Bildungsverlage wehren sich gegen kostenloses Unterrichtsmaterial

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AUGSBURG. Im Netz ist ein neuer digitaler Markt für Bildungsmedien entstanden. In einem gigantischen Ausmaß finden Lehrkräfte dort kostenloses Unterrichtsmaterial – für jedes Fach und jede Unterrichtssituation.

Neben öffentlichen Anbietern und Privatpersonen sind besonders Firmen, Vereine und Stiftungen aktiv. Für sie ist das kostenlose Lehrmaterial Teil der Lobby-Arbeit – jenseits von Werbeverbot und ideologiekritischem Diskurs. Bei vielen Materialien ist aber nicht sicher, wer sie anbietet und warum? Wer nutzt es wofür? Und wie hoch ist die Qualität?

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, fördert der Verband Bildungsmedien e.V. ein neues Forschungsprojekt der Universität Augsburg. Über 880.000 Materialien fließen in die Studie ein, angeboten von 482 Anbietern, darunter sind auch die Materialien, die auf www.4teachers.de angeboten werden. Mehr als ein Viertel sind Privatpersonen, die aber nur gut 5 Prozent der Angebote bereitstellen. Umgekehrt machen die sechs großen Lehrerplattformen fast 20 Prozent der Angebote und sind damit neben Öffentlichen und Kommerziellen Anbietern die „big player“ bei den kostenlosen Online-Materialien für Lehrkräfte.

Viele Unterrichtsmaterialen gibt es nicht mehr in Buchform, sondern gratis zum Download im Netz. (Foto: Twice25/Wikimedia CC BY-SA 3.0)
Viele Unterrichtsmaterialen gibt es nicht mehr in Buchform, sondern gratis zum Download im Netz. (Foto: Twice25/Wikimedia CC BY-SA 3.0)

„Für die Lehrkräfte, die kostenlose Materialien online oder als Download nutzen wollen, ist das ein unübersichtlicher Markt, bei dem nicht immer klar zu erkennen ist, welche – wirtschaftliche oder politische – Intention hinter einem kostenlosen Angebot steckt“, fassen die wissenschaftlichen Leiter Prof. Dr. Eva Matthes und Prof. Dr. Dr. Werner Wiater zusammen. Das betrifft auch die didaktische Qualität: Die Studie fragt deshalb nach der unterrichtspraktischen Anwendbarkeit ebenso wie nach bildungstheoretischer Fundierung oder Aufgabendesign.

Bedeutung des Gratismarktes für die Schule herausfiltern

Wie Lehrkräfte konkret Materialien für ihren eigenen Unterricht finden und filtern und welche Anforderungen sich daraus für die Lehrerausbildung ergeben, wird die Studie, die bis ins Jahr 2014 angelegt ist, zeigen. „Was wir jetzt schon wissen: Es ist völlig der Lehrkraft überlassen, nach welchen Kriterien sie ein Material auswählt“, erklärt Matthes: „Die Analyse und Bewertung von Lehrmitteln hat dem gegenüber in der aktuellen Lehrerausbildung einen viel zu geringen Stellenwert.“

„In Zeiten der Diskussion um ‚open educational ressources‘ interessiert uns der fundierte Blick auf Qualität und Nutzen für die Schule“, erklärt Wolf-Rüdiger Feldmann, stellvertretender Vorsitzender des Verband Bildungsmedien e.V., der die Interessen von 85 Bildungsmedienherstellern in Deutschland vertritt.

„Wir sehen es als unsere Aufgabe an, diesen sehr heterogenen Markt genau kennenzulernen und zu beschreiben, damit seine Bedeutung für die Schule transparent wird“, ergänzt Dr. Maren Saiko, die im Vorstand für das Projekt verantwortlich ist: „Deshalb freuen wir uns, dass an der Universität Augsburg zum Thema geforscht wird, und haben uns entschlossen, das Projekt ‚Bildungsmedien online‘ zu fördern.“ nin

(12.10.2012)

Die Zusammenfassung der vorläufigen Ergebnisse im Detail finden Sie hier

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