielen Dingen nicht einfach nein sagen. Das können die Kollegen mit Familie und Vollstelle getrost tun, ohne größere Konsequenzen zu spüren. Referendare sind jedoch hierarchisch die Schwächsten im Glied.
Soll doch mal ein Referendar “Nein, das ist mir aktuell zu viel” sagen, wenn er zu etwas gefragt wird und beobachten sie, wie die “Kolleginnen und Kollegen” reagieren. Oft kommt da Scheiterhaufenstimmung auf.
An meiner Ref-Schule hatte eine Kollegin versucht, uns Refis für ihren Projekttag zum Müllsammeln mit den SuS zu gewinnen. Sie hatte sich dazu auch die Unterstützung von der Person geholt, die für die Betreuung der Refis zuständig war. Diese hat dann auch Werbung bei uns gemacht mit den Worten, “So eine Teilnahme an einem Projekttag würde ja auch gut aussehen in Bezug auf die Schulleiternote”.
Es ist wirklich ermüdend, wenn ständig Forderungen an dich herangetragen werden und immer wieder die Abhängigkeit betont wird, in der man sich befindet.
Leider sollte der Projekttag genau an unserem Seminartag stattfinden. So konnten wir in diesem Fall diese dreiste Anfrage getrost ignorieren; bzw. konnten wir da leider gar nichts machen, um nicht doch am ihrem tollen Umwelttag teilzunehmen zu können.
Ja im Ref versuchen die meisten noch die hohen Anforderungen zu erfüllen. Selbst mit nur so wenigen Stunden Unterricht schafft man das nicht in 41 Stunden. Das Deputat muss runter, wenn wir individuell fachlich fördern, fordern, kognitiv aktivieren, sprachlich fördern, Inklusion betreiben, LRS berücksichtigen, psychisch unterstützen, Feedback geben usw. sollen. Man kann nicht immer nur mehr fordern und mehr fordern, was früher einfach nicht üblich war und gleichzeitig das Deputat genau so lassen wie damals. Guter Unterricht braucht gute Vorbereitung und gute Nachbereitung.
Das Deputat muss nicht unbedingt runter. Viel wichtiger ist, dass die Klassengröße erheblich reduziert werden muss. Als Obergrenze halte ich 12 für realistisch, wobei man dann auch schon leistungshomogene(re) Kurse bilden kann.
Das wäre auch für die SchülerInnen eine gute Lösung. Endlich mehr auf individuelle Bedürfnisse eingehen können, endlich mal die Unterstützung geben können, die Not tut. Diese Riesenklassen und Riesenkurse produzieren auf allen Seiten nur noch Frust.
Was ist denn dann mit Leuten die einen Quer- oder Seiteneinstieg machen, ist doch noch viel heftiger!?
Hatte 21 Stunden, mindestens 3 UBs die Woche, 3 Mentorenstunden, 2-3 Termine mit der Schulleitung und dazu Klassenleitung und das übliche mit Konferenzen etc. Und das ganze ohne Vorbereitungsdienst.
60 Stunden die Woche waren das auch nicht mehr, aber daran hat die GEW anscheinend auch wenige Interesse. Stunden reduzieren ging nicht und nach einem Jahr waren es noch 5 Stunden mehr.
Nach dem Vorbereitungsdienst geht es weiter. Und wehe, man stellt zur Entlastung einen Antrag auf Stundenreduktion. Der wird nicht genehmigt!!! Lieber die neue Lehrkraft verheizen, bis sie kündigt oder nach ein paar Jahren krank wird.
Lehrjahre waren noch nie Herrenjahre. Und wer viele Jahrzehnte im Schulbetrieb bestehen will, muss (!) das Referendariat schaffen- als Probelauf gewissermaßen.
Sind wir schließlich auch alle durch.
So ein Quatsch aber auch. Haha. Zumindest habe ich gelacht. Danke dafür.
Bitte, gern.
“Sind wir schließlich auch alle durch.”
Das ist doch kein Argument. Wir mussten früher durch vieles durch, das heißt nicht, dass das gut war und so bleiben sollte.
Außerdem heißt es hier doch immer, dass der Lehrberuf sich so sehr geändert hätte: immer mehr Dokumentation, größere Klasse, schlechte und verhaltensauffälligere SuS, Inklusion etc.. Glauben Sie nicht, dass das auch das Ref. signifikanter schwieriger macht, als Ihres damals?
Auf jeden Fall hat sich der Beruf geändert- aber wenn sich alle Belastungen dann so weiter steigern, gar potenzieren, wie will dann jemand, der:die das Referendariat nicht schafft- womit ich das, was damals und heute falsch läuft/lief und mit Recht kritisiert wird/wurde, nicht gutheißen würde- dann die 40 Dienstjahre schaffen???
Vom Eintreten besserer Bedingungen ist ja wohl kaum auszugehen.
So “signifikant einfacher” war es übrigens auch bei uns nicht. Aber wenn der Gedanke es Ihnen leichter macht, von mir aus.
Vielleicht schafft man die anschließenden Dienstjahre ja voel besser, wenn man nicht im Ref.schon verheizt wurde – nur so ein Gedanke.
Das Problem ist, dass die Ausbildung im Seminar fast nichts mit den späteren Belastungen zu tun hat.
Die Ausbildenden sind aber Lehrer und i.d.R. Beamte. Also können die weder unfähig noch sadistisch sein, weil vom Grundsatz her schon hochqualifiziert und moralisch einwandfrei.
Es würde schon genügen, wenn die Seminarlehrer fähige Pädagogen wären, wenn ich an die Seminarlehrer meiner zwei Fächer denke, wird mir heute noch schlecht. Und je unfähiger, desto schlimmer, wenn sie gemerkt haben, dass die jungen “Kollegen” in vielen Dingen besser waren und näher am Schüler, haben sie umso mehr Druck aufgebaut. Und die Hälfte des theoretischen Krams könnte man weglassen und/oder an die Uni verlagern. In diesen zwei Jahren muss die pädagogische Arbeit und die Erfahrung in den Klassen im Vordergrund stehen.
Und weil es schon immer so war, werden die nächsten Generationen auch gequält. Wie war das nochmal mit der Sklaverei, hatte sich doch eigentlich ebenfalls bewährt…
Sie schreiben Unfug.
Traditioneller Unfug halt – aber schwer auszurotten.
Bewegt sich ungefähr auf dem Unfuglevel, welches sie so beschreiten. Man muss die Leute ja da abholen, wo sie stehen.
Sie hatten vielleicht bessere Erfahrungen in Ihrer Ref.zeit oder sind selbst Seminarlehrer. Für mich und sicher viele andere war das die schlimmste Zeit in meinem Leben, in allen Belangen. Und ja, es prägt, aber macht es Sinn, wenn man danach erkennt, dass man seinen Unterricht nie so umsetzen würde?
Ihr Kommentar ist der legendäre Glaubensatz, den man tief eingetrichtert bekommt und man gibt sie ohne Reflexion einfach weiter, schließt diesen noch mit “wir mussten da alle durch” ab.
Ins Referendariat tritt man nicht mit 16 Jahren ein. Da kommen Menschen, die sind teils Mitte 20 oder Ende 20, vielleicht noch älter, haben einen Uniabschluss absolviert und werden teilweise behandelt, als wären Sie nicht volljährig. Im schlimmsten Fall übernehmen die angehenden KuK diese “wertschätzende” Verhaltensweisen.
Das sollte man nicht gut heissen.
Vielleicht liegen diese Glaubenssätze tief in unserer Arbeitskultur verwurzelt: Man muss leiden, um etwas zu erreichen, man muss es sich durch harte, ungesunde aufopferungsvolle Arbeit verdienen, denn sonst kann es ja nicht gut sein. Calvinistische Überbleibsel sozusagen. Gepaart mit “wenn das Referendariat bei mir die Hölle war, dann muss es bei anderen natürlich auch so sein”. Anderen soll es nicht besser gehen als mir.
Eine paradoxe Ansichtsweise.
Wir sehen, dass die neue Generation das mit sich nicht mehr bzw. weniger machen lässt. Gut so.
Wir werden es in 40 Jahren sehen. Wie so vieles andere auch.
“Pension lacht”-Katrin hat den Durchblick: Ihr Referendariat liegt lange zurück und ist natüüüürlich vergleichbar mit dem heutigen. Die Kinder sind natüüüürlich die selben, die Bezahlung auf keeeeeeinen Fall unter dem Mindestlohn, neeeeein!
Putz mal die Brille und schau mal genau hin. Und dann lege deine “Mir erging es schlecht, deswegen müssen auch andere leiden”- Mentalität ab.
Eine Verkürzung ist genau das, was die LiVs sich wünschen?
Die GEW versucht hier die Lobby der Ausbilder zu vertreten! Undzwar eindeutig!
Keiner der angehenden Lehrkräften möchte monatelang gering entlohnt werden.
Meine Referendarzeit mit Unterrichtsbesuchen in drei Fächern, Hauptseminar und Hospitationen war auch sehr anstrengend. Mentale Gesundheit? Begriff war nicht geläufig; wir hatten es manchmal nur „dicke“. Hoffe nur, dass diejenigen, die sich belastet fühlen, später empathischer gegenüber den Schülerinnen und Schüler verhalten und keine Lehrer-Profilneurose entwickeln.
Eine Kollegin sagte mir vor dem Vorbereitungsdienst/Referendariat, dass dieser einfach nur ein Stresstest sei, der dazu diene zu überprüfen wie belastbar die angehenden Lehrkräfte sind. Ich habe diese Worte mein gesamtes Ref über nicht vergessen und weiß, dass sie stimmen.
Zu dem wird es wohl gewisse Vorgaben aus dem vergoldeten Elfenbeinturm geben, von denen die Referendare nichts wissen…
Es hat keiner gesagt, dass die Ref.zeit nicht anstrengend sein darf, ja, Anstrengung und Leistungsbereitschaft sind gefragt, Durchhaltevermögen und Widerstandskraft. Aber respektloses Verhalten seitens der Seminarlehrer und des Dienstherrn, fragwürdige Vorgaben und bornierte Unterrichtsmethoden, dazu noch unkollegiale und demütigende Vorgehensweisen, gehören nicht zu dieser Ausbildung.
Ach, Teacher Andi, wir hatten wohl denselben Seminarleiter…oder gibt es etwa mehr von dieser lieblosen Sorte? Ich hatte als Alleinerziehende eines vierjährigen Kindes einfach nicht die Möglichkeit, 60 und mehr Stunden pro Woche fürs Ref aufzuwenden und galt für meinen Seminarleiter als faul und unintelligent. War im Nachhinein gesehen aber eine gute Vorbereitung auf die “Wertschätzung”, die wir alle ständig durch Schulämter und Kumist erfahren dürfen.
Genau so ist es. Auch beim Kumi gilt, je mehr Unfähigkeit, desto mehr Druck und autoritäres Verhalten. Eigentlich sind solche Leute arme Leuchter.
Seminar-Sonnenkönige abschaffen!
Lasst die Profis die Ausbildung machen, nicht die Eunuchen.
Die geforderte „Entlastung für Seminarleiter“ geht dann natürlich an die ausbildenden Kollegen.
Und die freigesetzten Seminarleitungen können mit Einarbeitung und enger Betreuung schrittweise und behutsam an den Schuldienst herangeführt werden. Bei einigen reicht es vielleicht nur zur Assistenz, aber das ist immer noch nützlicher als der Status Quo.
Der Vorbereitungsdienst bereitet halt DOCH auf den späteren Beruf vor. Es wird ja später nicht besser.
Gibt es ähnliche Studien mit anderen Berufsanfänger oder eine Vergleichsstudie?
Bei mir war es wie folgt:
In den ersten fünf Jahren war es echt übel, weil kaum Material, Routine und Erfahrung. Danach wurde es erheblich entspannter, weil ich die meisten Stufen in beiden Fächern mindestens zwei bis drei Mal unterrichtet hatte. In Verbindung mit der generellen Routine und der Ausbildung des Stils hält sich die erforderliche Vorbereitungszeit der immer mal wieder auftretenden Änderungen in Kombination mit dem Standardstoff in Grenzen. Anders ist der Lehrerberuf auch nicht 30 Jahre lang durchhaltbar.
Die Erfahrungen kann ich bestätigen, das war vor etlichen Jahren während meines Referendariates auch schon so.
Die Überlastung der LEhrkräfte fängt schon während der Ausbildung an.
Manchmal hört man die Rechtfertigung, man wolle herausfinden, wie belastbar die angehenden Lehrkräfte seien. Das ist einfach nur zynisch.
Richtig. Man schießt einem Soldaten in der Grundausbildung ja auch nicht ins Bein, um ihn darauf schon mal vorzubereiten, falls er ins Gefecht muss.
Grundsätzlich stimme ich ja zu, aber ob die Ausbildung im Referendariat schlechter wird, wenn es kürzer ist, das wage ich zu bezweifeln. Am meisten habe ich tatsächlich im außerhalb der Prüfungen und im eigenverantwortlichen Unterricht gelernt.
Wenn man mal ehrlich ist, weiß im Grunde jeder: Das Referendariat bereitet auf etwas vor, was es gar nicht gibt! Es sorgt dafür, dass Lehrer mit viel zu hohen Ansprüchen in den Lehrerberuf gehen und sich ständig schuldig fühlen und der Meinung sind, nicht gut genug zu sein. Und das sagt jemand, der nicht frustriert aus dem Referendariat kam, sondern mit 1,2 abgeschlossen hat, weil er sich zu 100% nur auf das geforderte konzentriert und jeden Scheiß mitgemacht hat.
Und das gehört geändert. Unsere Noten wurden noch künstlich gedrückt, da Lehrerübeschuss vorlag und man die Refs möglichst geschmeidig losewerden wollte.
Wenn die Refs von wirklich guten Pädagogen betreut und die Anforderungen dem Alltag angepasst werden, dann lernen sie auch für den Beruf, aber meist dient man momentan nur dem Seminarlehrer und seinen individuellen Vorgaben, der dann über dein Schicksal entscheiden kann, was etliche durchaus auskosten.
Dem stimme ich zu, bis auf die gedrückten Noten. Ich sehe es eher so, dass die Noten aktuell immer häufiger gedrückt werden. Da sind Refs, die wirklich grenzwertig sind, die zu meiner Zeit vorher gegangen worden wären, die dann mit einer 4,0 durchkommen, aufgrund des Lehrermangels.
Bei uns wurden von 21 Referendaren nur 1 übernommen, die Noten wurden deutlich gedrückt, fast alle rauschten knapp an der 2 vorbei, 2,66 ist halt 3. Und somit befand man sich nur noch auf der Warteliste, in der Hoffnung, dass die meisten unter uns sich Alternativen suchen, damit der Dienstherr keine Arbeit mehr damit hat.
Da haben Sie den Sinn des Notendrückens nicht verstanden, was nur dazu diente, gute Pädagogen aufgrund des Lehrerüberhangs hinauszukegeln. Ein ganzes Heer guter Lehrkräfte ging damals verloren, um 1-2 Generationen später wieder jeden Hansel einzustellen.
Stimmt, hatte ich wirklich falsch verstanden. Verstehe.
Ich hatte eine LK als Mentor, die sehr kompetent gleichzeitig aber auch sehr perfektionistisch war (die Lk hat eigenes ref mit 1,0 absolviert) und von mir das gleiche wollte.
Was ich aber nicht für möglich gehalten habe, da ich das Zeug nicht abliefern konnte: viel älter als meine Kommilitoninnen, mit zwei Kleinkindern und mit Familienleben, das mich zusätzlich herausgefordert hat. Durch den Stress durfte ich auch (als Bonus) unter chronischen Schmerzen leiden.
Dazu kamen die Machtspiele unter KuK (alle reffis wissen ja, das sie gaaaanz untern in der Nahrungskette stehen), grottenschleche Kommunikation zwischen allen Akteuren (SL, Seminar, Kollegium, ich) und keine Zeit (trotz Verpflichtungen) für mich seitens eines meiner Mentoren (der zweite war sehr unterstützend).
Mein einziges Ziel war durchzuziehen. Bin wahrscheinlich nicht die einzige, die solchen bitteren Nachgeschmack hat(te). Leider.
Es geht auch anders – mein Referendariat (2 Jahre lang) fand unter traumhaften Bedingungen statt: unsere Seminarleiter kamen ausschließlich aus der Praxis (sogar ein Schulleiter war dabei) und die Devise war: es gibt ein Leben neben dem Lehrerberuf. Wir hatten neben 10 abzuleistenden Unterrichtsstunden wöchentlich wechselnd Hospitationen (waren allerdings auch nur 5 Referendarinnen) mit anschließender Auswertung und der Vermittlung des nötigen theoretischen Repertoires. Mentoren in den Schulen waren extrem praxisorientiert; ich war von Anfang an eine Kollegin.
Ich verstehe nicht, warum es heutzutage nur noch darum geht, den jungen Leuten zu zeigen, wie stressig dieser Beruf ist; anstatt ihnen beizubringen, wie sie auf sich achten können, um möglichst lange diesen schönen Beruf ausüben zu können.
Da hatten Sie aber Glück; so etwas habe ich noch nie gehört.
Naja, LuL geht es danach auch nicht wirklich besser. Eine Verkürztes Ref wird es aber sicherlich nicht besser machen, wenn man alles einfach in 3 Monate weniger Zeit quetscht.
Die Anzahl Unterrichtsbesuche wird sicherlich nicht verringert. Als das Referendariat in NRW auf 18 Monate verkürzt wurde, blieben Unterrichtsbesuche und BDU gleich, nur die Staatsarbeit wurde (zum Glück) gestrichen. Allerdings bleibt bei 9 Stunden BDU pro Woche und Halbjahr kaum Zeit für anständigen Ausbildungsunterricht. Alle drei Wochen einen Unterrichtsbesuch macht die Sache auch nicht zwingend besser.
Hat irgendein Bundesland mal darüber nachgedacht, das Ref. etwas zu entzerren? Warum gehen Studierende nicht ab einer gewissen Semesterzahl nicht geregelt 1 Tg/Woche in die Schule. So könnte sie erst Mitlaufen, dann nach und nach schon mal organisatorische Dinge übernehmen, dann einzelne kleine Blöcke im Unterricht bis sie irgendwann eine Stunde, dann mehrere übernehmen. So haben sie schon ein paar Routinen drauf, bevor das eigentlich – dann kürzere Ref. – beginnt.
Genauso läuft es bei uns als Campusschule. Ab 2 Monate nach dem Beginn des 1. Semesters sind die Studierenden zu zweit einen ganzen Tag in unserer GS, jede Woche. Sie wissen also von fast Anfang an, auf was sie sich einlassen und bis jetzt ist noch keiner von ihnen abgesprungen.
Es ist für beide Seiten ein Geben und Nehmen und macht Spaß.
Das klingt doch nachahmungswürdig!
Wäre möglich, jedoch außerhalb der Universitätsstädte nicht realisierbar.
Ich will nicht kleinlich sein, aber die Uni ist von uns ca. 30 km weiter weg. Es stimmt jedoch schon, dass die meisten Studenten in der Uni-Stadt an den Schulen sind und nicht an den Schulen auf dem Land. Doch manche wählen uns bewusst, auch wenn sie mit dem Auto fahren müssen.
Die wenigsten können sich von dem geringen Einkommen ein Auto leisten.
70-80-Stunden-Wochen waren schon während meines Refs üblich, und sie waren es auch schon vor 20, 30 und 40 Jahren, wie die Kollegen und Verwandten erzählen. Die Belastung wird sich wohl nie ändern. Die jungen Leute sollten den Beruf am besten meiden.
Zumal es wegen der demographischen Entwicklung der Schülerschaft auch nicht besser werden wird.
Richtig. Ich gehe davon aus, dass deswegen und auch aufgrund der hohen Kosten für die militärische Aufrüstung in Zukunft man sehr zurückhaltend mit der Einstellung neuer Lehrer sein wird.
Muss man leider so sagen.
Mit angeblich benötigten oder geschätzten Mitarbeitern geht keine Dorfklitsche so um.
Ich verstehe gar nicht was sich die Leute hier so anstellen.
Nur weil man als LiV der Schule und seinen Seminarleiterin vollkommen ausgeliefert ist, keine Chance hat seine eigenen Rechte zu vertreten und vollkommen fremdbestimmt wird, als Erwachsener Mensch, Regen sich einige auf… Mimosen…
Ich erinnere mich voller Freude an UBs und die Besprechungen danach. Wer liebt nicht die Sandwiches. Zwei schlechte und eine gute Sache oder wie war das? Zu sitzen und sich von diversen Rektaleinwohnern anzuhören was man alles “besser” hätte machen können war eine Bereicherung und hat mich als Mensch UND als Lehrkraft so viel weiter nach vorne gebracht.
Die objektiven Bewertungsstandards die für alle verständlich und individuell waren sind bis heute mein Leitfaden.
Ich habe das Ref geliebt und finde es perfekt so wie es war.
Ich bilde seit 17 Jahren junge LeherInnen aus. Es gab immer schon sehr engagierte LAAs, die mit dem Herz und 100% dabei waren und solche, die es eben nur gemacht haben, damit sie irgendwie in den Beruf kommen.
Was hat sich verändert? Unser Seminar ist sehr darauf bedacht, dass die jungen Menschen in der Schule nicht ausgenutzt werden, so dass sie nur zur aller größten Not zur Vertretung eingesetzt werden. Der allgemeine Umgang ist von Wertschätzung geprägt. Auch an Stellen, wo ein Zurechtrücken der Realitäten eher das Mittel der Wahl sein sollte. Wir als Schule bemühen uns ebenfalls unheimlich darum, dass die LAAs sich bei uns wohlfühlen und als vollwertige Kollegen behandelt werden.
Nun das Problem :
In den letzten Jahren verstärkt sich das Problem, dass bei den jungen LehrerInnen kaum noch jemand dabei ist, der den Beruf erlernen will, weil ihm die SchülerInnen am Herzen liegen. Es wird viel über Selbstfürsorge und Work-life gesprochen. Das hat auch alles seine Berechtigung und meine Generation hat da auch viel falsch gemacht, aber wenn ich es mal klar ausdrücken soll:
Der Vorbereitungsdienst ist machbar ohne Nervenzusammenbruch! Ich bemühe mich sehr, dass ich niemanden überfordere und sich alle wohlfühlen, aber ich stehe immer öfter fassungslos vor z. B. regelmäßigen Krankheitstagen vor UBs, vor Absagen von Konferenzen vor UBs, vor Uninteresse für die SchülerInnen, vor zu spät kommen und nach dem Klingeln schnell weglaufen. Das sind nur einige Beispiele. Es gibt natürlich ab und zu auch noch Herzlehrer.
Mittlerweile akzeptiere ich das, weil es einfach eine neue Generation ist. Ein bisschen empfindsamer mit sich selbst und weniger belastbar.
Als ich neulich im Gespräch mit einer Auszubildenden bemerkte, dass mir mein Fuß etwas weh tut, fragte sie mich entsetzt, was ich dann hier in der Schule mache. Ich zu ihr, ich bleib ja deshalb nicht zu Hause. Sie zu mir, hör mal, Selbstfürsorge ist das wichtigste, das musst du lernen….
Vielleicht
Ein Traum, wenn Sie Ihre Referndare so behandeln, da habe ich völlig andere Erfahrungen aus meiner Zeit, die aber auch schon etwas zurückliegt.
Und Sie haben sicher Recht mit Ihren Erfahrungen, was die neuen Referendare angeht, die lassen sich nicht mehr so sehr einschüchtern. Aber zu viel Fürsorge führt auch hier dazu, dass sich die Sache ins andere Extrem entwickelt.
Die Selbstfindung und Selbstfürsorge ist das große Mantra bei immer mehr jungen Leuten, das stimmt. Und diese Konzentration auf das eigene Ich lässt kaum noch Empathien und Einfühlungsvermögen für andere, hier Schüler und Kollegen, zu. Man merkt es auch daran, dass Akivitäten wie Lehrerausflüge, gemeinsames Essen gehen, gemeinsames Kochen oder andere gesellige Aktivitäten in der Schule, die wir früher gerne gmacht haben, heute auf wenig bis gar kein Interesse stoßen. Ich gehöre nun zu den “Alten” und vermisse aber diese gemeinsamen Dinge sehr.
Bei der Ergreifung des Lehrerberufes vergessen allzu viele, dass man es hier nicht nur mit seinen studierten Fächern zu tun hat (dieses Problem haben auch einige der vorigen Generationen), sondern in der Hauptsache mit der Lehrtätigkeit und allem drum und dran und mit nicht immer ganz einfachen Schülern, die einem das Leben schwer machen können.
Deshalb bin ich für ein Probe-Referendariat von mind. 6 Monaten bevor man das Studium aufnimmt, als Orientierung, mit allen Facetten des Schulbetriebs. Dann würden nicht so viele aus allen Wolken fallen, wenn sie nach 6 Jahren Studium in der Ref.Zeit merken, dass dies wohl doch nicht der richtige Beruf für sie ist, jedoch nach 6 Jahren schwenkt man nicht mehr so einfach um.
Ich habe mit Mitte 40 den Vorbereitungsdienst als “Anerkenner” durchlaufen – und mit mir viele andere. Im Hauptseminar waren wir unter uns und hatten zum Glück einen Hauptseminarleiter, der Erfahrungen in der erwachsenenbildung hatte. Da konnte man sich fast auf Augenhöhe begegnen.
Die Fachseminare hingegen waren gemischte Gruppen aus grundständigen LAA und den Seiteneinsteigern. Die Fachseminarleiter kamen nur schwer damit klar, dass auf ein Mal ein paar berufserfahrene Anwärter vor ihnen saßen, die in bestimmten Situationen sich zurücklehnen konnten, mit dem Wissen schon einen Beruf zu haben. Das Wissen um diesen “Notausgang” verschaffte uns die notwendige Resillienz gegenüber den Fachseminarleitern.
Ja, diese Souveränität hätte ich damals an den Tag legen sollen, aber nur eine leise Kritik kostete schon wieder Noten.
Leider hat sich in diesem ganzen übergeordneten System nicht viel geändert, nach unten treten ist auch huete noch en vogue. Nachdem ich diese Buckelei nach 14 Jahren Pause vom Lehrerberuf und Tätigkeit in der freien Wirtschaft, abgelegt habe, musste ich dies mit meinem späten Wiedereinstieg immer wieder erfahren. Die sitzen am längeren Hebel, auch wenn sie weniger Ahnung haben.
Kommt halt auch auf die Stärke der Schmerzen an. Würden diese durch mangelnde Selbstfürsorge chronisch, wäre niemandem geholfen.
An der Situation der Referendare hat sich auch nach 40 Jahren nichts geändert. Ich leistete meinen Vorbereitungsdienst Anno 1981/82 im Emsland ab. Entscheidend war nicht die fachliche Eignung, sondern die Notwendigkeit des fachlichen Einsatzes an der Ausbildungsschule, also Elektriker zu Malern und umgekehrt. Ein Mitspracherecht gab es nicht.
Könnte vielleich ein Link zur Studie in solche Artikel eingefügt werden. Ich würde den Artikel gerne nachvollziehen und evtl. Ergebnisse in meiner Masterarbeit nutzn. Außerdem fördert es die Transparenz, wenn direkt auf die Studienergebnisse verlinkt wird. Dankeschön!
Hier lassen sich die Ergebnisse herunterladen: https://www.gew-hessen.de/index.php?eID=dumpFile&t=f&f=10169&token=854114c29cb0e91cc0a447f321aaf4442220eb36
Herzliche Grüße
Die Redaktion
Was für Weicheier. Wir haben früher keinen PC, kein Internet, keine KI und zu wenig Geld für schlechte Kopien gehabt. Eine einfache Schreibmaschine hat es getan. Und stundenlanges Sitzen in der Bibliothek, um handschriftlich zu arbeiten. Sehr anspruchsvolle Professoren, die dir für Tippfehler eine schlechtere Note gegeben haben. Setzt mal die work-life Balance aus. Voll die Jammerlappen.