Masern-Ausbruch an Schule: Bahr bringt Impfpflicht ins Gespräch

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DORTMUND. Angesichts des Masern-Ausbruchs an einer Schule in Erftstadt bei Köln sowie weiterer gehäufter Masern-Fälle in Deutschland hat Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) eine Impfpflicht ins Gespräch gebracht. Das könne aber nur das letzte Mittel sein, sagte Bahr den Dortmunder „Ruhr Nachrichten“. Der Bund der Freien Waldorfschulen, dem die betroffene Schule angehört, sieht den Vorstoß gleichwohl kritisch.

Das Risiko von Impfschäden sei „weit geringer als die Gefahren durch eine Erkrankung“: Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP): Foto: Dirk Vorderstraße / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)
Das Risiko von Impfschäden sei „weit geringer als die Gefahren durch eine Erkrankung“: Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP): Foto: Dirk Vorderstraße / Wikimedia Commons (CC BY 3.0)

 

Es bleibe bei dem Ziel, „die Masern bis 2015 in Deutschland besiegt zu haben“, sagte Bahr. Es gelte noch, Impflücken schnell zu schließen. Sein Ministerium prüfe dazu Änderungen beim Infektionsschutzgesetz, sagte Bahr der Zeitung. Konkret gehe es darum, den Impfstatus schon vor dem Besuch einer Kindertagesstätte zu erfassen. „Es ist verantwortungslos dem eigenen und anderen Kindern gegenüber, wenn sich Eltern gegen die Impfung entscheiden“, kritisierte Bahr. Das Risiko von Impfschäden sei „weit geringer als die Gefahren durch eine Erkrankung“.

Der Bund der Freien Waldorfschulen (BdFWS) steht einer Impfpflicht, auch wenn sie Bahr nur als „letztes Mittel“ ins Gespräch gebracht hatte, kritisch gegenüber – er tritt stattdessen für die freie Impfentscheidung der Eltern ein.

„Es ist immer eine Abwägung, die auch das Alter und die Gesamtkonstitution des Kindes berücksichtigen muss“ sagt BdFWS-Vorstandsmitglied Henning Kullak-Ublick. Die Entscheidung pro oder contra Impfung sei mit einer großen Verantwortung verbunden, die der eingehenden Beratung durch medizinisch geschulte Fachleute bedürfe. „Diese Beratung ist nicht Aufgabe der Schule, sondern der Ärzte“, betonte Kullak-Ublick. An vielen Waldorfschulen gebe es einen Schularzt, auch er könne Ansprechpartner für die Thematik des Impfens sein.

„Der BdFWS empfiehlt, eine Impfentscheidung erst dann zu treffen, nachdem eine eingehende Beratung durch den Schul- oder Kinderarzt stattgefunden hat“, so Kullak-Ublick weiter, „Impfempfehlungen sollten den Fachleuten vorbehalten bleiben, die Entscheidung den Eltern.“ Diese trügen die Verantwortung für ihr Kind und gegenüber ihrem sozialen Umfeld. Auch wenn es gute Gründe für eine Impfung gebe, zu denen in vielen Familien auch die lange Rekonvaleszenzzeit gehöre, sei der Elternwille ein hohes Gut, das von deren Mündigkeit und Verantwortungsfähigkeit ausgehe.

Die Waldorf-Schule in Erftstadt bei Köln, die wegen eines Masernausbruchs seit vergangenem Donnerstag geschlossen war, hat jetzt wieder geöffnet. Wie die Schule mitteilte, dürfen aber nur die Kinder den Unterricht besuchen, die einen ausreichenden Impfschutz vorweisen können. Nach Angaben des Gesundheitsamtes im Rhein-Erft-Kreis gibt es inzwischen 39 Erkrankte und Verdachtsfälle.

Franz-Josef Schuba, der Leiter des Gesundheitsamtes im Rhein-Erft-Kreis, bat ausdrücklich darum, «bei Symptomen den Arzt aufzusuchen und nicht mit einer entstehenden Infektion in den Urlaub zu fahren.» Auch die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) riet zur Überprüfung des Masern-Impfschutzes. Besonders nach 1970 Geborene sollten ihren Impfstatus überprüfen.

 

 

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