Arbeitgebernahe Initiative will länderübergreifenden „Qualitätswettbewerb in der Bildung“

3

BERLIN. Zum zwölften Mal in Folge liegt Sachsen im jährlichen Bildungsmonitor der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft vorn. Thüringen und Bayern belegen die Medaillenplätze. Insgesamt mache das Bildungssystem in Deutschland aber nur noch geringe Fortschritte. Für bessere Bildung seien in den kommenden Jahren noch Milliardenausgaben notwendig.

Die Bundesländer lassen laut einer Studie in ihren Anstrengungen für ein besseres Bildungssystem nach. Bundesweit habe es kaum noch Fortschritte gegeben, erklärte die arbeitgeberfinanzierte Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) bei der Vorstellung ihres «Bildungsmonitors 2017». Bei wichtigen Indikatoren seien sogar Rückschritte zu verzeichnen, erklärte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. «Dies gibt Anlass zur Sorge.»

Fahnen verschiedener Bundesländer
Die INSM wünscht sich bei der Bildung mehr Wettbewerb zwischen den Ländern. Foto: Martin Berk / pixelio.de

Nach seinen Angaben ist die Schulabbrecherquote unter Ausländern in den vergangenen Jahren gestiegen. Der Anteil leseschwacher Schüler habe zugenommen. «Die Bildungsarmut unter jungen Erwachsenen dürfte in den kommenden Jahren steigen.» Pellengahr forderte deshalb einen «Qualitätswettbewerb in der Bildung» über alle Bundesländer hinweg. Die INSM-Studie wurde vom arbeitgebernahen Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) erarbeitet.

Der Indikator, der die Fortschritte im Bildungssystem der Länder misst, hat sich laut der Untersuchung seit dem «Bildungsmonitor 2013» im Schnitt lediglich um 0,7 Punkte pro Jahr verbessert. Zwischen 2010 und 2013 habe der jährlich Zuwachs noch bei 2,6 Punkten gelegen. Die bundesweit besten Bildungsnoten vergaben die Autoren der Studie an Sachsen, Thüringen, Bayern, Baden-Württemberg und Hamburg. Schlusslichter waren Nordrhein-Westfalen, Bremen und Berlin.

Das Saarland habe in den vergangenen Jahren am stärksten zulegen können. Als Grund verwiesen die Autoren etwa auf die deutlich gestiegenen Bildungsausgaben je Schüler und die bessere Betreuungsrelation von Lehrern und Schülern. Auf Platz zwei der Länder, die am stärksten aufholt haben, landete Hamburg. Die Stadt habe vor allem beim Fremdsprachenunterricht stark zulegen können und die Ganztagsschulen ausgebaut, hieß es.

Zugleich mahnte die Studie höhere Bildungsausgaben an. Benötigt werden demnach jedes Jahr zwölf Milliarden Euro für Kitas, Schulen, Berufsausbildung und Hochschulen. Mit dem Geld sollten auch der Ausbau der Ganztagsschulen beschleunigt und zusätzliche Plätze an Hochschulen geschaffen werden, damit mehr Studenten aus dem Ausland nach Deutschland kommen, forderte Studienleiter Axel Plünnecke.

Bundesfamilienministerin Katarina Barley (SPD) sprach sich für eine Qualitätsoffensive in der Kindertagesbetreuung aus. «Dafür brauchen wir ein Qualitätsentwicklungsgesetz für die Kitas mit finanzieller Beteiligung des Bundes», forderte Barley.

Der «Bildungsmonitor 2017» wurde den Angaben nach auf Grundlage von 93 Indikatoren erstellt – darunter die Betreuungsrelation an Schulen, Schulabbrecherquoten, Abbrecherquoten von Ausländern und der Anteil der Schüler, die von Bildungsarmut betroffen sind. (dpa)

• Bildungsmonitor 2017 (INSM)

Bildungsmonitor konstatiert nur geringe Verbesserungen in bildungsökonomischen Handlungsfeldern

Anzeige


Info bei neuen Kommentaren
Benachrichtige mich bei

3 Kommentare
Älteste
Neuste Oft bewertet
Inline Feedbacks
View all comments
GriasDi
6 Jahre zuvor

Komisch, dass Bayern eine der geringsten Schulabbrecherquoten hat, obwohl doch deren Bildungssystem soooooo ungerecht ist.

Axel von Lintig
6 Jahre zuvor
Antwortet  GriasDi

Das Fördersystem scheint in Bayer besser organisiert zu sein, das erfuhr ich von mehreren Bekannten, die dort hinziehen.

xxx
6 Jahre zuvor

Ich glaube, das Gegenteil eines Wettbewerbs ist viel sinnvoller. Den Wettbewerb haben wir aufgrund der dauernden Ländervergleiche schon jetzt. Leider führen sie nur zu einer Noteninflation.

Beim Gegenteil eines Wettbewerbs müsste man sich auf ein gemeinsames Niveau einigen, vorzugsweise auf einem derart hohen Niveau, dass maximal 30% eines Jahrgangs das Abitur bestehen kann und der Rest in die betriebliche Ausbildung geht.

Dieses Wunschdenken wird sich allerdings wahrscheinlich nicht erfüllen. Selbst wenn es bundesweit gleichwertige Standards geben sollte, werden sie sich wohl eher am Niveau Bremes oder Nordrhein-Westfalens als am Niveau Bayerns oder Sachsens orientieren.