Schulleiterin soll Kinder gequält und gedemütigt haben

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WENDEN. Die Vorwürfe gegen eine jetzt suspendierte Pädagogin sind ungeheuerlich: Die Schulleiterin aus dem nordrhein-westfälischen Wenden soll Schüler jahrelang gequält und gedemütigt haben. Das berichtet die Nachrichtenseite „Der Westen“.

Stundenlanges Strammstehen auf einem Blatt Löschpapier: Die Schulleiterin soll Schüler drakonisch bestraft haben. (Szene gestellt). Foto: Luis Priboschek
Stundenlanges Strammstehen auf einem Blatt Löschpapier: Die Schulleiterin soll Schüler drakonisch bestraft haben. (Szene gestellt). Foto: Luis Priboschek

Kinder sollen von ihr angeschrien worden sein, sie mussten angeblich zur Strafe im Regen stehen und seien zwangsweise mit lauter Schlagermusik  beschallt worden, während sie Aufgaben hätten erledigen müssen, heißt es. Eltern hatten sich dem Bericht zufolge beklagt, dass ihre Kinder in der Förderschule wie Schwerverbrecher im Gefängnis behandelt würden. Mobbing und Verstöße gegen das Schulgesetz sollen dort zum Alltag gehört haben.

Die Strafen seien drakonisch gewesen: Ein Kind habe nach Hause laufen müssen – zehn Kilometer weit. In einem anderen Fall habe ein nur leicht bekleideter Schüler bei Regen auf dem Schulhof stehen müssen. Ein anderes Kind, das ungewaschen gewesen sei, habe tagelang die Gänge im Keller während der Schulzeit nicht verlassen dürfen. Ein Schüler habe stundenlang barfuß auf einem Löschblatt strammstehen müssen. An der Schule werden besonders förderbedürftige Kinder mit Verhaltensproblemen, darunter auch Kinder aus Heimen, unterrichtet.

Vorwürfe waren seit langem aktenkundig

Udo Beckmann, Vorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) zeigt sich dem Bericht zufolge entsetzt. Wenn die Berichte über die Zustände zuträfen, „dann übersteigt das grundsätzlich meine Vorstellungskraft als Pädagoge“, so zitiert „Der Westen“ den VBE-Chef.

„Die Bezirksregierung Arnsberg nimmt die Vorwürfe zu den Vorgängen an der Geschwister Scholl Schule in Wenden sehr ernst“, heißt es in einer Erklärung der zuständigen Schulaufsicht. Der Regierungspräsident Gerd Bollermann (SPD) bewerte die Vorwürfe als so gravierend, dass er die Innenrevision der Bezirksregierung umgehend damit beauftragt habe, die Vorgänge an der Schule seit 2007 zu ermitteln. Das Schulministerium NRW hat dem „Westen“ zufolge bereits einen Bericht angefordert. Allerdings:  Vorwürfe gegen die Schulleiterin sind der Bezirksregierung offenbar schon seit längerem bekannt. Ein ehemaliger Konrektor der Schule zeigte seine Schulleiterin sogar an. Die Vorwürfe aber hätten für eine Versetzung nicht ausgereicht, so zitiert die Nachrichtenseite den zuständigen Schuldezernenten. So konnte die Schulleiterin unbehelligt weiter arbeiten. Nicht einmal ihre Weigerung, mit der Bezirksregierung überhaupt noch zu sprechen, führte zu Konsequenzen.

Erst als jetzt turnusmäßig die Prüfer der Qualitätsanalyse die Schule besuchten, so heißt in Nordrhein-Westfalen der „Schul-TÜV“, fielen die Missstände auf. Die Schulleiterin gab dem Bericht zufolge den Prüfern energisch zu Protokoll, „dass sich die Schule als kleines Familienunternehmen versteht, das unabhängig von allen Regularien und Vorschriften arbeitet.“  Und: „Es gibt Entscheidungen, die ich alleine treffe, und es gibt Entscheidungen, die wir alle als Team treffen und sonst niemand. Die ist hier so und das bleibt auch so. Ich diskutiere dies mit niemandem.“

Beruhigungsmittel vom Notarzt

Zu den nun erhobenen Vorwürfen gehört, dass die Schulleiterin auch immer wieder den Notarzt rufen ließ, um Kinder mit Beruhigungsmitteln ruhig stellen zu lassen – ein Siebenjähriger gleich an zwei Tagen hintereinander.

Suspendiert wurde die Rektorin allerdings nicht deswegen („Davon ist uns nichts bekannt“, heißt es bei der Bezirksregierung), sondern wegen bürokratischer Verfehlungen: Es seien mehr Schüler gemeldet gewesen, als es tatsächlich gegeben habe, und auch bei den Unterrichtszeiten seien falsche Angaben gemacht worden – beides mit der Konsequenz, dass an der Schule mehr Lehrer unterrichtet hätten, als ihr zugestanden hätten.

Die Homepage der Schule ist nicht mehr erreichbar – sie wurde kurzfristig abgeschaltet.

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