Der Lehrermangel in Deutschland wird langsam dramatisch: Bayern verbietet vielen Pädagogen, in Frühpension zu gehen

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MÜNCHEN. Der Lehrermangel in Deutschland bringt immer mehr Kultusministerien in die Bredouille. Neueste Blüte: Wegen der Bewerberflaute an Grund- und Mittelschulen in Bayern dürfen viele Pädagogen dort zunächst nicht mehr in Frühpension gehen. Entsprechende Anträge für Februar 2018 sollen nicht genehmigt werden, wie ein Sprecher des Kultusministeriums am Sonntag mitteilte. Auch in anderen Bundesländern macht sich langsam Verzweiflung breit: Berlin hat angekündigt, neue Grundschullehrkräfte künftig nach A13 bezahlen zu wollen. Dort hatte zuletzt nur noch jeder fünfte neue Grundschullehrer auch aufs Grundschullehramt studiert. Hessen und Nordrhein-Westfalen haben Pensionäre angeschrieben, um sie für den Schuldienst zurückzugewinnen.

Viele ältere Lehrkräfte können sich auf eine späteren Ruhestand einstellen. Foto: Steven Caddy / flickr (CC BY-NC 2.0)
Viele ältere Lehrkräfte können sich auf eine späteren Ruhestand einstellen. Foto: Steven Caddy / flickr (CC BY-NC 2.0)

Zuerst hatte die «Süddeutsche Zeitung» über die neue Maßnahme des bayerischen Kultusministeriums berichtet. Lehrer, die vorzeitig in Ruhestand gehen wollten, müssen damit bis zum Schuljahresende warten. Eine endgültige Lösung werde noch abgestimmt, heißt es in München. Einzelfälle sollten weiter geprüft werden. Von der Sperre ausgenommen seien nur behinderte oder dienstunfähige Lehrer. Auch Anträge für den Auslandsschuldienst, so berichtet die „Süddeutsche“, und Beurlaubungen sollen abgelehnt werden. Die Regelung sei vorab mit dem Hauptpersonalratsvorsitzenden sowie den Vorsitzenden der Bezirkspersonalräte besprochen worden.

Der Grund für die Maßnahme: Wenn an den Schulen im kommenden Februar mehrere hundert Lehrer in Pension gehen, gibt es niemanden, der übernehmen könnte. Die Wartelisten für Grund- und Mittelschullehrer sind laut der Zeitung abgeräumt. Erst im Sommer 2018 werden wieder junge Lehramtsanwärter mit der Ausbildung fertig.

In diesem Frühjahr war die Situation an einigen der 2.400 Grund- und 900 Mittelschulen in Bayern laut dem Bericht so dramatisch, dass Opposition und Lehrerverband mehrmals Alarm schlugen und Petitionen und Briefe verzweifelter Eltern im Landtag eingingen.  Daraufhin hatte der Freistaat bereits die Möglichkeiten zur Teilzeitbeschäftigung für die Lehrkräfte an Grund-, Förder- und Mittelschulen deutlich eingeschränkt.

Lehrermangel immer krasser! GEW beklagt bereits Einschränkung der Teilzeit im ersten Bundesland

So beklagte die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dass das von Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) geführte Haus versuche, mit der Reduzierung von Teilzeitmöglichkeiten Löcher zu stopfen. Dazu bediene es sich restriktiver Maßnahmen, so hieß es in einer Pressemitteilung der Gewerkschaft: „Sogenannte arbeitsmarktpolitische Beurlaubungen werden ganz abschafft. Die sogenannte Antragsteilzeit wird auf ein Minimum von 21 Unterrichtsstunden begrenzt.“

Lehrermangel an Grundschulen: Kultusminister Lorz lockt jetzt Pensionäre – mit höherem Gehalt als im regulären Dienst

Die GEW bot bundesweit den Kultusministern der Länder bereits eine Zusammenarbeit im Kampf gegen den Lehrermangel an. „In den meisten Bundesländern können schon heute viele ausgeschriebene Stellen nicht mehr mit voll ausgebildeten Lehrkräften besetzt werden. Die Folgen sind dramatisch: Gesellschaftlich wichtige Projekte wie der Ausbau der Ganztagsbetreuung, die Weiterentwicklung der Inklusion, die Integration Geflüchteter und der Anschluss an das digitale Zeitalter werden gefährdet. Und: Die Mangelsituation geht auf die Knochen der Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe im Mai auf dem 28. Gewerkschaftstag in Freiburg. Erste Schritte, die sofort angegangen werden müssen, seien die Ausweitung der Ausbildungskapazitäten für künftige Lehrkräfte vor allem für das Grundschullehramt, der Erhalt des Stellenpools und dessen bedarfsgerechter Ausbau.

GEW bietet Kultusministern gemeinsames Vorgehen gegen Lehrermangel an – Tepe: “Die Situation geht auf die Knochen der Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen”

Dafür müssten deutlich mehr Ressourcen bereitgestellt werden. „Diese Gelder müssen entlang der Leitlinie ‚Schulqualität sichern – Reformen offen halten‘ gesteuert werden. Wir wollen die Bildungsgerechtigkeit verbessern und endlich wieder attraktive Arbeitsbedingungen schaffen. Nur so können wir mehr junge Menschen für den wunderbaren Beruf des Lehrers, der Lehrerin gewinnen“, betonte Tepe. N4t / mit Material der dpa

Einstellungswelle zum kommenden Schuljahr bringt noch mehr Seiteneinsteiger in die Schulen – nicht nur das: „Bewerber werden schlechter“

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sofawolf
6 Jahre zuvor

Naja, das sage ich die ganze Zeit – wenn auch indirekt. 🙂

Teilzeitler, Frühpensionierte und Ausgebrannte verstärken den Lehrermangel nur noch. Wir brauchen ENTLASTUNG !!! Gehaltserhöhungen sind momentan nicht dringend und helfen uns nicht weiter.

Frühpensionierungen zu verbieten, ist an Hilflosigkeit und Ahungslosigkeit nicht mehr zu überbieten. Die Kollegen lassen sich dann einfach (je nachdem auch zurecht) alle paar Wochen krankschreiben und die anderen dürfen die Suppe ausbaden, bis sie auch ausgebrannt sind und fehlen!

Politik und Berufsverbände progagieren mit Gehaltserhöhungen den falschen Weg. Seht das endlich ein!

sofawolf
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

* propagieren

Palim
6 Jahre zuvor

Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es darum, dass man nicht mitten im Halbjahr gehen kann.
Das ist in Niedersachsen schon sehr lange so.
Da ja zudem das Pensionierungsalter Stück für Stück nach hinten verschiebt, müssen die KollegInnen x Monate länger unterrichten und ab dann das Halbjahr zuende.
Das war auch ohne Verlängerung so: Geburtstag am 30.7. = Dienstzeit bis 31.7., Geburtstag am 2.8, = Dienstzeit bis 31.1. des Folgejahres.

Auch in Nds gibt es einen 18-Punkte-Plan angesichts des Lehrermangels und auch hier wurden PensionärInnen angeschrieben.

sofawolf, nach Ihrer Lögik müssten Lehrkräfte besonders prekär beschäftigt werden, damit niemand – egal wie krank, erschöpft oder desillisioniert – auch nur auf den Gedanken kommt, eher aufhören zu wollen – schließlich setzen Sie angemessene Bezahlung damit gleich, dass Menschen ihre Arbeitszeit verkürzen, allein weil sie monetär die Möglichkeit ergreifen, obwohl sie sich gleichzeitig selbst schlechter stellen.

Küstenfuchs
6 Jahre zuvor

@sofawolf: Ich hatte an anderer Stelle schon mal geschrieben, dass sie hier zwei Dinge in einen Topf werfen, die nicht in den gleichen Topf gehören.
Gehaltserhöhungen werden für alle Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst ausgehandelt (von verdi und dbb), für Polizisten, Mullabfuhr, Feuerwehr,etc und eben auch Lehrer. Und wenn für A13 allgemein eine Erhöhung erfolgt , dann eben auch für den Studienrat ebenso wie für den Finanzbeamten oder den Polizeirat.

Bei den Lehrerverbänden (zuminstest GEW und Philologenverband) steht Enlastung ganz oben, beim Philologenverband an Nummer 1 der Tagesordnung. Um Druck aufzubauen, wird der Deutsche Philologenverband im nächsten Jahr eine teure und bundesweit angelegte Studie zur Arbeitszeit mit Hilfe der Uni Rostock durchführen, der Landesverband Niedersachsen hat eine Arbeitszeiterhöhung erfolgreich vor Gericht verthindert, der Landesverband Schleswig-Holstein hats versucht, ist aber vor Gericht gescheitert.

Ihr dauernde Behauptung, die Berufsverbände würden sich nur für das Gehalt einsetzen, ist schlicht Unsinn. Bestensfalls werden Forderungen nach angemessener Arbeitszeit in der Presse nicht so beachtet, weil genug Redakteure immer noch der Meinung sind, Lehrer haben viel zu viel frei.

Ihre Meinung zur dem Verbot von Frühpensionierungen und die daraus enstehenden Folgen teile ich hingegen uneingeschränkt.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

Zur Frühpension: An den Grund- und Mittelschulen gibt es nur am Anfang des Schuljahrs neue, fertige Lehrer, da das Referendariat 2 komplette Schuljahre geht.
Die Stellen der Lehrer, die zum Schulhalbjahr pensioniert wurden oder auf Antrag in Frühpension gingen (2 Jahre vor dem eigentlichen Schluss im Augenblick mit 63), wurden durch mobile Reserven und Rückkehrerinnen aus dem Mutterschutz aufgefangen. Da es jetzt zu wenig Vertretungsmöglichkeiten gibt, müssen diese eben noch das Schuljahr fertig machen. So schlimm finde ich diese Maßnahme jetzt nicht, ein paar Monate länger zu machen. Es geht hier nicht um Krankheitsfälle, sondern um Lehrer, die früher aufhören wollen.
Das war ja auch die Erklärung dazu:
„Der Grund für die Maßnahme: Wenn an den Schulen im kommenden Februar mehrere hundert Lehrer in Pension gehen, gibt es niemanden, der übernehmen könnte. Die Wartelisten für Grund- und Mittelschullehrer sind laut der Zeitung abgeräumt. Erst im Sommer 2018 werden wieder junge Lehramtsanwärter mit der Ausbildung fertig.“

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Wenn man den dazugehörigen Artikel in der Süddeutschen liest, dann wird es klar, dass eine solche Maßnahme notwendig war. Wo soll man mitten im Schuljahr 300 – 400 Grund – oder Mittelschullehrer hernehmen?
Allerdings kann ich mich erinnern, dass der BLLV schon vor Jahren auf die Pensionierungswelle hingewiesen hat. Vielleicht dachte man, dass das so geht, weil da die Schülerzahlen eher zurückgingen, aber jetzt haben sie sich durch die Flüchtlingswelle erhöht. Zudem wird mehr Personal im Ganztag, der weiter ausgebaut wird und bei der Inklusion gebraucht.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

In NRW ist es auch so, dass verbeamtete Lehrkräfte erst am Ende des Schulhalbjahres in den Ruhestand – regulär, oder vorgezogen – eintreten dürfen, in dem sie entsprechende Altersgrenze erreicht haben.

Etwas Anderes ist das bei Tarifbeschäftigten. Diese haben ihren letzten Arbeitstag am Tag bevor sie die gesetzliche festgelegte Altersgrenze erreichen.. Der Renten eintritt ist dann der jeweils Erste des Folgemonats. Hat jemand z.B. am 23. März Geburtstag und hat 2018 die geforderte Altersgrenze zur Verrentung erreicht, dann wäre der 22. März sein letzter Arbeitstag und der 01. April der Eintritt in die Rente. Ab April 2018 erhält der betreffende Rentenzahlungen – sofern er seinen Rentenantrag mindestens ein Jahr vor Renteneintritt bei Versicherungsträger beantragt hat.

Im Gegensatz zu BY hat NRW mittlerweile vier Einstellungstermine je Schuljahr;
der Haupteinstellungstermin ist der 1. Feb., der zweite der Tag der Wiederaufnahme des Unterrichtes nach den Sommerferien und die beiden weiteren liegen im Mai und November, den Monaten wo die geprüften Anwärter und Referendare nach 18 Monaten Vorbereitungsdienst zur Verfügung stehen. Im Regelfall werden diese bis zm Ende des Schuljahres auf Vertretungsstellen befristet eingestellt.

OMG
6 Jahre zuvor
Antwortet  Küstenfuchs

@Küstenfuchs und sofawolf
GEW und Phil-Verband fordern in der Tat Entlastung. Aber da gerade im Lehrerberuf eine Arbeitszeitmessung nicht erwünscht ist (wäre ja auch doof, wenn hohe Zeiten rauskommen), ist der Lehrer der Arbeitszeitschätzung des Dienstherren ausgeliefert. Und der – in allen Bundesländern gleich und unabhängig vom Parteibuch der jeweiligen Hausspitze – definiert schlicht ein hinreichendes, das leistbare Pensum nicht unangemessenen negativ übersteigendes Arbeitszeitbudget. Die Appelle richten schlicht nichts aus, weil eben der Dienstherr hier schlicht anderes behaupten kann und darf – in Hessen mittlerweile auffallend gebetsmühlenartig als Reflex aus dem HKM.
Mit der lautstarken Forderung nach angemessener Entlohnung erreicht man zumindest die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, dass ist also ein Feld, wo man eher auf Verständnis treffen wird und insofern wird dieser Acker auch reichlich bearbeitet.
Hier ist also ein Blumentopf für die Verbände überhaupt noch zu gewinnen, bei der – notwendigen Entlastung nur ein Strauß Trockendisteln.
Aber wir in Hessen (CDU-Redner Armin Schwarz im Landtag („phantastische Rahmenbedingungen“, „einzigartige bildungspolitische Leistungen“ (…der Regierung) Februar 2017!!!) haben da ja gar nichts zu beklagen (Vorsicht Ironie)

Citcat
6 Jahre zuvor

Tja und da sitzt man nun als ausgebildete Grund- und Hauptschullehrerin mit 1 vorm Komma in RLP und wird seit fast 5 Jahren von Vertrag zu Vertrag vertröstet. Wirft ein trauriges Schlaglicht auf die Personalpolitik….

Marie
6 Jahre zuvor
Antwortet  Citcat

@citcat
Wie weit weg „sitzen“ Sie denn von der Landesgrenze nach NRW? Im Regierungsbezirk Köln gibt es aktuell 7 Grundschulen, die feste Stellen ausschreiben und teilweise nicht mal mehr Bewerbungen geschickt bekommen (Bewerbung über LEO NRW) . Vielleicht ist ein Landeswechsel dann doch eine Option?

OMG
6 Jahre zuvor
Antwortet  Marie

HEssen sucht auch, auch im Südwesten. Schulämter anrufen und die sind dann auch fix.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Niedersachsen sucht auch, quasi flächendeckend.
Suchbegriff eis-online niedersachsen

OMG
6 Jahre zuvor

Es bildet sich leider gerade eine Spirale aus: Der Leherberuf ist heute weniger attraktiv als vor 20 Jahren, druch falsche Signale hat man dazu noch gesorgt, dass potentieller Nachwuchs abgeschreckt worden ist (Ref-Plätze weggekürzt, Wartezeiten für einen Ref-Platz erst nach Grundsatzurteil usw).
Es kommt von unten – ich habe für die Feststellung eines sich zuspitzenden Lehrermangels 2009 schon eins drüber bekommen – zu wenig nach, um frei werdende Plätze wieder neu zu besetzen. Lehrer, die aus bestimmten Gründen früher in Pension gehen wollen und dafür lieber Abstriche in Kauf nehmen, müssen nun gegen ihren Willen weitermachen. Dass das kein Lehrstück der Motivationskunst ist, ist sicher erkennbar.
Schlimmer noch: Änderungen von heute machen sich in der Personaldecke erst in 7 bis 9 Jahren bemerkbar.
Peinlich ist hingegen, dass die Bundesländer, die nur einmal jährlich einstellen, sich nicht über neue EInstellungsmodalitäten Gedanken machen. Wer also seid Jahren bewusst zeitversetzt Stellen erst nach einer halbjährlichen Vakanz besetzt, nicht ausreichend attraktive Ref-Plätze anbietet, gehört geteert und gedert, nicht bemitleidet.

ysnp
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Das sollte auch nicht verschwiegen werden: Lehrerüberschuss hat Bayern an den Realschulen und Gymnasien.

OMG
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

Bei uns die Gymnasien. Und der bleibt auch dort, während SekI Schulen nebenan teilweise die Stundenpläne nicht füllen können.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Lehrerüberschuss gibt es in Niedersachsen nicht.
Da müssen kurzfristig andere Lösungen her und langfristig eine Pollitik, die weiter denkt,
denn der aktuelle Mangel ist nicht auf die Flüchtlingswelle zu schieben, wir hätten den Mangel auch ohne die Migranten der letzten 2 Jahre.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

An der schule, die ich gut kenne (geS), werden grundsätzlich zwei- bis dreimal soviele Referendare wie Anwärter ausgebildet, obwohl der Stellenkegel sich zur Hälfte aus Stellen des gehobenen und höheren Dienstes zusammensetzt.
Wenn man bedenkt, dass außer an GeS Anwärter für die SekI nur noch an Realschulen, wenigen Haupt- und Sekundarschulen ausgebildet werden können, dann wird ersichtlich, wo der zukünftige Mangel herkommt.

Für das Lehramt SekI+II wird an GY, BK und GeS ausgebildet. Weit über 60% der Lehramtsabsolventen für Lehrämter an weiterführenden Schulen werden für den höheren Dienst ausgebildet, der eben finaziell attraktiver ist. Bis zur Pensionierung beträgt der Besoldungsunterschied ein mittleres Einfamilienhaus in durchschnittlicher Größe und Lage.

sofawolf
6 Jahre zuvor

@ alle

Meine Informationen beziehe ich vor allem aus den Medien (Presse). Da geht es „leider“ immer nur um angeblich zu geringe Gehälter, also ums Geld. Und das ist eben JETZT nicht das Wichtigste. Dafür werbe ich.

Nehmt es mal als Hinweis, dass alles andere, was da „verbandsintern“ auch noch läuft „draußen“ nicht ankommt. Da läuft dann auch was verkehrt bei euch.

Und noch einmal verweise ich darauf, dass in Sachsen auch gelungen ist, das Stundensoll zu senken. Und wenn die Bundesländer einseitig das Stundensoll erhöhen können, warum können sie es nicht auch wieder senken und warum machen die Berufsverbände da so wenig (wahrnehmbaren) Druck ?!? Um mal nur 1 Beispiel zu nennen. (Ja und dann gibt es ja eben auch jene Kollegen, die auch in das Horn des zu geringen Verdienstes und „mehr-Gehalt-macht-alles-besser“ blasen und da widerspreche ich, weil das offensichtlich der falsche Weg ist!)

OMG
6 Jahre zuvor
Antwortet  sofawolf

Stimme zu. Nur zu bedenken: Ich bin vor vier Jahren nach knapp 20 Jahren Mitgliedsschaft aus der GEW ausgetreten. Die Themen wurden zunehmend gewöhnungsbedürftig und eine nachhaltig wirksame Unterstützung der Lehrermitglieder gab es nicht. Beispiel aktuell: Zwar forderte man die Tarifübernahme 2017 auch für Lehrer, natrülcih hat aber die GEW der Übernahme für alle, nur nicht für die Lehrer inkl. Stundenentlastung zugestimmt. Sorry, aber da geh ich für das Geld, was die Mitgliedschaft kostet, doch lieber einmal die Woche mit meinen Kindern ins Kino.

OMG
6 Jahre zuvor
Antwortet  OMG

Die GEW hat der Verhandlungsrunde zugestimmt, obwohl alle Beamten nicht berücksichtigt wurden.

ysnp
6 Jahre zuvor

Die sich abzeichnende Situation des Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen spielt in der örtlichen Presse eine immer größere Rolle und es gibt immer wieder Leserkommentare dazu. Wenn obige Maßnahme nicht ausreicht und man kein Personal findet, kann man sich schon vorstellen, wie es weiter geht. Die „Lösungen“ werden auf jeden Fall auf dem Rücken des jetzt arbeitenden Personals ausgetragen (Teilzeit nur unter harten Bedingungen, Veränderungen der Klassengrößen) . Solche Maßnahmen machen eine Arbeit in Grund- und Hauptschulen noch unattraktiver.
Die hohen pädagogischen und erziehlichen Herausforderungen in beiden genannten Schularten gepaart mit hohen Stundenverpflichtungen und geringerem Gehalt im Vergleich zu allen anderen Schularten (Realschullehrer verdienen bei gleicher Regelstudienzeit eine Gehaltsstufe mehr) machen diesen Beruf offensichtlich für Studienanfänger nicht besonders attraktiv. Idealisten dafür gibt es zu wenige. Vor dem Lehrermangel an den Mittelschulen hat man lange die Augen verschlossen, weil man ja im Notfall noch Grundschullehrer dorthin abordnen bzw. versetzen konnte. Jetzt ist der Grundschullehrermangel da, nun kann man nicht mehr kostensparend arbeiten.
Jetzt sollte man endlich einmal die Augen aufmachen und sich Lösungen überlegen, diesen Beruf wieder attraktiv zu machen. Damit die gleichen Voraussetzungen herrschen, müsste man die Regelstudienzeiten angleichen (sind in Bayern leicht unterschiedlich) und das gleiche Gehalt zahlen. Ein anderes Modell wäre, dass die Lehrer schulartenübergreifend ausgebildet werden. Wer in früheren Jahren in den süddeutschen Bundesländern Grund- und Hauptschullehramt studiert hat, musste, auch wenn er die Hauptschule bevorzugt hatte, ebenso Grundschuldidaktik studieren und umgekehrt sich mit dem Unterricht mit der älteren Schülergruppe befassen.

Palim
6 Jahre zuvor
Antwortet  ysnp

In anderen Bundesländern ist es ja schon längst so, dass schulartenübergreifend ausgebildet wird: Grundschule+Hauptschule und z.T. + Realschule gemeinsam in einem Studium, in dem zwar ein Schwerpunkt gelegt wird, letztlich aber jede dieser Schulen Dienstort sein kann.
Dennoch ist deutlich, dass sehr viele ausgeschriebene Stellen übrig bleiben und in sehr vielen Bundesländern jahrelang eingespart und schöngerechnet wurde (Stundentafel reduzieren, Reserven einfrieren oder an nicht-Lehrer vergeben etc.).
Immernoch hat man den Eindruck, dass die Politiker meinen, es sei eine Durststrecke, die sich „von allein“ ergibt. Gerne genommen sind auch Erklärungen, dass die Zahl der Migranten für den Lehrermangel verantwortlich sei, was nicht der Realität entspricht. Pensionierungswellen und Mangel an Nachwuchs zeigen sich ja inzwischen bundesweit, in einigen Bundesländern stärker als in anderen, in abgelegeneren Regionen erheblich intensiver als in Uninähe.

Zum einen braucht es nun Notmaßnahmen, um überhaupt den Unterricht und den Schualltag mit den vielen zusätzlichen Aufgaben aufrecht erhalten zu können. Dabei ist festzustellen, dass die bisherigen Maßnahmen (18-Punkte-Plan in Nds, andere Pläne in anderen BL: Anschreiben der Pensionäre, Aufschieben der Pensionierungen, Abschaffung der Altersteilzeit, Studierende als Feuerwehrlehrkräfte, pädagogisch (knapp) Vorgebildete als Vertretungskräfte) bei weitem nicht ausreichen und unzählige Stellen in vielen Regionen unabhängig von Fachkombinationen unbesetzt bleiben.

Wo Mangel bleibt oder ungelernte Kräfte den Unterricht übernehmen und von Lehrkräften in der außerunterrichtlichen Zeit angeleitet, unterstützt oder eingearbeitet werden müssen, wo vermultich die ausgebildeten Lehrkräfte dann zusätzlich allein bestimmte Aufgaben stemmen müssen (FöS-Meldungen, Schulorganisation, Verfahren vor der Einschulung, Ausbildung der Referendare etc.) brauchen die Kollegien weitere Anerkennung und Unterstützung, damit die Lehrkräfte auf diese Weise Entlastung für ihre Mehrarbeit erfahren. Ein Vorschlag wären Pädagogische Mitarbeiter oder Erzieher, die mit in den Unterricht gehen können und die z.B. Aufsichten übernehmen.

Zum anderen sollte das Schulsystem generell nicht von Mangelverwaltung geprägt, sondern gut finanziert und gut ausgestattet sein.

dickebank
6 Jahre zuvor
Antwortet  Palim

Die übliche Antwort der Bildungspolitiker ist der nach „Seiteneinsteigern“.

Seiteneinsteiger in den Schuldienst, die ein abgeschlossenes Bachelor-Studium haben können nicht berücksichtigt werden, da es keine vergleichbaren Stellen im Schuldienst gibt. Bleiben also nur Hochschulabsolventen, die ihr Studium – egal ob an einer (altehrwürdigen) Hochschule oder einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (vormals FH) – mit einem Master-Grad (oder vergleichbar) abgeschlossen haben. Diese werden aber aufgrund des Master-Abschlusses immer den Einstig in ein Referendariat und nicht in den Anwärterdienst wählen. Hinzu kommt dass die zuständige Bezirksregierung die Masterabschlüsse auf Anerkennung für den Vorbereitungsdienst im höheren Schuldienst prüft. Die Anerkennung eines Master-Abschlusses für ein Lehramt an Grundschulen oder Schulen der SekI muss gesondert vom Antragsteller beantragt werden. Am Ende ihres Vorbereitungsdienstes sind diese Personen folglich für den höheren Staatsdienst an Schulen der SekI und II ausgebildet. Somit ist der Einstieg in den gehobenen Dienst von der Zustimmung des örtlich zuständigen Personalrates abhängig.

In NRW käme noch hinzu, dass Lehrkräfte mit Lehramt für die Sekundarstufen I und II, wenn sie in Schulen der SekI eingesetzt sind, im Eingangsamt ebenfalls nur zu A12 besoldet werden. Ausnahme von dieser Regel stellen die Sekundarschulen dar, da diese – obwohl nur bis Jahrgang 10 gehend – eine bestimmte Anzahl von A13-Stellen ohne Funktion zugewiesen bekommen haben, um den Anschluss an den Unterricht in der GOSt sicher zu stellen.