Politiker fordern besseres Schulessen – Özdemir: Bund soll zahlen

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BERLIN. Heimische Äpfel statt Erdbeeren aus China: Die Brechdurchfall-Epidemie in Ostdeutschland hat eine Debatte über regionale und saisonale Produkte für das Schulessen entfacht.

Heimische Produkte - wie Äpfel - sollen in Schulen und Kindergärten aufgetischt werdern, fordern Politiker. Foto: Olle Svensson /  Flickr (CC BY 2.0)
Heimische Produkte – wie Äpfel – sollen in Schulen und Kindergärten aufgetischt werdern, fordern Politiker. Foto: Olle Svensson / Flickr (CC BY 2.0)

«Warum bekommen unsere Schulkinder chinesische Erdbeeren auf den Teller und nicht frische Äpfel oder Rhabarberkompott?», fragte der Grünen-Vorsitzende Cem Özdemir. Er forderte, der Bund müsse Ländern und Kommunen bei der Finanzierung von Schulessen helfen. Dazu müsse das Kooperationsverbot aufgehoben werden. Ziel sei, dass künftig jede Schule in einer eigenen Küche frische Mahlzeiten zubereiten kann.

Für regionale Erzeugnisse machte sich auch Bundeslandwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) stark. Sie regte eine Diskussion über die Qualität von Schulessen an.  Familienministerin Kristina Schröder (CDU) forderte eine rasche Überprüfung, ob wirklich alle Kontrollbehörden lückenlos arbeiten. «Schulessen muss sicher sein», sagte sie.  Der Ernährungswissenschaftler Volker Peinelt von der Hochschule Niederrhein, der seit Jahren über Schulessen forscht, kritisierte die geringen Budgets für die Mahlzeiten. Bundesweit lägen sie zwischen 2 und 3,50 Euro pro Kind. «Da muss ich natürlich beim Einkauf sehen, dass ich den billigsten Anbieter erwische. Und dann habe ich eben nicht die volle Sicherheit», meinte der Fachmann.

Die Fernsehköchin Cornelia Poletto wandte sich grundsätzlich gegen Schulessen aus Großküchen. Dem «Spiegel» sagte Poletto, große Mengen vorgekochten Essens warm zu halten, sei hygienisch riskant. Auch der Landeselternausschuss Berlin fordert „eine schulnahe, regionale Versorgung unserer Kinder, die auch kleineren und mittleren Betrieben wieder eine Chance gibt, sowie eine sukzessive Rückkehr zu den Schulküchen vorort“.

Die Unterfinanzierung des Schulessens führe zum Einsatz qualitativ minderwertiger Lebensmittel – in Berlin etwa blieben für den Wareneinstand derzeit rund 50 Cent pro Portion. Dieser hohe Kostendruck berge die Gefahr, dass in den Cateringfirmen nicht ausreichend qualifiziertes Personal zum Einsatz kommt.  Eine effektive Qualitätskontrolle durch die zuständigen Stellen auf Bezirks- und Landesebene sei derzeit nicht gewährleistet. So würden die Schulämter bei Verstößen gegen die Lebensmittelhygiene vom zuständigen Veterinäramt nicht informiert.

Tiefkühl-Erdbeeren aus China sollen für Brechdurchfall bei 11.000 Menschen verantwortlich sein – der endgültige Beweis steht noch aus. Mit einem Ergebnis der Untersuchungen wird diese Woche gerechnet, wie das  Bundesverbraucherministerium verlautete. Nach Recherchen der «Bild am Sonntag» kamen die Erdbeeren aus Qingdao. Die Stadt gelte als Hauptumschlagplatz für Erdbeeren in China, doch die dortigen Kontrollen seien lasch. Bibo / mit Material von dpa

(7.10.2012)

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